Die Baltische Binse (Juncus balticus Willd.; Syn.: Juncus arcticus subsp. balticus (Willd.) Hyl.) ist eine an Stränden wachsende Pflanzenart aus der Familie der Binsengewächse (Juncaceae).
Baltische Binse | ||||||||||
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Baltische Binse (Juncus balticus), Illustration | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Juncus balticus | ||||||||||
Willd. |
Beschreibung Bearbeiten
Vegetative Merkmale Bearbeiten
Die Baltische Binse ist eine ausdauernde, krautige Pflanze. Sie erreicht Wuchshöhen von 25 bis 75 (bis 100) Zentimeter. Sie besitzt ein weit kriechendes, schwach verzweigtes Rhizom mit über 1 Zentimeter langen Internodien. Sie bildete lockere Rasen und ist blaugrün. Die Stängel stehen deutlich voneinander entfernt in einer Reihe, sind starr aufrecht, glatt und glänzend. Das Mark ist unterbrochen. Am Grund der Stängel befinden sich strohfarbene bis hellbraune, spreitenlose Blattscheiden.
Generative Merkmale Bearbeiten
Blütezeit ist Juni bis August. Der Blütenstand steht scheinbar seitenständig im oberen Stängeldrittel. Er ist locker-spirrig und reichblütig mit 25 bis 60, selten bis 80 Blüten und mit 4 bis 8 cm langen Ästen. Das untere Hüllblatt setzt den Stängel fort, ist ein Fünftel bis ein Drittel so lang wie der Stängel und überragt die Spirre weit. Es ist starr und spitz. Die Blüten haben am Grund zwei breit-eiförmige, stumpfe, kleine Vorblätter. Die Perigonblätter sind 3,2 bis 4,7 mm lang, rot- bis kastanienbraun mit einem grünen Mittelstreifen und einem weißen Hautrand. Die äußeren Perigonblätter sind fein zugespitzt und etwas länger als die inneren. Die inneren sind nur spitzlich. Die sechs Staubblätter sind bis halb so lang wie die Perigonblätter. Die Antheren sind 0,8 bis 1,5 mm lang und 1,3- bis 2-mal so lang wie die Staubfäden. Der Griffel ist 0,8 bis 1 mm lang, die Narben sind 1,5 bis 2 mm lang und aufrecht. Die Kapselfrucht ist 3 bis 4,5 mm lang, dabei gleich lang oder etwas länger als die Perigonblätter. Sie ist dreikantig-eiförmig, stumpflich mit einer kurzen, aufgesetzten Stachelspitze. Die Oberfläche ist hellbraun und glänzend. Die Samen sind 0,8 bis 1 mm lang, schmal-eiförmig und haben zwei sehr kleine Anhängsel.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 80.
Ökologie Bearbeiten
Die Bestäubung erfolgt durch den Wind (Anemophilie).
Vorkommen Bearbeiten
Das Verbreitungsgebiet der Baltischen Binse ist Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika. In Europa kommt sie vor in Spanien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Island, Polen, Norwegen, Schweden, Finnland, im Baltikum und in Russland. Die Baltische Binse ist an der Ostseeküste häufig, auf Borkum auf den Westfriesischen Inseln kommt sie selten vor. Sie wächst auf Strandwiesen und in Dünentälern auf torfigem Sandboden. Sie ist salzertragend.
Pflanzensoziologisch ist sie eine Assoziationscharakterart des Junco baltici-Schoenetum nigricantis (Verband Caricion davallianae) und kommt auch in Gesellschaften des Verbands Ericion tetralicis vor.
Taxonomie und Systematik Bearbeiten
Die Baltische Binse wurde 1809 von Carl Ludwig Willdenow in Magazin für die neuesten Entdeckungen in der gesammten Naturkunde, Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin Band 3, S. 298 als Juncus balticus erstbeschrieben. Synonyme von Juncus balticus Willd. sind Juncus helodes Link, Juncus arcticus subsp. balticus (Willd.) Hyl., Juncus glaucus var. littoralis Wahlenb. und Agathryon balticum (Willd.) Záv. Drábk. & Proćków.
Man kann die folgenden sieben Unterarten unterscheiden:
- Juncus balticus subsp. andicola (Hook.) Snogerup: Sie kommt vom Mexiko bis Guatemala und im westlichen und südlichen Südamerika vor.
- Juncus balticus subsp. ater (Rydb.) Snogerup: Sie kommt von Nordamerika bis Guatemala vor.
- Juncus balticus subsp. balticus: Sie kommt in Nordeuropa vor.
- Juncus balticus subsp. cantabricus (T.E.Díaz, Fern.-Carv. & Fern.Prieto) Snogerup: Sie kommt in Spanien vor.
- Juncus balticus subsp. littoralis (Engelm.) Snogerup: Sie kommt in Kanada und in den nördlichen Vereinigten Staaten vor.
- Juncus balticus subsp. mexicanus (Willd. ex Schult. & Schult.f.) Snogerup: Sie kommt von den Vereinigten Staaten bis Mittelamerika und von Peru bis ins südliche Südamerika vor.
- Juncus balticus subsp. pyrenaeus (Timb.-Lagr. & Jeanb.) P.Fourn.: Sie kommt von den Pyrenäen bis zur Sierra de Gúdar in Spanien vor.
Belege Bearbeiten
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Dietrich Podlech: Familie Juncaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 363–364.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 149.
- Juncus balticus bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- ↑ Juncus balticus. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 8. Oktober 2016.
- ↑ Source: 2010: World Checklist of Selected Plant Families (2010), copyright © The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Datenblatt Juncus balticus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
Weblinks Bearbeiten
- Baltische Binse. FloraWeb.de
- Baltische Binse. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Die Verbreitung der Juncus balticus als Juncus arcticus subsp. balticus auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)