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Der Kauf von Offizierspatenten war in der British Army wahrend der langsten Zeit ihres Bestehens ublich Diese Verfahrensweise wurde 1683 wahrend der Regentschaft Karls II eingefuhrt und bis zu ihrer Abschaffung im Zuge der Cardwell Reformen im Jahre 1871 beibehalten In dieser Zeit wurden etwa zwei Drittel aller Patente durch Kauf erlangt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vereinigtes Konigreich 2 Andere europaische Staaten 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVereinigtes Konigreich BearbeitenNur Patente fur Kavallerie und Infanterieregimenter konnten gekauft werden und daher nur bis zum Rang eines Colonel Oberst Patente der Royal Engineers Konigliche Pioniere und der Royal Artillery Konigliche Artillerie waren den Absolventen eines Lehrgangs an der Koniglichen Militarakademie in Woolwich vorbehalten und weitere Beforderung erfolgte nach Dienstalter Offiziere die ihre Patente gekauft hatten blickten auf diese Offiziere und auch auf die Armeeoffiziere der Britischen Ostindien Kompanie herab so als waren sie keine richtigen Gentlemen Auch die Royal Navy praktizierte niemals den Verkauf von Offizierspatenten sondern der Aufstieg in den Offiziersrangen erfolgte nur aufgrund von Leistung oder Dienstalter so jedenfalls in der Theorie Es gab verschiedene Hauptgrunde fur den Verkauf von Patenten Er erhielt die gesellschaftliche Exklusivitat der Offiziersklasse Er diente als eine mogliche Absicherung gegen Autoritatsmissbrauch grobe Fahrlassigkeit oder Inkompetenz Die Patente von in Ungnade gefallenen Offizieren konnten von der Krone kassiert werden d h die Patente wurden ohne Ruckvergutung eingezogen Er gewahrleistete dass sich die Offiziersklasse hauptsachlich aus Personen zusammensetzte die ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Status quo hatten wodurch die Wahrscheinlichkeit der Teilnahme von Einheiten der Armee an Revolutionen oder Putschversuchen verringert wurde Er gewahrleistete dass die Offiziere uber private Mittel verfugten und kaum an Plunderungen und Brandschatzungen beteiligt waren oder die Soldaten unter ihrem Kommando betrogen indem sie sich an Armeevorraten bereicherten Er versorgte ehrenhaft ausgeschiedene Offiziere mit einer sofortigen Geldquelle Die offiziellen Werte der Patente variierten von Regiment zu Regiment gewohnlich im Verhaltnis zum offentlichen Ansehen der verschiedenen Regimenter 2 Als Beispiel im Jahr 1837 Rang entspr Life Guards Kavallerie Foot Guards Infanterie Abschlag bei HalbsoldCornet Ensign Unterleutnant 1260 840 1200 450 150Lieutenant Leutnant 1785 1190 2050 700 365Captain Hauptmann 3500 3225 4800 1800 511Major Major 5350 4575 8300 3200 949Lieutenant Colonel Oberstleutnant 7250 6175 9000 4500 1314Ein Landarbeiter verdiente ungefahr 30 bis 40 Pfund pro Jahr Diese Preise wurden nicht aufsummiert Um ein Offizierspatent zu kaufen musste ein Offizier nur die Preisdifferenz zwischen seinem momentanen und dem angestrebten Rang bezahlen 3 Theoretisch konnte man ein Offizierspatent nur zu seinem offiziellen Wert verkaufen und es sollte zuerst dem Offizier mit dem nachsthochsten Dienstalter im selben Regiment angeboten werden 4 In der Praxis gab es jedoch einen inoffiziellen hoheren Preis oder Regimentswert der auch das Doppelte des offiziellen Preises betragen konnte Begehrte Patente in Regimentern die gerade in Mode waren wurden oft in einer unziemlichen Versteigerung an den hochsten Bieter verkauft Ein eigennutziger Offizier mag sein Patent sicherlich als Rentenversicherung angesehen und die Steigerung seines Wertes gefordert haben Es war nicht ungewohnlich fur Offiziere die sich finanziell ubernahmen oder in Schulden gerieten dass sie ihre Patente verkauften um die Verbindlichkeiten zu begleichen Gesellschaftliche Exklusivitat wurde nicht allein durch das Geld gewahrt die Colonels hatten als Regimentskommandeure auch das Recht jemandem die Erlaubnis fur den Kauf eines Offizierspatents zu verweigern wenn derjenige zwar das notige Geld aber nicht den gewunschten gesellschaftlichen Hintergrund hatte und das taten sie des Ofteren Das war besonders in den Household und Guards Regimentern der Fall die von Aristokraten beherrscht wurden Andererseits war es nicht ungewohnlich dass Colonels verdienten rangaltesten Unteroffizieren oder Stabsfeldwebeln die notigen Geldmittel liehen um Offizierspatente zu kaufen 5 Nicht fur alle Erst Patente oder Beforderungen wurde gezahlt War ein Offizier im Kampf gefallen oder in den Stab berufen worden normalerweise dadurch dass er zum Major General befordert wurde entstand dadurch eine Serie von nicht monetaren freien Posten in seinem Regiment Dies konnte auch geschehen wenn neue Regimenter oder Bataillone geschaffen oder bestehende Strukturen von vorhandenen Einheiten erweitert wurden Starben Offiziere jedoch an einer Krankheit oder gingen in Pension gleich ob bei vollem oder Halbsold oder schieden die Offiziere aus dem Dienst aus dann konnten diese freien Posten verkauft werden 2 Bevor ein Offizier der einen nicht monetaren Posten besetzt hatte sein Patent verkaufen konnte musste eine gewisse Zeit verstreichen normalerweise einige Jahre Wenn z B ein Captain zum Major auf einen nicht monetaren Posten befordert wurde und sich gleich danach entschloss die Armee zu verlassen erhielt er nur den Gegenwert seines Captainspatents Es gab vielfaltige Vorschriften die die erforderliche Mindest Dienstzeit in einem gegebenen Rang regelten und die Offiziere daran hinderten ihre Patente zu verkaufen oder zu tauschen um den aktiven Dienst zu vermeiden Ausnahmen und Freistellungen davon lagen im Ermessen des Oberbefehlshabers Im Jahre 1806 kam es zu einem Riesenskandal als aufgedeckt wurde dass Mary Anne Clarke die Matresse des damaligen Oberbefehlshabers Prince Frederick Duke of York and Albany auf eigene Rechnung Offizierspatente verkaufte 6 Die moglichen negativen Folgen des Systems wurden durch einschneidende Konflikte wie die Napoleonischen Kriege gemildert die schwere Ausfalle in den hoheren Rangen nach sich zogen wodurch viele nicht monetare Posten entstanden und die auch reiche Dilettanten abschreckten welche kein Interesse an einem Frontkommando hatten Gleichzeitig wurde dadurch sichergestellt dass viele Patente nur zu ihrem Nominalwert weitergegeben wurden Es gab auch die Moglichkeit verdiente Offiziere zu einem Brevet Rang zu befordern Ein Offizier der in seinem Regiment vielleicht Untergebener oder Captain war besass in Bezug auf andere Einheiten oder verbundete Armeen einen hoheren Ehren Rang oder ihm wurde vom Oberbefehlshaber oder vom Konig in Anerkennung seines verdienstvollen Einsatzes oder einer besonderen Heldentat ein hoherer Armee Rang verliehen Offiziere die die Nachricht eines Sieges uberbrachten wie z B den Sieg in der Schlacht bei Waterloo erhielten haufig so eine Beforderung und wurden fur diesen Zweck sicherlich von ihrem kommandierenden General speziell ausgesucht Die mit dem Kauf von Offizierspatenten verbundenen Missbrauche erreichten in der langen Friedenszeit zwischen den Napoleonischen Kriegen und dem Krimkrieg ihren Hohepunkt als Lord Cardigan 40 000 Pfund fur ein Colonelspatent der angesagten 11 Husaren zahlte Auf der Krim wurde offensichtlich dass das Kaufsystem haufig eine inkompetente militarische Fuhrung zur Folge hatte wie bei jenen Befehlen die zur Attacke der Leichten Brigade fuhrten 1855 wurde eine Untersuchungskommission eingesetzt die Commission on Purchase die diese Vorgehensweise in ein sehr schlechtes Licht ruckte Der Kauf von Offizierspatenten wurde schliesslich 1871 als Teil der Cardwell Reformen abgeschafft die viele Strukturen und Methoden der Army veranderten Das starre System der Beforderung nach Dienstalter welches in der Armee der Britischen Ostindien Kompanie angewandt wurde hatte seine eigenen Nachteile die sichtbar wurden als nach einer langen Friedenszeit ernsthafte Konflikte ausbrachen wie z B der Erste Sikh Krieg oder der Indische Aufstand von 1857 Viele altere Offiziere waren zu betagt oder gebrechlich um im Feld effektiv zu kommandieren Wegen der langen Geltungsdauer dieser Methode und wegen ihrer besonderen Reputation ist es nicht erstaunlich dass in praktisch allen Konflikten der British Army die Oberkommandierenden eines oder mehrere ihrer Patente gekauft hatten z B General John Burgoyne Oberkommandierender in der Schlacht von Saratoga einem Wendepunkt im Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg Feldmarschall Arthur Wellesley 1 Duke of Wellington Oberkommandierender in der Schlacht bei Waterloo dem endgultigen Sieg uber Napoleon Bonaparte General Fitzroy Somerset 1 Baron Raglan Oberkommandierender der Britischen Armee im Krimkrieg und hier auch Lord Lucan der Befehlshaber der Kavalleriedivision und Lord Cardigan der Kommandeur der Leichten BrigadeAndere europaische Staaten BearbeitenOffiziersposten waren in den europaischen Staaten bis auf Ausnahmen dem Adel vorbehalten In der russischen und in der preussischen Armee wurden Offizierspatente allerdings nicht verkauft der Adel wurde im Gegenteil zum Militardienst verpflichtet so in Preussen unter den Soldatenkonig Friedrich Wilhelm I In der franzosischen Armee wurden Offizierspatente bis zur Franzosischen Revolution und damit dem Ende der Monarchie verkauft Die veranderte Situation macht das Napoleon zugeschriebene Zitat Jeder meiner Soldaten tragt den Marschallstab im Tornister deutlich Moglicherweise lebte die Verfahrensweise in der Grande Armee wieder auf hauptsachlich bei den Alliierten und in den Satellitenstaaten In der osterreichischen Armee wurde der Verkauf von Offizierspatenten 1803 abgeschafft Trotzdem war es legal dass zwei Offiziere ihren Rang tauschten Diese Moglichkeit gab es bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts Die British Army die dieses System wahrend der meisten Zeit ihrer Geschichte benutzte war die letzte die es abschaffte Literatur BearbeitenCecil Woodham Smith The Reason Why The Story of the Fatal Charge of the Light Brigade Penguin 1953 Reprint edition July 1 1991 ISBN 0 14 001278 8 Byron Farwell Queen Victoria s Little Wars Wordsworth Military Library 1973 ISBN 1 84022 216 6 Richard Holmes Redcoat Harper Collins Hammersmith 2001 ISBN 0 00 653152 0 Anthony P C Bruce The Purchase System in the British Army 1660 1871 Royal Historical Society London 1980Weblinks BearbeitenSouth African Defence Journal Wars and Conflict BBC HistoryEinzelnachweise Bearbeiten Prof Richard Holms The Soldier s Trade in a Changing World In Jbbc co uk history 2006 abgerufen am 27 Juli 2014 a b John Armatys Robert George Cordery The Purchase of Officers Commissions in the British Army Colonial Wargames 2005 archiviert vom Original am 20 Mai 2016 abgerufen am 27 Juli 2014 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www colonialwargaming co uk Jeremy Goldsmith A gentleman and an officer Army commissions In Family Tree Magazine Jahrgang 23 May 2007 Heft 7 S 10 13 Holmes S 161 Holmes S 166 167 Holmes S 82 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kauf von Offizierspatenten in der British Army amp oldid 202876934