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Lobegott Friedrich Constantin von Tischendorf 18 Januar 1815 in Lengenfeld 7 Dezember 1874 in Leipzig war ein deutscher evangelisch lutherischer Theologe und Handschriftenforscher Er wurde breiter bekannt als Entdecker des Codex Sinaiticus der altesten vollstandig erhaltenen Handschrift des Neuen Testaments Er gab den Text von einigen textkritisch bedeutenden Handschriften und eine kritische Ausgabe des griechischen Neuen Testaments im Druck heraus Constantin von Tischendorf um 1870Titelblatt des 1862 veroffentlichten Textes des Codex Sinaiticus herausgegeben unter Schirmherrschaft Zar Alexanders II in Sankt Petersburg Petropolis Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Codex Sinaiticus 3 Ehrungen 4 Schriften Auswahl 4 1 Reiseberichte 4 2 Editionen und Textgeschichte des NT 5 Literatur 6 Weblinks 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenTischendorf war der Sohn eines Arztes der aus einer Papiermuller Dynastie stammte und genoss seine erste Schulbildung in Lengenfeld Ab 1829 besuchte er das Gymnasium in Plauen Von 1834 an studierte er an der Universitat Leipzig Theologie und Philologie Dieses Studium schloss er 1838 mit einer Promotion ab und konnte sich zwei Jahre spater ebenfalls in Leipzig habilitieren 1838 1839 war er Lehrer an der Erziehungsanstalt des Pastors Zehme in Grossstadteln bei Leipzig Hier lernte er seine spatere Frau Angelika Zehme 1822 1905 1 die Tochter des Hauses kennen die er 1845 heiratete In der Ehe wurden acht Kinder geboren darunter der Diplomat Paul Andreas 1847 1914 der Jurist Johannes 1850 1923 und die Malerin Angelika 1858 1917 Nach der Habilitation wurde er Privatdozent war aber kaum als solcher tatig sondern unternahm mehrere ausgedehnte Studienreisen nach Frankreich Grossbritannien Italien und in den Nahen Osten 1845 kehrte er wieder nach Leipzig zuruck und begann seine Forschungsergebnisse auszuwerten Ende 1845 wurde Tischendorf zum ausserordentlichen Professor und 1851 zum Honorarprofessor berufen Acht Jahre spater betraute man ihn mit dem Ordinariat fur Theologie und biblische Palaografie Als einer der bedeutendsten Erforscher der Textgeschichte des Neuen Testaments trug er massgeblich zu einem wissenschaftlich gesicherten Bibeltext bei Unter anderem entzifferte er den Codex Ephraemi Syri entdeckte den Codex Sinaiticus und erforschte die Septuaginta Er veroffentlichte ausser den Texten von Bibelmanuskripten auch andere Manuskripttexte darunter eine Reihe von Apokryphen Schriften Am 5 Mai 1873 erlitt Tischendorf einen Schlaganfall von dem er sich nicht mehr erholte Knapp sechzigjahrig starb er am 7 Dezember 1874 in Leipzig Sein Werk setzte Caspar Rene Gregory fort der seine letzten Veroffentlichungen posthum herausbrachte Aus Anlass des 200 Geburtstages im Januar 2015 erinnerte Tischendorfs Heimatstadt Lengenfeld mit einer grossen Ausstellung die von dem Tischendorf Biografen Alexander Schick Sylt zusammengestellt worden war an den Handschriftenforscher Rund 3000 Besucher sahen die Ausstellung Zum Jubilaum erschien die Festschrift Tischendorf und die alteste Bibel der Welt Der Burgermeister von Lengenfeld beabsichtigt die Stadt umzubenennen in Tischendorfstadt Lengenfeld Der Codex Sinaiticus Bearbeiten nbsp Das Katharinenkloster 2008 Hauptartikel Codex Sinaiticus Zeit seines Lebens suchte Tischendorf nach alten Bibelhandschriften da er es als seine Aufgabe ansah den Theologen ein griechisches Neues Testament zur Verfugung zu stellen dessen Text auf den altesten Handschriften basierte Er wollte moglichst nah an die Originalquellen herankommen Seine grosste Entdeckung gelang Tischendorf im Kloster St Katharinen auf der Sinai Halbinsel die er im Mai 1844 und nochmals 1853 und 1859 mit finanzieller Unterstutzung durch den russischen Zaren besuchte 1862 veroffentlichte Tischendorf den Text des dort gefundenen Codex Sinaiticus zum 1000 Jubilaum der russischen Monarchie in einer prachtvollen vierbandigen Faksimileausgabe und zusatzlich einer preiswerten Textausgabe damit jeder Theologe den Text dieser uralten Bibelhandschrift selber sollte studieren konnen Tischendorf brachte kurz nach der Entdeckung des Codex Sinaiticus die Idee einer Schenkung der Handschrift an den Zaren Alexander II gegenuber den Monchen auf Diese Idee wurde positiv aufgenommen konnte aber nicht sofort durchgefuhrt werden da der neu gewahlte Erzbischof des Klosters nicht vom Patriarchen in Jerusalem bestatigt war Da der Streit um die Person des Erzbischofs nicht zu losen war hatte Tischendorf im September 1859 die Handschrift gegen einen Burgschein der Russen ausgestellt von Furst Lobanow Rostowski dem russischen Botschafter in Konstantinopel vom Kloster fur den Zweck der Publikation geliehen bekommen gegen die Unterzeichnung eines Empfangsscheins Diese Quittung wird bis heute im Katharinenkloster gezeigt und ist seit Jahrzehnten Gegenstand einer heftig gefuhrten Diskussion wobei Tischendorf des Diebstahls bezichtigt wird Allerdings heisst es in der Quittung Das Manuscript ist mir anvertraut worden unter der Bedingung die in dem Brief von Herrn Lobanow vom 10 September 1859 Nr 510 festgelegt ist Dieser Burgschein der Russen ist 2004 wiederentdeckt worden in den alten Zarenarchiven 2 Dort heisst es bevor sich der neugewahlte Vorsteher Erzbischof durch die Hohe Pforte anerkannt weiss wunscht Herr Tischendorf die besagte Handschrift unterdessen als Leihgabe nach St Petersburg mitzunehmen um hier wahrend des Druckes seine Abschrift am Original uberprufen zu konnen Indem ich diesen Wunsch von Herrn Tischendorf unterstutze erklare ich dass im Falle dass es fur moglich erachtet wurde dem zuzustimmen diese Handschrift solange Eigentum der Bruderschaft vom Berge Sinai bleibt bis der Vorsteher sie offiziell im Namen der Bruderschaft Seiner Kaiserlichen Majestat uberreicht Erst rund 10 Jahre spater 1868 wurde ein neuer Erzbischof gewahlt der vom Jerusalemer Patriarchen anerkannt wurde und der dann die Schenkung vornahm Mit dieser Schenkung wurde die Ausleihquittung von Tischendorf hinfallig Ganz korrekt hat das Kloster den Burgschein von Furst Lobanow nach Moskau zuruckgeschickt Sie hatten nur vergessen die Quittung Tischendorfs beizulegen Alle Dokumente in dieser Sache inklusive der Schenkungsurkunden sind mit Abbildungen im Internet veroffentlicht 3 Ehrungen BearbeitenBereits wahrend des Studiums wurde Tischendorf 1836 und 1838 von der Theologischen Fakultat der Universitat Leipzig mit Preisen fur im Studium angefertigte Schriften ausgezeichnet 1843 erhielt von der Breslauer Theologischen Fakultat die Ehrendoktorwurde 1865 ernannten ihn die Universitat Cambridge zum Dr of Law und die Universitat Oxford zum Dr of Civil Law 1865 wurde er Koniglich Sachsischer Geheimer Hofrat 1869 wurde er in den erblichen russischen Adelsstand erhoben 2003 wurde der Asteroid 48425 Tischendorf nach ihm benannt Schriften Auswahl BearbeitenVollstandiges Schriftenverzeichnis in Christfried Bottrich Bibliographie Konstantin von Tischendorf 1815 1874 Universitatsverlag Leipzig 1999 Reiseberichte Bearbeiten 1846 Reise in den Orient 2 Bande Leipzig Bernh Tauchnitz jun Band I Malta Alexandria Kairo Sinai Jerusalem Google Band II Jerusalem Palastina Beirut Konstantinopel Athen Google Englische Ausgabe 1851 anonym Travels in the East By a Pilgrim London Longman Brown Greene and Longmans Google Moderner Nachdruck Cambridge University Press 2011 1862 Aus dem heiligen Lande Leipzig F A Brockhaus Google Franzosische Ausgabe 1868 Terre Sainte Avec les souvenirs de s a i le Grand duc Constantin Paris C Reinwald Google Editionen und Textgeschichte des NT Bearbeiten Die unter grossen Muhen erstellte Ausgabe des Codex Ephraemi Syri rescriptus begrundete Tischendorfs Reputation als Herausgeber von Bibelhandschriften Es handelt sich um ein schwer entzifferbares Palimpsest und zugleich um ein bedeutendes Bibelmanuskipt aus dem 5 Jahrhundert Eines seiner wichtigsten Werke ist die 1869 1872 in zwei Banden publizierte kritische Oktav Ausgabe des griechischen Textes des Neuen Testaments Editio octava critica maior begleitet von einem kritischen Apparat mit allen Textvarianten die er und seine Vorganger in Manuskripten und bei Kirchenvatern gefunden hatten Codex Ephraemi Syri rescriptus sive Fragmenta Novi Testamenti http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DwWFAAAAAcAAJ IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPP7 doppelseitig 3D LT 3D 27 27Codex 20Ephraemi 20Syri 20rescriptus 2C 20sive 20Fragmenta 20Novi 20Testamenti 27 27 PUR 3D Lipsiae 1843 Codex Ephraemi Syri rescriptus sive Fragmenta Veteris Testamenti http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3DTischendorf V Various 2F01 CodexEphraemiSyriRescriptus FragUtriusqTest 1845 MDZ 3D 0A SZ 3Dn9 doppelseitig 3D LT 3D 27 27Codex 20Ephraemi 20Syri 20rescriptus 2C 20sive 20Fragmenta 20Veteris 20Testamenti 27 27 PUR 3D Lipsiae 1845 Monumenta sacra inedita Nova collectio 6 Bde Leipzig 1855 1870 34 Fragmente griechischer Handschriften des Alten Testaments Notitia editionis codicis Bibliorum Sinaitici http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D1CFMAAAAYAAJ IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPA3 doppelseitig 3D LT 3DNotitia 20editionis 20codicis 20Bibliorum 20Sinaitici PUR 3D Leipzig 1860 Anecdota sacra et profana http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3DTischendorf V Various 2F04 AnecdotaSacraProfanaOrientOccidentNotitiaCodex v1 Tischendorf 1861 MDZ 3D 0A SZ 3Dn7 doppelseitig 3D LT 3D 27 27Anecdota 20sacra 20et 20profana 27 27 PUR 3D Leipzig 1861 Wann wurden unsere Evangelien verfasst http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dwannwurdenunser00tiscgoog MDZ 3D 0A SZ 3Dn6 doppelseitig 3D LT 3D 27 27Wann 20wurden 20unsere 20Evangelien 20verfasst 3F 27 27 PUR 3D Hinrichs Leipzig 1865 Editio octava critica maior 1869 1872 Literatur BearbeitenCaspar Rene Gregory Tischendorf Constantin In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 38 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 371 373 Matthew Black Robert Davidson Constantin von Tischendorf and the Greek New Testament University of Glasgow Press Glasgow 1981 Christfried Bottrich Tischendorf Lesebuch Bibelforschung in Abenteuern Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 1999 ISBN 3 374 01744 4 Enthalt u a etliche der Briefe von Tischendorf an seine Frau und bietet wichtiges Quellenmaterial Christfried Bottrich Sabine Fahl Dieter Fahl Das Dossier des russischen Ministers Golovnin von 1862 zur Frage des Codex Sinaiticus In Scriptorium 63 2 2009 S 288 326 Christfried Bottrich Der Jahrhundertfund Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus Leipzig 2011 ISBN 978 3 374 02586 2 Christfried Bottrich One Story Different Perspectives The Case of the Codex Sinaiticus In Scot McKendrick David Parker Amy David Myshrall Cillian O Hogan Hrsg Codex Sinaiticus New Perspectives on the Ancient Biblical Manuscript London 2015 Tagungsband der Konferenz vom Juli 2009 in der British Library London Jurgen Gottschlich Der Bibeljager Die abenteuerliche Suche nach der Urfassung des Neuen Testaments Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 594 2 popularwissenschaftliche Schilderung Englische Ausgabe The Bible Hunter The Quest for the Original New Testament Ub John Brownjohn Haus Publishing Limited London 2013 Andreas Hohn Von Stadteln in den Sinai ein Besessener auf Reisen In Leipziger Volkszeitung 22 Februar 2011 S 19 Stanley E Porter Constantine Tischendorf The Life and Work of a 19th Century Bible Hunter Including Constantine Tischendorf s When Were Our Gospels Written Bloomsbury London New York 2015 Alexander Schick Tischendorf und die alteste Bibel der Welt Die Entdeckung des Codex Sinaiticus im Katharinenkloster Jota Verlag Muldenhammer 2015 ISBN 978 3 935707 80 0 Otto Schlisske Der Schatz im Wustenkloster Die abenteuerliche Entdeckung der altesten Bibelhandschrift durch Constantin von Tischendorf Kreuz Verlag Stuttgart 1953 Ludwig Schneller Tischendorf Erinnerungen Merkwurdige Geschichte einer verlorenen Handschrift Erinnerungen seines Schwiegersohnes Leipzig 1927 1929 Schweikardt St Johannis Lahr Dinglingen 1954 1983 1991 ISBN 3 501 00100 2 ausfuhrliche Geschichte der Entdeckung des Codex Sinaiticus Ihor Sevĉenko New documents on Constantine Tischendorf and the Codex Sinaiticus In Scriptorium 18 1964 S 55 80 pdf Tischendorf In Deutsches Adelsarchiv Hrsg Genealogisches Handbuch des Adels Band 131 der Gesamtreihe Adelslexikon Band XIV C A Starke Limburg an der Lahn 2003 OCLC 249494278 S 463 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Constantin von Tischendorf Quellen und Volltexte nbsp Commons Konstantin von Tischendorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Konstantin von Tischendorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Konstantin von Tischendorf im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Universitat Leipzig Konstantin von Tischendorf Universitat Glasgow Tischendorf Collection The personal library of the biblical scholar Constantin von Tischendorf 1815 1874 en Universitat Harvard Constantin von Tischendorf papers relating to biblical studies Harvard Library en Viele Bilder und Infos uber die Arbeit und Funde von Tischendorf C Bottrich zur Biografie Tischendorfs T Romanova Constantin von Tischendorf and his Collection The Codex Sinaiticus and the Manuscripts of Mt Sinai in the Collections of the National Library of Russia en Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Konstantin von Tischendorf an der Universitat Leipzig Sommersemester 1845 bis Sommersemester 1873 Erinnerungen von Johannes Dittrich an Konstantin von Tischendorf Leipzig im WS 1870 71Siehe auch BearbeitenCodex Tischendorfianus III Codex Tischendorfianus IV Fragmenta TischendorfianaEinzelnachweise Bearbeiten DNB 122739159 The History of the acquisition of the Sinai Bible by the Russian Government in the context of recent findings in Russian archives Memento vom 25 April 2014 im Internet Archive englische Internetedition Der Artikel von A V Zacharowa ist zuerst veroffentlicht worden in Montfaucon Etudes de paleographie de codicologie et de diplomatique Moskau St Petersburg 2007 S 209 266 Alexander Schick Tischendorf und die alteste Bibel der Welt Die Entdeckung des Codex Sinaiticus im Katharinenkloster Muldenhammer 2015 S 123 128 und S 145 155 The History of the acquisition of the Sinai Bible by the Russian Government in the context of recent findings in Russian archives Memento vom 21 Dezember 2019 im Internet Archive englische Internetedition Normdaten Person GND 118622900 lobid OGND AKS LCCN n82063937 VIAF 56713311 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tischendorf Konstantin vonALTERNATIVNAMEN Tischendorf Lobegott Friedrich Constantin vonKURZBESCHREIBUNG deutscher TheologeGEBURTSDATUM 18 Januar 1815GEBURTSORT LengenfeldSTERBEDATUM 7 Dezember 1874STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konstantin von Tischendorf amp oldid 236907587