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Die Al Nour Moschee bis 2018 Kapernaumkirche befindet sich in einer unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen evangelisch lutherischen Kirche im Hamburger Stadtteil Horn Die Kirche wurde nach einer Gemeindefusion 2004 entwidmet und nach jahrelangem Leerstand 2012 von einem islamischen Moscheeverein gekauft Sie war das erste Kirchengebaude der EKD 1 und das zweite im Hamburger Stadtgebiet 2 3 das in eine Moschee umgebaut wurde Die Wiedereroffnung als Moschee erfolgte im Herbst 2018 4 Die Kapernaumkirche in Horn stand seit 2004 leer Aufnahme 2013 mit Kreuz auf der Turmspitze Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kirchenbau 1 2 Profanierung und Leerstand bis 2013 1 3 Umnutzung als Moschee 1 3 1 Reaktionen auf die veranderte Situation 1 3 2 Umbaumassnahmen 2 Fotografien 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 Fussnoten 6 1 Anmerkungen 6 2 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKirchenbau Bearbeiten Die Kapernaumkirche wurde in den Jahren 1958 bis 1961 nach einem Entwurf von Otto Kindt fertiggestellt 5 und war einer von mehreren Kirchenneubauten im damals rasch wachsenden Stadtteil Horn Das Gebaude in der Sievekingsallee 191 wurde zeittypisch als annahernd ovales Kirchenschiff mit baulich getrenntem Turm errichtet Den Turm gestaltete man mit 44 m Hohe besonders hoch damit er sich gegen die benachbarte Wohnbebauung behaupten konnte Die Wande von Turm und Kirchenschiff bestehen aus einer Mischung rautenformiger Betonelemente mit klassischen Ziegelsteinen Im Kirchenschiff sind die Betonelemente mit Glas geschlossen im Turm sind sie offen und bildeten im oberen Bereich die Schalloffnungen fur den Glockenstuhl Die beiden Gebaudeteile sind durch einen niedrigen Bau mit Eingangshalle und Nebenraumen verbunden Die Fenster des Kirchenschiffs waren das beherrschende Element des Innenraums und ermoglichten eine zum Altarbereich hin zunehmende Durchlichtung des Raumes Die Wandzone hinter dem Altar war vollflachig mit Glaselementen gefullt Sie wurden von Claus Wallner auf die klare Architektur des Innenraums abgestimmt und als farbig abstrakte Formen ausgefuhrt An Decke und Pfeilern waren die tragenden Betonelemente sichtbar die zur Decke hin eine Art modernes Sterngewolbe bildeten Die Sternform ist auch in der Aussenansicht am kupfergedeckten Faltdach mit seinen giebelformigen Elementen erkennbar Auf der Empore uber dem Eingang befand sich eine Orgel aus der Werkstatt von Alfred Fuhrer Die Front der Empore zum Altar wies Intarsien des Kunstlers Georg Engst auf die Szenen aus den Evangelien zeigten Das Kruzifix war ein Werk Klaus Jurgen Luckeys Profanierung und Leerstand bis 2013 Bearbeiten Sinkende Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen zwangen um die Jahrtausendwende viele Hamburger Kirchengemeinden zu Fusionen und zur Aufgabe von Standorten A 1 Dies betraf auch die Kapernaumkirche in der am 26 Dezember 2002 ein letzter Gottesdienst stattfand 1 Nach der Beendigung der Nutzung als Kirche wurde die Orgel in die benachbarte evangelisch methodistische Christuskirche in Hamm uberfuhrt die drei Bronzeglocken erhielt die Ansgarkirche in Hamburg Langenhorn Die im Zuge der Umstrukturierungen neu entstandene Kirchengemeinde zu Hamburg Horn schloss die Kapernaumkirche 2004 liess die benachbarten Gemeindegebaude abreissen und verkaufte einen Teil des Grundstucks Auf den verkauften Teilen wurden Mietwohnungen und eine Seniorenresidenz errichtet Im Kirchengebaude war die Kindertagesstatte der Gemeinde geplant 6 was jedoch nicht umgesetzt wurde Das Gebaude stand leer die uberdachten Flachen im Aussenbereich wurden zeitweilig von Obdachlosen als Schlafplatz genutzt 7 Umnutzung als Moschee Bearbeiten nbsp Turmspitze bei Nacht im Januar 2016 bereits mit arabischem Schriftzug Allah Im November 2012 wurde das Gebaude durch die neuen Eigentumer an den Moscheeverein Islamisches Zentrum Al Nour e V verkauft 7 8 der es zu einer Moschee umbauen liess A 2 Der seit 1993 bestehende Verein Al Nour nutzte zuvor eine stillgelegte Tiefgarage im Stadtteil Hamburg St Georg als Gebetsraum 9 Der Verein gab 2013 an mit ungefahr 600 Mitgliedern 7 und regelmassigen Besuchern aus uber 30 Nationen die grosste arabische Moschee in Norddeutschland zu sein 10 Er ist Mitglied im Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg e V einer Vereinigung verschiedener Moscheevereine Ausserdem ist die Moschee Mitglied im Zentralrat der Muslime in Deutschland ZMD und gehort zu den Grundungsmitgliedern des Landesverbands in Hamburg 11 Reaktionen auf die veranderte Situation Bearbeiten Aus Kreisen der christlichen Kirchen kam es zu unterschiedlichen Reaktionen Sowohl der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Nikolaus Schneider als auch der katholische Hamburger Weihbischof Hans Jochen Jaschke nannten die Verausserung ein Missgeschick 12 13 Fur kontroverse Diskussionen sorgte die Ausserung von Helge Adolphsen dem ehemaligen Michel Hauptpastor der zunachst von einem Dammbruch sprach 13 14 Andere Vertreter der evangelischen Kirche ausserten sich neutral bis befurwortend 13 15 16 Reaktionen aus der Politik waren ebenfalls gespalten Der kirchenpolitische Sprecher der CDU Burgerschaftsfraktion kritisierte das Vorhaben 13 SPD Burgerschaftsabgeordnete forderten interreligiosen Dialog 2 Umbaumassnahmen Bearbeiten Das goldene Turmkreuz wurde im Sommer 2015 durch einen goldenen arabischen Schriftzug Allah ersetzt der von einem Scheinwerfer angestrahlt wird Die ehemalige Glockenstube wird seitdem in Grun der Farbe des Islams illuminiert Im Innenraum des Kirchenschiffs wurde die ehemalige Chorempore durch eine neue grossere Empore ersetzt um zwei getrennte Gebetsbereiche fur Manner und Frauen zu schaffen der komplette Fussboden wurde erneuert Durch die Umbauten ist der Raum fur bis zu 300 Personen nutzbar 17 18 Zwischen dem ehemaligen Kirchenschiff und dem Turm entstand ein neuer Verbindungsbau in dem Seminar und Waschraume untergebracht sind 19 Der Sanierungsbedarf erwies sich als deutlich hoher als erwartet 20 Die Finanzierung des Projekts erfolgte uberwiegend durch Spenden 21 und Zuwendungen des Staates Kuwait 4 22 die Erhaltung des Kirchenschiffs wurde aus Mitteln der Denkmalforderung bezuschusst 20 Der Umbau war im Herbst 2018 abgeschlossen das Gebaude wird seit dem Oktober 2018 als Moschee genutzt Fotografien Bearbeiten nbsp Eingangsbereich Anfang 2013 nbsp Innenraum Anfang 2013 nbsp Neu gestaltete Ostwand mit Gebetsnische des ImamSiehe auch BearbeitenListe entwidmeter Kirchen in der Evangelisch Lutherischen Kirche in NorddeutschlandLiteratur BearbeitenRalf Lange Architektur in Hamburg Edition Axel Menges Hamburg 1995 ISBN 978 3 930698 58 5 S 288 Gertrud Schiller Hamburgs neue Kirchen 1951 1961 Hrsg Evangelisch lutherische Kirche Hamburg Hans Christians Verlag Hamburg 1961 S 64 79 Karin Berkemann Baukunst von morgen Hrsg Denkmalschutzamt Hamburg Dolling und Galitz Verlag Hamburg 2007 ISBN 978 3 937904 60 3 S 70 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kapernaumkirche Hamburg Horn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Multimediareportage zur Nutzungsgeschichte der Kapernaumkirche von Ozgur Uludag Dokumentation des Umbaus auf der Website des Tragervereins Artikel zur Eroffnung der Moschee auf kirche hamburg de Artikel in der mopo zur heutigen Situation August 2020Fussnoten BearbeitenAnmerkungen Bearbeiten Vgl Liste ehemaliger evang luth Kirchen in Hamburg Ein direkter Verkauf an eine muslimische Gemeinde hatte nicht im Einklang mit der seit 2007 geltenden offiziellen Position der Evangelischen Kirche in Deutschland gestanden siehe Gernot Knodler Neue Normalitat In die tageszeitung Hamburg Teil 5 Februar 2013 online abgerufen am 18 Dezember 2018 und Pressemitteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 12 Juni 2012Einzelnachweise Bearbeiten a b Felix Neumann Allah auf dem Kirchturmdach Am 4 April 2017 auf katholisch de abgerufen am 22 Juli 2017 a b Position Hansjorg Schmidts zur Umwandlung der Kapernaum Kirche in eine Moschee Abgerufen am 23 Marz 2013 Moscheen fur Wilhelmsburg In Hamburger Abendblatt abendblatt de 6 Marz 2007 S Harburg Teil abgerufen am 2 November 2018 a b Nico Binde Wie aus einer evangelischen Kirche eine Moschee wurde abendblatt de abgerufen am 26 September 2018 Abschnitt S Z PDF ca 1 35 MB Sievekingsallee 191 Nicht mehr online verfugbar In Verzeichnis der erkannten Denkmaler nach 7a Hamburgisches Denkmalschutzgesetz hamburg de 7 November 2011 archiviert vom Original am 16 Dezember 2011 abgerufen am 22 Juli 2017 Horn Die Kapernaumkirche wird zur Kindertagesstatte in Hamburger Abendblatt vom 22 Marz 2005 abgerufen am 11 Januar 2013 a b c Kristiana Ludwig Tempel bleibt Tempel In die tageszeitung Hamburg Teil 5 Februar 2013 online Mitteilung auf der Internetseite des Islamischen Zentrums Al Nour Abgerufen am 5 Februar 2013 Hasan Gokkaya Ansturm auf die Fluchtlings Moschee Am 26 November 2015 auf mopo de abgerufen am 22 Juli 2017 al nour de ueber uns Memento vom 29 Oktober 2012 im Internet Archive zentralrat de ZMD Pressemitteilungen 16 09 2019 Neuer ZMD Landesverband in Hamburg gegrundet Vorstandsvorsitzender der Al Nour Moschee Daniel Abdin wurde zum ersten und neuen Vorsitzenden des Landesverbandes Hamburg gewahlt Abgerufen am 17 Oktober 2019 tagesspiegel de 26 Februar 2013 Macht aus Kirchen Moscheen a b c d Verkauf der Kapernaum Kirche sorgt fur Wirbel Adolphsen relativierte die Ausserungen spater hamburg journal Memento vom 24 Marz 2013 im Internet Archive im NDR Fernsehen vom 21 Marz 2013 Kristiana Ludwig Andreas Speit Halbmonds Nachbarn In die tageszeitung Hamburg Teil 23 Marz 2013 Horn begrusst Moschee in alter Kirche In Hamburger Abendblatt 22 Marz 2013 Kristiana Ludwig Die letzten knien draussen In die tageszeitung Hamburg Teil 12 Februar 2013 online Presseerklarung vom Al Nour e V zum geplanten Beginn des Umbaus im Januar 2014 Abgerufen am 3 Januar 2014 Hamburger Kirche wird zur Moschee Am 21 September 2015 auf faz net abgerufen am 22 Juli 2017 a b Frank Pergande Wie eine evangelische Kirche zur Moschee wurde Am 27 April 2016 auf faz net abgerufen am 22 Juli 2017 Simone Pauls Bose Uberraschungen beim Umbau zur Moschee Am 12 September 2014 auf mopo de abgerufen am 22 Juli 2017 Monika Dittrich Wenn die Kirche zur Moschee wird Am 7 Juni 2017 auf deutschlandfunk de abgerufen am 22 Juli 201753 556388888889 10 081388888889 Koordinaten 53 33 23 N 10 4 53 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Al Nour Moschee Hamburg amp oldid 237675421