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Die romisch katholische Kaplaneikirche Kirchberg steht etwa einen Kilometer nordostlich von Kremsmunster in Oberosterreich Die auf den heiligen Stephanus geweihte Kirche gehort zum Dekanat Kremsmunster in der Diozese Linz Die Kirche steht unter Denkmalschutz Listeneintrag Filialkirche Kirchberg Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Pfarrgeschichte 3 Baugeschichte 4 Architektur 5 Ausstattung 6 Glocken 7 Umgebung 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Kirchenareal liegt auf einem Felssporn der nach drei Seiten hin steil zur Krems und einem ihrer linken Zuflusse abfallt Auf dem Felsplateau befand sich im Mittelalter der Ansitz zu Kirchdorf dessen genaue Stelle leider nicht mehr feststellbar ist 1 2 Der Kirchberg konnte aber schon viel fruher besiedelt gewesen sein Ein spatneolithisches Keramikfragment und ein im Stift Kremsmunster aufbewahrtes Flachbeil aus Serpentin lassen auf eine in der Nahe liegende neolithische Siedlung schliessen Eine gefundene romische Munze aus der Zeit von Kaiser Licinius 316 324 weist zumindest auf eine Begehung dieses Areals in der romischen Kaiserzeit hin 3 Pfarrgeschichte BearbeitenAb dem 11 Jahrhundert bis 1788 war Kirchberg eine eigene Pfarre die bis 1785 fur das gesamte Gebiet von Kremsmunster zustandig war 1785 wurde zuerst die Pfarre Kremsmunster von der Pfarre Kirchberg abgetrennt 1788 dann Kirchberg zur Filialkirche von Kremsmunster bestimmt womit der Sitz der Pfarre von Kirchberg nach Kremsmunster gewechselt war 1941 wurde die Filialkirche Kirchdorf zur Kaplaneikirche erhoben um der Religionspolitik des Nationalsozialismus Widerstand zu leisten Baugeschichte BearbeitenDas erste Kirchengebaude am Kirchberg wurde als Pfarrkirche von Kremsmunster errichtet und im Jahr 1098 durch Bischof Ulrich I von Passau zu Ehren des hl Stephanus geweiht Die Innenmasse des Kirchensaales betrugen damals 10 8 mal 5 8 Meter 3 Zu Beginn des 13 Jahrhunderts wurde neben der ersten Saalkirche ein Neubau errichtet dessen Langhaus 16 2 mal 9 6 Meter gross war 3 Der Neubau wurde 1213 durch den Passauer Bischof Mangold von Berg eingeweiht Die Grundmauern des dazugehorigen Turms sind noch erhalten Mitte des 15 Jahrhunderts erfolgte ein gotischer Neubau dessen Ausmasse im Wesentlichen der heutigen Kirche entsprechen Die Pfeilerstellungen dieser dreischiffigen Kirche nahmen keinerlei Rucksicht auf die Fundamente des Vorgangerbaues sondern stehen zwischen den Fundamenten des ersten und zweiten Baues Nur die bauliche Trennung von Langhaus und Chor lag bei allen Kirchen auf der gleichen Linie 3 Aus jener Zeit sind noch die Aussenmauern und das Gewolbe des Kirchengebaudes erhalten Ein Kooperator des Bischofs von Passau weihte diesen Bau angeblich im Jahr 1444 ein 1654 56 wurde die Kirche im barocken Stil und 1753 54 der Innenraum im Rokokostil umgestaltet Am 5 August 1985 sturzte der Turm wahrend eines heftigen Sturmes ein woraufhin der Turm erneuert wurde Als Vorbereitung fur die 900 Jahr Feierlichkeiten erfolgten im April 1997 umfangreiche Restaurierungen des Kircheninneren und begleitende archaologische Untersuchungen unter der Gesamtleitung von Univ Prof Friedrich Krinzinger vom Osterreichischen Archaologischen Institut Architektur BearbeitenAuf Grund zahlreicher Erneuerungen kann man an der Kirche neben romanischen auch gotische und barocke Elemente erkennen Seit der letzten grossen Umgestaltung zeigt sich der Innenraum in zarten Farben im Stile des Rokoko Das Langhaus hat drei Schiffe mit je vier Jochen die mit bohmischen Kappen uberspannt sind Der Chor schliesst ubergangslos an das Langhaus an Er hat zwei Joche einen 5 8 Schluss und ist mit einer Kuppel versehen Die geschwungene Orgelempore wird von Konsolen getragen Die Seitenschiffe enden in einjochigen Kapellen die mit barocken schmiedeeisernen Gittern abgesperrt sind Die Verzierungen der Joche Saulen und Kappen bestehen uberwiegend aus Stuck Der Hochaltar ist in einem Achtel des Schlusses eingebaut 4 Der Turm ist an der Basis romanisch und gotisch die Glockenstube ist barock Nach einem schweren Sturmschaden am 5 August 1985 wurde der Doppelzwiebelhelm im Jahr 1986 gemass seinem barocken Vorbild erneuert Ausstattung Bearbeiten nbsp MittelschiffAm Hochaltar befinden sich die barocken Statuen des hl Stephan hl Benedikt und hl Placidus Die Figuren auf dem Hochaltargesimse stellen die vier damals bekannten Erdteile Amerika Asien Europa und Afrika dar Im Eingangsbereich befindet sich das alte schmiedeeiserne Turmkreuz aus dem Jahr 1699 das bei der Sturmkatastrophe vom 5 August 1985 herabsturzte ausserdem ein grosser Marmor Grabstein von Andreas Rot dem Besitzer von Schloss Kremsegg aus dem Jahr 1446 Die Orgel wurde 1682 vom Passauer Meister Leopold Freundt ursprunglich fur das Stift Kremsmunster angefertigt Die Pfarre Kirchberg kaufte die Orgel 1855 und liess sie durch Ludwig Mooser umbauen Die Orgel von Kirchberg die zuletzt 2002 restauriert wurde ist die bedeutendste erhaltene Mooser Orgel in Oberosterreich 3 Glocken BearbeitenBemerkenswert ist dass die vier Glocken wegen ihres kunsthistorischen Wertes wahrend der beiden Weltkriege gerettet werden konnten Die Kremsmunsterer opferten funf der sechs Glocken der Stiftskirche alle Glocken der Kalvarienbergkirche der Wallfahrtskirche Heiligenkreuz der Johanneskirche im Markt und der Studentenkapelle um die Ablieferung der Kirchberger Glocken zu verhindern Das vierteilige Gelaut setzt sich wie folgt zusammen 5 Die grosse Glocke 6 aus dem Jahr 1508 und hat einen Durchmesser von 156 Zentimetern Auf ihr sind unter anderem zwei Flachreliefs mit Szenen vom Sterben des Kirchenpatrons Stephanus zu sehen Die zweite Glocke mit einem Durchmesser von 98 Zentimetern wurde 1704 vom Linzer Glockengiesser Melchior Schorer gegossen Die drittgrosste Glocke hat einen Durchmesser von 78 Zentimetern wurde 1721 von Silvius Creuz geschaffen Die kleinste Glocke mit einem Durchmesser von 66 Zentimetern tragt keine Jahreszahl ist aber etwa so alt wie die grosse Glocke Umgebung Bearbeiten nbsp Romischer Grabstein an der FriedhofsmauerRund um die Kirche erstreckt sich der ebenfalls denkmalgeschutzte Friedhof Listeneintrag Darin befindet sich die Kopie eines romischen Grabsteins aus dem 2 Jahrhundert der im Zuge der Friedhofsanierung 1999 bei Baggerarbeiten gefunden wurde und dessen Original in der Sternwarte Kremsmunster aufbewahrt wird Am Kirchplatz vor der Kirche und dem Friedhof stehen folgende Gebaude Das Pfarrhaus St Stephan wurde bereits 1460 in einem Urbar des Stiftes Kremsmunster als Haus an der Friedhofsmauer bezeichnet Im 20 Jahrhundert gab es darin eine Kramerei mit dem Namen Pfusterschmied Die Gemeinschaft Kirchberg renovierte das Gebaude und eroffnete es 2015 als Pfarrhaus Das Mesnerhaus ist seit 1576 als Mangsten Solde bekannt und wurde jahrhundertelang von Handwerksfamilien bewohnt darunter viele Weber Schneider Zimmerleute und Schuster 1907 erwarb das Stift Kremsmunster dieses Haus das seither als Mesnerhaus dient Im Versorgungshaus durften ab 1460 Schuster gelebt haben Im 18 Jahrhundert wurde es ein Wirtshaus 1928 erwarb die Gemeinde Kremsmunster Land das Haus und richtete darin ein Versorgungshaus fur Arme ein Dieses Altenheim wurde 1980 geschlossen und ist seit 1985 in Privatbesitz Das Kirchbergerhausl stammt aus der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts und ist nach seinem ehemaligen Besitzer dem Weber Franz Kirchberger benannt In der Mitte des Platzes wurde um 2011 eine Gedachtnislinde zu Ehren von Richard Weberberger Bischof von Barreiras in Brasilien gepflanzt Literatur BearbeitenWolfgang Szaivert Heinz Winter Antike mittelalterliche und neuzeitliche Fundmunzen aus der Kaplaneikirche Kirchberg bei Kremsmunster in Oberosterreich In Mitteilungen der Osterreichischen Numismatischen Gesellschaft Band 38 1998 S 5 16 Ronald Risy Archaologische Ausgrabungstatigkeit am Beispiel der Untersuchungen in der Kaplaneikirche St Stephan Kirchberg Kremsmunster In Jahresbericht Offentliches Stiftsgymnasium Kremsmunster Band 142 1999 S 95 107 Ronald Risy Die Baugeschichte der Kaplaneikirche St Stephan in Kirchberg Kremsmunster In Akten des 8 Osterreichischen Archaologentages 2001 S 211 215 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaplaneikirche Kirchberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kaplaneikirche Kirchberg In dioezese linz at Bibliografie zur oberosterreichischen Geschichte Suche nach Kirchberg Kremsmunster In ooegeschichte at Virtuelles Museum Oberosterreich abgerufen am 1 Januar 1900 Einzelnachweise Bearbeiten Norbert Grabherr Historisch topographisches Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze Oberosterreichs Veroffentlichungen der osterreichischen Arbeitsgemeinschaft fur Ur und Fruhgeschichte Band 7 8 Wien 1975 S 56 Kapitel Marktgemeinde Kremsmunster Christian K Steingruber Eine kritische Betrachtung des Historisch Topographischen Handbuches der Wehranlagen und Herrensitze Oberosterreichs 2020 S 337 Kapitel 5 MG Kremsmunster F 5 1 Kirchberg Sunnegg Sunneck a b c d e Kaplaneikirche Kirchberg In dioezese linz at Abgerufen am 5 Dezember 2021 Vgl Archaologische Untersuchungen in der Kaplaneikirche Kirchberg Kremsmunster Oberosterreich In univie ac at Forum Archaeologiae Zeitschrift fur klassische Archaologie 5 XII 1997 abgerufen am 5 Dezember 2021 Erwin Hainisch bearb von Kurt Woisetschlager Dehio Oberosterreich Dehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs Oberosterreich Hrsg vom Institut fur osterreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes 6 Auflage Wien 1977 S 128 f Gottfried Engelhardt Die Glocken von Kirchberg bei Kremsmunster In Heimatgaue Linz 1923 S 94 99 ooegeschichte at PDF Die grosse Glocke von Kirchberg In Dagmar Fetz Lugmayr Sagenreiches Kremsmunster Verlag Anton Pustet Salzburg 2019 S 44 49 Ausgewahlte Denkmalschutzobjekte in Kremsmunster Kalvarienbergkirche Kremsmunster Kaplaneikirche Kremsmunster Schloss Kremsegg Stift Kremsmunster Wallfahrtskirche HeiligenkreuzAusfuhrliche Information zu allen Denkmalern Liste der denkmalgeschutzten Objekte in Kremsmunster 48 061495 14 136788 Koordinaten 48 3 41 4 N 14 8 12 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaplaneikirche Kirchberg amp oldid 236576474