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Kopplung von engl coupling ist eine Beweismethode im mathematischen Teilgebiet der Wahrscheinlichkeitstheorie Eine Kopplung zweier Zufallsvariablen X displaystyle X und Y displaystyle Y ist dabei ein Zufallsvektor dessen Randverteilungen gerade den Verteilungen von X displaystyle X und Y displaystyle Y entsprechen Die Methode wurde 1938 von Wolfgang Doeblin im Zusammenhang mit Markow Ketten entwickelt erst ca 1970 fuhrte Frank Spitzer den Begriff coupling ein 1 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Konventionen 2 Beispiele 2 1 Unabhangigkeit 2 2 Unfaire Munzen 2 3 Satz von Strassen 3 Einzelnachweise 4 LiteraturDefinition BearbeitenHinweis Hier werden nur reelle Zufallsvariablen betrachtet Das Konzept lasst sich aber auf beliebige messbare Funktionen ubertragen Es seien X W 1 A 1 m R displaystyle X colon Omega 1 mathcal A 1 mu to mathbb R nbsp und Y W 2 A 2 n R displaystyle Y colon Omega 2 mathcal A 2 nu to mathbb R nbsp zwei Zufallsvariablen Die beiden Wahrscheinlichkeitsraume brauchen nicht notwendig gleich zu sein Durch m X m X 1 displaystyle mu X mu circ X 1 nbsp wird ein Wahrscheinlichkeitsmass auf dem Messraum R B R displaystyle mathbb R mathcal B mathbb R nbsp der reellen Zahlen versehen mit der Borel s Algebra erklart Dieses wird Bildmass oder Verteilung von X displaystyle X nbsp genannt in Zeichen X m X displaystyle X sim mu X nbsp Fur n Y n Y 1 displaystyle nu Y nu circ Y 1 nbsp gilt entsprechendes EineKopplungvon X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp ist ein gemeinsamer Wahrscheinlichkeitsraum W A g displaystyle Omega mathcal A gamma nbsp mit zwei Variablen X Y W R displaystyle hat X hat Y colon Omega to mathbb R nbsp derart dass X m X displaystyle hat X sim mu X nbsp und Y n Y displaystyle hat Y sim nu Y nbsp gilt Man schreibt auch X D X displaystyle hat X stackrel mathcal D X nbsp und Y D Y displaystyle hat Y stackrel mathcal D Y nbsp um anzudeuten dass die neuen Zufallsvariablen genauso verteilt sind wie die ursprunglichen Konventionen Bearbeiten Fur die meisten Anwendungen genugt es das kartesische Produkt W W 1 W 2 displaystyle Omega Omega 1 times Omega 2 nbsp und die Produkt s Algebra A A 1 A 2 displaystyle mathcal A mathcal A 1 otimes mathcal A 2 nbsp zu verwenden Sind p 1 displaystyle pi 1 nbsp und p 2 displaystyle pi 2 nbsp die jeweiligen Projektionen auf den ersten bzw zweiten Faktor so bieten sich ausserdem die Variablen X X p 1 displaystyle hat X X circ pi 1 nbsp und Y Y p 2 displaystyle hat Y Y circ pi 2 nbsp an Das Mass g displaystyle gamma nbsp muss dann so gewahlt werden dass die eindimensionalen Randverteilungen der gemeinsamen Verteilung des Vektors X Y displaystyle hat X hat Y nbsp die Verteilungen von X displaystyle X nbsp und von Y displaystyle Y nbsp sind Ein solches Mass ist in der Regel nicht eindeutig Der Kern der Beweistechnik besteht gerade darin g displaystyle gamma nbsp fur den jeweiligen Zweck geeignet zu wahlen Beispiele BearbeitenUnabhangigkeit Bearbeiten Eine triviale Kopplung ergibt sich aus der Annahme die Variablen X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp seien stochastisch unabhangig Die Verteilung von X Y displaystyle hat X hat Y nbsp ist dann durch P X Y A 1 A 2 m X A 1 n Y A 2 displaystyle P hat X hat Y in A 1 times A 2 mu X A 1 cdot nu Y A 2 nbsp fur alle Borel Mengen A 1 A 2 B R displaystyle A 1 A 2 in mathcal B mathbb R nbsp eindeutig bestimmt Zieht man diese Verteilung auf den Urbildraum W W 1 W 2 displaystyle Omega Omega 1 times Omega 2 nbsp zuruck so ergibt sich das Produktmass g m n displaystyle gamma mu otimes nu nbsp von m displaystyle mu nbsp und n displaystyle nu nbsp Diese Kopplung wird selten verwendet da die meisten Beweise eine irgendwie geartete Abhangigkeit zwischen den gekoppelten Variablen benotigen Unfaire Munzen Bearbeiten Seien 0 p lt q 1 displaystyle 0 leq p lt q leq 1 nbsp zwei reelle Zahlen Angenommen man hat zwei Munzen die erste zeigt mit Wahrscheinlichkeit p displaystyle p nbsp Kopf die andere mit Wahrscheinlichkeit q displaystyle q nbsp Intuitiv sollte also die zweite Munze ofter Kopf zeigen Genauer ist zu beweisen dass bei n displaystyle n nbsp Wurfen fur jedes k n displaystyle k leq n nbsp die Wahrscheinlichkeit dass die erste Munze k displaystyle k nbsp mal Kopf zeigt kleiner ist als die Wahrscheinlichkeit des gleichen Ereignisses fur die zweite Munze Es kann relativ schwierig sein dies mit klassischen Zahlargumenten zu zeigen 2 Eine einfache Kopplung leistet dagegen das Gewunschte Seien X 1 X 2 X n displaystyle X 1 X 2 dots X n nbsp die Indikatorvariablen fur die Kopf Wurfe der ersten Munze und Y 1 Y 2 Y n displaystyle Y 1 Y 2 dots Y n nbsp die der zweiten Die erste Folge von Zufallsvariablen wird unverandert ubernommen X i X i displaystyle hat X i X i nbsp Fur die Y i displaystyle hat Y i nbsp gelte jedoch Falls X i 1 displaystyle X i 1 nbsp so setze Y i displaystyle hat Y i nbsp auf 1 displaystyle 1 nbsp Falls X i 0 displaystyle X i 0 nbsp setze Y i displaystyle hat Y i nbsp auf 1 displaystyle 1 nbsp mit Wahrscheinlichkeit q p 1 p displaystyle tfrac q p 1 p nbsp ansonsten auf 0 displaystyle 0 nbsp Die Werte von Y i displaystyle hat Y i nbsp hangen jetzt also wirklich vom Ausgang von X i displaystyle X i nbsp und damit von X i displaystyle hat X i nbsp ab sie sind gekoppelt Dennoch gilt P Y i 1 q P Y i 1 displaystyle P hat Y i 1 q P Y i 1 nbsp also Y i D Y i displaystyle hat Y i stackrel mathcal D Y i nbsp Die Y i displaystyle hat Y i nbsp sind aber mindestens immer dann 1 displaystyle 1 nbsp wenn es die X i displaystyle hat X i nbsp sind also P X 1 X 2 X n k P Y 1 Y 2 Y n k displaystyle P hat X 1 hat X 2 dots hat X n geq k leq P hat Y 1 hat Y 2 dots hat Y n geq k nbsp In der Sprache der Wahrscheinlichkeitstheorie gilt fast sicher X i Y i displaystyle hat X i leq hat Y i nbsp d h P X i Y i 1 displaystyle P hat X i leq hat Y i 1 nbsp In diesem Fall spricht man von einer monotonen Kopplung Satz von Strassen Bearbeiten In der Theorie der stochastischen Ordnung verallgemeinert der Satz von Strassen das letzte Beispiel Er besagt dass eine Zufallsvariable eine andere genau dann stochastisch dominiert wenn es eine monotone Kopplung zwischen ihnen gibt Die entscheidende Richtung der Aquivalenz ist die hin zur Kopplung Ihr Beweis liefert ein Beispiel in dem W displaystyle Omega nbsp nicht der Produktraum ist 1 Die Verteilung einer reellen Zufallsvariable X displaystyle X nbsp uber einem beliebigen Wahrscheinlichkeitsraum lasst sich durch ihre Verteilungsfunktion F X displaystyle F X nbsp beschreiben F X x P X x m X x displaystyle F X x P X leq x mu X infty x nbsp fur alle x R displaystyle x in mathbb R nbsp X displaystyle X nbsp heisst von Y displaystyle Y nbsp stochastisch dominiert X s t Y displaystyle X preccurlyeq st Y nbsp falls stets F X x F Y x displaystyle F X x geq F Y x nbsp gilt Man beachte die Umkehrung des Relationszeichens Als gemeinsamer Wahrscheinlichkeitsraum dient nun das Einheitsintervall W 0 1 displaystyle Omega 0 1 nbsp versehen mit der Borel s Algebra A B 0 1 displaystyle mathcal A mathcal B 0 1 nbsp und dem Lebesgue Borel Mass g l displaystyle gamma lambda nbsp das jedem Teilintervall seine Lange zuweist Als Zufallsvariable setzt man X w inf x w F X x displaystyle hat X omega inf x mid omega leq F X x nbsp fur alle w 0 1 displaystyle omega in 0 1 nbsp Ebenso wird auch Y displaystyle hat Y nbsp aus F Y displaystyle F Y nbsp abgeleitet Nach Konstruktion gilt fur alle w 0 1 displaystyle omega in 0 1 nbsp und x R displaystyle x in mathbb R nbsp w F X x X w x displaystyle omega leq F X x Leftrightarrow hat X omega leq x nbsp Die beiden Funktionen F X F X displaystyle F hat X F X nbsp sind daher gleich also mussen es auch die Verteilungen X D X displaystyle hat X stackrel mathcal D X nbsp sein Y D Y displaystyle hat Y stackrel mathcal D Y nbsp folgt analog Ausserdem impliziert diese Aquivalenz zusammen mit F X x F Y x displaystyle F X x geq F Y x nbsp schliesslich X w Y w displaystyle hat X omega leq hat Y omega nbsp wie gewunscht Einzelnachweise Bearbeiten a b Geoffrey Grimmett David Stirzaker Probability and Random Processes 3 Auflage Oxford University Press Oxford New York 2001 Devdatt Dubhashi Alessandro Panconesi Concentration of Measure for the Analysis of Randomized Algorithms Cambridge University Press Cambridge New York 2009 Literatur BearbeitenHans Otto Georgii Stochastik Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik 4 uberarbeitete Auflage De Gruyter Berlin 2009 Torgny Lindvall Lectures on the Coupling Method Wiley New York 1992 Hermann Thorisson Coupling Stationarity and Regeneration Springer New York 2000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kopplung Stochastik amp oldid 228439126