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Als Kaltemischung werden Mischungen von Stoffen bezeichnet die fur eine gewisse Zeit nach dem Anmischen zum Entziehen von Warme dienen konnen Fur diesen Zweck sind je nach gewunschter Zieltemperatur unterschiedliche Substanzen und Mischungen bekannt Die Wirkung der Kaltemischung nutzt zwei Effekte Der Losungsvorgang von Stoff A in Stoff B kann endotherm sein Durch die Beimengung eines Additivs kann der Schmelzpunkt eines Stoffes stark abgesenkt werden Die physikalischen Ursachen dieses Effektes sind im Artikel Schmelzpunkterniedrigung erlautert Im Unterschied zu Kaltemitteln sind die meisten Kaltemischungen in getrennter Form ohne Druckbehalter lagerbar Daher werden Kaltemischungen haufig dann verwendet wenn ohne Kaltemaschine mit einfachen Mitteln tiefe Temperaturen erzeugt und kurzzeitig gehalten werden sollen z B im Labor Als Kaltemittel und Verfahren zur mechanischen Herstellung von Kalte noch unbekannt waren vor 1860 also verwendete man Kaltemischungen um Kalte kunstlich herzustellen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Arten von Kaltemischungen 1 1 Mit Salzen 1 2 Mit Trockeneis 2 Historisches 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseArten von Kaltemischungen BearbeitenZusammensetzung Min Temperatur C 2 100 g Wasser 100 g Eis 0100 g Wasser 75 g NaNO3 5 3100 g Wasser 140 g KI 12100 g Wasser 133 g NH4SCN 18100 g Eis 33 g NaCl 21100 g Eis 143 g CaCl2 6 H2O 50Ethanol CO2 fest 72Diethylether CO2 fest 77Aceton N2 flussig 94Mit Salzen Bearbeiten Kaltemischungen von Salzen mit Wasser nutzen zur Kuhlung die endothermen Warmeeffekte beim Losen von Substanzen Die Temperaturanderung beim Losen ergibt sich dabei als Summe der Energie die zum Auflosen des Ionengitters der Salze notig ist und der Hydratisierungsenergie die beim Losen frei wird Wenn die Gitterenergie grosser ist als die Hydratisierungsenergie entzieht die Mischung die insgesamt fehlende Energie der Umgebung die Losung kuhlt sich ab Mit Kaltemischungen von Salzen in Wasser konnen Temperaturen bis zu 18 C erreicht werden Tiefere Temperaturen bis zu 50 C werden bei Kaltemischungen von Wassereis mit Salzen erreicht Durch das Mischen mit Eis addiert sich namlich zum endothermen Losen des Salzes im Schmelzwasser die Abkuhlung durch das vorhergehende Schmelzen des Eises Siehe auch Sole Kaltetechnik Mit Trockeneis Bearbeiten Trockeneis d h gefrorenes CO2 sublimiert und entzieht die notige Sublimationsenthalpie der Losung sodass sich die Kaltemischung abkuhlt Kaltemischungen mit Trockeneis konnen Temperaturen bis zu 78 C erreichen der Sublimationstemperatur des Trockeneises in Ethanol bis 72 C in Diethylether bis 77 C und in Chloroform bis 77 C 2 Historisches BearbeitenOle Romer 1644 1710 nutzte den Gefrierpunkt einer Salzlake als Fixpunkt seiner 1701 entwickelten Temperaturskala Daniel Fahrenheit verwendete daraufhin als Nullpunkt seiner 1708 vorgeschlagenen Skala die tiefste Temperatur die er mit einer Mischung aus Eis Wasser und Salmiak Ammoniumchlorid oder Seesalz erzeugen konnte 17 8 C Durch die Entdeckung der Gefrierpunktserniedrigung durch Charles Blagden 1748 1820 war bekannt dass diese linear mit der Salzkonzentration zunahm 3 In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts wurden Kaltemischungen aus Schnee und Sauren beispielsweise verdunnter Salpetersaure hergestellt Der Apotheker Richard Walker berichtete 1788 uber verschiedene Kaltemischungen 4 Er konnte auch im Sommer Quecksilber Schmelzpunkt 38 83 C zum Erstarren bringen 3 Tobias Lowitz 1757 1804 erzielte mit Hilfe von Mischungen von kristallwasserhaltigem Calciumchlorid salzsauer Kalk und Schnee Temperaturen bis zu 50 C 5 1796 berichtete er uber seine Versuche vom Winter 1792 1793 mit einer seiner Kaltemischungen konnte er in einem geheizten Zimmer zwolf Pfund Quecksilber zum Erstarren bringen mit Calciumchlorid und Schnee 35 Pfund Quecksilber 6 1819 war schon eine umfangreiche Liste von Kaltemischungen bekannt 3 Siehe auch BearbeitenListe der KaltemischungenLiteratur BearbeitenHeinz G O Becker Werner Berger und Gunter Domschke Organikum 22 Auflage Wiley VCH Weinheim 2004 ISBN 978 3 527 31148 4 S 16Weblinks BearbeitenProf Blumes Versuche zu KaltemischungenEinzelnachweise Bearbeiten Ferdinand Fischer Uber die Herstellung von Eis In Polytechnisches Journal 224 1877 S 165 174 a b Eintrag zu Kaltemischungen In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 15 Januar 2015 a b c Abraham Rees Freezing In The Cyclopaedia Or Universal Dictionary of Arts Sciences and Literature Band 15 Longman Hurst Rees Orme amp Brown London 1819 Freezing Mixtures biodiversitylibrary org abgerufen am 5 Juni 2018 Richard Walker Experiments on the Production of Artificial Cold By Mr Richard Walker Apothecary to the Radcliffe Infirmary at Oxford In a Letter to Henry Cavendish Esq F R S and A S In Philosophical Transactions of the Royal Society of London Band 78 1 Januar 1788 ISSN 0261 0523 S 395 402 doi 10 1098 rstl 1788 0027 royalsocietypublishing org abgerufen am 30 April 2017 Claus Priesner Lowitz Tobias In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 259 261 Digitalisat Tobias Lowitz Versuche uber die Hervorbringung von kunstlicher Kalte In Lorenz von Crell Hrsg Chemische Annalen fur die Freunde der Naturlehre Arzneygelahrtheit Haushaltungskunst und Manufakturen Band 1 Nr 1 C G Fleckeisen 1796 S 529 539 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaltemischung amp oldid 233566557