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Josef Scheicher 18 Februar 1842 in Lichtenhof bei St Stefan ob Stainz 1 28 Marz 1924 in Wien war ein osterreichischer katholischer Priester und Politiker Josef Scheicher Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Tatigkeit 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJosef Scheicher war der Sohn der Bauernfamilie Maria und Josef Scheicher 2 am Hof vlg Geidl im Ort Lichtenhof in der Weststeiermark Mit 13 Jahren bestand er die Aufnahmeprufung am Akademischen Gymnasium in Graz und wurde dort aufgenommen Bereits im zweiten Jahr wechselte er in das bischofliche Knabenseminar und trat einer deutschnational gesinnten Pennalerverbindung bei Seine erste Studentenwohnung befand sich im ehem Jesuitengymnasium dem sogenannten Taubenkobel an der Ecke Hofgasse Sporgasse in Graz 3 Die Seminarausbildung beendete er vorzeitig die Matura wollte er im Jesuitenkloster St Andra im Lavanttal nachholen Das Noviziat in diesem Kloster wurde ebenfalls vorzeitig beendet ein Herzleiden an dem er seit funf Jahren litt hatte sich bemerkbar gemacht 2 Am Gymnasium der Franziskaner in Rudolfswerth im damaligen Krain konnte er die Matura nachholen die er mit Auszeichnung bestand 2 Da sein Gesundheitszustand fur das Ordensleben aber nicht stabil genug erschien riet man ihm zu einer Laufbahn als Weltpriester Der Novizenmeister in Rudolfswerth war mit dem damaligen Bischof von St Polten Joseph Fessler befreundet und vermittelte eine Aufnahme in das dortige Priesterseminar Am 26 September 1865 2 trat er in das Priesterseminar St Polten ein und empfing am 27 Juni 1869 2 die Priesterweihe Ab 1872 studierte er katholische Theologie in Wien und gehorte dem Frintaneum 2 an Am 17 Marz 1875 2 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert nachdem er fur seine Dissertation nur wenige Wochen benotigt haben sollte 2 und kehrte nach Waidhofen zuruck Josef Scheicher wurde am 31 Marz 1924 am Wiener Zentralfriedhof begraben 4 Am Begrabnis nahmen Erzbischof Piffl der Herausgeber der Zeitung Reichspost und spaterer Grunder der Furche Friedrich Funder und der damalige Bundeskanzler Ignaz Seipel teil der auch den Nachruf hielt 2 Die Grabstelle wird von einer Skulptur des Guten Hirten geschmuckt 5 Sie wurde 2012 von Vertretern seiner Heimatgemeinde St Stefan ob Stainz renoviert 6 und wird aus privaten Mitteln aus der Gemeinde und Pfarre St Stefan ob Stainz betreut 2 5 nbsp Widmung des Kirchenfensters in St Stefan ob StainzAus Anlass des 180 Geburtstages wurde im Februar 2022 an seinem Geburts und Heimathaus eine Gedenktafel angebracht 7 Tatigkeit BearbeitenNach der Priesterweihe 1869 arbeitete er als Kaplan Kooperator in Waidhofen an der Ybbs dort begann auch seine politische Laufbahn Er lernte die Not der landlichen Bevolkerung kennen und begann mit seinen Bestrebungen Selbsthilfegruppen und Bildungsvereine einzurichten Und er machte erste Erfahrungen Bereits nach seiner ersten Predigt zum Kaiser Geburtstag damaliger Kaiser Franz Joseph I war er von liberalen Burgern bei Gericht angezeigt worden weil seine Predigt hochverraterisch und aufruhrerisch gewesen sei 3 Das Spannungsverhaltnis zum Liberalismus sollte ihn durchs Leben begleiten und fand auch in seiner Publikationstatigkeit einen Niederschlag 1875 leitete er die Redaktion der Zeitschrift St Poltner Bote ab 1879 war Josef Scheicher Professor fur Moraltheologie im Priesterseminar in St Polten Er war Pralat und Apostolischer Pronotar Von 1891 bis 1898 gehorte er dem St Poltner Stadtausschuss an 5 1890 bis 1919 war er Abgeordneter zum Landtag von 1897 bis 1909 auch des Niederosterreichischen Landesausschusses und zuletzt Mitglied der provisorischen Landesversammlung in Niederosterreich 1894 bis 1918 gehorte Josef Scheicher dem osterreichischen Reichsrat an danach war er vom 21 Oktober 1918 bis zum 16 Februar 1919 Mitglied der provisorischen Nationalversammlung Seine Arbeitsgebiete waren vorrangig das Gemeindewesen das Gesundheitswesen und der Strassenbau Er grundete eine Reihe von Volksbildungsvereinen und gab Publikationen zu sozialen Themen heraus Seine Autobiografie Erlebnisse und Erinnerungen umfasst sechs Bande Ein neugotisches Kirchenfenster der Pfarrkirche St Stefan ob Stainz aus dem Jahr 1879 nennt als Stifter Josef Scheicher in der Apsis Evangelienseite 6 5 Josef Scheicher wird einer der bedeutendsten Streiter fur die christlichsoziale Bewegung genannt Dass Niederosterreich zum Kernland der Christlichsozialen Partei wurde soll zu einem grossen Teil auf sein Wirken zuruckzufuhren sein 6 5 Er unterstutzte die sozialreformatorische Entwicklung Karl von Vogelsangs und die demokratische Selbstverwaltung der Gemeinden Josef Scheicher wird auch als massgeblicher Forderer des Antisemitismus in Niederosterreich beschrieben 8 in seinen Reden kamen judenfeindliche Angriffe vor Er war Ehrenburger mehrerer Gemeinden so von Tulln St Georgen am Reith Reinsberg Traismauer Tausendblum und Brand Laaben sowie Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen Norica Wien 2 Ferdinandea Prag Austria Wien und Rudolfina Wien 9 nbsp Die erste Unterkunft in Graz der Taubenkobel des Jesuitengymnasiums1911 veroffentlichte Scheicher den Zukunftsroman Aus dem Jahre 1920 Ein Traum in dem der nach 23 Jahren von seiner gescheiterten Nordpolfahrt zuruckgekehrte Andree erfahrt dass Osterreich als Ostmark nun Kern des Staatenbundes der Vereinigen Oststaaten ist der ein Bollwerk gegen den Pangermanismus bildend 10 nun an der Spitze der europaischen Staaten steht Diese Entwicklung geht auf die Idee eines St Poltener Abgeordneten zuruck womit Scheicher auf sich verweist und ist hauptsachlich eine Folge des Exodus der Juden nach dem dann wieder eine christliche Gesinnung im Land Einzug hielt Nessun Sapra zufolge ist die stark antisemitische Utopie Scheichers als Literatur vollig unbedeutend als Zeugnis fur die geistige Verfasstheit der Bildungsschicht dieser Epoche ein nahezu einmaliges Dokument 11 Werke BearbeitenDie Werke Josef Scheichers sind in Bibliotheken teilweise auch unter der Namensvariante Joseph Scheicher verzeichnet Interessantes Priesterleben 1923 Arme Bruder Ein Stuck Zeit und Kirchengeschichte 1913 Erlebnisse und Erinnerungen 1 Aus der Jugendzeit 2 Aus der Studienzeit 3 Aus dem Priesterleben 4 6 Aus dem politischen Leben 1907 1912 Der Osterreichische Klerustag 1903 Aus dem Jahre 1920 Ein Traum St Polten Verlag Gregora 1900 Am Erkerfenster Novellenkranz in zwei Banden 1879 Ostmark Geschichten Gesammelte Erzahlungen Novellen und Humoresken 1898 Praktisches Handbuch des katholischen Eherechtes Freiburg im Breisgau Verlag Herder 4 Auflage 1891 Compendium repetitorium theologieae moralis Editio III revisa Wien Verlag Fromme 1890 Allgemeine Moraltheologie 1885 Duchovenstvo a socialnl otazka tschechische Ubersetzung von Die Geistlichkeit und die sociale Frage Brunn Benediktinerdruckerei 1884 Der Klerus und die soziale Frage Innsbruck Verlag Rauch 1884 2 Auflage in funf Sprachen ubersetzt 1896 Der Lichtenhofer Ein Lebensbild aus den steyrischen Alpen Wien Verlag Kirsch 1882 Wahlt nicht liberal Ein Ruf an seine Landsleute Wien 1877 Jahrbuch des konstitutionellen Volks Vereines fur das Viertel Ober Wiener Wald St Polten 1877 ff nbsp Grab Josef Scheichers am Wiener ZentralfriedhofLiteratur BearbeitenHedwig David Josef Scheicher als Sozialpolitiker Dissertation an der Philosophischen Fakultat Wien 1946 Manfred Eder Scheicher Josef In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 630 Digitalisat Josef Kendl Josef Scheicher Priester und Politiker an der Schwelle einer neuen Zeit Dissertation an der katholisch theologischen Fakultat der Universitat Salzburg St Polten 1967 Alois Prinz von und zu Liechtenstein Bericht uber die anlasslich der Fahnenweihe und 25 jahrigen Jubelfeier des katholischen Arbeiter Vereines fur Niederosterreich am 31 Mai 1896 stattgefungene Festversammlung und Wiedergabe der von Prinz Alois Lichtenstein und Josef Scheicher gehaltene Festrede Verlag Ambrosius Opitz Wien 1896 Rupert Stipper Dr Josef Scheicher Ein grosser Sohn der Weststeiermark In Zeitfenster Unsere Heimat neu entdeckt Ausgabe 1 Jahrgang 2022 Zeitschrift des Historischen Vereins Viana Styria Deutschlandsberg 2022 S 3 4 Anton Szanya Der Traum des Josef Scheicher Staatsmodelle in Osterreich 1880 1900 Studien Verlag Wien 2009 ISBN 978 3 7065 4424 5 Werner Tscherne Josef Scheicher Kampfer Priester und Politiker Ein steirischer Mitbegrunder der Christlichsozialen Partei Zu seinem 155 Geburtstag In Zeitschrift des Historischen Vereines fur Steiermark Graz 1997 S 215 ff nbsp gewidmetes Kirchenfenster in St Stefan ob StainzWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Scheicher Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Josef Scheicher auf den Webseiten des osterreichischen ParlamentsEinzelnachweise Bearbeiten Matricula Online St Stefan ob Stainz Taufbuch 3 1826 1847 Seite 313 Eintrag Nr 29 1 Zeile a b c d e f g h i j k Pralat Dr Josef Scheicher ein grosser St Stefaner In Wochenzeitung Weststeirische Rundschau 94 Jahrgang Nr 13 vom 2 April 2021 Seite 12 a b Stipper Scheicher S 3 Friedhofe Wien Gruppe 34 Erweiterung B Reihe 3 Grab Nr 15 Das Grab wurde von seinem Parteifreund dem Nationalratsabgeordneten Franz Oelzelt zur Verfugung gestellt Beilage zum Totenbeschaubefund Wiener Stadt und Landesarchiv Totenbeschreibamt A1 JA7399 1924 Das Grabnutzungsrecht besteht auf Friedhofsdauer a b c d e Stipper Scheicher S 4 a b c St Stefan Stainz Der Seppi von Lichtenhof Zum Gedenken an einen grossen Stefaner Wochenzeitung Weststeirische Rundschau 85 Jahrgang Nr 11 vom 9 Marz 2012 Seite 15 Gedenken an Dr Josef Scheicher zum 180 Geburtstag In Wochenzeitung Weststeirische Rundschau 95 Jahrgang Nr 8 vom 25 Februar 2022 Seite 12 Die Presse com Print Ausgabe 12 Marz 2008 Vom Toleranzpatent bis 1938 Juden in Niederosterreich Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen Die Ehrenmitglieder Alten Herren und Studierenden des CV des Cartell Verbandes der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen Wien 1914 S 439 Josef Scheicher In oecv at 17 Dezember 2017 abgerufen am 1 Juli 2019 Nessun Sapra Lexikon der deutschen Science Fiction amp Fantasy 1870 1918 Utopica Oberhaid 2005 ISBN 3 938083 01 8 S 231 f Normdaten Person GND 120645777 lobid OGND AKS LCCN no94027697 VIAF 50062206 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scheicher JosefKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Geistlicher und Politiker CS LandtagsabgeordneterGEBURTSDATUM 18 Februar 1842GEBURTSORT Lichtenhof bei St Stefan ob StainzSTERBEDATUM 28 Marz 1924STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Scheicher amp oldid 239277392