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Karl von Niederlothringen Sommer 953 in Reims 991 im Kerker zu Orleans begraben in Maastricht in der Kirche St Servatius war Herzog von Niederlothringen 977 991 und 987 Pratendent auf das Westfrankische Konigreich 1 Karl und sein Bruder Lothar von FrankreichGrab von Karl in der Servatiusbasilika in MaastrichtLithograph aus ca 1850 mit der Unterschrift Fondateur de Bruxelles Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 3 Familie 4 Rezeption 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenKarl stammte aus dem westfrankischen Zweig des Geschlechts der Karolinger das damals im Ostfrankenreich bereits ausgestorben war im Westfrankenreich aber noch die herrschende Konigsdynastie war Er war ein Enkel von Karl III dem Einfaltigen Konig von Westfranken 898 922 und Konig von Niederlothringen 911 922 der 922 abgesetzt wurde und 929 verstarb aus dessen zweiter Ehe mit Edgiva von Wessex nach 951 einer Tochter von Konig Eduard I von Wessex Seine Eltern waren der westfrankische Konig Ludwig IV genannt der Uberseeische 10 September 954 und dessen Gemahlin Gerberga von Sachsen 5 Mai 984 eine Schwester von Kaiser Otto I dem Grossen Leben BearbeitenAls Konig Ludwig IV 954 durch einen Unfall starb waren von seinen funf Sohnen nur noch zwei am Leben der dreizehnjahrige Lothar und der erst einjahrige Karl Moglicherweise hatte Ludwig eine Reichsteilung erwogen doch war nun von einer Beteiligung des kleinen Karl an der Erbschaft keine Rede mehr Lothar wurde mit dem Einverstandnis des machtigsten Kronvasallen Hugos des Grossen aus dem Geschlecht der Robertiner zum alleinigen Konig des Westfrankenreichs gekront wahrend fur Karl kein Reichsteil oder Lehen vorgesehen war Karl lebte am Hof seines Bruders Als er heranwuchs fuhrte der Umstand dass er nicht standesgemass ausgestattet war zu Spannungen Karl hatte keine Funktion kriegerische Betatigung konnte ihn seinem Ziel ein Herrschaftsgebiet zu gewinnen naher bringen Eine Gelegenheit dazu bot sich nach dem Tod Ottos des Grossen 973 im Streit um die Grafschaft Hennegau die zum Herzogtum Lothringen gehorte das damals dem ostfrankischen Herrscher unterstellt war Der dortige Graf Reginar III Langhals hatte nach einer Niederlage gegen die Ottonen im Jahr 958 in die Verbannung gehen mussen womit seine damals noch unmundigen Sohne Reginar IV und Lambert I ihr Erbrecht einbussten Sie flohen ins Westfrankenreich Sobald Otto der Grosse nicht mehr am Leben war griffen sie zu den Waffen um den Hennegau zuruckzuerobern Einen ersten Angriff schlug der neue Konig Otto II zuruck 976 griffen die beiden erneut an wobei sie vom westfrankischen Hof unterstutzt wurden Karl nahm an dem Feldzug teil der jedoch scheiterte Lothar weigerte sich weiterhin seinen jungeren Bruder territorial auszustatten Zwischen den beiden kam es zu einem schweren Zerwurfnis Karl beschuldigte die Konigin Emma des Ehebruchs mit Bischof Adalbero von Laon Wegen dieses Skandals musste Karl das Reich seines Bruders verlassen Spater wurden Emma und Adalbero auf dem Konzil von Saint Macre bei Reims von allen Vorwurfen entlastet In dieser Lage unternahm Otto II einen uberraschenden Schachzug er gab nicht nur Reginar und Lambert den grossten Teil ihrer Erbguter zuruck sondern zog auch Karl auf seine Seite hinuber indem er ihn mit dem Herzogtum Niederlothringen dem nordlichen Teil des Herzogtums Lothringen belehnte Lothar deutete dies als feindlichen Akt und versuchte 978 vergeblich Otto durch einen Uberraschungsangriff auf Aachen gefangen zu nehmen Beim Gegenangriff Ottos auf Lothars Reich noch im selben Jahr reihte sich Karl in die Invasionsstreitmacht ein Das ottonische Heer eroberte zwei Pfalzen und die Stadt Laon richtete aber ansonsten wenig aus da der westfrankische Adel seinem Konig treu blieb Daher kam ein Plan den ehrgeizigen weiterhin unzufriedenen Karl als Gegenkonig seinem Bruder entgegenzustellen nicht zur Ausfuhrung Im Mai 980 schlossen Lothar und Otto Frieden und Karl hatte ein weiteres Mal das Nachsehen Als Lothar 986 starb konnte ihm sein Sohn Ludwig V der bereits Mitkonig war problemlos nachfolgen doch als Ludwig schon vierzehn Monate spater am 21 Mai 987 todlich verungluckte und keinen Erben hinterliess bot sich Karl eine neue Chance Nun war Karl der einzige uberlebende erbberechtigte Karolinger und als solcher der naturliche Kandidat fur die Nachfolge seines Neffen Ludwig Er wurde jedoch ein weiteres Mal ubergangen denn nun entschieden sich massgebliche Adelskreise von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und den Robertiner Hugo Capet den Sohn Hugos des Grossen zum Konig zu erheben Angeblich wurde dabei argumentiert Karl sei ungeeignet da er als Herzog von Niederlothringen Vasall eines auswartigen Herrschers sei und eine unstandesgemasse Ehe geschlossen habe diese Grunde waren aber falls sie uberhaupt vorgebracht wurden nur vorgeschoben Noch im selben Jahr konnte Hugo erreichen dass sein Sohn Robert II zum Mitkonig gekront wurde wobei keine Wahl stattfand So wurde die dynastische Erbfolge gesichert und das Karolingergeschlecht endgultig durch die neue Dynastie ersetzt die spater nach Hugos Beinamen Kapetinger genannt wurde Damit wollte sich Karl nicht abfinden Im folgenden Jahr griff er zu den Waffen um seinen Thronanspruch gewaltsam durchzusetzen Er nahm Laon ein dort fielen seine Feindin die Koniginwitwe Emma und ihr angeblicher Geliebter Bischof Adalbero in seine Hande Zwei Versuche Hugos zur Ruckeroberung scheiterten Die Kaiserin Theophanu an die sich Karl als ottonischer Vasall mit der Bitte um Hilfe gewandt hatte machte einen Vermittlungsvorschlag Karl sollte Emma und Adalbero freilassen und Hugo dafur die Belagerung Laons aufgeben Hugo nahm an Karl lehnte ab Im August 989 erzielte Karl einen bedeutenden Erfolg indem er Reims eroberte die Stadt deren Bischof die westfrankischen bzw franzosischen Konige zu kronen pflegte Dies gelang ihm durch den Verrat des dortigen Bischofs Arnulf der ein nicht erbberechtigter Karolinger war ein unehelicher Sohn Konig Lothars und somit Neffe Karls Arnulf war erst kurz zuvor von Hugo Capet zum Bischof bestimmt worden Karl nutzte die Gelegenheit nicht seinen Anspruch auf die Konigswurde mit einer Wahl und Kronung in Reims zu bekraftigen dieses Versaumnis zeigte seine Schwache die durch die geringe Zahl seiner Anhanger bedingt war Adalbero von Laon konnte aus der Haft entkommen schloss sich dann aber Karl an und wurde von ihm wieder in sein Bistum eingesetzt Es gelang ihm Karls Vertrauen zu gewinnen Die damit erlangte Position nutzte Adalbero zum Verrat Er offnete in der Nacht vom 29 zum 30 Marz 991 die Stadttore von Laon und liess kapetingische Truppen herein Der im Schlaf uberraschte Karl wurde samt seiner Familie gefangen genommen Er blieb bis zu seinem Tod in Orleans in Haft Er ist in Maastricht in der Kirche St Servatius beerdigt In Niederlothringen hatte Karl einen Sohn namens Otto zuruckgelassen der dort sein Nachfolger als Herzog wurde Familie BearbeitenKarl heiratete vor 979 wohl um 975 Adelheid uber die ansonsten nichts bekannt ist und hatte mit ihr funf Kinder Gerberga wohl 975 27 Januar nach 1018 um 985 990 Lambert I Graf von Lowen 12 September 1015 Reginare Otto wohl 975 1005 06 991 Herzog von Niederlothringen Ludwig vor 989 nach 993 Karl 989 nach 991 Adelheid nach 1012 990 Albert I Graf von Namur kurz vor 1011 Haus Namur Rezeption BearbeitenDer Verrat dem Karl zum Opfer fiel erregte grosses Aufsehen und wurde von der Nachwelt als Schandtat gebrandmarkt und mit dem Verrat des Judas Iskariot an Christus verglichen Im 16 Jahrhundert versuchten lothringische Geschichtsschreiber die Legitimitat der Herzoge von Lothringen durch eine direkte Verbindung mit den Karolingern zu erhohen sie bezeichneten daher den 991 gestorbenen Herzog Karl von Niederlothringen als Karl I und begannen die Zahlung der Herzoge von Ober lothringen dieses Namens mit Karl II diese Vorgehensweise hat sich bis heute erhalten Literatur BearbeitenLudwig Friedrich Karl von Kalckstein Karl Herzog von Niederlothringen In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 15 Duncker amp Humblot Leipzig 1882 S 163 f Brigitte Kasten Konigssohne und Konigsherrschaft Untersuchungen zur Teilhabe am Reich in der Merowinger und Karolingerzeit Schriften der Monumenta Germaniae Historica Bd 44 Hahn Hannover 1997 ISBN 3 7752 5444 7 Zugleich Bremen Universitat Habilitations Schrift 1996 Walther Kienast Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit 900 1270 Weltkaiser und Einzelkonige Monographien zur Geschichte des Mittelalters Bd 9 1 Band 1 2 vollig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage Hiersemann Stuttgart 1974 ISBN 3 7772 7428 3 Ferdinand Lot Les derniers Carolingiens Lothaire Louis V Charles de Lorraine 954 991 Bibliotheque de l Ecole des Hautes Etudes 4 Section Sciences Historiques et Philologiques Bd 87 ISSN 0761 148X Bouillon Paris 1891 Digitalisat veraltete aber sehr grundliche Untersuchung eines hervorragenden Gelehrten Theodor Schieffer Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 229 f Digitalisat Europaische Stammtafeln Neue Folge Band II Tafel 1 Verlag J A Stargardt 1984Einzelnachweise Bearbeiten Europaische Stammtafeln Neue Folge Band II Tafel 1 Verlag J A Stargardt 1984VorgangerAmtNachfolgerGottfried I Herzog Richar Inhaber der Exekutivgewalt Herzog von Niederlothringen 977 991OttoNormdaten Person GND 138773858 lobid OGND AKS LCCN no2018161838 VIAF 213123319 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME KarlALTERNATIVNAMEN Herzog von NiederlothringenKURZBESCHREIBUNG jungerer Sohn des Konigs Ludwig IV von FrankreichGEBURTSDATUM 953GEBURTSORT ReimsSTERBEDATUM 991 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Niederlothringen amp oldid 213184936