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Die Kirche Seedorf ist die reformierte Dorfkirche der Gemeinde Seedorf im Berner Seeland Die Kirchgemeinde Seedorf umfasst die Dorfer Baggwil Frienisberg Frieswil Lobsigen Ruchwil Dampfwil Seedorf Aspi und Wiler In ihren altesten Teilen besteht die Kirche seit dem 12 Jahrhundert Sie bildet auf dem mit Stutzmauern erhohten Standort zusammen mit dem Pfarrhaus von 1547 der Pfrundscheune von 1613 und dem alten Gemeindehaus von 1880 ein von Weitem sichtbares Ensemble Kirche Seedorf von Norden 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 3 Ausstattung 3 1 Wandmalereien 3 2 Wappenscheiben 3 3 Orgeln 3 4 Glocken und Turmuhr 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErstmals wurden in der Grundungsurkunde der Zisterzienserabtei Frienisberg von 1131 ein Leutpriester Meffried von Seedorf und 40 Jahre spater ein Weltpriester Burchard von Seedorf erwahnt Damit kann die Existenz einer Kirche in Seedorf bereits vor der Klostergrundung vermutet werden Die Kirchgemeinde Seedorf mit den Dorfern Lobsigen Baggwil und etlichen Weilern gehorte um 1131 als Eigengut dem Stifter der Abtei Frienisberg Graf Udelhard von Saugern Soyhieres bei Delsberg Er hatte vermutlich von seiner Mutter der Chunizza von Burgund der Tochter der Regina von Oltigen die Besitztumer geerbt Seine Enkel Rudolf Sigmund und Heinrich Grafen von Thierstein verkauften der Abtei 1267 den Grundbesitz das Gericht und den Kirchensatz in Seedorf fur 300 Mark Gold und Silber Die Kirche wurde 1320 dem Kloster inkorporiert Der Abt von Frienisberg Otto von Munsingen verkaufte 1380 den Kirchensatz von Seedorf der Stadt Bern 1386 gelangten die Dorfer der Kirchgemeinde mit dem Burgrechtsvertrag unter die Gerichts und Steuerhoheit der Landvogtei Aarberg Nach der Reformation und der Sakularisation der Abtei 1528 fiel der Grund und Gerichtsbesitz im Kirchspiel Seedorf mit dem Kirchensatz an Bern und wurde bis 1798 von der Vogtei Frienisberg verwaltet Mit Meikirch bildete Seedorf das Klostergericht im Landgericht Zollikofen Mit der Einfuhrung der neuen Bernischen Verfassung wurde Seedorf in die Burger Kirch und Einwohnergemeinde aufgeteilt Die Schule blieb bis 1833 unter der Leitung und Aufsicht der Kirche Ein staatliches Schulkommissariat in dem die Pfarrherren sowie der Lehrer amteten wurde 1856 in ein Schulinspektorat umgewandelt und damit aus den Pflichten der Pfarrer gelost Baugeschichte BearbeitenDie erste romanische Kirche ersetzte vermutlich einen kleineren Vorgangerbau und wurde im 12 Jahrhundert uber einem fruh und hochmittelalterlichen Graberfeld erbaut und hatte ein Langhaus von 17 8 7 m und einen durch einen Rundbogen abgetrennten um je 1 6 m eingezogenen quadratischen Chorraum von 5 2 m Kantenlange Bei den Ausgrabungen der Jahre 1976 1977 fanden die Archaologen unter dem Kirchenlanghaus Graber aus zwei verschiedenen alteren Epochen Man fand keine Grabbeigaben die Schlusse auf die genaue Bestattungszeit zuliessen Im Februar 1858 kam bei Grabungen im Bereich des alten Gemeindehauses in einem Felseneinschnitt ein steinerner Sarkophag aus dem 7 oder 8 Jahrhundert zum Vorschein der heute neben dem Turm aufgestellt ist Der Berner Altertumsforscher Albert Jahn beschreibt diesen Fund in einem Artikel als roh behauenen Muschelsandsteinblock mit einem separaten Deckel versehen der bei der Bergung zerbrach und verschwunden sei Sein Alters sei unbestimmbar jedoch wesentlich alter als die Kirche Es seien wiederholt auch weitere in den Gesteinsgrund gewolbte Grablegen gefunden und dabei unsorgfaltig zerstort worden 1 Der ehemalige Haupteingang der Kirche befand sich an der Westfront Von den romanischen Fenstern sind heute noch zwei an der Nordwand und vier an der Sudwand erhalten Im 14 Jahrhundert wurde die Westseite des Langhauses erneuert Das Hauptportal wurde aus der Mittelachse sudlich verschoben Es ist heute zugemauert und aussen neben dem spateren Turm mit dem spitzbogigen Gewande sichtbar Das noch vorhandenes Rundbogenportal mit 1 5 m Breite und 2 4 m Hohe in der Mitte der Sudwand durfte in dieser Zeit entstanden sein Aus dem 14 Jahrhundert stammen auch die meisten Wandmalereien Anstelle des Westportals wurde im 16 Jahrhundert der neue Zugang an der westlichen Seite der Sudwand erstellt Uber dem Portal sind zwei Wappen mit dem Berner Baren und die Jahreszahl 1584 eingemeisselt Der spatgotische Taufstein von 1582 tragt in griechischer Schrift das Bibelwort Nach seinem Erbarmen rettet er uns durch das Bad der Wiedergeburt Am Sockel tragt er die Wappen der Familie von Mulinen zwei Bernerwappen des Klosters Frienisberg und des Zisterzienserordens Er steht heute mit einem modernen Messingdeckel bei der Kanzel im Chorbereich nbsp Kirche mit Pfarrhaus 1824 1640 baute man mit Muschelsandstein vermutlich vom nahen Schallenberg bei Allenwil den 37 m hohen Turm an der Westwand des Langhauses Sein barockes Schweifgiebeldach wurde 1862 durch das heutige Helmdach mit Kreuz und Wetterfahne ersetzt Mit den Umbauten zu Beginn des 18 Jahrhunderts hat man die Kirche dem Barockstil der Zeit angepasst Die Wand zum Chor wurde geoffnet und der Chorbogen entfernt Anstelle des quadratischen entstand ein oktogonaler Chor mit drei hohen Fenstern in der gleichen Breite und Hohe des Langschiffes Die romanischen Fenster im Obergaden wurden zugemauert und dafur zwei grosse Stichbogenfenster eingebaut dazu ein dritter Eingang an der Sudseite neben der Kanzeltreppe zum Chorraum Uber den zwei jungeren Turen wurden Radfenster ausgebrochen Die barocke Decke war zur Vermeidung harter Ubergange mehreckig gestaltet Der Kunstmaler Ernst Linck der die Berner Brunnen farblich gefasst hatte und fur die Kirche von Kirchlindach das Chorfenster mit der Christusfigur entwarf wurde 1924 mit der farblichen Gestaltung der Innenwande beauftragt wobei er angeblich seiner kunstlerischen Freiheit keinen Zwang antat 1976 1977 wurde die Kirche total renoviert Es wurde versucht den ursprunglichen Zustand so weit als moglich wiederherzustellen Beim Abtragen der Farbschichten kamen die zugemauerten romanischen Fenster wieder zum Vorschein Daraufhin wurden die hohen Fenster aus dem 18 Jahrhundert zugemauert und die Fensteroffnungen im Obergaden wieder hergestellt Die Malereien aus den Fensterlaibungen sind auf Tafeln aufgezogen an der Nordwand befestigt Fragmente von mittelalterlichen Fresken wurden wieder sichtbar gemacht und die Wande in hellem Weiss gestrichen Die Decke wurde vom barocken Zierrat befreit und mit Holzbrettern verschalt so wie es im 16 Jahrhundert ublich war Aus praktischen Grunden hat man den Taufstein seitlich zur Kanzel verschoben um Platz fur Konzertdarbietungen in der Kirche zu schaffen Aussen wurden die zwei Pforten zum Schiff mit einem langen Vordach uberdeckt Ausstattung BearbeitenDie Kanzel von 1715 ist mit den gleichen barocken Stilelementen wie das Chorgestuhl gestaltet Neben den drei uberhohten Chorgerichtsstuhlen sind fur die Taufpaten funf Stuhle im sogenannten Gottengestuhl umschlossen Daruber an der nordlichen Chorwand hat die Witwe des 1758 verstorbenen Johann Rudolf von Steiger des letzten Landvogts von Frienisberg ein Denkmal ihres Schmerzes errichten lassen Eine beschriftete Tafel aus schwarzem Marmor wird von einem Rahmen aus Sandstein umfasst Daruber ein Waffenzierhelm und ein geschwungener Bogen mit zwei weinenden Putti und einer zapfenahnlichen Vase Unter der Schriftplatte das Wappen der Steiger mit dem Steinbock Wandmalereien Bearbeiten Bei den Restaurierungsarbeiten 1976 1977 wurden unter mehreren Putzschichten Malereien aus dem 14 Jahrhundert entdeckt Von den Fresken aus fruheren Epochen ist an der Nordwand schwach sichtbar eine noch altere hohe Christophorusfigur ohne Kopf und Fusspartie vorhanden Lediglich wenige Bart und Kopfhaare und Reste eines Heiligenscheins und ein mit Rauten und Kreisornamenten verzierter Rock und Mantel sind erhalten geblieben An der Sudwand ist ein Lebensbaum mit nackten Figuren und Spuren weiterer Bildnisse und Ornamente zu sehen Weitere florale Elemente befinden sich in den romanischen Fenster und Turgewanden Wappenscheiben Bearbeiten Die Bedeutung der Kirche von Seedorf neben Frienisberg als Sitz eines Landvogts wurde 1716 durch die Stiftung von Glasmalereien durch Berner Regierungsmitglieder betont Es sind dies im linken Fenster das Wappen des Venners Albrecht von Erlach 1679 bis 1685 Landvogt zu Frienisberg und das Wappen von Niklaus Tscharner derzeitiger Venner In der Mitte unter dem Wappen der Stadt Bern das Wappen des Burckhart Engel 1712 bis 1718 Landvogt zu Frienisberg und des Deutscheckelmeisters Gabriel Thormann 1654 bis 1716 Im rechten Fenster befinden sich die Wappen des Venners 1636 bis 1719 Carolus von Buren Freiherr von Vaumarcus und des Ludwig Lerber Landvogt von 1656 bis 1662 Im Radfenster ist das des Pradikanten David Hug von Seedorf Die Wappenscheiben stehen unter Denkmalschutz nbsp Wappen des Venners Albrecht von Erlach 1679 bis 1685 Landvogt zu Frienisberg und das Wappen von Niklaus Tscharner derzeitiger Venner nbsp Wappen der Stadt Bern das Wappen des Burckhart Engel 1712 bis 1718 Landvogt zu Frienisberg und des Seckelmeisters Gabriel Thormann 1654 bis 1716 nbsp Wappen des Venners 1636 bis 1719 Carolus von Buren Freiherr von Vaumarcus und des Ludwig Lerber Landvogt von 1656 bis 1662 nbsp Wappen des Pradikanten David Hug von SeedorfDie Wappenscheiben wurden 2017 nach einem Beschluss der Kirchgemeindeversammlung ohne Zustimmung der Denkmalpflege des Kantons Berns entfernt um gegen die Streichung von Pfarrstellen zu protestieren 2 Geplant ist zudem die Wappenscheiben langerfristig durch solche mit religiosen Symbolen zu ersetzen Orgeln Bearbeiten 1836 erhielt Seedorf eine erste Orgel auf der neuerstellten Empore Den Gebrudern Wahli Orgelbauer auf dem Ferenberg wurde Geld aus der Gemeindekanzlei bezahlt Der Gesamtpreis betrug 2 370 50 Fr Es soll sich um ein Werk mit zwolf Registern gehandelt haben Davor sorgten seelandtypische Singcollegii und acht Musikanten fur die musikalische Unterstutzung der sonntaglichen Predigt 1925 baute Goll eine neue Orgel vermutlich in dem alten Gehause die bis 1963 im Einsatz war 3 Die moderne Orgel von Kuhn AG Mannedorf wurde 1964 auf der Empore aufgestellt Mit zwei Manualen und Pedal sowie 19 Registern und einem Auszug wird das Hauptwerk und das Ruckpositiv bedient Die Kosten fur die Orgel und die Umgestaltung der Empore betrugen 96 000 Franken 4 Glocken und Turmuhr Bearbeiten Die zwei alten Glocken wurden 1950 vom Turm geholt und beim nordlichen Kirchenzugang aufgestellt Johann Witzig aus Biel goss die grossere 1723 als Umguss der gespaltenen Vorgangerin und versah sie mit den Namen der Spender Die kleinere stammt aus dem 15 Jahrhundert Sie tragt den Spruch O rex glorie veni nobis cum ave maria gratia Eine zu ihr passende Gussgrube wurde mit einer zweiten bei Ausgrabungen in der Kirche freigelegt Um das schwache zweistimmige Gelaute zu ersetzen erzielte 1949 eine freiwillige Sammlung den Betrag von 46 388 85 Franken Damit konnte man ein elektrisch betriebenes Gelaute anschaffen Die vier neuen Glocken wurden am 24 Februar 1950 im Beisein vieler Gemeindemitglieder durch die Firma H Ruetschi AG Aarau gegossen und von vier Pferdefuhrwerken von der Bahnstation Suberg zur Kirche Seedorf gefuhrt Am 6 Mai 1950 wurden sie aufgezogen Tatsachliche Kosten 56 000 Franken Die Glocken tragen die Namen der Evangelisten und je einen passenden Bibelspruch Die Johannesglocke wiegt 1600 kg Ton D Jedermann wird erkennen dass ihr meine Junger seid so ihr Liebe untereinander habt Die Matthausglocke wiegt 1050 kg Ton F Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit Die Lukasglocke wiegt 800 kg Ton G Ehre sei Gott in der Hohe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen Die Markusglocke wiegt 400 kg Ton A Himmel und Erde werden vergehen meine Worte aber werden nicht vergehen 5 Die Turmuhr mit ihren vier Zifferblattern ist noch im originalen Zustand von 1899 und lauft bisher ohne grosse Reparaturen Literatur BearbeitenAnne Marie Dubler Seedorf BE In Historisches Lexikon der Schweiz Robert Aeberhard Ernst Pfeifer Kirchen im Seeland Verlag W Gassmann Biel 1980 Seiten 79 81 Alfred Studer et al Seedorf einst und jetzt Illustrationen Gertrud Iseli Emil Bartschi Fritz Baumgartner Kulturkommission Seedorf Gemeinderat Seedorf BE 1976Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in Seedorf BEWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirche Seedorf BE Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Kirchgemeinde SeedorfEinzelnachweise Bearbeiten Der Sarkophag von Seedorf doi 10 5169 seals 370719 PDF 2 0 MB Jana Talos Seedorf Protest gegen die Obrigkeit In bernerzeitung ch Tamedia 14 Mai 2017 abgerufen am 7 Juni 2017 Hans Gugger Die bernischen Orgeln Seiten 477 478 Peter Fasler und Co Autoren Seedorf Ref Kirche Orgel Profile Bern Teil 4 In Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein Abgerufen am 2 April 2017 Aus der Broschure der Kirchgemeinde Der Turm der Kirche Seedorf Angaben zu den Glocken47 034259 7 311291 Koordinaten 47 2 3 3 N 7 18 40 6 O CH1903 590321 209255 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche Seedorf BE amp oldid 231207010