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Das Kraftwerk Bois Noir war ein Laufwasserkraftwerk der Stadtwerke von Lausanne das ab 1902 in Betrieb stand Es trug den Namen des nahe gelegenen Waldes Bois Noir und nutzte die Wasserkraft der Rhone bei Saint Maurice Die Anlage wurde 1950 durch das Kraftwerk Lavey ersetzt Das Maschinenhaus mit Wohn und Werkstattteil ist noch vorhanden 1 die restlichen Anlagenteile bis auf Teile des Unterwasserkanals wurden abgetragen Kraftwerk Bois NoirMaschinenhaus des Kraftwerks in Bois Noir von der Unterwasserseite aus gesehen Maschinenhaus des Kraftwerks in Bois Noir von der Unterwasserseite aus gesehenLageKraftwerk Bois Noir Kanton Wallis Koordinaten 567022 116935 46 20306 7 01139 444Land SchweizOrt Saint MauriceGewasser RhoneHohe Oberwasser 444 m u M KraftwerkEigentumer Services industriels de LausannePlanungsbeginn 1898Bauzeit 1899 1901Betriebsbeginn 15 Mai 1902Stilllegung Marz 1950TechnikEngpassleistung 8 83 MegawattDurchschnittlicheFallhohe 38 3 mAusbaudurchfluss 40 m sTurbinen 4 Francis TurbineSonstigesStand 1947 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 2 1 Zu und Ableitung des Wassers 2 2 Maschinenhaus 2 3 Ubertragungsleitung nach Lausanne 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Lageplan des KraftwerksLausanne betrieb als eine der ersten Stadte auf dem europaischen Festland ein kleines Kraftwerk zur Versorgung der elektrischen Beleuchtung von Abonnenten Das 1882 in Betrieb genommene Kleinkraftwerk nutzte das Wasser des Lac de Bret elf Kilometer westlich des Stadtzentrums und versorgte bis zu 2000 Gluhlampen oder andere Verbraucher gleichwertiger Leistung 2 1894 erhielt Professor Palaz von der Stadt eine Konzession zum Bau einer elektrischen Strassenbahn Die Energie fur deren Betrieb wurde in einem Kraftwerk in Convaloup erzeugt wo drei Magergasmotoren System Crossley aufgestellt waren die alleinig dem Betrieb der Strassenbahn dienten Die Stadt behielt sich das Recht vor das Kraftwerk von der Strassenbahngesellschaft zuruckzukaufen sollte sie selber in der Lage sein die Energie fur den Betrieb der Strassenbahn zu liefern 2 1897 schrieb die Stadt einen Wettbewerb zum Bau eines Kraftwerks aus das genugend Strom auch fur den zukunftigen Energiebedarf erzeugen sollte Von den funf eingegangenen Projekte wahlte eine Studienkommission zwei Projekte zur Weiterbearbeitung aus das Projekt zur Nutzung der Wasserkrafte der Orbe bei Montcherand und dasjenige zur Nutzung der Rhone bei Saint Maurice Die Stadt entschied sich fur das vom Consortium des forces motrices du Rhone a St Maurice eingereichte Projekt und den Bau einer 56 km langen Gleichstromubertragung vom Saint Maurice nach Lausanne Die Verteilung der elektrischen Energie in Lausanne wurde den Stadtwerken ubertragen Fur den Bau des Kraftwerks und der Ubertragungsleitung wurde eine Gesellschaft bestehend aus den Herren J Chappuis Ingenieur in Nidau und A Palaz Professor in Lausanne sowie den Firmen Escher Wyss amp Cie aus Zurich und der Compagnie de l Industrie Electrique aus Genf gebildet 2 Das Kraftwerk nahm im Dezember 1902 den Betrieb auf und lief ohne grossere Storungen bis auf Betriebsunterbruche aufgrund der strengen Froste 1907 oder durch die Uberschwemmung ausgelost durch den Mauvoisin der uber die Ufer trat und 3000 m Groll im Unterwasserkanal ablagerte 3 Das Kraftwerk konnte maximal 3 45 MW erzeugen es war nur zur Deckung des Energiebedarfs der Stadt ausgelegt deren Leistungsaufnahme 1898 auf 2 5 MW 4 geschatzt wurde Der Verbrauch uberstieg aber schnell die damals als sehr optimistisch angesehene Schatzung sodass ab 1907 wahrend den Abendstunden der Wintermonate zusatzliche Energie benotigt wurde Diese wurde von den in der Umspannstation in Pierre de Plan aufgestellten dampfbetriebenen Generatoren erzeugt die ansonsten als thermische Reserve bei Ausfall der Wasserkraft dienten In den 1920er Jahre wurde das Kraftwerk in Bois Noir umgebaut und mit drei neuen Maschinensatzen versehen die Energieubertragung erfolgte fortan mit 50 kV Wechselstrom was den Energieaustausch mit Energie Ouest Suisse EOS moglich machte Die Leistung der Anlage betrug nach dem Umbau 8 83 MW Trotz weiterem Aufbau genugte die Anlage nicht mehr dem Bedarf der Stadt der nach dem Zweiten Weltkrieg nochmals angestiegen war Nachdem bei einem Hochwasser im Jahre 1940 das Wehr des Kraftwerks beschadigt worden war wurde klar dass einige Anlagenteile dringend verstarkt werden mussten sollte die Anlage auch in Zukunft in Betrieb bleiben Dies gab den Anlass zum Bau des neuen leistungsfahigeren Kraftwerks Lavey zum Ersatz des Kraftwerks Bois Noir Im Marz 1950 wurde Bois Noir stillgelegt wenige Wochen bevor Lavey ans Netz ging Die elektrische Ausrustung wurde nach Argentinien verkauft die Gebaude wurden ab 1955 vom Spanplattenhersteller Bois Homogene genutzt 5 Technik BearbeitenZu und Ableitung des Wassers Bearbeiten Zwischen Brig und Genfersee eignet sich die Rhone nur bedingt zur Wasserkraftnutzung Das Gefalle ist zu gering mit Ausnahme eines Teilstucks oberhalb von Saint Maurice wo der Fluss auf einer Lange von 4 4 Kilometern ein Gefalle von 38 m aufweist 6 Die Ingenieure erkannten bereits Ende des 19 Jahrhunderts das Potenzial dieser Stelle den es gibt bis auf den Rheinfall keinen anderen Flussabschnitt in der Schweiz wo solch grosse Wassermengen uber ein solches Gefalle fliessen 7 Allerdings sind besondere Vorkehrungen zum Schutz der Turbinen notwendig da die Rhone auf diesem Abschnitt sehr viel Geschiebe mit sich fuhrt Der Fluss wurde bei Evionnaz durch ein gut 90 m breites steuerbares Wehr 46 17716 7 02802 aufgestaut und in einen knapp acht Meter breiten Oberwasserkanal geleitet Der erste 900 m lange Abschnitt des Kanals fuhrte links dem Fluss entlang und endete in einem Absetzbecken 46 18445 7 03337 wo der mitgefuhrten Sand abgelagert wurde Eine Mauer trennte den Kanal vom Fluss und diente gleichzeitig als Uberlauf des Kanals in die Rhone An das Entsandungsbecken fugten sich weitere 2 3 km Oberwasserkanal an wovon 800 m in einem Stollen 46 19058 7 02992 46 19747 7 02013 lagen der den Schwemmkegel des St Barthelemy Wildbachs unterquerte Der Wald Bois Noir auf dem Schuttkegel gab dem Kraftwerk den Namen Am Ende dieses Abschnitts des Oberwasserkanals befand sich ein weiteres gut 200 m langes Becken 46 19866 7 0149 das 14 000 m fasste und als Wasserschloss diente Von hier wurde das Wasser in die drei zum Maschinenhaus fuhrenden Druckleitungen gefuhrt Die erste Druckleitung wurde 1901 aus Flusseisen erstellt und ist 470 m lang bei einem Durchmesser von 2 7 m Sie war unterirdisch verlegt und fuhrte geradlinig ins Maschinenhaus Die 1918 und 1920 eingebauten Druckleitungen 2 und 3 hatten den gleichen Durchmesser waren aber 550 m lang 8 Damit der Betrieb des Kraftwerks wahrend deren Bau nicht unterbrochen werden musste wurde eine ungewohnliche Streckenfuhrung gewahlt Leitung 2 wich dem Maschinenhaus S formig aus fuhrte am linken Rand des Unterwasserkanals entlang wendete mit einem 180 Bogen uber den Unterwasserkanal zur Gebaudefront und fuhrte an dieser entlang Sie traf ungefahr in der Mitte des Gebaudes auf die Leitung 3 welche dem Maschinenhaus auch S formig auswich aber ohne zu wenden direkt entlang der Front verlief An der Stelle wo die Leitungen aufeinander trafen waren sie mit einem T Stuck mit der bestehenden Druckleitung 1 verbunden welche die 1902 aufgestellten Turbinen versorgte Die drei 1920 in Betrieb genommenen neueren Turbinen waren uber T Verbindungen direkt an die Druckleitung 2 angeschlossen Die Ruckgabe erfolgte uber einen offenen Unterwasserkanal der oberhalb der Mundung des Mauvoisin in die Rhone mundete 46 20977 7 01109 nbsp Vogelschauansicht der KraftwerksMaschinenhaus Bearbeiten nbsp Ubersichtsplan des Maschinenhaus im Zustand von 1920 Links sind die Gleichstromgeneratoren rechts die Wechselstromgeneratoren aufgestellt nbsp 1000 PS Maschinensatz mit zwei Gleichstromgeneratoren von 1902 nbsp 1920 in Betrieb genommene DrehstromgeneratorenDas Maschinenhaus 46 20277 7 0114 bestand aus einem Wohn und Werkstattteil mit Giebeldach 46 20238 7 01177 und dem Turbinensaal 46 2027 7 01145 mit einem Flachdach auch nichtbrennbaren Hourdisplatten Es war fur drei Druckleitungen und 15 grosse Gleichstrommaschinensatze zu 1000 PS ausgelegt Bei Betriebsaufnahme 1902 gab es nur eine Druckleitung und funf grosse Maschinensatze Jeder Maschinensatz bestand aus einer horizontalen Francis Turbine mit Spiralgehause und zwei Gleichstromgeneratoren Jeder der 6 poligen Generatoren erzeugt bei 300 Umdrehungen pro Minute eine Klemmenspannung von 2300 Volt und einen Strom von 150 A Die Leistungsregelung erfolgte uber die abgegebene Spannung der Generatoren der Strom wurde Konstant gehalten Die Regelung erfolgte uber die Drehzahl der Turbinen die zwischen 10 und 300 Umdrehungen pro Minute gehalten werden konnte und uber das Zu und Wegschalten einzelner Generatoren Ein sechster Maschinensatz wurde als Reserve vorgehalten Zusatzlich wurden zwei 120 PS Satze betrieben die fur die Beleuchtung des Maschinenhauses und der Versorgung der unmittelbaren Umgebung Dreiphasenwechselstrom mit einer Spannung von 3000 V und einer Frequenz von 50 Hz abgaben 6 Eine kleine Pelton Turbine trieb die Pumpe fur die Oldruckregler der Turbinen an Mit dem Umbau Ende der 1910er Jahre wurden drei neue Maschinensatze zur Erzeugung von Dreiphasenwechselstrom aufgestellt Jeder Maschinensatz bestand aus einer 3200 PS Francis Turbine in einem Spiralgehause die von den Ateliers Piccard Pictet amp Cie in Genf hergestellt worden war und einem Synchrongenerator von Brown Boveri amp Cie BBC aus Baden Die Abgangsspannung der Generatoren betrug 6 5 kV mit der die Hochspannungsleitung nach Saint Maurice versorgt wurde Fur die Ubertragung nach Lausanne wurde die Spannung durch zwei olgekuhlte 7500 kVA Transformatoren auf 50 kV hoch gesetzt Ubertragungsleitung nach Lausanne Bearbeiten Eine besondere Herausforderung war den Transport der Energie uber die fur damalige Verhaltnisse lange Distanz von 56 km bis zur Stadt Anfangs wurde eine Gleichstromubertragung System Thury verwendet weil dadurch die damals noch teuren und defektanfalligen Transformatoren der Wechselstromubertragung eingespart werden konnten Im Kraftwerk trieben funf Turbinen zehn Gleichstromgeneratoren an mit denen in Reihenschaltung eine hohe Spannung erreicht werden konnte Fur die Fernleitung waren somit lediglich zwei Kupferseile mit 150 mm Querschnitt notwendig Diese trugen den konstanten Strom von 150 A wahrend die Spannung mit der Last variierte und bis 23 kV betragen konnte Auf diese Weise konnten bis zu 3 7 MW ubertragen werden In Lausanne wurde der Gleichstrom im Umspannwerk Pierre de Plan mittels rotierenden Umformern in Dreiphasenwechselstrom umgewandelt Die Verteilleitungen in die Stadtquartiere fuhrten eine Spannung von 3 kV Fur die Versorgung der Verbraucher wurde die Spannung in den Quartieren mittels Transformatoren von 3 kV auf 216 V oder 125 V herabgesetzt 9 1920 wurde die Gleichstromubertragung durch eine Wechselstromubertragung mit 50 kV abgelost Literatur BearbeitenInstallation electriques de la Commune de Lausanne In Bulletin technique de la suisse romande Teil 1 Geschichte Hydraulische Anlagen 1902 S 200 207 Teil 2 Maschinenhaus 1902 S 225 229 Teil 3 Ubertragungsleitung Maschinenhaus Lausanne 1902 S 242 247 Teil 4 Verteilnetz Lausanne 1903 S 69 73 Cauderay Les installations electriques de la ville de Lausanne In Bulletin technique de la Suisse romande Band 47 1921 Teil 1 Nr 19 S 217 223 doi 10 5169 SEALS 36609 Teil 2 Nr 21 S 241 248 doi 10 5169 SEALS 36611 Teil 3 Nr 23 S 265 269 doi 10 5169 SEALS 36615 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kraftwerk Bois Noir Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Streetview In Google Maps Abgerufen am 5 August 2021 a b c Installation electriques de la Commune de Lausanne S 201 Cauderay S 219 P Meystre S 252 Vente de l ancienne usine du Bois Noir In La Liberte 11 Oktober 1958 abgerufen am 3 August 2021 a b W E Bossard Die Wasserkrafte der Schweiz Hrsg EDI Abteilung fur Wasserwirtschaft Band 4 1916 S 348 349 A Spaeni Die Fundationen fur Stauwehr und Wasserfassung des Rhonekraftwerks Lavey 1949 doi 10 5169 SEALS 84024 Elektrizitatswerk Bois Noir der Stadt Lausanne In Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband Hrsg Fuhrer durch die Schweizerische Wasserwirtschaft Band 1 1926 S 170 171 Installation electriques de la Commune de Lausanne S 203Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Wasserkraftwerke an der Rhone nbsp Massaboden Bois Noir Lavey Seujet Chevres Verbois nbsp nbsp Chancy Pougny nbsp Genissiat Seyssel Chautagne Belley Bregnier Cordon Sault Brenaz Cusset Pierre Benite Vaugris Peage de Roussillon Saint Vallier Bourg les Valence Beauchastel Baix Le Logis Neuf Montelimar Donzere Mondragon Caderousse Avignon Vallabregues Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kraftwerk Bois Noir amp oldid 237868629