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Die Konvergenz lokal nach Mass manchmal auch Konvergenz lokal im Mass genannt ist ein Konvergenzbegriff der Masstheorie fur Funktionenfolgen Es handelt sich um den schwachsten Konvergenzbegriff der in der Masstheorie verwendet wird Teilweise wird er auch in der Wahrscheinlichkeitstheorie verwendet und dort als stochastische Konvergenz bezeichnet diese Konvergenzart kann aber je nach Quellenlage auch die fur Wahrscheinlichkeitsmasse aquivalente Konvergenz nach Mass bezeichnen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiel 3 Eigenschaften 4 Beziehung zu anderen Konvergenzbegriffen 4 1 Konvergenz nach Mass 4 2 Punktweise Konvergenz m fast uberall 4 3 Konvergenz im p ten Mittel 4 4 Schwache Konvergenz in Lp 4 5 Weitere Konvergenzbegriffe 5 Allgemeinere Formulierung 6 LiteraturDefinition BearbeitenGegeben seien ein Massraum X A m displaystyle X mathcal A mu nbsp und f f n X K displaystyle f f n colon X to mathbb K nbsp fur n N displaystyle n in mathbb N nbsp messbare Funktionen Dann heisst die Funktionenfolge f n n N displaystyle f n n in mathbb N nbsp konvergent lokal nach Mass gegen f displaystyle f nbsp wenn fur jede Menge A A displaystyle A in mathcal A nbsp mit m A lt displaystyle mu A lt infty nbsp und alle e gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 nbsp gilt dass lim n m f n f e A 0 displaystyle lim n to infty mu left f n f right geq varepsilon cap A 0 nbsp ist Man schreibt dann f n f lokal n M displaystyle f n to f text lokal n M nbsp Beispiel BearbeitenBezeichnet x A x displaystyle chi A x nbsp die charakteristische Funktion und definiert man die Funktionenfolge als f n x n n 1 displaystyle f n chi n n 1 nbsp so konvergiert diese Funktionenfolge auf dem Massraum R B R l displaystyle mathbb R mathcal B mathbb R lambda nbsp lokal nach Mass gegen 0 Denn fur jede Borelmenge A displaystyle A nbsp in R displaystyle mathbb R nbsp mit endlichem Lebesgue Mass konvergiert die Reihe n l A n n 1 l A 0 l A lt displaystyle sum n lambda A cap n n 1 lambda A cap 0 infty leq lambda A lt infty nbsp und daraus folgt l A n n 1 0 displaystyle lambda A cap n n 1 rightarrow 0 nbsp das heisst l f n 0 e A 0 displaystyle lambda f n 0 geq varepsilon cap A rightarrow 0 nbsp Eigenschaften BearbeitenKonvergieren f n g n displaystyle f n g n nbsp lokal nach Mass gegen f displaystyle f nbsp bzw g displaystyle g nbsp so konvergieren auch f n g n displaystyle f n g n nbsp gegen f g displaystyle f g nbsp lokal nach Mass und a f n displaystyle alpha f n nbsp gegen a f displaystyle alpha f nbsp lokal nach Mass Konvergiert die Funktionenfolge f n n N displaystyle f n n in mathbb N nbsp lokal nach Mass gegen f displaystyle f nbsp und gegen g displaystyle g nbsp so stimmen f displaystyle f nbsp und g displaystyle g nbsp lokal m fast uberall uberein Das bedeutet fur jedes A displaystyle A nbsp mit m A lt displaystyle mu A lt infty nbsp ist f x A g x A displaystyle f chi A g chi A nbsp m fast uberall Beziehung zu anderen Konvergenzbegriffen BearbeitenKonvergenz nach Mass Bearbeiten Die Konvergenz nach Mass impliziert die Konvergenz lokal nach Mass Denn wird das Mass der Menge f n f e displaystyle left f n f right geq varepsilon nbsp auf der Grundmenge X displaystyle X nbsp beliebig klein so wird es auch auf dem Schnitt mit jeder Menge endlichen Masses beliebig klein Die Umkehrung gilt jedoch im Allgemeinen nicht So konvergiert die Funktionenfolge f n x n n 1 displaystyle f n chi n n 1 nbsp auf dem Massraum R B R l displaystyle mathbb R mathcal B mathbb R lambda nbsp lokal nach Mass gegen 0 aber nicht nach Mass Denn fur e 0 1 displaystyle varepsilon in 0 1 nbsp ist m f n f e l x n n 1 0 e 1 displaystyle mu f n f geq varepsilon lambda chi n n 1 0 geq varepsilon 1 nbsp fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp Also konvergiert die Funktionenfolge nicht nach Mass gegen die 0 Betrachtet man nun aber ein A B R displaystyle A in mathcal B mathbb R nbsp mit l A lt displaystyle lambda A lt infty nbsp und definiert A n A n n 1 displaystyle A n A cap n n 1 nbsp so sind die A n displaystyle A n nbsp disjunkt und es gilt A n N A n und somit gt m A n 1 m A n displaystyle A supset bigcup n in mathbb N A n text und somit infty gt mu A geq sum n 1 infty mu A n nbsp Somit ist lim n l A n 0 displaystyle lim n to infty lambda A n 0 nbsp da ansonsten die Reihe divergieren wurde Daraus folgt dann lim n m f n f e A lim n m x n n 1 0 e A lim n l A n 0 displaystyle lim n to infty mu f n f geq varepsilon cap A lim n to infty mu chi n n 1 0 geq varepsilon cap A lim n to infty lambda A n 0 nbsp Somit konvergiert die Funktionenfolge lokal nach Mass gegen die 0 Auf endlichen Massraumen folgt aus Konvergenz lokal nach Mass auch die Konvergenz nach Mass beide Konvergenzbegriffe sind also aquivalent Dies folgt direkt daraus dass die Grundmenge bereits endliches Mass besitzt Da die Funktionenfolge lokal nach Mass konvergiert konvergiert sie demnach auch auf der Grundmenge und somit auch nach Mass Punktweise Konvergenz m fast uberall Bearbeiten Aus der punktweisen Konvergenz m fast uberall folgt die Konvergenz lokal nach Mass Denn schrankt man den Massraum auf eine Menge A displaystyle A nbsp mit m A lt displaystyle mu A lt infty nbsp ein betrachtet also den Massraum A A A m A displaystyle A mathcal A A mu A nbsp Dieser eingeschrankte Massraum ist ein endlicher Massraum demnach gilt dort der Satz von Jegorow Dieser liefert die fast gleichmassige Konvergenz auf dem eingeschrankten Massraum diese wiederum impliziert die Konvergenz nach Mass Da dieser Schluss aber fur jede Einschrankung auf Mengen endlichen Masses gilt konvergiert die Funktionenfolge auf X A m displaystyle X mathcal A mu nbsp lokal nach Mass Die Umkehrung gilt aber nicht es folgt also aus der Konvergenz lokal nach Mass nicht die Konvergenz fast uberall Ein Beispiel lasst sich wie folgt konstruieren Man betrachtet die Intervalle I n n N 0 1 0 1 2 1 2 1 0 1 3 1 3 2 3 2 3 1 0 1 4 1 4 2 4 displaystyle I n n in mathbb N 0 1 0 tfrac 1 2 tfrac 1 2 1 0 tfrac 1 3 tfrac 1 3 tfrac 2 3 tfrac 2 3 1 0 tfrac 1 4 tfrac 1 4 tfrac 2 4 dots nbsp Dann konvergiert die Funktionenfolge f n x x I n x displaystyle f n x chi I n x nbsp auf dem Massraum 0 1 B 0 1 l 0 1 displaystyle 0 1 mathcal B 0 1 lambda 0 1 nbsp lokal nach Mass gegen 0 denn fur e 0 1 displaystyle varepsilon in 0 1 nbsp ist lim n l f n e lim n l I n 0 displaystyle lim n to infty lambda f n geq varepsilon lim n to infty lambda I n 0 nbsp Aber die Funktionenfolge konvergiert nicht punktweise fast uberall gegen 0 denn ein beliebiges x displaystyle x nbsp ist in unendlich vielen I n displaystyle I n nbsp enthalten und ebenso in unendlich vielen I n displaystyle I n nbsp nicht enthalten Somit nimmt x I n displaystyle chi I n nbsp an jeder Stelle unendlich oft die Werte 0 und 1 an kann also nicht konvergieren Konvergenz im p ten Mittel Bearbeiten Nach dem Konvergenzsatz von Vitali ist eine Folge genau dann Konvergent im p ten Mittel wenn sie lokal nach Mass konvergent ist und gleichgradig integrierbar im p ten Mittel ist Auf die gleichgradige Integrierbarkeit kann dabei nicht verzichtet werden wie das folgende Beispiel verdeutlicht Setzt man p 1 displaystyle p 1 nbsp und definiert die Funktionenfolge f n n 2 x 0 1 n displaystyle f n n 2 chi 0 1 n nbsp auf dem Massraum 0 1 B 0 1 l 0 1 displaystyle 0 1 mathcal B 0 1 lambda 0 1 nbsp so konvergiert diese lokal nach Mass gegen 0 denn fur e 0 1 displaystyle varepsilon in 0 1 nbsp ist lim n l n 2 x 0 1 n e lim n 1 n 0 displaystyle lim n to infty lambda n 2 chi 0 1 n geq varepsilon lim n to infty frac 1 n 0 nbsp Aber sie ist nicht gleichgradig integrierbar im ersten Mittel denn es ist inf a 0 sup f f n n N a lt f f d l displaystyle inf a in 0 infty sup f in f n n in mathbb N int a lt f f mathrm d lambda infty nbsp Dem Konvergenzsatz von Vitali folgend ist sie auch nicht im ersten Mittel konvergent gegen 0 denn es ist lim n 0 1 f n d l lim n n 2 1 n displaystyle lim n to infty int 0 1 f n mathrm d lambda lim n to infty n 2 cdot frac 1 n infty nbsp Ebenso wenig kann auf die Konvergenz lokal nach Mass verzichtet werden denn wahlt man p 1 displaystyle p 1 nbsp und den Massraum 0 1 B 0 1 l 0 1 displaystyle 0 1 mathcal B 0 1 lambda 0 1 nbsp so ist die Funktionenfolge die durch f n x 0 1 2 fur n gerade x 1 2 1 fur n ungerade displaystyle f n begin cases chi 0 1 2 amp text fur n text gerade chi 1 2 1 amp text fur n text ungerade end cases nbsp definiert wird gleichgradig integrierbar im ersten Mittel da sie von der integrierbaren Funktion die konstant 1 ist majorisiert wird Aufgrund ihres oszillierenden Verhaltens kann die Folge aber nicht lokal nach Mass konvergieren denn fur die Grundmenge und e lt 1 2 displaystyle varepsilon lt tfrac 1 2 nbsp gibt es keine Funktion f displaystyle f nbsp so dass l f n f e displaystyle lambda f n f leq varepsilon nbsp klein wird Mit einem analogen Argument folgt dann auch dass die Funktionenfolge nicht im ersten Mittel konvergiert Schwache Konvergenz in Lp Bearbeiten Aus der Konvergenz lokal nach Mass folgt fur p 1 displaystyle p in 1 infty nbsp unter Umstanden die schwache Konvergenz in L p displaystyle mathcal L p nbsp Konvergiert eine Folge f n n N displaystyle f n n in mathbb N nbsp aus L p displaystyle mathcal L p nbsp gegen f L p displaystyle f in mathcal L p nbsp lokal nach Mass und ist die Folge reeller Zahlen f n p n N displaystyle f n p n in mathbb N nbsp beschrankt so konvergiert die Folge auch schwach gegen f displaystyle f nbsp Fur p 1 displaystyle p 1 nbsp ist diese Aussage im Allgemeinen nicht richtig wie folgendes Beispiel zeigt Betrachtet man den Massraum 0 1 B 0 1 l 0 1 displaystyle 0 1 mathcal B 0 1 lambda 0 1 nbsp so konvergiert die Folge f n n x 0 1 n displaystyle f n n chi 0 1 n nbsp lokal nach Mass gegen 0 und es ist f n 1 1 displaystyle f n 1 1 nbsp fur alle n displaystyle n nbsp Aber fur die konstante Funktion g 1 displaystyle g 1 nbsp aus L displaystyle mathcal L infty nbsp ist dann X f n g d l 1 displaystyle int X f n g mathrm d lambda 1 nbsp Somit konvergiert die Folge nicht schwach gegen 0 Weitere Konvergenzbegriffe Bearbeiten Die Konvergenz lokal nach Mass ist der schwachste Konvergenzbegriff fur Funktionenfolgen der Masstheorie alle weiteren Konvergenzbegriffe implizieren demnach die Konvergenz lokal nach Mass Beispielsweise impliziert die gleichmassige Konvergenz m fast uberall die fast gleichmassige Konvergenz diese wiederum die Konvergenz nach Mass und damit auch die Konvergenz lokal nach Mass Die Umkehrungen sind im Allgemeinen falsch Allgemeinere Formulierung BearbeitenDie Konvergenz nach Mass lasst sich auch allgemeiner fur Funktionen mit Werten in metrischen Raume definieren Dafur ersetzt man den Term f n f e displaystyle left f n f right geq varepsilon nbsp durch d f n f e displaystyle d f n f geq varepsilon nbsp Hierbei muss jedoch darauf geachtet werden dass die Mengen d f n f e displaystyle d f n f geq varepsilon nbsp messbar sind da ansonsten der Ausdruck in der Definition nicht wohldefiniert ist Die Messbarkeit dieser Mengen ist beispielsweise garantiert wenn X d displaystyle X d nbsp ein separabler metrischer Raum und B X displaystyle mathcal B X nbsp die zugehorige Borelsche s Algebra ist und man als Messraum X B X displaystyle X mathcal B X nbsp wahlt Literatur BearbeitenJurgen Elstrodt Mass und Integrationstheorie 6 korrigierte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 89727 9 doi 10 1007 978 3 540 89728 6 Achim Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 36017 6 doi 10 1007 978 3 642 36018 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konvergenz lokal nach Mass amp oldid 209171100