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Josef Hlavka 15 Februar 1831 in Prestice 11 Marz 1908 in Prag war ein tschechischer Architekt Baumeister und Mazen Josef Hlavka 1895 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirkung 3 Werke 3 1 Realisierte eigene Entwurfe 3 2 Nicht realisierte eigene Entwurfe 3 3 Realisierte fremde Entwurfe 4 Auszeichnungen 5 Wurdigung 6 Bibliographie 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJosef Hlavka wurde am 15 Februar 1831 in der westbohmischen Kleinstadt Prestice Prestitz 18 km sudlich von Pilsen Plzen geboren Nach Besuch der Gymnasien in Klatovy Klattau und Kolin sowie der Realschule in Prag studierte er zunachst von 1847 bis 1851 Allgemeine Ingenieurwissenschaften und Hochbau am Prager Polytechnikum dem Vorlaufer der heutigen Tschechischen Technischen Hochschule dann von 1851 bis 1854 Architektur an der Akademie der bildenden Kunste in Wien Bei dem tschechischen Wiener Bauunternehmer Frantisek Sebek absolvierte er eine Maurerlehre und trat in dessen Baukanzlei ein deren Leitung er im Jahre 1855 ubernahm Das Grabdenkmal fur Sebeks Gemahlin ist sein erster realisierter architektonischer Entwurf 1856 erhielt Hlavka ein Stipendium fur eine letztlich dreijahrige Studienreise durch Europa Er besuchte Italien Griechenland Frankreich England Belgien und Deutschland nbsp Gedenktafel am Wiener OpernringNach seiner Ruckkehr liess er sich in Wien nieder und erwarb 1860 die Baukonzession Noch zu Lebzeiten uberliess Frantisek Sebek Hlavka seine Baukanzlei Die erfolgreiche Ausfuhrung des Bauauftrages fur die Wiener Lazaristenkirche begrundete seinen Ruf als einer der prominentesten Bauunternehmer der Wiener Ringstrassenzeit Neben rund 140 privaten Auftragen vorwiegend Zinshauser realisierte er nach Planen der renommiertesten Architekten in Wien das Akademische Gymnasium und die Kirche St Othmar unter den Weissgerbern die Hofoper sowie das Palais Erzherzog Wilhelm Deutschmeisterpalais 1864 begann Hlavka mit dem Bau der Residenz des griechisch orthodoxen Metropoliten in Czernowitz Das Gebaudeensemble vereinigte byzantinische und maurische Elemente und zahlt heute zum UNESCO Welterbe Daneben machte sich Hlavka einen Namen als Denkmalschutzer und wurde 1863 zum Korrespondenten 1864 zum Konservator der osterreichischen Centralkommission fur die Denkmalpflege ernannt 1898 erfolgte die Berufung in den Kunstrat des Ministeriums fur Cultus und Unterricht 1866 berief man Hlavka zum Mitglied der Akademie der bildenden Kunste in Wien Die Utensilien der Grundsteinlegung der Hofoper wurden von Kaiser Franz Joseph Hlavka ubergeben und werden im Schloss Luzany aufbewahrt Sein Arbeitseinsatz hatte zur Folge dass er 1869 einen Nervenzusammenbruch erlitt und 1873 seine Baufirma aufgeben musste Er verlagerte seinen Lebensmittelpunkt nach Bohmen und ubersiedelte auf das Gut Luzany u Prestic Luschan in Bohmen 3 km sudlich seiner Geburtsstadt Prestice das er ursprunglich seiner Mutter gekauft hatte Vom Rollstuhl aus widmete er nun seine geistigen Krafte der Forderung der tschechischen Wissenschaft und Kunst die er aus seinem immensen Vermogen unterstutzte 1880 war er so weit genesen dass er sein offentliches Wirken wieder aufnehmen konnte 1882 starb seine erste Gemahlin Marie geborene Cermakova an Tuberkulose Wie schon in Wien unterhielt Hlavka spater auch in Prag einen Salon in dem prominente Personlichkeiten des offentlichen Lebens verkehrten Im Sommerhalbjahr wurde das von ihm sukzessiv umgebaute Schloss in Luzany zu einem Refugium insbesondere von Schriftstellern Julius Zeyer Jaroslav Vrchlicky und Musikern Bohmisches Quartett mit Josef Suk und Oskar Nedbal Antonin Dvorak komponierte zur Einweihung der von Hlavka entworfenen neuen Schlosskapelle seine D Dur Messe Luzanska mse und leitete auch die Urauffuhrung Hlavkas zweite Gemahlin Zdenka geborene Havelkova und Dvoraks Gemahlin Anna sangen die Damensoli In den 1880er Jahren setzte sich Hlavka fur die Errichtung einer nationaltschechischen Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Kunste ein Nach deren Grundung im Jahre 1890 Eroffnung 1891 die er durch eine bedeutende Geldspende ermoglicht und durch seine ausgezeichneten Beziehungen zu den Prager und Wiener Regierungskreisen erwirkt hatte wurde Hlavka selber zum ersten Prasidenten der Koniglich Bohmischen Kaiser Franz Josephs Akademie fur Wissenschaften Literatur und Kunst gewahlt nbsp Fotografie aus dem Jahr 1908Weitere Grundungen betrafen das Volkswirtschaftliche Institut sowie das Hlavka Studentenheim Hlavkova kolej in Prag errichtet nach Entwurf von Josef Fanta heute im Besitz der Tschechischen Technischen Hochschule CVUT Verdient machte sich Hlavka auch um den Ausbau der Kunsthochschule wo er die Berufung der Maler Vaclav Brozik Vojtech Hynais und Julius Marak betrieb Daruber hinaus war er Stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss der Modernen Galerie sowie Mitglied der tschechischen Landeskommission fur Kunst und Geschichte 1883 wurde Hlavka in der Kurie der Grossgrundbesitzer fur den Wahlkreis Prestitz in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats des Parlaments der westlichen Reichshalfte Osterreich Ungarns 1886 in den bohmischen Landtag gewahlt 1891 wechselte er im Reichsrat als vom Kaiser ernanntes Mitglied auf Lebenszeit in das Herrenhaus Er war ein Parteiganger der Alttschechischen Partei die fur die Gleichberechtigung der Tschechen innerhalb der Habsburgermonarchie eintrat Da auch seine zweite Ehe kinderlos blieb und seine Gemahlin vor ihm verstarb brachte Hlavka sein gesamtes Vermogen in die von ihm zu Lebzeiten begrundete Josef Marie und Zdenka Hlavka Stiftung ein die als einzige Stiftung das kommunistische Regime uberlebte und sich seit der Wende von 1989 wieder ungehindert der Forderung der geistigen Elite des tschechischen Volkes widmet Nadace Nadani Josefa Marie a Zdenky Hlavkovych Auch fur die Leistungen seines zweiten Lebensabschnitts erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenamter Josef Hlavka verstarb nach kurzer Krankheit am 11 Marz 1908 in Prag und wurde im selbst entworfenen Familiengrab in Prestice beigesetzt Wirkung Bearbeiten nbsp Prager LandesgebaranstaltMit der Landesgebaranstalt in Prag und der Residenz des griechisch orthodoxen Metropoliten in Czernowitz profilierte sich Josef Hlavka als bedeutender Architekt des Fruhhistorismus in der osterreichisch ungarischen Monarchie Als einer der bedeutendsten Bauunternehmer der Wiener Ringstrassenzeit realisierte er die Entwurfe so prominenter Architekten wie Friedrich von Schmidt Theophil Hansen vor allem aber Eduard van der Null und August Sicard von Sicardsburg Wiener Oper Den dabei erworbenen Reichtum nutzte Hlavka nach einem krankheitsbedingten Intermezzo fur ein grosszugiges Mazenatentum wobei er seine Schwerpunkte in der Heranbildung einer tschechischen Elite und in der Forderung der tschechischen Wissenschaft setzte In die Musikgeschichte ging er ein als Auftraggeber von Antonin Dvoraks D Dur Messe in die Literaturgeschichte vor allem als Forderer der Dichter Julius Zeyer und Jaroslav Vrchlicky sowie des Shakespeare Ubersetzers Josef Vaclav Sladek Mehrere von ihm gegrundete Institutionen bestehen teils in grosser Kontinuitat teils neu gegrundet bis heute die Tschechische Akademie der Wissenschaften das Volkswirtschaftliche Institut das Hlavka Studentenkolleg sowie die sein Erbe bundelnde Hlavka Stiftung Josef Hlavka war eine Zentralgestalt des kulturellen Lebens der Tschechen im ausgehenden 19 Jahrhundert Werke BearbeitenRealisierte eigene Entwurfe Bearbeiten nbsp Czernowitz Ehem erzbischofliche ResidenzGrabmal fur die Gemahlin von Frantisek Sebek heute in Trhova Kamenice Bezirk Chrudim Bohmische Landesgebaranstalt Zemska porodnice in Prag Nove Mesto Katerinska nahe Karlov 1862 Residenz des griechisch orthodoxen Metropoliten mit Priesterseminar und Kirche in Czernowitz Bukowina heute Ukraine seit 1950 Sitz der staatlichen Universitat 1867 1874 Armenisch katholische Kirche in Czernowitz Zinshaus in Wien Innere Stadt Opernring 6 Zinshaus in Wien Innere Stadt Elisabethstrasse 12 im Zweiten Weltkrieg zerstort Umbau des Schlosses Luzany mit neuer Schlosskapelle Zinshaus in Wien Landstrasse Lowengasse 22 Hlavkas Wiener Wohnsitz Zinshaus in Wien Landstrasse Kegelgasse 29 nbsp Kegelgasse 29 1030 Wien Mai 2008 Stiftungshauser in Prag Nove Mesto Vodickova 17 1869 1890 Familiengrab Hlavka am Friedhof in PresticeNicht realisierte eigene Entwurfe Bearbeiten Nationaltheater in Prag 1854 Hauptfassade des Doms in Florenz 1858 Kirche in Kopfing im Innkreis Oberosterreich Realisierte fremde Entwurfe Bearbeiten Lazaristenkirche in Wien 7 Zur Unbefleckten Empfangnis Kaiserstrasse 7 nach Entwurfen von Friedrich von Schmidt 1860 1862 Hofoper in Wien 1 Staatsoper nach Entwurfen von Eduard van der Null und August Sicard von Sicardsburg 1861 1869 Akademisches Gymnasium in Wien 1 Beethovenplatz nach Entwurfen von Friedrich von Schmidt 1863 1865 Palais Erzherzog Wilhelm Deutschmeisterpalais heute Sitz des OPEC Fund for International Development Parkring 8 nach Entwurfen von Theophil Hansen 1864 1867 Kirche Sankt Othmar unter den Weissgerbern in Wien 3 Kolonitzplatz nach Entwurfen von Friedrich von Schmidt 1866 1869 Auszeichnungen Bearbeiten1867 Zweiter Architekturpreis der Pariser Weltausstellung fur die Residenz in Czernowitz 1869 Baurat 1891 Oberbaurat 1900 Ehrendoktor der Jagiellonen Universitat in Krakau 1906 Ehrendoktor der Tschechischen Technischen Hochschule in Prag 1907 Ehrenburger der Stadt Prag 2006 Namensgeber fur den Asteroiden 21539 Josefhlavka 1 Wurdigung BearbeitenSeit der Wende von 1989 wird er in seiner Heimat als Vertreter eines idealistisch motivierten Mazenatentums sowie als Vertreter eines zugleich nationalbewussten und weltoffenen Tschechentums neu entdeckt Sein 100 Todestag im Jahr 2008 wurde in das Verzeichnis der UNESCO Kulturjubilaen aufgenommen und mit mehreren Konferenzen und Ausstellungen in Prag und Czernowitz begangen Die 200 Kronen Sondermunze zum 100 Todestag zeigt auf der Vorderseite den Giebel der Prager Landesgebaranstalt die von Hlavka erbaut wurde Der Vogelflugel im Munzbild soll Schutz und Schwung des Geistes bedeuten Die Ruckseite zeigt Hlavkas Portrat mit Vollbart 2 Nach Hlavka sind eine Moldaubrucke in Prag und Strassen in mehreren tschechischen Stadten benannt Bibliographie BearbeitenHlavka Josef In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 2 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1959 S 341 A Lodr Josef Hlavka cesky architekt stavitel a mecenas Prag 1988 Wolfgang Bahr Josef Hlavka ein tschechischer Architekt Baumeister und Mazen im alten Osterreich in Osterreich in Geschichte und Literatur 48 Jg Heft 6 S 356 374Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Hlavka Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hlavka Josef Kurzbiografie auf der Webseite des Osterreichischen Parlaments Literatur und andere Medien von und uber Josef Hlavka im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik Josef Hlavka In Architektenlexikon Wien 1770 1945 Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien Wien 2007 Hlavka Stiftung Landesgebaranstalt in PragEinzelnachweise Bearbeiten Minor Planet Circ 55986 Munzen amp Sammeln 5 2008 Seite 64 Normdaten Person GND 118925946 lobid OGND AKS LCCN n85341755 VIAF 32795487 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hlavka JosefKURZBESCHREIBUNG tschechischer Baumeister Architekt und MazenGEBURTSDATUM 15 Februar 1831GEBURTSORT PresticeSTERBEDATUM 11 Marz 1908STERBEORT Prag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Hlavka amp oldid 236301279