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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Der Begriff der Kanzlerdemokratie beschreibt eine mogliche Ausformung des deutschen Regierungssystems in der der Bundeskanzler eine starke Stellung hat und steht im Gegensatz zur Koordinationsdemokratie Dabei versucht der Bundeskanzler in der Verfassungspraxis vgl Verfassungswirklichkeit die ihm durch das Grundgesetz GG vorgegebenen Rechte auszuweiten und erlangt so im Verhaltnis zu anderen Verfassungsorganen oder dem Kabinett weitaus mehr Macht als ihm durch das Grundgesetz eigentlich zustunde In der Politikwissenschaft gilt es mittlerweile als unstrittig dass Deutschland nur in bestimmten Zeiten eine Kanzlerdemokratie war Fur die Annahme einer Kanzlerdemokratie spricht dass der Bundeskanzler beispielsweise im Vergleich zum Reichskanzler der Weimarer Republik vom Grundgesetz eine starke Position erhalt Er hat die Richtlinienkompetenz Art 65 GG kann durch eine Vertrauensfrage Art 68 GG die Regierungsmehrheit auf seine Seite zwingen wahlt alleine seine Minister Art 64 GG aus und die gesamte Regierung kann nur durch ein konstruktives Misstrauensvotum gesturzt werden Art 67 GG ausserdem untersteht ihm das Bundeskanzleramt mit dem Bundesnachrichtendienst und das Presse und Informationsamt der Bundesregierung Hypothetisch ist diese Sichtweise jedoch insofern als die formell gewahrten Rechte in der Verfassungspraxis nicht in Reinform genutzt werden konnen Der Bundeskanzler kann gerade in fur Deutschland typischen Koalitionsregierungen nicht nach Belieben politisches Personal rekrutieren Hierbei gilt es nicht zuletzt auch parteiinterne Interessengruppen zu berucksichtigen Ferner spielt in diesem Zusammenhang der Koalitionspartner und die Institution des Koalitionsausschusses eine bedeutende Rolle Der Begriff der Kanzlerdemokratie steht auch heute in der Politikwissenschaft nahezu ausschliesslich fur die Regierungszeit Adenauers Dennoch hebt insbesondere Karlheinz Niclauss als wichtiger Vertreter der These funf Merkmale einer Kanzlerdemokratie heraus Durchsetzung des Kanzlerprinzips im politischen Sinne Nicht nur Verwirklichung der Richtlinienkompetenz sondern auch zentrale Rolle des Kanzlers bei der Vorbereitung der wichtigsten Entscheidungen im Kabinett Der Kanzler stellt die Regierungspolitik in der Offentlichkeit dar Personliches Prestige des Kanzlers im Regierungslager und in der Mehrheit der Bevolkerung Der Kanzler verkorpert die Regierungspolitik und steht im Mittelpunkt der Berichterstattung Das Amt des Bundeskanzlers ist mit dem Vorsitz der grossten Regierungspartei eng verbunden Der Kanzler ist in der eigenen Partei unumstritten Der Dualismus zwischen Regierungslager und Opposition bestimmt die allgemeine politische Auseinandersetzung Durch gegenseitige Abgrenzung stehen sich Regierungslager und Opposition deutlich erkennbar gegenuber Der Bundeskanzler ist in der Aussenpolitik personlich stark engagiert greift dabei auch stark in das Ressort des zustandigen Aussenministers ein In der Geschichte der Bundesrepublik lasst sich nach diesen Merkmalen nur fur die ersten 12 Jahre 1949 1961 der vierzehnjahrigen Adenauer Ara von einer Kanzlerdemokratie sprechen Der Vorwurf sich zu einer Kanzlerdemokratie zu wandeln wurde erneut 2005 erhoben als Bundeskanzler Gerhard Schroder die Vertrauensfrage nutzte um den Bundestag aufzulosen da die Frage auftauchte ob es in den vorherigen Abstimmungen des Bundestages wirklich ein dem Kanzler geltendes Misstrauen zu erkennen gab Es wurde argumentiert der Bundeskanzler konne jetzt uber die Dauer der Legislaturperiode entscheiden was einen deutlichen Machtzuwachs bedeutet hatte In der Politikwissenschaft wird heute in Bezug auf die Macht des Bundeskanzlers nur noch von Phasen der Kanzlerdemokratie gesprochen So liess sich etwa seit 1982 mit Bundeskanzler Helmut Kohl ein Fuhrungsstil erkennen der an das von Adenauer praktizierte Selbstverstandnis erinnert Kohl erschien nach seinem schnellen und entschlossenen Nutzen der Chance zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten nahezu unangreifbar 1 Ferner wird argumentiert dass mit der zunehmenden europaischen Integration die Machtkonzentration innerhalb der Exekutive weiter ansteigt Dies kame unter Umstanden auch wieder einer Entwicklung zur Kanzlerdemokratie zugute Siehe auch BearbeitenPolitisches System Deutschlands Kanzlerprinzip Ressortprinzip Kabinettsprinzip Interpellation Parteiendemokratie Prasidialdemokratie GewaltenteilungLiteratur BearbeitenJost Kupper Die Kanzlerdemokratie Voraussetzungen Strukturen u Anderungen d Regierungsstiles in d Ara Adenauer Peter Lang Verlag Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 8204 5575 2 Karlheinz Niclauss Kanzlerdemokratie Regierungsfuhrung von Konrad Adenauer bis Angela Merkel Springer Wiesbaden 2015 452 S ISBN 3 658 02397 XEinzelnachweise Bearbeiten Joachim Jens Hesse Thomas Ellwein Das Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland Bd 1 Text 8 Aufl Opladen Wiesbaden 1997 S 315 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kanzlerdemokratie amp oldid 232039815