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Die Kleine Hanfmotte Grapholita delineana ist ein Klein Schmetterling aus der Familie der Wickler Tortricidae Seine Raupen sind Schadlinge an Hanf und an Hopfen neben dem Maiszunsler dem Hanferdfloh und verschiedenen Pilzerkrankungen ist sie der wirtschaftlich bedeutsamste Schadling des Nutzhanfs Cannabis sativa und sorgte vor allem wahrend einer epidemischen Ausbreitung in Osteuropa in den 1960er Jahren fur betrachtliche Schaden in der Faserhanfwirtschaft Kleine HanfmotteKleine Hanfmotte Grapholita delineana SystematikFamilie Wickler Tortricidae Unterfamilie OlethreutinaeTribus GrapholitiniGattung GrapholitaUntergattung GrapholitaArt Kleine HanfmotteWissenschaftlicher NameGrapholita delineanaWalker 1863 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Herkunft 3 Lebensweise 3 1 Wirtsspektrum 3 2 Ahnliche Schadbilder 4 Taxonomie und Systematik 5 Schadwirkung 6 Bekampfung 7 Quellen 7 1 Literatur 8 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Mannchen der Kleinen Hanfmotte haben eine Flugelspannweite von 9 13 mm und eine Korperlange von etwa 5 mm die Weibchen sind ein wenig grosser mit einer Flugelspannweite von 10 15 mm und einer Korperlange von 6 7 mm Der Korper hat eine graue bis grau braune Farbung und braune fransige Flugel Auf den Vorderflugeln befindet sich eine weisse Streifung entlang der Vorderkante in der Vorderflugelmitte weisen die Tiere zudem eine weisse Zeichnung aus weissen Winkeln auf Die Raupen sind rosaweiss bis leicht braun und nur leicht sklerotisiert Sie erreichen eine Lange von maximal neun bis zehn Millimetern und besitzen blasse und kaum sichtbare Borstenhaare an den Segmenten Die Bauchbeine besitzen kleine Krallen und die Afterfusse kleine Widerhaken mit denen sich die Tiere in Pflanzenmaterial festkrallen konnen Der Kopf weist eine dunkle gelbbraune Farbe auf und erreicht eine Breite von 0 9 Millimetern die Ocellen sind schwarz Die Verpuppung erfolgt in Kokons aus Seide mit Blattstuckchen der Wirtspflanze die Puppe ist zylindrisch mit konisch zulaufenden Enden und etwa sieben Millimeter lang Verbreitung und Herkunft BearbeitenDer Ursprung der Kleinen Hanfmotte liegt wahrscheinlich in China in den traditionellen Hanfanbauregionen der Provinzen Anhui und Jiangxi oder in anderen asiatischen Gebieten Sie kommt hier zudem vor allem in Korea Japan Pakistan Nepal und Teilen Indiens vor Die Ausbreitung der Art in Osteuropa und die damit verbundenen Ernteausfalle in den 1960er Jahren von der Ukraine und der Sowjetunion uber Ungarn Slowenien Bosnien Serbien Moldawien Rumanien Bulgarien und Griechenland bis Armenien wird auf importiertes Saatgut oder Vogelfutter zuruckgefuhrt das mit Larven der Kleinen Hanfmotte durchsetzt war Das nordlichste Vorkommen der Motte liegt bei Cherkassy in der Ukraine Aus Westeuropa wo vor allem in Frankreich grosse Hanfanbauflachen existieren sind keine Nachweise der Art bekannt Auch nach Amerika wurde die Motte wahrscheinlich uber infiziertes Saatgut oder Vogelfutter eingeschleppt hier wurde sie erstmals 1943 beschrieben Es ist allerdings auch moglich dass die Einschleppung in die USA bereits im 18 Jahrhundert uber Kentucky erfolgte da amerikanische Missionare die in China tatig waren regelmassig Hanfsamen nach Amerika verschickten In den USA war die nordlichste Verbreitung in Minnesota in Kanada mit einer sehr intensiven Hanfwirtschaft sind bislang keine Falle von Hanfmottenbefall dokumentiert Lebensweise BearbeitenDie Kleine Hanfmotte ist nachtaktiv und findet die zur Eiablage gebrauchten Hanf und Hopfenfelder uber ihren Geruchssinn Als sehr kleine Schmetterlinge fliegen sie sehr langsam mit einer Geschwindigkeit von etwa 3 2 bis 4 7 km h und einer maximalen Reichweite von etwa 20 Kilometern Die Weibchen und die durch diese angelockten Mannchen landen am Rand eines gefundenen Hanffeldes meistens im Bereich der ersten drei Meter Nach der Paarung legen die Weibchen 350 bis 500 Eier einzeln an den Stangeln oder Blattunterseiten der Hanf und Hopfenpflanzen ab Die Adulten sterben nach zwei bis drei Wochen je nach klimatischen Bedingungen konnen pro Jahr zwei oder drei Generationen der Kleinen Hanfmotte auftreten Dabei konnen sich die einzelnen Generationen uberlappen sodass regional ganzjahrig Hanfmotten anzutreffen sind Die Larven schlupfen abhangig von der Temperatur nach drei bis sechs Tagen wobei allerdings nur ein sehr kleiner Teil der Larven schlupft oder das erste Larvenstadium uberlebt Die frisch geschlupften Raupen der ersten Entwicklungsstufe ernahren sich vor allem vom weichen Pflanzengewebe an der Unterseite der Hanfblatter und konnen bei starkem Befall die Blatter vollstandig skelettieren d h dass nur die Blattadern stehen bleiben wahrend die weicheren Blattgewebe vollstandig gefressen werden Nach einiger Zeit bohren sich die Larven in die Stangel oder Blattstangel und ernahren sich dort An den Einbohrstellen entwickeln sich gallenartige Verdickungen an den Hanfstangeln durch die Frasstatigkeit im Gewebe konnen die Stangel an diesen Stellen aufbrechen oder auch abknicken Erfolgt die Einbohrung im Bereich des Vegetationskegels kann dieser absterben oder eine Gabelung der Sprossachse erfolgen Die Larven der spateren Generationen ernahren sich zudem von den Bluten und den Samen weshalb sie im englischsprachigen Raum die Namen hemp lef roller und hemp seed eater erhalten haben Sie spinnen hierzu lose Seidennetze um die Samentrager der weiblichen Pflanzen Ab September oder Oktober beginnt die Uberwinterungsphase induziert durch die abnehmende Tageslange und die abnehmenden Temperaturen Die Larven uberwintern in Seidenkokons und zusammengerollten Pflanzenteilen die von ihnen durch Seidenfaden zusammengeklebt wurden Als Puppen uberwintern sie zudem in den Stangelresten und im Boden sowie in Samen die eingelagert wurden Die Verpuppung der uberwinterten Larven beginnt im April im Boden unter Laub und Streu Die adulten Schmetterlinge schlupfen im Mai bis Juni aus den Puppen Wirtsspektrum Bearbeiten nbsp HanfpflanzenDas Wirtsspektrum umfasst nach heutiger Kenntnis nur die nahe verwandten Pflanzengattungen Hanf Cannabis und Hopfen Humulus und ist bei diesen vor allem auf die kultivierten Arten Hanf Cannabis sativa und Echter Hopfen Humulus lupulus konzentriert Dabei wird angenommen dass es zwei Rassen gibt die sich jeweils auf eine Wirtspflanze spezialisiert haben Die hopfenspezialisierte Hanfmotte wurde bislang nur selten beschrieben und hatte in der Regel keine grosse wirtschaftliche Bedeutung Die hanfspezialisierte Rasse stellt dagegen die in Asien Europa und Amerika hauptsachlich vorkommende Art dar Eine spontane Anderung der Wirtspflanzen vom Hanf zum Hopfen wie sie bsp fur den Maiszunsler Ostrinia nubilatis vom Hanf zum Mais angenommen wurde scheint bei der Kleinen Hanfmotte nicht vorzuliegen Die auf Hanfpflanzen aufgewachsenen Larven lassen sich zwar mit Hopfen ernahren knabbern an diesem jedoch nur sehr wenig Ahnliche Schadbilder Bearbeiten Der Befall mit der Kleinen Hanfmotte wird vor allem durch die Bohrlocher und die sich bildenden Gallen erkennbar Dieses Schadbild kann jedoch auch von einer Reihe weiterer Insekten hervorgerufen werden vor allem vom Maiszunsler Ostrinia nubilalis der allerdings meistens in den unteren Pflanzenbereichen auftritt wahrend die Hanfmotte fast ausschliesslich im oberen Drittel der Stangel lebt Weitere Insekten die sich in die Stangel einbohren sind die Russelkafer Rhinoncus pericarpius und Ceutorhynchus rapae und die Nesselmucke Melanogramyza urticivora Taxonomie und Systematik BearbeitenDie Kleine Hanfmotte wurde erstmals durch den britischen Entomologen Walker im Jahr 1863 beschrieben Rudolf Felder ein osterreichischer Entomologe beschrieb 1874 die gleiche Art unter dem Namen Grapholita sinana Bis 1968 waren beide Namen parallel im Gebrauch da man von zwei Arten ausging dies fuhrte insbesondere bei der Epidemie der Motte in den 1960ern in Ost und Sudosteuropa zu starker Verwirrung Die Synonymisierung erfolgte durch Danilevski und Kusnetsov 1968 die auch die ehemaligen Arten G mundana G terstrigana und Laspeyresia quadristriana als Synonyme erkannten und unter dem nun gemeinsamen Namen Grapholita delineana Walker 1863 vereinten In den USA entstanden zudem die Namen G interstictana und G tristrigana die 1982 durch Miller mit G delineana synonymisiert wurden Innerhalb der Wickler wird die Gattung Grapholita mit einer Reihe von Arten in die Unterfamilie Olethreutinae eingeordnet die als Oleuthreutidae ursprunglich eine eigene Familie darstellte Schadwirkung BearbeitenDie Schadwirkung durch den Befall mit Larven der Kleinen Hanfmotte besteht vor allem in der Zerstorung der Hanffasern die durch den Frass im Stangel zerrissen werden und entsprechend nicht mehr als Langfasern fur die Textilindustrie verwendet werden konnen Durch die Zerstorung des Vegetationskegels und die damit verbundene Verastelung werden die Fasern ebenfalls verkurzt Ausserdem bilden die Pflanzen zur Stabilisierung mehr Lignin Fur Rumanien wurden durch den Befall mit den Raupen Faserverluste von bis zu 100 berichtet in der Ukraine zerstorten die Raupen phasenweise bis zu 80 der Blutenstande in befallenen Feldern und in Jugoslawien wurde die Hanfsamenernte um 41 reduziert Ein Befall von 40 Larven kann einen Samling mit einer Hohe von bis zu 25 cm innerhalb von zehn Tagen vollstandig zerstoren zehn Larven pro Pflanze zerstoren das Wachstum und die Samenproduktion vollstandig Bekampfung BearbeitenDie effektivsten Methoden zur Verhinderung der Ausbreitung stellen strenge Kontrollen der Hanfsamentransporte und des Handels dar Der Handel stellt die grosste Gefahr fur eine weitere Ausbreitung der Motten dar wahrend der aktive Flug der Tiere nur lokal von Bedeutung ist Zur direkten Schadlingsbekampfung gibt es eine Reihe von mechanischen biologischen und auch chemischen Massnahmen die genutzt werden konnen Hierzu gehort unter anderem eine moglichst fruhe Ernte der Hanffaser um eine zweite Generation der Motten zu unterbinden sowie eine intensive Bodenbearbeitung und eine Entfernung bzw Vernichtung der Ernteruckstande und Stangelreste nach der Ernte Netz und Lichtfallen konnen wahrend der Ausflugphasen adulte Schmetterlinge abfangen Zur biologischen Schadlingsbekampfung konnen eine Reihe von Insektenarten eingesetzt werden deren Larven in den Raupen der Kleinen Hanfmotte parasitieren Hierzu gehoren naturlich vorkommende Schlupfwespen Tachinidae und Braconidae Kommerziell angeboten werden Arten der Gattung Trichogramma die bereits die Eier der Motten befallen und so eine Schadigung der Pflanzen unterbinden Auch der Einsatz von Pestiziden kann eine Schadigung unterbinden da die Gifte die Larven und Motten abtoten Zum Einsatz kommen vor allem das Bt Toxin und andere Gifte die biologisch abgebaut werden Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten John M McPartland Epidemiology of the Hemp Borer Grapholita delineana Walker Lepidoptera Oleuthreutidae a pest of Cannabis sativa L Journal of Industrial Hemp 7 1 2002 25 42 John M McPartland Cannabis pests Journal of the International Hemp Association 3 2 1996 49 52 55 Weblinks BearbeitenGrapholita delineana Walker 1863 Hanf Wickler Kleine Hanfmotte im LepiWiki Lepiforum e V Grapholita delineana hemp borer im Invasive Species Compendium CAB International Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleine Hanfmotte amp oldid 240007259