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Die Kapellbrucke ist eine mittelalterliche gedeckte Holzbrucke uber die Reuss in Luzern Schweiz Sie gilt als ein Wahrzeichen und eine der bedeutendsten Touristenattraktionen der Stadt In ihrer Mitte steht der Wasserturm KapellbruckeKapellbrucke Die Kapellbrucke vom Rathaus Steg aus gesehenNutzung FussgangerwegQuerung von Luzerner SeebuchtOrt LuzernGesamtlange 205 mLageKoordinaten 665998 211485 47 051111111111 8 3072222222222 438 Koordinaten 47 3 4 N 8 18 26 O CH1903 665998 211485Kapellbrucke Stadt Luzern Hohe uber dem Meeresspiegel 438 m u M Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 2 1 Bau und Funktion 14 Jahrhundert 2 2 Mitten im Luzerner Stadtleben 15 17 Jahrhundert 2 3 Verkurzung und Erhaltung 19 Jahrhundert 2 4 Brand 3 Wasserturm 4 Der Bilderzyklus 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Kapellbrucke ist die alteste 1 und mit 202 90 Metern inklusive Vordacher 204 70 Metern die zweitlangste uberdachte Holzbrucke Europas nach der Holzbrucke Bad Sackingen Stein AG 203 70 Meter inklusive Vordacher 206 50 Meter Sie wurde um 1365 als Wehrgang gebaut und verbindet die durch die Reuss getrennte Alt und Neustadt mindere Stadt Ursprunglich war die Brucke langer durch die Auffullung des Ufers wurde ein etwa 75 Meter langes Stuck um 1835 abgebrochen Im Giebel der Brucke befanden sich vor dem Brand 1993 111 dreieckige Gemalde die wichtige Szenen der Schweizer Geschichte darstellen Die Bilder der Kapellbrucke der Spreuerbrucke und der Hofbrucke sind in dieser Verwendung einmalig In keiner anderen Stadt Europas wurden gedeckte Holzbrucken mit dreieckigen Bildern ausgeschmuckt Geschichte BearbeitenBau und Funktion 14 Jahrhundert Bearbeiten Der Bau der Kapellbrucke ist vor dem Hintergrund der Stadtentwicklung und der Errichtung von Befestigungsanlagen zu sehen Zwischen 1230 und 1270 wuchs die Grossstadt von der Landseite gegen das Wasser hin an und auch am linken Ufer der Reuss dehnte sich die Kleinstadt aus In dieser Zeit entstand der Innere Befestigungsring der Grossstadt und auch in der Kleinstadt wurde der Innere Ring errichtet Um die Stadtteile miteinander zu verbinden wurden Brucken gebaut Bereits vor dem Bau der Kapellbrucke entstand ca 1168 die an der engsten Stelle der Reuss gelegene Reussbrucke eine zweite Brucke die mit Holz gedeckte Hofbrucke wurde zwischen 1252 und 1265 am rechten Seeufer zwischen dem Hofbezirk und der Grossstadt erstellt nbsp Die Kapellbrucke als Teil der Stadtbefestigung zwischen Freienhof und PeterskapelleWahrend die Stadt durch ihre Wehrbauten von der Landseite her gesichert war fehlte es an Schutz von der Seeseite und dem Reussufer her Zunachst wurde deshalb um 1300 der Wasserturm errichtet Wenige Jahrzehnte spater als wahrscheinlich gilt das Jahr 1332 folgte der Bau einer zweiten mit Holz gedeckten Brucke der Kapellbrucke die eine Fortsetzung der Hofbrucke bildete Darauf dass die Kapellbrucke wie die auch in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts abgebrochene Hofbrucke zur Verteidigung gegen potentielle Schiffsangriffe dienen sollte weisen die seeseitig vorgelagerten Schwirren Palisadenreihe welche die Durchfahrt von Schiffen verhindern sollten Auf den Wehrcharakter der Brucke weist auch die hoher gebaute Bruckenbrustung gegen die Seeseite hin 2 So erfullte die Kapellbrucke uber Jahrhunderte hinweg eine Doppelfunktion als Wehrgang und Verbindung Fussgangerbrucke zwischen Kleinstadt und Hof genauer zwischen dem rechtsufrigen Peterskapelle und linksufrigen Eckpunkt Freienhof der Stadtbefestigung 3 Mitten im Luzerner Stadtleben 15 17 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Aufbau eines BruckenbindersAb dem 15 Jh diente die Kapellbrucke auch als Ort der Geselligkeit insbesondere durch die Installation von Banken Sie wurde verschonert v a durch die Errichtung des historischen Bilderzyklus Daneben wurde ihre Lange fur das Gewerbe der Seilerei genutzt 4 Es gab immer wieder Wiederherstellungsarbeiten doch erlaubt die Quellenlage bis zum 19 Jh nur einen luckenhaften Einblick in die Baugeschichte der Kapellbrucke Von den Arbeiten an der Brucke sind im weiteren Verlauf besonders die beiden grosseren Renovationen von 1741 42 und 1819 zu nennen Erstere war notwendig geworden da nach einem Hochwasser Teile der Brucke mitsamt den darauf befindlichen Bildern eingesturzt waren 5 Verkurzung und Erhaltung 19 Jahrhundert Bearbeiten Die neuere Baugeschichte ab dem 19 Jahrhundert ist durch systematische Aufzeichnungen besser dokumentiert Zwischen 1833 und 1838 wurde in drei Etappen das linke Ufer der Reuss aufgeschuttet Das sudliche Ende der Brucke musste dem neu errichteten Quai weichen Sie wurde vom Freienhof getrennt erheblich verkurzt und nach Suden hin abgeknickt so dass sie senkrecht auf das Quai trifft Die Schiffshutte am Wasserturm wurde 1859 60 wegen Baufalligkeit abgerissen und wich einem Kiosk der zwecks Verkaufs von Touristenartikeln zwischen Wasserturm und Brucke errichtet wurde Einige Jahrzehnte spater um 1897 98 musste die Kapellbrucke auch am rechten Ufer wegen der Errichtung des Quais von ihrem Bruckentor der Peterskapelle getrennt und verkurzt werden diesmal jedoch nur um wenige Meter Wahrend derselben Arbeiten musste auch die zweite Schiffshutte bei der Peterskapelle abgerissen werden In dieser Zeit erreichte die Stadtluzerner Diskussion uber einen moglichen Totalabbruch der Brucke die seit dem Bau der See Brucke von 1869 virulent wurde ihren Hohepunkt Die zur Seeseite hin vorgelagerte See Brucke liess den alten Holzsteg zumindest fur den Fussverkehr als uberflussig erscheinen mehr noch nachdem man 1898 auf der anderen Seite der Kapellbrucke den senkrecht zum Fluss stehenden Rathaussteg errichtet hatte Es gab Proteste aus dem In und Ausland und die Stadt Luzern entschied sich gegen die Minderheitsmeinung und anders als noch vor einem halben Jahrhundert beim Abbruch der Hofbrucke fur einen Erhalt der Kapellbrucke als Touristenattraktion und Wahrzeichen der Stadt 6 nbsp Kapellbrucke mit Freienhof als Sudtor vor der ersten Aufschuttung von 1833 nbsp Kapellbrucke mit verkurztem Sudende nach der zweiten Aufschuttung von 1835 nbsp Kapellbrucke mit abgeknicktem Sudende nach der letzten Aufschuttung von 1838 nbsp Der verkurzte Nordausgang der Kapellbrucke nach 1898 Brand Bearbeiten Die Brucke fiel in der Nacht auf den 18 August 1993 einer Feuersbrunst zum Opfer welche nach Vermutungen durch eine weggeworfene Zigarette ausgelost wurde 7 Der Brand zerstorte einen Grossteil der Brucke und unter anderem 78 der 111 beruhmten Bilder Nach dem Brand konnten die Uberreste von 47 Bildern geborgen werden 30 Bilder liessen sich bis 1998 restaurieren Die Brucke wurde umgehend wiederaufgebaut am 14 April 1994 eingeweiht und erneut fur Fussganger freigegeben Die bei der Verkurzung der Brucke um 1835 ausgelagerten 25 Giebelgemalde die den Werdegang des Heiligen Mauritius als Schutzpatron der Schweiz zeigen wurden als Ersatz fur die unrestaurierbar verbrannten Exponate im Mittelteil der Brucke aufgehangt An den beiden ausseren Nahtstellen zwischen dem ursprunglich erhaltenen und dem rekonstruierten Bruckenteil erinnern verkohlte Uberreste der Originalbilder an den Brand Wasserturm Bearbeiten nbsp Teilansicht der Kapellbrucke mit WasserturmNahe dem linken Ufer befindet sich der achteckige Wasserturm der bereits um 1300 also noch vor der Kapellbrucke erbaut wurde und von ihr aus uber einen kurzen Quergang erreichbar ist Der Turm diente wechselweise als Wachturm und Eckpfeiler der Stadtbefestigung als Stadtarchiv und Schatzkammer sowie als Kerker und Folterkammer Heute beherbergt er einen Souvenirladen sowie das Vereinslokal des Artillerievereins Luzern Der Bilderzyklus Bearbeiten nbsp Eines der 110 dreieckigen GemaldeDer Bilderzyklus umfasste ursprunglich 158 Bildtafeln 147 Bilder blieben bis 1993 erhalten davon wurden nach den Verkurzungen der Brucke im 19 Jahrhundert dort noch 110 Bilder gezeigt Die Holztafeln sind bzw waren an der Basis zwischen 150 und 181 cm breit und 85 bis 95 cm hoch Jede Tafel bestand aus drei bis funf Fichtenholzbrettchen Nur wenige waren aus Linden und Ahornholz Der Bilderzyklus entstand in der Zeit der Gegenreformation in der die Stadtoberen in einem evangelisch reformierten Umfeld Treue zur katholischen Kirche propagierten Die Tafeln sind in diesem Sinn Propaganda Die Darstellungen aus der luzernischen und eidgenossischen Geschichte sollten beim Passieren der Brucke auf dem Weg in die Stadt daran erinnern dass ein frommer Lebenswandel dazu gehorte durchaus auch der Dienst im Militar und Gluck im Leben zusammengehoren Ein guter Schweizer war damals der den die Stadt und Republik Luzern in Soldvertragen nach Frankreich und anderen Staaten ausleihen konnte Es fing am linken Ufer der Reuss neben der Jesuitenkirche mit dem Bild des Riesen von Reiden an und endete mit der Darstellung des Jesuitenkollegiums dem heutigen Ritterschen Palais Dieser kraftstrotzende mythische Riese galt damals als Ursprung der starken und machtigen Luzerner Das Konzept fur die grosse Serie von Tafelbildern stammte im Auftrag des Rats vom Stadtschreiber Renward Cysat Jedes Ratsmitglied im engeren und im Grossen Rat konnte eine Tafel fur sich und seine Gattin stiften Als Kennzeichnung der Stifter wurde deren Wappen jeweils unten links angebracht dazu auf der gegenuberliegenden Seite das Frauenwappen Verse die auf dem Rahmen jedes Bildes stehen erlautern und erganzen die Bilddarstellung Sie wurde dadurch auch gegen Fehlinterpretationen geschutzt Ausser um das Luzerner Geschichtsbild ging es auf dem Ruckweg um das Leben und Sterben des Heiligen Leodegar des Luzerner Stadtpatrons und die Legenden des schweizerischen Schutzpatrons des Heiligen Mauritius nbsp Blumenschmuck an der BruckeDer aus Zurich weggegangene und in Luzern eingeburgerte katholische Maler Hans Heinrich Wagmann sowie seine vier bei ihm in der Werkstatt mitarbeitenden Sohne erhielten den lukrativen Grossauftrag Wagmann ein Vertreter der Spatrenaissance fertigte zunachst eine Skizze des geplanten Bildes auf Papier Einige Entwurfe sind bis heute erhalten geblieben Von ihm und Renward Cysat stammt auch die alteste bekannte Karte des Kantons Luzern aus dem Jahr 1613 Zum Schutz werden die Bilder auf der Kapellbrucke wahrend der Fasnachtszeit mit Fasnachtsbildern uberhangt Diese sind von diversen Fasnachtsorganisationen oder Guggenmusigen gestaltet und werden jedes Jahr neu aufgehangt Von den 146 Bildern wurden Kopien angefertigt auch von den 86 bei dem Brand zerstorten Es ist ein Streit daruber entbrannt ob nur die nichtverbrannten Originale oder auch die Kopien an der wiederaufgebauten Brucke angebracht werden sollten 8 Im November 2014 wurde bei einer Volksabstimmung eine Initiative zur Aufhangung von 146 Kopien der Bruckenbilder abgelehnt 9 Literatur BearbeitenStadt Luzern Hrsg Kapellbrucke und Wasserturm der Wiederaufbau eines Wahrzeichens im Spiegel der Restaurierung und Forschung Luzern 1998 ISBN 3 9520987 1 X Heinz Horat Die Bilder der Lebenden und der Toten auf der Spreuerbrucke in Luzern In Josef Brulisauer Hrsg Die Spreuerbrucke in Luzern ein barocker Totentanz von europaischer Bedeutung Luzern 1996 ISBN 3 7239 0090 9 S 79 280 Stefan Wegmuller Heilige und Helden Eine politische Ikonologie der Bildtafeln der Kapellbrucke in Luzern Zwei Bande Lizenziatsarbeit Universitat Freiburg 2007 OCLC 717285636 Joseph Anton Felix von Balthasar Historische und Moralische Erklarungen der Bilder und Gemahlde auf der Kapell Brucke der Stadt Lucern Orell Gessner Fuesslin und Comp Zurich 1775 doi 10 3931 e rara 12476 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kapellbrucke Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Kapellbrucke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kapellbrucke Spreuerbrucke und Hofbrucke Website des Projekts Luzerner Holzbrucken der Stadt Luzern mit virtueller Tour aller Bilder Bibliographie der Schweizergeschichte Datenbank Kapellbrucke Luzern Georg Carlen Barockmalerei in der Zentralschweiz Vom Hochbarock zum Spatbarock Die Eroberung des Raums durch die Malerei Memento vom 27 Oktober 2005 im Internet Archive Stiftung Fotodokumentation Kanton Luzern Historische Bilder der Kapellbrucke Luzerns Wahrzeichen die Kapellbrucke mit Wasserturm auf der Website der Luzern Tourismus AG Website Swiss Timber Bridges Die Schweizerischen Holzbrucken von Werner Minder Kapellbrucke LuzernEinzelnachweise Bearbeiten Adolf Reinle Die Stadt Luzern In Die Kunstdenkmaler des Kantons Luzern I Teil 1953 Zitat S 75 die Kappelbrucke gilt in der Wissenschaftlichen Literatur als die alteste noch erhaltenen mittelalterliche Holzbrucke Europas Beatrix Lang Die Kapellbrucke ihre Geschichte und Bedeutung In Lorenz Fischer u a Hrsg Die Kapellbrucke das Wahrzeichen der Stadt Luzern Luzern 1994 S 28 35 Jorge Serra Die Geschichte der Kapellbrucke In Stadt Luzern Hrsg Kapellbrucke und Wasserturm der Wiederaufbau eines Wahrzeichens im Spiegel der Restaurierung und Forschung Luzern 1998 S 89 92 Konrad Wanner Luzern und die Kapellbrucke In Stadt Luzern Hrsg Kapellbrucke und Wasserturm der Wiederaufbau eines Wahrzeichens im Spiegel der Restaurierung und Forschung Luzern 1998 S 68 75 Jorge Serra Die Geschichte der Kapellbrucke In Stadt Luzern Hrsg Kapellbrucke und Wasserturm der Wiederaufbau eines Wahrzeichens im Spiegel der Restaurierung und Forschung Luzern 1998 S 96 98 Jorge Serra Die Geschichte der Kapellbrucke In Stadt Luzern Hrsg Kapellbrucke und Wasserturm der Wiederaufbau eines Wahrzeichens im Spiegel der Restaurierung und Forschung Luzern 1998 S 98 107 Die Nacht die Luzern veranderte Dossier Brand Kapellbrucke In Neue Luzerner Zeitung 16 August 2013 S 41 Stadtrat von Luzern Kopien der verbrannten Gemalde auf der Kapellbrucke Chancen packen oder verpassen PDF 89 kB Antwort auf die Interpellation Nr 427 2004 2009 Stadt Luzern 29 Januar 2009 abgerufen am 22 September 2023 srf ch abgerufen am 11 August 2015 Normdaten Geografikum GND 4366109 9 lobid OGND AKS VIAF 245387084 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kapellbrucke amp oldid 237550610