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Kameradschaft Sud ist der Name einer neonazistischen Gruppierung die dem vordergrundig parteipolitisch unabhangigen Spektrum der freien Kameradschaften angehort Bekannt wurde sie wegen eines im Jahr 2003 geplanten Bombenattentats bei der Grundsteinlegung fur das judische Kulturzentrum in Munchen Der deutsche Verfassungsschutz bewertet die Gruppe als eine terroristische Vereinigung 1 ebenso wie mehrere Gerichtsentscheidungen uber Mitglieder der Gruppierung Inhaltsverzeichnis 1 Die Kameradschaft 2 Geplante Anschlage 2 1 Vorgeschichte 2 2 Die Gerichtsverfahren 2 3 Verurteilung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 QuellenDie Kameradschaft BearbeitenDer damalige Neonazi Norman Bordin grundete im Dezember 2001 die Kameradschaft Sud Aktionsburo Suddeutschland AS Nach Bordins Verurteilung zu einer 15 monatigen Freiheitsstrafe ohne Bewahrung ubernahm der Rechtsextremist Martin Wiese die Fuhrungsrolle bei der Kameradschaft Sud Der Kameradschaft gehorten etwa 25 Neonazis und rechtsextreme Skinheads an Sie trat vornehmlich durch die Teilnahme an Demonstrationen etwa gegen die Wehrmachtsausstellung und Diskussionen im Raum Munchen in Erscheinung Enge Kontakte zur Sammelbewegung Demokratie direkt soll es ebenfalls gegeben haben 2 Die Kameradschaft sah sich auch in der Nachfolge der Wehrsportgruppe Hoffmann aus deren Umfeld 1980 ein Anschlag auf das Munchner Oktoberfest begangen wurde Im Laufe von Ermittlungen wegen eines Korperverletzungsdelikts wurden bei Mitgliedern der Kameradschaft Waffen und Sprengstoff gefunden und Anschlagsplane auf das Oktoberfest oder ein judisches Zentrum vermutet Der darauf folgende Prozess erfuhr bundesweite Beachtung Nach der Verhaftung der Fuhrungskopfe kam die Gruppe fast zum Erliegen Im April 2004 allerdings waren wieder Webseiten der Kameradschaft Sud beziehungsweise des Aktionsburo Sud erreichbar die zusammen mit Webseiten des Nationalen Infotelefon NIT Suddeutschland und des Kampfbund Deutscher Sozialisten KDS Munchen unter einem Dach als Widerstand Sud erschienen Derzeit scheinen sie aber wieder aus dem Netz verschwunden zu sein Als Domanenanmelder fungierte beim Neustart nach der Auflosung der Gruppierung der inzwischen aus der Haft entlassene Norman Bordin unter der Adresse der Justizvollzugsanstalt Bernau am Chiemsee Bordin wurde von Friedhelm Busse den er in der JVA Bernau kennengelernt hatte zum Nachfolger in der Fuhrung des Nationalen Widerstandes ernannt Zum Jahreswechsel 2004 05 geriet die Kameradschaft Sud erneut in die Schlagzeilen weil sie den Saalschutz fur ein politisches Neujahrstreffen mit Beteiligung des sachsischen NPD Vorsitzenden Holger Apfel in Munchen ubernahm Dieses war vom inzwischen verstorbenen Munchener Stadtrat Johann Weinfurtner organisiert worden Weinfurtner war Mitglied der Republikaner und hatte auch uber seinen Verein Demokratie direkt Kontakt zu Martin Wiese Die Republikaner schlossen ihn nach eigenen Angaben aus der Partei aus Weinfurtner erkannte dies aber nicht an 3 Geplante Anschlage BearbeitenBundesweit bekannt geworden ist der Name Kameradschaft Sud vor allem durch Medienberichte seit September 2003 als mehrere Mitglieder dieser Vereinigung wegen eines geplanten Sprengstoffattentats bei der Grundsteinlegung fur das Judische Zentrum Munchen am St Jakobs Platz festgenommen wurden Wiese soll so der Vorwurf zusammen mit der von ihm gegrundeten Schutzgruppe SG punktlich zum 65 Jahrestag der Reichspogromnacht am 9 November 2003 einen Sprengstoffanschlag auf das neue judische Zentrum in Munchen ins Auge gefasst und sich zu diesem Zweck Sprengstoff verschafft haben Weitere Anschlage waren auf Moscheen eine griechische Schule in Munchen und Asylbewerberheime geplant Insgesamt wurden 14 Kilogramm Sprengstoff sichergestellt darunter 1 7 Kilogramm TNT 4 Bayerns Innenminister Gunther Beckstein sprach damals von einer Braunen Armee Fraktion 5 6 Zugleich wurde ab dem 11 September 2003 der Generalbundesanwalt hatte inzwischen die Ermittlungen ubernommen wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung 129a StGB ermittelt 7 Insgesamt wurden 14 Haftbefehle erlassen drei davon gegen Frauen Im April 2004 erhob der Generalbundesanwalt Anklage gegen funf und im Juni gegen vier weitere Personen Martin Wiese Karl Heinz Statzberger David Schulz und Alexander Maetzing Vorgeschichte Bearbeiten Als es darangehen sollte Sprengstoff fur die geplanten Anschlage zu besorgen fuhren zwei der spater Angeklagten nach Polen und suchten dort in einem Waldgebiet nach Minen Aus den gefundenen Minen losten sie zwei Eimer des vermeintlichen Sprengstoffs heraus Es handelte sich um Ubungsminen die Masse war praktisch nichts anderes als Gips Wenig spater waren sie in Mecklenburg Vorpommern an eine Panzerfaustgranate gekommen die sie aufsagten um den enthaltenen Sprengstoff zu entnehmen Allein dieser Sprengstoff hatte ausgereicht um eine verheerende Wirkung zu erzielen 8 Als die Plane konkreter wurden hatte sich eine damals 18 jahrige Kameradin als Selbstmordattentaterin angeboten 9 10 Die Gerichtsverfahren Bearbeiten Am 6 Oktober 2004 begann vor dem Staatsschutzsenat des Bayerischen Obersten Landesgerichts das Verfahren gegen funf als Mitlaufer eingestufte Angehorige der rechtsextremen Kameradschaft Sud Dabei wurde noch am Eroffnungstag der Prozesse die Offentlichkeit ausgeschlossen und zwar unter Verweis auf die Jugend der Angeklagten die zwischen 18 und 23 Jahre alt waren Laut Anklageschrift der Bundesanwaltschaft sei das Ziel der Gruppe die Beseitigung der freiheitlich demokratischen Grundordnung zugunsten eines nationalsozialistisch gepragten Herrschaftssystems gewesen Diesem Vorhaben entsprechend schwer waren auch die Anklagepunkte Verstoss gegen das Waffen und Sprengstoffgesetz Verstoss gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung Die Mindeststrafe fur die beiden letztgenannten Delikte betragt nach deutschem Recht ein Jahr Freiheitsstrafe Der 24 November 2004 war der Termin fur den Start der offentlichen Hauptverhandlung gegen den als Radelsfuhrer angeklagten Martin Wiese und drei weitere Angeklagte Das Verfahren das unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen stattfand sollte zeigen dass der Staat gegenuber gewaltbereiten Extremisten wehrhaft ist Die taz befurchtete jedoch Hat man jedoch die feixenden stadtbekannten Munchner Rechtsextremisten gesehen die am ersten Verhandlungstag des Mitlauferverfahrens unter den Zuschauern im Gerichtssaal sassen wird allerdings deutlich dass ein so prominentes und aufwandiges Verfahren auch eine andere Reaktion auslosen kann Die militante Rechte fuhlt sich nun als Gegner des Staates endlich ernst genommen 11 Diese Befurchtungen bestatigten sich indes nicht Der Prozess ging allerdings keineswegs problemlos uber die Buhne So war eine V Person in der Gruppe aktiv gewesen so dass unter anderem in einer TV Sendung der Vorwurf erhoben worden war die der Gruppe um Wiese zur Last gelegten Straftaten seien von einem Nachrichtendienst angeschoben worden Die Einbindung von V Personen war seinerzeit schon beim Prozess zum Verbot der NPD ein Grund weshalb das Verfahren erfolglos abgebrochen wurde Bayerns Innenminister Gunther Beckstein CSU hatte indes die Aktivitaten der V Person die bereits in der Anklageschrift als solche benannt worden war bestatigt Eine Einflussnahme konnte aber im Laufe des Verfahrens ausgeschlossen werden Die V Person berichtete in offentlicher Hauptverhandlung von ihrer ordnungsgemassen Tatigkeit 12 Auch auf das infolge eines zwischenzeitlich ergangenen Urteils des Bundesverfassungsgerichts rechtlich nicht unproblematische Verlesen von Mitschriften eines sog grossen Lauschangriffs konnte verzichtet werden da die Front der Angeklagten im Laufe der Verhandlung aufbrach und von manch einem der Tatvorwurf eingeraumt wurde 13 Verurteilung Bearbeiten Das Gericht verurteilte Anfang Mai 2005 den 29 jahrigen Martin Wiese unter anderem wegen Radelsfuhrerschaft in einer terroristischen Vereinigung zu sieben Jahren Haft Die drei Mitangeklagten wurden ebenso wie vier der einen Monat zuvor im ersten Prozess verurteilten Angeklagten der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung schuldig gesprochen und erhielten jeweils mehrjahrige Haftstrafen 14 Siehe auch BearbeitenRechtsextreme Netzwerke RechtsterrorismusLiteratur Bearbeiten Sprengstoff in Munchen Martin Wiese Kameradschaft Sud NPD Eine Broschure der antifaschistischen informations dokumentations amp archivstelle munchen e V AIDA in Kooperation mit dem Kurt Eisner Verein fur politische Bildung in Bayern e V Munchen 2005 Download bei aida archiv de Weblinks BearbeitenMartin Wiese Kameradschaft Sud Freies Netz Sud bei Netz gegen Nazis abgerufen 18 September 2012 Der NSU und seine Verbindungen nach Bayern Memento vom 24 Februar 2014 im Internet Archive bei Zundfunk abgerufen 17 Februar 2014Quellen Bearbeiten Verfassungsschutzbericht 2005 Memento vom 26 Oktober 2007 im Internet Archive Verfassungsschutz von Anfang 2006 Neonazis mit Kontakten Telepolis vom 12 September 2003 Republikaner feuern ihren Stadtrat SZ vom 26 Januar 2005 SPD Spitzenkandidat Maget im Visier der Neonazis SZ vom 16 September 2003 Suddeutsche de Bedrohung durch eine Braune Armee Fraktion vom 11 Mai 2010 Kein Erbarmen Stern de vom 24 September 2003 Neonazis wollten judisches Zentrum sprengen SZ vom 12 September 2003 Neonazis haben Material fur Bombe gesammelt SZ vom 21 Januar 2005 Neonazis erwogen Selbstmord Attentat focus de vom 26 April 2004 Milde Strafen fur Munchner Neonazis stern de vom 5 April 2004 Fur Sprengstoff ist gesorgt taz vom 24 November 2004 Es wird eng fur Wiese SZ vom 6 April 2005 Wieses Weggefahrten packen aus SZ vom 8 Marz 2005 Martin Wiese muss fur sieben Jahre hinter Gitter SZ vom 4 Mai 2005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kameradschaft Sud amp oldid 237918626