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Karl Hochberg 8 September 1853 in Frankfurt am Main 21 Juni 1885 in Zurich war ein Finanzier der fruhen Sozialdemokratie Herausgeber theoretischer Zeitschriften Autor und ethischer Sozialist Pseudonyme Ludwig Richter und R F Seyferth Karl HochbergInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenKarl Hochberg stammte aus einer vermogenden judischen Familie 1 Der gleichnamige Vater war Lotteriehauptkollekteur Die Mutter war fruh verstorben Der Vater war Demokrat und in seiner Villa an der Bockenheimer Landstrasse verkehrten Gelehrte aller Art Wahrend der preussischen Besetzung der Freien Stadt Frankfurt war die Villa das Hauptquartier des preussischen Generals Edwin von Manteuffel Damit seine Sohne nicht in der preussischen Armee dienen mussten verschaffte er ihnen das Schweizer Burgerrecht Er besuchte das Gymnasium in Darmstadt und lebte dort bei dem Demokraten Ludwig Buchner Nachdem sein Vater gestorben war studierte er in Heidelberg und Zurich Philosophie Er widmete sich aber auch der Soziologie Aus ethischen Grunden wurde er Vegetarier 2 Nach dem Zusammentreffen mit August Geib schloss er sich 1876 der SDAP an Mit seinem ererbten Vermogen war er ein wichtiger Finanzier der fruhen Sozialdemokratie Bereits als er noch nicht volljahrig war spendete er der Partei anonym namhafte Betrage Nach Angaben von Wilhelm Blos spendete er insgesamt mehrere hunderttausend Mark Er wurde als Goldonkel der Partei bezeichnet 3 Er stellte einen erheblichen Teil seines Vermogens zur Verfugung um die parteieigenen Genossenschaftsbuchdruckereien und die Zeitschrift Der Sozialdemokrat zu erhalten Insbesondere gab er das Geld fur die theoretischen Zeitschriften Die Zukunft 1877 1878 die Staatswissenschaftlichen Abhandlungen und zwischen 1879 und 1881 das Jahrbuch fur Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Er war auch Herausgeber dieser Periodika Das Jahrbuch gab er unter dem Pseudonym Dr Ludwig Richter heraus Die Zukunft wurde zu Beginn des Sozialistengesetzes verboten obwohl sie sich aus tagespolitischen Debatten heraushielt Im Editorial zur ersten Nummer der Zukunft vertrat er einen Sozialismus der sich durch seine ethische Komponente von den Vorstellungen von Karl Marx und Friedrich Engels unterschied Darin hiess es dass die Wissenschaft keinen Wertmesser besitze Daher habe jede Partei die ein klares Ziel verfolge ihr eigenes Moralsystem Die Sozialdemokratie betrachte die gerechte Guterverteilung als Voraussetzung einer moglichst gleichmassigen Verteilung des menschlichen Glucks Er sprach sich fur eine pragmatisch orientierte Socialistik aus Diese musse gegen die Kritik etwa von manchesterliberaler Seite nachweisen dass die sozialdemokratischen Ziele realisierbar seien Es musse gezeigt werden wie der Zukunftsstaat aussehen und auf welchem Weg man ihn erreichen konne Vor Utopismus warnte er An Hochbergs Socialistik knupfte spater Carl August Schramm an 4 Die Zeitschrift selbst war ein Forum fur Autoren aus allen Stromungen der sozialdemokratischen Bewegung Angesichts des Hintergrunds und der Ansichten des Herausgebers waren Marx und Engels voller Misstrauen gegenuber Hochberg Sie warfen ihm wie August Bebel urteilt falschlicherweise vor dass Hochberg aus schlauer Berechnung mit dem Ziel die Partei auf Abwege zu bringen seine Mittel aufwende Erst als Bebel 1880 zusammen mit Eduard Bernstein nach London reiste konnte er das Misstrauen der beiden Alten zerstreuen 5 Der Zirkularbrief von Karl Marx und Friedrich Engels 6 lasst vermuten dass Karl Hochberg einer der Autoren des anonym erschienenen Artikels Ruckblicke auf die sozialistische Bewegung in Deutschland war Dies verneint Eduard Bernstein direkt indem er Karl Flesch als eigentlichen Autor benennt 7 Von erheblicher Bedeutung war er auch als Mentor jungerer Sozialdemokraten Im Jahr 1878 gab Eduard Bernstein seine bisherige Stellung in einer Versicherung auf und wurde Privatsekretar Hochbergs 8 Nachdem er Karl Kautsky die Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters fur sein Jahrbuch fur Sozialwissenschaft und Sozialpolitik angeboten hatte brach dieser sein Studium ab um fur Hochberg zu arbeiten 9 Im Zuge des Sozialistengesetzes wurde er 1880 kurzzeitig aus Berlin ausgewiesen Aus gesundheitlichen Grunden lebte er danach in der Schweiz Er starb an einer Lungenkrankheit Werke BearbeitenStaatswirtschaftliche Abhandlungen Hrsg von R F Seyferth 10 Leipzig 1879 1881 11 Literatur Bearbeiten Vaterlandslose Gesellen Kurze Biographien der verstorbenen Sozialisten des 19 Jahrhunderts Stuttgart 1901 S 52 Karl Hochberg In Franz Osterroth Biographisches Lexikon des Sozialismus Verstorbene Personlichkeiten Bd 1 J H W Dietz Nachf Hannover 1960 S 135 136 Eberhard Hackethal Hochberg Karl In Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon Dietz Verlag Berlin 1970 S 210 211 Armin Klein Karl Hochberg ein fast vergessener Theoretiker des Demokratischen Sozialismus In Helmut Esters Hans Pelger Alexandra Schlingensiepen Hrsg Gewerkschafter im Widerstand Verlag Neue Gesellschaft Bonn 1983 S 177 ff Einzelnachweise Bearbeiten Ernest Hamburger Juden im offentlichen Leben Deutschlands Tubingen 1968 S 130 Eduard Bernstein Aus dem Jahren meines Exils Berlin 1918 S 50 52 Wilhelm Blos Denkwurdigkeiten eines Sozialdemokraten Bd 1 Munchen 1914 Onlineversion Walter Euchner Ideengeschichte des Sozialismus in Deutschland I in Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland Sozialismus Katholische Soziallehre Protestantische Sozialethik ein Handbuch Wiesbaden 2005 S 147 August Bebel Aus meinem Leben Teil 2 Stuttgart 1911 S 313 Onlineversion ml werke de Zirkularbrief Memento vom 29 Oktober 2010 im Internet Archive In Marx Engels Werke Bd 19 S 150 166 und Bd 34 S 394 408 Eduard Bernstein Briefwechsel mit Friedrich Engels Hrsg von Helmut Hirsch Asse 1970 S XXIII Bernd Heidenreich Politische Theorien des 19 Jahrhunderts Konservatismus Liberalismus Berlin 2002 S 510 Klaus von Beyme Politische Theorien im Zeitalter der Ideologien 1789 1945 Wiesbaden 2006 S 791 Pseudonym von Karl Hochberg Heft 1 bis 9 Leipzig 1879 mit Marginalien von Karl Marx Vgl Marx Engels Gesamtausgabe Abteilung IV Bd 32 Berlin 1999 S 1261 Weblinks BearbeitenKurzbiographieNormdaten Person GND 1077457391 lobid OGND AKS VIAF 119764868 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hochberg KarlALTERNATIVNAMEN Ludwig Richter Pseudonym R F Seyferth Pseudonym KURZBESCHREIBUNG sozialdemokratischer Publizist und MazenGEBURTSDATUM 8 September 1853GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 21 Juni 1885STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Hochberg amp oldid 234807082