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Die k k Weiberstrafanstalt Wiener Neudorf in Niederosterreich wurde 1853 als erstes von Nonnen gefuhrtes Gefangnis in Osterreich gegrundet Osttrakt der Anstalt wahrend der Renovierung 2010 man erkennt noch die alte Bausubstanz Ab 2011 betreutes Wohnen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Ziele 1 1 Monarchie 1 2 Erste Republik 1 3 Drittes Reich 1 4 Zweite Republik 2 Haftgrunde 3 Beschaftigung und Tagesablauf 3 1 Wochentagsablauf 3 2 Sonn und Feiertage 4 Verpflegung 5 Hygiene 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte und Ziele BearbeitenBis 1903 ist die Geschichte der k k Weiberstrafanstalt Wiener Neudorf ausfuhrlich beschrieben fur die Zeit danach ist hingegen kaum Material auffindbar Die Einrichtung zielte auf die soziale Resozialisierung der Haftlinge dabei wurde eine quasi klosterliche Lebensform zur Rahmenbedingung um auch eine Umkehr im christlichen Sinne zu bewirken Monarchie Bearbeiten Von Grafin Ida Hahn Hahn kam die erste Anregung weibliche Straflinge unter die Aufsicht von Klosterfrauen zu stellen Unterstutzung fur ihren Plan fand sie unter anderem bei der Kaiserin Witwe Karoline Auguste dem Polizeidirektor Theodor Weiss von Starkenfels dem Statthalter von Niederosterreich Joseph Wilhelm Freiherr von Eminger sowie dem praktischen Arzt Hofrat Doktor Anton Schmidt Ritter von Tavera Am 1 August 1853 wurde durch Kaiser Franz Joseph I mit Allerhochster Entschliessung die Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten 1 in Osterreich zugelassen Diese war dafur ausgewahlt worden die Weiberstrafanstalt zu betreiben Als Kloster und gleichzeitig Gefangnis wurde in Wiener Neudorf sudlich von Wien das ehemalige fursterzbischofliche Sommerschloss erworben und am 4 Oktober 1853 von den Klosterfrauen feierlich bezogen Aus einem Asyl fur verwahrloste Madchen kamen 16 Madchen als Busserinnen oder Freiwillige in das Kloster Diese Busserinnen wollten nach Absolvierung ihrer Strafzeit im Kloster bleiben Voraussetzung fur den Verbleib im Kloster war gute Fuhrung Die ersten weiblichen Haftlinge kamen aus dem Wiener Gefangenenhaus am 5 Janner 1854 nach Wiener Neudorf Statthalter Eminger besuchte die Anstalt am nachsten Tag Im Laufe seiner Geschichte hatte die Weiberstrafanstalt Wiener Neudorf prominente Besucher Kaiserin Witwe Karoline Auguste Erzherzogin Sophie Erzherzog Karl Ludwig Erzherzog Maximilian Fursterzbischof Josef Othmar Ritter von Rauscher Kaiserin ElisabethDie wahrscheinlich prominenteste Insassin dieser Frauenstrafanstalt war Auguste Caroline Lammer Sie war die erste Frau Osterreichs die eine Bank grundete Nach dem Bankrott dieser Bank wurde sie zu einer Haftstrafe verurteilt wahrend derer sie verstarb Statthalter Eminger liess daraufhin so genannte Zwanglinge zuweisen Bei diesen Zwanglingen handelte es sich um Personen welche entweder nach abgebusster Strafe oder von vornherein auf behordliche Anordnung unter strenger Aufsicht zu ehrlicher Arbeit angehalten wurden Die Dauer des Aufenthalts durfte nicht langer als drei Jahre betragen Bei guter Fuhrung konnte eine vorzeitige Entlassung verfugt werden In Wiener Neudorf sassen bis zu 300 Zwanglinge streng getrennt von den anderen Strafgefangenen ein Zu Beginn des Jahres 1855 wurden weitere ehemals zum Schloss gehorige Objekte angekauft 1856 wurde mit der Errichtung der neuen Strafanstalt begonnen Ob man es tatsachlich wagte ohne Wissen des Kaisers etwas in seinem Reich zu unternehmen oder ob er durch seinen Bruder der die Gefangniskirche Grundsteinlegung 13 Juni 1854 feierliche Einweihung 26 Juli 1855 erbauen liess inoffiziell daruber informiert und einverstanden war ist nicht bekannt Jedenfalls liess Franz Joseph I dem Orden aus der Staatslotterie eine Spende zukommen Als der breiten Offentlichkeit bekannt wurde dass geistliche Schwestern fur die Leitung eines Frauengefangnisses verantwortlich waren brachen heftige Diskussionen aus Die liberale Presse kritisierte die Beteiligung der Kirche am Strafvollzug Der Herausgeber und Chefredakteur der Wiener Medizinischen Wochenschrift Leopold Wittelshofer verfasste heftige Schmahartikel gegen die Haftanstalt in Wiener Neudorf Gegen ihn wurde sogar die Staatsanwaltschaft aktiv da er gegen staatliche Institutionen hetzte und verurteilte ihn zu 20 Gulden Geldstrafe und einen Monat Arrest Erste Republik Bearbeiten Nach dem Ersten Weltkrieg kamen die Ordensschwestern mit den Herausforderungen der Aufsicht uber die weiblichen Gefangenen nicht zurecht Die Anstaltsleitung ubernahm ein Strafanstaltsdirektor Die Ordensfrauen engagierten sich mit anderen Aufgaben fur die Anstalt und ihre Bewohnerinnen Drittes Reich Bearbeiten Nach dem Anschluss Osterreichs an das Dritte Reich wurde das Gefangnis aufgelassen und die Haftlinge gruppenweise abtransportiert Was danach mit ihnen geschah ist unbekannt Jugendliche Zwanglinge durften bleiben Ab dem 19 Marz 1940 zog eine Polizeischule ein und ab 1942 ein Wehrmachtsspital Am 15 Februar 1945 wurde die Anlage durch einen Bombenangriff schwer beschadigt Zweite Republik Bearbeiten nbsp Westtrakt der Weiberstrafanstalt der heute ein Wohnhaus und eine Polizeistation beherbergtNach Kriegsende wurden drei erhalten gebliebene Gebaude wiederhergestellt und fur eine hohere Schule adaptiert 1982 zogen ein Gendarmerieposten und ein Rettungsdienst ein Zusatzlich wurde ein neuer Wohnbau mit etwa 100 Wohnungen errichtet 2003 wurde der Sudtrakt revitalisiert und das Christoph Migazzi Haus als Pflegestatte fur Kultur und Wissenschaft errichtet auch das Marktgemeindearchiv ist dort untergebracht 2009 2011 wurde der Osttrakt revitalisiert und ein betreutes Wohnhaus fur Senioren errichtet Der Entwurf sieht 29 betreubare Seniorenwohnungen eine Sozialstation mit Pflegestutzpunkt einen Aufenthaltsbereich mit Tagesbetreuung und Kurzzeitpflege Cafe Friseur und Fusspflege und einen begrunten Innenhof mit Therapiegarten vor 2 Haftgrunde BearbeitenDie inhaftierten Frauen sassen langer als ein Jahr in der Anstalt ein Weitaus haufigster Haftgrund waren Eigentumsdelikte gefolgt von Vergehen gegen korperliche Sicherheit vor allem Kindsmord Sittlichkeitsdelikte spielten kaum eine Rolle Beschaftigung und Tagesablauf BearbeitenNeu angekommene Strafliche wurden zunachst gebadet und anschliessend fur maximal acht Tage in der Aufnahmezelle untergebracht Wahrend der ersten 24 Stunden hatte der Anstaltsarzt die Gefangene zu untersuchen und innerhalb von 48 Stunden war ein Besuch durch den Anstaltsseelsorger und eine Lehrerin zum Kennenlernen vorgesehen Neben der Beschaftigung der Gefangenen durch Arbeit erhielten sie Schulunterricht Zu diesem Zweck wurden sie in zwei Klassen eingeteilt In die erste Klasse wurden Analphabetinnen und jene Haftlinge eingeteilt die uber hochst mangelhafte Kenntnisse in den Unterrichtsgegenstanden der Volksschule besassen In die zweite Klasse kamen Frauen mit ungenugenden Kenntnissen in den Volksschulgegenstanden Wochentagsablauf Bearbeiten 5 00 Uhr Oktober Marz 5 30 Uhr wecken aufstehen ankleiden Kleider und Schuhe reinigen Namensaufruf Verteilung der Morgensuppe und von Wasser Arbeitsbeginn Vormittags oder nachmittags ein bis zweimal taglich insgesamt eine Stunde in dem dafur vorgesehenen Hof Bewegung im Freien 12 00 Uhr Mittagessen und Ausgabe einer Brotportion sowie von Wasser in den Schlafsalen Eine Stunde Pause je zur Halfte in den Schlafsalen und auf den Korridoren oder im Spazierhof 13 30 Uhr Arbeitsbeginn 18 30 Uhr samstags 18 00 Uhr Arbeitsschluss 18 30 19 30 Uhr dreimal wochentlich Religionsunterricht in der Kirche durch den Anstaltspfarrer einmal wochentlich in den Arbeitssalen Vorlesung aus Buchern durch eine Ordensfrau 20 00 Uhr Nach einer halbstundigen Pause Namensaufruf und Zahlung in den Schlafsalen Abendgebet und Nachtruhe nbsp Anstaltskirche der Weiberstrafanstalt Sonn und Feiertage Bearbeiten Straflinge christlicher Konfession hatten an Sonn und Feiertagen arbeitsfrei Israeliten und Andersglaubige an ihren Feiertagen 6 00 Uhr wecken aufstehen ankleiden Kleider und Schuhe reinigen Namensaufruf Verteilung der Morgensuppe und von Wasser 8 00 Uhr Gottesdienst 9 30 Uhr Unterricht in gemeinnutzigen Tatigkeiten 12 00 Uhr Mittagessen und Ausgabe einer Brotportion sowie von Wasser in den Schlafsalen 14 00 Uhr Segen und Predigt 20 00 Uhr Namensaufruf und Zahlung in den Schlafsalen Abendgebet und NachtruheIn der Freizeit hatten die weiblichen Haftlinge Zeit zum Anhoren von Lesungen durch Ordensfrauen oder Mitgefangene zum Lesen Erledigen von Schulaufgaben oder Schreiben von Briefen Verpflegung BearbeitenDie Verpflegung von Strafgefangenen war in der Monarchie genau geregelt Pro Gefangener und Tag gab es 80 Gramm Eiweiss 36 Gramm meist pflanzliches Fett und 360 Gramm Kohlenhydrate Da die Arbeiten in der Weiberstrafanstalt als nicht anstrengend bezeichnet wurden und meist im Sitzen verrichtet werden konnten war dieser Verpflegungsschlussel der sich auf Julius Uffelmann beruft laut Gefangnisleitung ausreichend Hygiene BearbeitenDas Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum machte ein verstarktes Bemuhen um Hygiene durch die Ordensfrauen als Verantwortliche notwendig Die Raume waren mit Kalk geweisselt dieser Anstrich wurde jahrlich erneuert Mindestens alle 14 Tage wurden die Fussboden gereinigt In jedem Raum gab es einen Spucknapf mit einer desinfizierenden Flussigkeit Die Bettwasche wurde alle 14 Tage die Leibwasche wochentlich gewechselt Jeder Strafling war verpflichtet sich morgens und notigenfalls auch tagsuber Gesicht und Hande zu waschen Ein Arzt besuchte taglich die Strafanstalt Einmal im Monat wurden Bader verabreicht und zwar abwechselnd Vollbader und Fussbader Nach modernen Massstaben waren die Hygienemassnahmen fragwurdig Im Jahr 1859 kam es zu einer Flecktyphusepidemie der 20 Frauen zum Opfer fielen und 1866 kamen durch die Cholera 16 Personen ums Leben Zwischen 1853 und 1902 verstarben in der Weiberstrafanstalt Wiener Neudorf von 6 726 weiblichen Straflingen 846 Die haufigste Todesursache war die Lungentuberkulose Aber auch Stefan Grossmann bekrittelte 1905 in seinem Buch Osterreichische Strafanstalten verwundert den Reinlichkeitsbegriff der osterreichischen Behorden und der die Frauenstrafanstalt leitenden Klosterschwestern Zu den weiteren Kritikpunkten von ihm gehorte der Umstand dass selbst Besucher mit amtlicher Besuchserlaubnis sich nur eine Stunde lang im Gefangnis aufhalten durften Nur alle vier bis sechs Wochen war es erlaubt je einen Brief zu empfangen beziehungsweise abzusenden aber dies nur mit unbedenklichem Inhalt Den Zwanglingen stand dieses Recht ubrigens nicht zu Dass in der Gefangniskirche der Altarraum mit der Kanzel und die Messbesucher mittels eines massiven Gitters voneinander getrennt waren fand er genauso wenig zufriedenstellend wie den Umstand dass die Arrestantinnen wahrend der Arbeit mit Beten dem Singen heiliger Lieder oder dem Vorlesen aus heiligen Buchern berieselt wurden um sie von den bosen Dingen abzulenken Literatur BearbeitenLeopold Senfelder Die k k Weiberstrafanstalt in Wiener Neudorf 1853 1903 Wien 1903 im Selbstverlag der Anstaltsleitung Stefan Grossmann Osterreichische Strafanstalten Wiener Verlag Wien und Leipzig 1905 Martin Gschwandtner Die Macht des Geldes Die Krisen Republik und die Geschichte von Auguste Caroline Lammer und ihrer kleinen Regionalbank 1920 1937 Universitat Salzburg Diplomarbeit 2003 Peter Csendes Die Fresken der Klosterkirche in Wiener Neudorf in Unser Neudorf Heft 5 2015 S 4 17 Einzelnachweise Bearbeiten http www wiener neudorf gv at system web zustaendigkeit aspx menuonr 218535002 amp bezirkonr 0 amp detailonr 218004082 1 2 Vorlage Toter Link www wiener neudorf gv at Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis http raumpunkt at portfolio page betreutes wohnhaus wiener neudorf ii wohnen im klosterpark fuer die wohnbaugenossenschaft wng Projektbeschreibung mit Grundriss des alten Klosters Stand 28 August 201048 0842 16 3225 Koordinaten 48 5 3 1 N 16 19 21 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title K k Weiberstrafanstalt Wiener Neudorf amp oldid 202316774