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Karl Otto Klingenfuss Schreibweise auch Klingenfuss 8 Januar 1901 in Mannheim 30 April 1990 in Buenos Aires war ein deutscher Diplomat Inhaltsverzeichnis 1 Studium und NSDAP 2 Auswartiges Amt 3 Gesuch um Versetzung 4 Anklage und Flucht 5 Schriften 6 Referenzen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseStudium und NSDAP BearbeitenDer Sohn des Christian Friedrich Klingenfuss der bei der Bahn als Arbeiter beschaftigt war und seiner Ehefrau Emmi Wolter studierte in Wien Heidelberg und Freiburg Breisgau und promovierte im Jahre 1925 zum Dr phil Zwei Jahre danach erhielt er ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft um sich im Deutschen Ausland Institut DAI in Stuttgart mit Problemstellungen von Rechten bei Minderheiten und anderen Fragen des Volkstums zu beschaftigen Im Jahre 1929 ubernahm er im DAI eine feste Beschaftigung um dann ab 1932 als Pressewart das zugehorige Referat zu leiten Ausserdem arbeitete er noch in der Verwaltung des Instituts mit Im Jahre 1933 trat er am 1 Mai in die NSDAP ein Gegen Ende des Jahres 1934 gehorte er der Auslandsorganisation der NSDAP an In der AO ubernahm er weitere Aufgaben im Rahmen der NS Kulturgemeinde als Gauobmann und Gaudozentenbundsfuhrer Die Leitung des zu der Einrichtung zugehorigen Kulturamts fuhrte er ab November 1935 Auswartiges Amt BearbeitenMitte Januar 1938 wechselte er ins Auswartige Amt AA im Range eines Legationssekretars um dort in der kulturpolitischen Abteilung im Referat fur Sprachen und Deutsche Sprachwerbung tatig zu werden Ende Februar 1939 wurde er an die Botschaft in Buenos Aires versetzt wo er bis Anfang April 1940 arbeitete Unmittelbar danach ging er an die Gesandtschaft in Montevideo Am 12 August 1940 wurde er zum Gesandtschaftsrat befordert Als die diplomatischen Beziehungen zu Uruguay im Januar 1942 abgebrochen wurden fuhr er Anfang April 1942 nach Deutschland zuruck Anfang Juni 1942 nahm er eine Tatigkeit im AA in der Abteilung D Deutschland im Referat III auf das auch fur die Judenfrage NS Jargon zustandig war In dieser Dienststellung fertigte er mehrere Schreiben fur seinen Referatsleiter Franz Rademacher an die von Rademacher und dem Abteilungsleiter Martin Luther gegengezeichnet wurden In einem Schreiben vom 27 Juli 1942 druckte er gegenuber Adolf Eichmann die Zustimmung des AA zur Deportation von Juden aus Belgien Frankreich und den Niederlanden aus Er nahm am 27 Oktober desselben Jahres an der sogenannten Endlosungskonferenz im Eichmannreferat IV B 4 des Reichssicherheitshauptamts RSHA teil 1 Am 23 November 1942 verfasste er ein Schreiben an das RSHA in dem er sein Einverstandnis zur Berufung von SS Hauptsturmfuhrer Dieter Wisliceny zum Berater fur die Deportation der Juden in Bulgarien gab Dieser galt in der Slowakei als unabkommlich und die Wahl fiel auf Theodor Dannecker 2 Gesuch um Versetzung BearbeitenKlingenfuss befolgte die Anweisungen ohne grossere Hemmungen aber ohne grossen Einsatz Allerdings stellte er an Rademacher unbequeme Fragen bezuglich der zu deportierenden Juden Dabei unterbreitete Rademacher die offizielle Version die Juden wurden in Ghettos konzentriert und nach dem Kriege wieder zuruckgeschickt Auch eine Frage nach dem Zweck der Einsatzgruppen wurde ausweichend beantwortet Diese wurden nur zur Partisanenbekampfung eingesetzt Rademacher verlor die Geduld mit Klingenfuss und verwies ihn an SS Sturmbannfuhrer Rolf Gunther den Stellvertreter von Eichmann im RSHA Das Angebot das Ghetto Theresienstadt zu besuchen lehnte Klingenfuss ab als er von Rademacher erfuhr dass dieses Ghetto als Vorzeigelager fur Besucher diente Inzwischen hatte er auch aus dem Familienkreis einige Andeutungen erhalten was die Deportation von Juden tatsachlich bedeutete 3 Im Oktober 1942 wandte sich Klingenfuss an den Personalchef des AA Hans Schroder und bat um Versetzung auf eine andere Dienststellung Die Versetzung nach Bern erhielt er im Dezember 1942 so dass er dort in der Gesandtschaft Anfang Januar 1943 als Kulturreferent tatig werden konnte Im September 1943 erfolgte die Versetzung an die Botschaft in Paris wo er bis Mitte August 1944 tatig war Mitte September 1944 trat er im AA in der Politischen Abteilung im Referat II seine neue Stellung an Seine neuen Aufgaben befassten sich mit der Betreuung der Gauleitung in Baden In Baden Baden nahm er ab Anfang Oktober 1944 die Stellung des Vertreters des AA beim Reichsverteidigungskommissar fur Baden Elsass wahr Anklage und Flucht BearbeitenInfolge des Zusammenbruchs des NS Regimes im Mai 1945 geriet Klingenfuss in Internierungshaft Von Robert M W Kempner wurde er gegen Ende 1947 in Nurnberg einem Verhor unterzogen Am 1 September 1948 wurde vom Nurnberger Amtsgericht ein Haftbefehl wegen Beihilfe zum Mord erlassen es sah aber wegen Haftunfahigkeit vom Vollzug ab 4 Im Dezember 1949 ging Klingenfuss von Singen in die Schweiz und von dort nach Argentinien Das am 19 Januar 1950 in Nurnberg eroffnete Ermittlungsverfahren wurde im November 1950 wegen Abwesenheit ausgesetzt 4 In Buenos Aires hatte er von 1951 bis 1967 den Posten eines Geschaftsfuhrers der deutsch argentinischen Handelskammer inne Als im Jahre 1952 eine erneute Anklage gegen ihn im Zusammenhang mit Rademacher erhoben wurde erhielten die deutschen Behorden im Marz 1953 eine Mitteilung des argentinischen Generalstaatsanwalts dass Klingenfuss nicht ausgeliefert wurde Der Tatbestand einer unvollkommenen Anstiftung sei in Argentinien nicht strafbar Der deutsche Botschafter in Argentinien Werner Junker setzte sich im August 1958 bei den deutschen Behorden fur die Einstellung des Verfahrens ein 4 Das Landgericht Bamberg befreite ihn am 9 Dezember 1960 von weiterer Verfolgung Er habe nur Anweisungen befolgt eigene Initiativen seien nicht bekannt Hochstens sei er ein NS Gehilfe gewesen mit der Beschuldigung der versuchten Anstiftung zum Verbrechen Diesen Tatbestand hatte aber der Bundesgerichtshof mit seinem Beschluss vom 1 Marz 1960 so qualifiziert dass entsprechende Tater nicht mehr verfolgt wurden Allerdings hob das Landgericht hervor dass die Unschuld von Klingenfuss weder bewiesen sei noch ein begrundeter Verdacht bestehe Wegen des Urteils vom BGH sehe die Strafkammer allerdings keine Moglichkeit mehr zu einer Verurteilung Schriften BearbeitenBeust und Andrassy und die Kriegsgefahr von 1875 in Archiv fur Politik und Geschichte 4 Jahrgang Heft 12 1926 Von deutscher Art und Aufgabe in der Welt Eine kulturpolitische Betrachtung zitiert in Helmut Scheur Dichter und ihre Nation 1993 S 427 Handel und Wandel Funf Jahrzehnte Kammerarbeit in Deutsch Argentinische Handelskammer 1916 1966 Buenos Aires 1966 Argentinien zwischen Gestern und Morgen Streiflichter zur wirtschaftspolitischen Situation Koln 1967 Geschichte des Deutschtums in Argentinien mit Werner Hoffmann als Herausgeber Buenos Airos 1978 Deutsche in Argentinien 1520 1980 mit Wilhelm Lutge Werner Hoffmann und Karl Wilhelm Korner Buenos Aires 1981 Referenzen BearbeitenRobert M W Kempner Eichmann und Komplizen Europa Verlag Zurich u a 1961 Christopher R Browning The final solution and the German Foreign Office A study of Referat D III of Abteilung Deutschland 1940 43 Holmes amp Meier New York NY u a 1978 ISBN 0 8419 0403 0 Deutsch Die Endlosung und das Auswartige Amt Das Referat D III der Abteilung Deutschland 1940 1943 Ubersetzt von Claudia Kotte Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 22870 6 Veroffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universitat Stuttgart 16 Claudia Steur Theodor Dannecker Ein Funktionar der Endlosung Klartext Verlag Essen 1997 ISBN 3 88474 545 X Schriften der Bibliothek fur Zeitgeschichte NF 6 Zugleich Stuttgart Univ Diss 1995 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 10 039309 0 Maria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 2 Gerhard Keiper Martin Kroger G K Schoningh Paderborn u a 2005 ISBN 3 506 71841 X Uki Goni Odessa Die wahre Geschichte Fluchthilfe fur NS Kriegsverbrecher Assoziation A Berlin 2006 ISBN 3 935936 40 0 Heinz Schneppen Odessa und das Vierte Reich Mythen der Zeitgeschichte Metropol Berlin 2007 ISBN 978 3 938690 52 9 Reihe ZeitgeschichteN 3 Daniel Stahl Nazi Jagd Sudamerikas Diktaturen und die Ahndung von NS Verbrechen Wallstein Gottingen 2013Literatur BearbeitenJoshua A Fishman Studies in Modern Jewish Social History Ktav Publishing House New York NY 1972 ISBN 0 87068 190 7 Weblinks BearbeitenBeschuldigungen gegen Klingenfuss im Zusammenhang mit dem Eichmann Prozess Macht Das Amt es sich zu einfach Zeitungsartikel uber Karl Klingenfuss in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Fischer Taschenbuch 2005 S 316 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes Mosche Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 430 2 S 282 Christopher R Browning Die Endlosung und das Auswartige Amt Das Referat D III der Abteilung Deutschland 1940 1943 Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 22870 6 S 198 191 a b c Daniel Stahl Nazi Jagd 2013 S 385Normdaten Person GND 1253641595 lobid OGND AKS LCCN n2019014800 VIAF 71929307 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Klingenfuss KarlALTERNATIVNAMEN Klingenfuss Karl Otto vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher DiplomatGEBURTSDATUM 8 Januar 1901GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 30 April 1990STERBEORT Buenos Aires Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Klingenfuss amp oldid 224191089