www.wikidata.de-de.nina.az
Das Kloster Heidberg ist eine christlich padagogische Bildungseinrichtung in Eupen und das einzige Zeugnis klosterlicher Baukultur des 18 Jahrhunderts in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Die Anlage wurde in mehreren Bauabschnitten zwischen 1700 und 1727 als Mutterhaus von dem 1623 gegrundeten Orden der Franziskanerinnen vom heiligsten Herzen Jesu Rekollektinnen errichtet 1 und ab 1854 anstelle der ursprunglich vorhandenen kleinen Kapelle mit der Herz Jesu Kirche im neugotischen Stil ausgestattet Im Jahr 1966 wurde der Standort als Mutterhaus des Ordens aufgegeben und die Verwaltung nach Ramersdorf bei Bonn verlegt Kloster HeidbergZwischen 1918 und 1996 diente die Klosteranlage unter anderem als Lyzeum sowie anschliessend nach der Fusion mit dem College Patronne als Pater Damian Sekundarschule Eupen Nachdem im Jahr 2007 der Komplex in den Besitz der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft ubergegangen war wurde er zu einem Seminar und Eventzentrum umgebaut und 2014 neu eroffnet Die ehemaligen Klostergebaude stehen seit 1992 unter Denkmalschutz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Klostergebaude 2 2 Herz Jesu Kirche 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahr 1623 grundete Johanna von Neerinck mit Unterstutzung des Rekollektenpaters Petrus Marchant in Limbourg bei Dolhain die Gemeinschaft der regulierten Terzianerinnen des Heiligen Franziskus deren Ordensregeln 1634 vom Papst bestatigt wurden Auf Initiative einiger Ordensschwestern und des Lutticher Burgermeisters Theodor Goer de Herve wurde 1698 beim politisch zustandigen Konig Karl II von Spanien beantragt in Eupen einen Klosterneubau fur den Orden errichten zu durfen Dieser genehmigte den Antrag mit der Auflage dort eine offentliche Schule fur Madchen einzurichten Daraufhin erwarben die Nonnen um 1700 eine Wiese auf dem Heidberg und liessen dort in mehreren Abschnitten eine grossraumige Klosteranlage erbauen Zunachst entstand mit der Grundsteinlegung am 23 September 1700 der Nordflugel dem 1722 der Ostflugel mit der 1724 eingeweihten Klosterkapelle sowie 1727 der Westflugel folgte In diesen Anfangsjahren wurden ausschliesslich Tochter aus gut betuchten Familien im Lesen Schreiben Rechnen und Nahen unterrichtet Am 1 Mai 1740 wurde das Kloster Opfer eines Raububerfalls von plundernden Bockreitern der jedoch durch das Hammern einer Nonne auf die Kapellenglocke abgewehrt werden konnte Wahrend der Zeit der franzosischen Besatzung ab 1795 war auch das Kloster von der Sakularisation betroffen Jedoch mit der Zusage diese Einrichtung fortan als allgemeinbildende Volksschule fur die gesamte Bevolkerung zu offnen wurde den Schwestern der Weiterbetrieb der Schule und ihre dortige Wohnberechtigung weiterhin genehmigt allerdings in weltlicher Kleidung Nach dem Abzug der Franzosen und der Ubernahme Ostbelgiens durch Preussen infolge des Wiener Kongresses im Jahr 1815 konnten die Schwestern ihre Einrichtung wieder als Kloster fuhren und ihre Ordensgewander wieder anlegen In den nachsten Jahren erlebte das Kloster Heidberg grossen Zulauf und es musste sowohl das Pensionat erweitert als auch ab 1828 eine Sonntagsschule sowie eine Strick und Nahschule eingerichtet werden Im Jahr 1849 wurde zudem ein Nachbargrundstuck erworben und das sich darauf befindende Wohnhaus als zusatzliches Pensionatsgebaude eingerichtet Schliesslich liess die Ordensleitung 1854 die Herz Jesu Kirche als Sudflugel zum Kloster erbauen die am 26 Mai 1856 durch Pfarrer Pauls eingesegnet und dem Heiligen Herzen Jesu geweiht sowie am 9 Juli 1868 durch den zustandigen Bischof des Erzbistums Koln Paulus Melchers feierlich konsekriert wurde Das dornengekronte Herz mit Kreuz ist ein wiederkehrendes Motiv im und am gesamten Gebaude Die vormalige alte Kapelle wurde infolgedessen zur Sakristei umfunktioniert Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Bau eines weiteren Schulgebaudes erforderlich und nach dem Krieg erhielt im Jahr 1918 das Kloster die Anerkennung als staatliches zehnjahriges Lyzeum 1937 wurde der Schulkomplex um einen Kindergarten und 1963 um ein weiteres neues Schulgebaude erweitert da in anbetracht der standig anwachsenden Schulerzahl die restlichen Bauten nicht mehr ausreichten sowie 1968 mit einer grossen Turnhalle ausgestattet nbsp Anbau der Herz Jesu Kirche nbsp Schulanbau Kloster Heidberg nbsp Schulanbau Kloster Heidberg nbsp Eckanbau Kloster HeidbergZwischenzeitlich gab im Jahr 1964 die Ordensleitung den Standort als Mutterhaus auf und verlegte den Hauptsitz nach Ramersdorf bei Bonn der 1920 als Niederlassung gegrundet worden war und im Herbst 2018 mangels klosterlichen Nachwuchses anderen Verwendungen zugefuhrt wurde 2 Von 1964 bis 1972 wurden das Kloster und die Schule von den Annuntiatinnen aus Heverlee bei Lowen geleitet und kamen anschliessend unter ziviler Leitung der V o G Heidberg Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht Heidberg Nachdem im November 1984 ein Sturm das Gebaude des Kindergartens verwustete wurde am 19 Oktober 1986 der Grundstein fur einen neuen Kindergarten gelegt der jedoch erst im Januar 1988 bezogen werden konnte Schliesslich erfolgte 1996 die Fusion mit dem College Patronne einem reinen Jungengymnasium zur neuen Sekundarschule die nach Pater Damian benannt wurde einem heiliggesprochenen Ordenspriester der Arnsteiner Patres 3 Der weitere Erhalt der seit 1992 unter Denkmalschutz gestellten alten Klostergebaude aus dem 18 und 19 Jahrhundert erwies sich fur den bisherigen Eigentumer als zu kostspielig und daher wurde der Klosterkomplex zum Verkauf und fur neue Verwendungen angeboten Nachdem die Stadt Eupen einen Kauf abgelehnt hatte ubernahm schliesslich 2007 das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft das Kloster Heidberg fur einen symbolischen Euro Am 2 Juli 2010 kam es infolge eines Blitzschlages zu einem Grossbrand in der Herz Jesu Kirche wobei der Dachstuhl vollig ausbrannte die Feuerwehr jedoch ein Ubergreifen auf die ubrigen Klostergebaude verhindern konnte 4 Nachdem mittlerweile die behordlichen Genehmigungen fur die Sanierung der alten Gebaude erfolgt war konnten im Mai 2012 die Umbauarbeiten des ehemaligen Klosters zu einem Bildungs und Begegnungszentrum beginnen und die neue Einrichtung am 4 September 2014 eingeweiht werden 5 Baubeschreibung BearbeitenKlostergebaude Bearbeiten Die Anfang des 18 Jahrhunderts errichteten Gebaude sind in Form eines Dreiseithofes angelegt und mehrheitlich in Bruchsteinbauweise errichtet Lediglich die Nordfassade des Nordflugels und die Innenseiten des Klosters bestehen aus Ziegelmauerwerk uber einen massiven Sockel aus Bruchsteinen In den Flugeln sind uberwiegend Quersprossen oder Kreuzsprossenfenster auf der Parterreebene eingebaut wogegen in den Obergeschossen zumeist rechteckige und gekuppelte Fenster bevorzugt wurden die fast alle mit Quadergewanden in Zahnschnittfolge aus Blaustein eingefasst sind Fur die Dacher wurde zumeist Schiefer verwendet und nur mit wenigen Fenstergiebeln ausgestattet Der als erstes Bauwerk in den Jahren 1700 1701 errichtete Nordflugel erstreckt sich uber 14 Achsen und besteht aus zwei weiss getunchten Geschossen dessen unteres als Hochparterre anzusehen ist Das darunter liegende massive Sockelgeschoss gleicht die sich von Ost nach West in Richtung Stadt neigende Hanglage des Gelandes aus und ist eher ein ausgebautes Kellergeschoss An der Westseite des Nordflugels wurde in spateren Jahren ein fast quadratischer dreiachsiger Pavillon mit Stichbogenfenster und einem Zeltdach mit aufgesetztem Kreuz angebaut Obwohl der Pavillon gegenuber der Flucht der Nordfassade des Nordflugels leicht vorsteht ist er diesem dennoch optisch gleich gehalten jedoch entspricht das Sockelgeschoss nunmehr einer vollwertigen Einheit in der an der hochsten Stelle die Tordurchfahrt in den Innenhof eingelassen ist Der Ostflugel als zweites Bauwerk aus dem Jahr 1722 wurde als einschiffige Kapelle uber vier schmale Joche und mit Spitzbogenfenster ausgestattet erbaut und ist mit einem Satteldach bedeckt Nach dem Bau der Herz Jesu Kirche wurde diese als Seitenflugel in den Neubau integriert und zur Sakristei umfunktioniert Ein im Mauerwerk eingearbeiteter Stein auf dem ein dornengekrontes Herz mit Kreuz und vier stilisierten Blumen im Winkel aufgetragen sowie das Chronogramm CrVente Cor transfIXVM pIe aDorate 1722 eingraviert ist belegt das Baujahr der Kapelle nbsp Reliefaufbau am Eingangsportal in der Einfriedungsmauer vor der KircheDer 1727 errichtete Westflugel der Klosteranlage diente als Haupteingang des Klosters der sich an der Sudfassade des Gebaudes befindet Uber dem herabhangenden Tursturz befindet sich heute ein Zementkeil mit der Inschrift IHS 1698 anstelle des ursprunglichen Keilsteins mit dem Chronogramm ChrIste saLVator ConserVa anCILLas tVas In DILeCtIone CorDIs tVI 1727 Im Klostergang auf der Nordseite des Innenhofes findet sich auf einem Blausteinrahmen mit der Jahreszahl 1701 das gleiche Motiv als Hochrelief Hier befanden sich einst auf dem Boden die Grabplatten der Ordensschwestern die nach dem Umbau in die Seitenwand eingelassen wurden darunter die Grabplatte von Goer de Herve der Grunderin und ersten Ordensschwester des Hauses von 1722 bis 1737 Der gesamte Besitz wurde mit einer Einfriedungsmauer versehen die um 1707 erbaut worden sein muss Dies belegt der Aufbau uber dem neugotischen vorgelagerten und zur Einfriedungsmauer gehorenden Portal vor der Kirche worin auf einem quadratischen Stein ebenfalls ein dornengekrontes Herz mit Kreuz und das Chronogramm Cor ChrIstI aDoreMVs 1707 eingearbeitet sind Herz Jesu Kirche Bearbeiten nbsp Herz Jesu KircheDie zwischen 1854 und 1856 nach Planen des Lutticher Architekten G Philip als neuer Sudflugel erbaute Herz Jesu Kirche aus Bruchsteinen gilt als erste neugotische Kapelle im damaligen Kreis Eupen Die im Stil einer dreischiffigen Basilika erbaute Kirche mit ihrem erhohten Mittelschiff und den dort eingebauten Obergaden vermittelt einen breiten Eindruck und verleiht dem Gebaude den Charakter einer englischen Landkirche Dabei liefen dem Architekten schon damals die Kosten aus dem Ruder und der Neubau wurde doppelt so teuer wie zuvor berechnet Das Langhaus erstreckt sich uber funf Joche dem sich der uber zwei Joche gehende etwas niedriger gehaltene Chor ohne Apsis Anbau anschliesst Die einzelnen Jochabschnitte sind an den Aussenwanden durch stutzende Strebepfeiler getrennt und mit einem Spitzbogenfenster versehen Das zweite Joch von links an der Strassenfront ist mit einem vorgebauten kleinen Portalbau versehen der die Hohe des Seitenschiffes hat Sowohl dieser Vorbau als auch das Kirchenschiff selbst ist mit einem spitzen Satteldach bedeckt wobei das Langhaus bei der Sanierung nach dem Grossbrand zusatzlich mit Sonnenkollektoren ausgestattet wurde Der helle und lichtdurchflutete Innenraum der Kirche wird gegliedert durch jeweils funf machtige Saulen rechts und links des Mittelschiffs auf Hohe der Scheidewande die mit kleinen Kapitellen bestuckt sind Oberhalb dieser Kapitelle gehen die Saulen in die spitzbogigen Arkaden der Scheidewande uber Das einheitliche Kirchenmobiliar wurde 1856 in Roermond angefertigt und in den 1960er Jahren nach der Auflosung des Klosters als Mutterhaus und ersten Renovierungen herausgerissen was in der Bevolkerung zu massiver Emporung fuhrte Die Kreuzwegstation und die Orgel auf einer Empore im Bereich des ersten Jochs sind jedoch erhalten geblieben 6 Literatur BearbeitenBerta Ramakers Breuer Die Hildegardisschule auf dem Heidberg In Geschichtliches Eupen Band 41 2007 S 167 171 Das Kloster der Rekollektinnen auf dem Heidberg In C Rutsch Eupen und Umgebung C Jul Mayer Eupen 1879 S 142 146 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Heidberg Eupen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte Kloster Heidberg auf der Homepage des Bildungszentrums Portrat auf ostbelgienkulterbe beEinzelnachweise Bearbeiten Franziskanerinnen vom Heiligsten Herzen Jesu Rekollektinnen Jutta Specht Nonnen ziehen aus Ramersdorfer Kloster aus In Generalanzeiger 27 Oktober 2018 Geschichte der Pater Damian Sekundarschule auf den Seiten der Schulhomepage Grossbrand in Eupen Dachstuhl zerstort Mitteilung auf BRF vom 3 Juli 2010 Kloster Heidberg Offizielle Eroffnungsrede von Ministerin Isabelle Weykmans am 4 September 2014 auf den Seiten der Partei fur Freiheit und Fortschritt Das Pensionat war mein Zuhause In Grenz Echo 12 Juli 2010 50 633655 6 040667 Koordinaten 50 38 1 2 N 6 2 26 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Heidberg amp oldid 227052635