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Die Klosterruine Baiselsberg ist die Ausgrabungsstatte eines ehemaligen Klosters der regulierten Augustinerinnen in Baden Wurttemberg Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Geschichte 3 Ausgrabung und Rekonstruktion 4 LiteraturGeografische Lage BearbeitenDie Ausgrabungsstatte liegt in einer Hohe von 433 436 m uber NN auf der Sudostseite des 477 m hohen Baiselsberges im Stromberg Markung Vaihingen Horrheim Kreis Ludwigsburg Baden Wurttemberg Die nachsten benachbarten Ortschaften sind Hohenhaslach und Horrheim Geschichte BearbeitenZwischen 1364 und 1374 liessen sich einige fromme Frauen als Klausnerinnen inclusae d h ohne Ordenszugehorigkeit auf dem Baiselsberg nieder Sie zahlten zum gehobenen stadtischen Burgertum und unterstellten sich einer dem regionalen Niederadel angehorenden mater Anna von Gemmingen Die alteste bekannte Urkunde von 1374 betrifft eine Schenkung der Grafin Mechthild von Zollern geb von Vaihingen und schliesst sich an einen vorausgehenden urkundlich nicht belegbaren Grundungsakt an Die fromme Sammlung erwarb durch Stiftungen und eingebrachtes Vermogen einen bescheidenen Wohlstand und lebte von den jahrlichen Einkunften aus Rentenkaufen Daruber hinaus verfugte das spatere Kloster uber zwei Altar Pfrunden Maria Magdalenen und Dreifaltigkeitspfrunde 1478 wurde die fromme Sammlung von der Ausweisung bedroht als die Tubinger Augustiner Eremiten auf den Baiselsberg verlegt werden sollten ohne dass fur die Schwestern eine neue Bleibe vorgesehen war Bald darauf jedoch wurden die frommen Frauen im Rahmen der Klosterreformen von Eberhard im Bart den regulierten Augustinerinnen Chorfrauen angeschlossen Sie nahmen enge Beziehungen zum Augustiner Chorherrenstift Sindelfingen auf und standen sehr wahrscheinlich der Windesheimer Kongregation nahe Lange Zeit hatten Heimatforscher das Kloster irrtumlich fur ein Augustiner Eremiten Nonnen Priorat gehalten Die kleine Klosterkirche war Wallfahrtsort wurde der heiligen Dreifaltigkeit St Trinitatis geweiht und beherbergte als populare Reliquie einen faustgrossen Zahn des heiligen Christophorus Mit dem Anschluss an die regulierten Augustinerinnen ubernahmen die Schwestern soziale Aufgaben wie Kindererziehung Bucherkisten sind belegt und unter den Bestattungen auf dem Friedhof fanden sich zwei Kinder im Alter von etwa zwolf und zwei Jahren Auch eine uneheliche Tochter des Grafen Heinrich von Wurttemberg Moempelgard mit Namen Katharina wurde 1494 98 hier erzogen Bald nach 1500 geriet das Kloster in wirtschaftliche Schwierigkeiten die nach der Einfuhrung der Reformation ab 1535 dramatisch zunahmen da samtliche Jahreseinkunfte von der herzoglichen Verwaltung beschlagnahmt worden waren Einige Schwestern wanderten ab die Priorin wechselte in ein anderes Kloster Ubrig blieben drei alte Frauen die im Winter 1546 47 nach einem Raububerfall durch marodierende Soldaten spanische Besatzung nach dem Schmalkaldischen Krieg in ihrem Kloster vollends ins Elend gerieten Mit der Sakularisation des Kirchengutes in der Reformation wurde das Kloster im Oktober 1547 aufgehoben und neun Jahre danach abgebrochen Die Ruine diente der Bevolkerung in den benachbarten Dorfern noch bis ins 19 Jahrhundert als Steindepot und verschwand schliesslich unter dem Waldboden Ausgrabung und Rekonstruktion Bearbeiten nbsp Blick Richtung Suden uber die AusgrabungsstatteDie ca 2000 m umfassende Grabungsflache und ihre Umgebung waren vor der Ausgrabung vollstandig bewaldet Oberflachenfunde von Keramikscherben sprachen 1970 fur eine abgegangene mittelalterliche Siedlung Die von 1975 bis 1990 vom Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg heute Landesamt fur Denkmalpflege geforderte und insbesondere von der Stadt Vaihingen Enz finanziell unterstutzte Ausgrabung sollte die vollig vom Waldboden bedeckte Anlage identifizieren Im Ostteil des Grabungsbereiches kamen die mit Abbruchschutt gefullten Fundamentgraben einer kleinen Kirche mit Rechteck Chor zum Vorschein sowie das Altarfundament der Friedhof und die Umfassungsmauer Im Westen und Suden fanden sich die Fundamentreste einiger Wohn und Wirtschaftsgebaude der teilweise erhaltene Tonfliesenboden eines Wohnraums zwei Gewolbekeller ein Backofen sowie ein 10 m tiefer Ziehbrunnen und Reste von Abwasseranlagen und Steinpflasterungen Damit war die Anlage als Kloster zu identifizieren das durch einige Urkunden ohne Hinweis auf seine Lokalisation bekannt war Die Anlage wurde nicht vollstandig ausgegraben spatere Untersuchungen konnten neue Gesichtspunkte bringen Die Fundamente der kleinen Kirche wurden mit Fremdsteinen rekonstruiert ebenfalls der oberirdische Teil des Ziehbrunnens Den Tonfliesenboden eines Wohnraums ersetzte man durch eine wetterbestandige Nachbildung Die Reste der Mauerfundamente wurden in ihrem Fundzustand konserviert Als bedeutender Ertrag der Ausgrabung gelten die in aussergewohnlich grosser Menge und Formenvielfalt geborgenen Keramikscherben die auf Grund der archivalischen Befunde relativ genau datierbar sind und z T zu vollstandigen Gefassen rekonstruiert werden konnten Daneben fanden sich zahlreiche Ofenkacheln viele davon figurlich ornamentiert sowie u a Glasfragmente und Gegenstande des taglichen Gebrauchs Die Pflege des Grabungsgelandes wird von der Stadt Vaihingen Enz besorgt Ausgewahlte Funde Urkundenreproduktionen und Grabungsfotos sind in dem kleinen Klostermuseum im Rathaus Horrheim ausgestellt das zu den Offnungszeiten der Verwaltungsstelle zuganglich ist Literatur BearbeitenMicha Bachteler Verschiedene Hohlglasformen aus dem abgegangenen Kloster am Baiselsberg bei Horrheim Kr Ludwigsburg in OPVSCVLA Festschrift Franz Fischer Tubinger Beitrage zur Vor und Fruhgeschichte 2 1987 191 221 Fritz Wullen Ein Waldkloster der regulierten Augustinerinnen im Spatmittelalter Archivalische Untersuchungen zu dem abgegangenen Kloster auf dem Baiselsberg Vaihingen Horrheim Kreis Ludwigsburg Historegio Bd 6 Remshalden 2005 136 S ISBN 3 927981 80 X Zusammenfassende Darstellung sowie Edition samtlicher Urkunden im Originaltext mit Ubersetzung Fritz Wullen Das Augustinerinnenkloster auf dem Baiselsberg in Die Morin Schriftenreihe des Vereins fur Heimatgeschichte Sachsenheim Heft 52 2007 34 S kurze erzaehlende Darstellung Fritz Wullen Die Ordenszugehorigkeit der frommen Sammlung auf dem Baiselsberg in Zeitschrift fur Wurttembergische Landesgeschichte 55 Jahrg 1996 S 387 389 Fritz Wullen Gebrauchskeramik des Spatmittelalters und der fruhen Neuzeit aus dem Augustinerinnenkloster Baiselsberg Remshalden 2010 140 S ISBN 978 3 927981 22 5 Uberblick uber das im Kloster Baiselsberg verwendete keramische Gebrauchsgeschirr Anhand des Katalogs und 87 Abbildungstafeln mit ca 1200 Einzelzeichnungen von Scherben bzw rekonstruiertem Keramikmaterial werden die Befunde erortert Fritz Wullen Bildmotive auf Ofenkacheln aus dem Augustinerinnenkloster am Baiselsberg in Schriftenreihe der Stadt Vaihingen a d Enz Bd 5 1987 S 119 142 48 9982 8 9908 Koordinaten 48 59 53 5 N 8 59 26 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klosterruine Baiselsberg amp oldid 234093530