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Josef Beyrer 24 Dezember 1839 in Lermoos Obergarten 19 Dezember 1924 in Imst war ein osterreichischer Bildhauer des 19 Jahrhunderts Er lebte einige Jahre in Kaufbeuren und lange Zeit in Munchen und in Imst Sein Sohn Eduard Beyrer erlangte als Bildhauer ebenfalls Bedeutung Portrat von Josef Beyrer 1897 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werkliste 3 1 Schriften 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAm Heiligen Abend des Jahres 1839 wurde Josef Beyrer in Lermoos getauft und er hat wohl auch am selben Tag im Ortsteil Obergarten wo sein Vater den Beruf eines Drechslers ausubte das Licht der Welt erblickt Mit dem Werkstoff Holz kam er also im vaterlichen Haus seit seiner fruhesten Kindheit in Beruhrung Schon im Alter von funf Jahren traumte der Knabe einstens Bildhauer zu werden und dieses Verlangen wuchs von Jahr zu Jahr mehr namentlich aber als seine Schuljahre zu Ende gingen Diese Sehnsucht musste Beyrer oft stark bussen da sein Vater dem Vorhaben aus materiellen Grunden sehr entgegen war wurde dem jungen Kunstbeflissenen sowohl das Zeichnen wie etwas in Holz schneiden bei strenger Strafe verboten Endlich lief Beyrer im Alter von 13 Jahren von Hause fort und kam mit Hilfe eines Vetters 1853 als Schuler zu dem damals 70 jahrigen Bildhauer Franz Xaver Renn in Imst 1 Die drei Lehrjahre von 1853 bis 1856 bei Franz Xaver Renn in Imst wurden pragend fur das ganze Leben Beyrers Er betrachtete Imst als seine zweite Heimat und kehrte 1898 auch in diese Stadt zuruck um dort seinen Lebensabend zu verbringen Von 1857 bis 1862 arbeitete Josef Beyrer bei seinem Landsmann Johann Nepomuk Petz in Munchen Auch Petz stammte aus Lermoos war jedoch kein Renn Schuler Bei Petz fuhrte Beyrer bereits viele Einzelfiguren und Reliefs in Holz aus 2 Beyrers Plan nach Amerika auszuwandern wurde nicht ausgefuhrt weil Beyrer seit 1862 immer reichlichere Beschaftigung fand In genanntem Jahr grundete er mit seinem spateren Schwiegervater dem Steinmetzmeister Johann Schwarz in Kaufbeuren namlich ein Atelier fur Altarbau und Kirchenrestaurationsarbeiten Wie die beiden zusammenfanden ist ebenso unbekannt wie die genaue Arbeits und Kompetenzverteilung in dem offenbar rasch florierenden Betrieb Allem Anschein nach war jedoch Schwarz der Chef der auch die gemeinsam ausgefuhrten Auftrage abrechnete Am 30 September 1865 heiratete Beyrer in Kaufbeuren die mittlerweile 19 jahrige Tochter Maria Anna seines Kompagnons Noch im selben Jahr ubersiedelte das junge Paar nach Munchen wo Beyrer nun in der Karlstrasse 38 ein eigenes Atelier einrichtete Wohnung war jedoch in der Marsstrasse 40 33 Jahre lang betrieb Beyrer dieses Atelier mit grosstem Erfolg Berufungen an die Kunstschulen in Nurnberg 1866 und Innsbruck 1868 lehnte er unter Hinweis auf seine vielen Auftrage ab doch auch deshalb weil er Munchen nicht verlassen wollte Von Beginn an hat Beyrer in Munchen auch Mitarbeiter beschaftigt zunachst seinen jungeren Bruder Heinrich spater auch den Sohn Eduard Weiter werden die Bildhauer Georg Rauscher und Franz Uhl als Helfer genannt Warum Beyrer noch keine 60 Jahre alt 1898 Munchen dann doch verliess und als Pensionar nach Imst ging gehort ebenso zu den noch ungeklarten Fragen wie der Fortgang seiner Ehe Starb seine Frau vor seinem Wegzug bereits in Munchen oder haben sich die beiden gar getrennt Merkwurdig ist jedenfalls dass Beyrer seinen 60 Geburtstag offenbar in England verbrachte und dort eine Zeichnung seiner treuen Freundin Johanna von Neuner widmete 3 Der Reuttener Historiker Richard Lipp berichtet Beyrer habe Munchen wegen Billigkonkurrenz verlassen und ein hartnackiges Magenleiden habe ihn an der Ausubung seiner Kunst gehindert Offenbar hat Beyrer jedoch auch nach seiner Ruckkehr nach Imst noch gearbeitet freilich in bescheidenerem Mass Dass Beyrer seinen Lebensabend in grosster Armut in Imst verbrachte muss in dieser Verallgemeinerung bezweifelt werden Denn allein schon die Rechnungen im Pfarrarchiv von Heilig Kreuz in Munchen Giesing und St Georg in Augsburg bezeugen die hohen Einkunfte Beyrers in seinen letzten Munchener Jahren Glaubhaft ist jedoch der Verlust seines bescheidenen Vermogens durch die Geldentwertung in der Hochinflation So war der einst so erfolgreiche Bildhauer am Ende seines Lebens in der Tat auf die Wohltatigkeit anderer angewiesen Am 19 Dezember 1924 kurz vor seinem 85 Geburtstag starb Josef Beyrer an einem Schlaganfall Werk Bearbeiten nbsp Apostelstatuen in Augsburg St Georg deponiert nbsp Steinrelief uber dem Eingang der Erloserkirche in EichstattDie Schulung durch Renn zeigt sich immer wieder an Beyrers spateren Arbeiten in kleinen aber verraterischen Details Wohl als Dank an seinen Lehrherrn verfasste er 1923 seine Renn Geschichte Bereits in Imst erlebte der Lehrling Josef Beyrer auch seine erste Begegnung mit der aufbluhenden Kunst der Nazarener Obgleich er nicht dessen Schuler war weder im Atelier noch an der Munchner Akademie so wurde Josef Beyrer doch bald ganz von Josef Knabl beeinflusst 4 Auch Knabl war ein Schuler von Franz Xaver Renn Lehre von 1834 bis 1837 Ab 1862 63 hatte er die Professur fur kirchliche Plastik an der Munchner Akademie inne Beyrer beherrschte das Bildhauerhandwerk perfekt ja geradezu virtuos Die Zahl seiner geschaffenen und auch der noch erhaltenen Werke ist beeindruckend obgleich viele Arbeiten der Vernichtung anheimfielen insbesondere in den funfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als man die Nazarener und die gesamte kirchliche Kunst des 19 Jahrhunderts als minderwertig betrachtete Als Werkstoff verwendete Beyrer meistens Holz doch er konnte auch eigenhandig Steinarbeiten ausfuhren Freilich uberliess er letztere meistens seinen Mitarbeitern und fertigte dazu nur die Entwurfe Seine eigenhandigen Werke signierte Beyrer in aller Regel wobei er das J seines Vornamens mit dem B des Nachnamens ligierte Anfangs erfolgte dies in einer sorgfaltig eingekerbten Schreibschrift in den spateren Jahren verwendete er gotische gebrochene Schriftzeichen Hauptverbreitung fanden die Werke Josef Beyrers in Schwaben Aber auch im ubrigen Bayern und Deutschland lassen sich Arbeiten von ihm nachweisen Einzelne Werke lieferte er sogar nach Frankreich England und in die Schweiz Wie die gesamte historistische Kunst des 19 Jahrhunderts so erlebte auch das Werk Beyrers im Laufe der Zeit eine hochst unterschiedliche Wertschatzung und Beurteilung Eine erste Wurdigung erschien bereits kurz nach seinem Tod 5 Das Museum im Ballhaus in Imst verwahrt insgesamt 29 Blatter aus Beyrers Nachlass Datierungen bis 1901 nbsp Kreuzigungsgruppe in der Pfarrkirche Lauchdorf nbsp Kriegerdenkmal in Kaufbeuren nbsp 14 Nothelfer am Choraltar in Mauerstetten nbsp Neugotischer Hochaltar in Rettenbach nbsp Tod der hl Afra Relief im Hochaltar von Eggenthal nbsp Martinsgruppe im Choraltar von Oberrieden nbsp Hl Jakobus d A in St Martin Kaufbeuren nbsp Ave und Eva Detail des Altarreliefs im Museum Imst nbsp Moses Grafik im Ballhausmuseum ImstWerkliste BearbeitenDie folgende Werkliste ist aus mehreren Grunden sehr unvollstandig und luckenhaft Es fehlen z B alle Arbeiten die Beyrer bereits wahrend der funf Jahre bei Johann Petz ausgefuhrt haben soll Auch wenn die Werke Beyrers bereits zu seinen Lebzeiten gut dokumentiert wurden so sind diese Verzeichnisse doch keineswegs komplett Schliesslich gebietet auch die Vielzahl der bekannten Arbeiten eine strikte Beschrankung auf die wichtigsten und interessantesten Beispiele Ab 1862 Ebersbach Ostallgau Pfarrkirche St Ulrich Teile der reichen Figurenausstattung unter Fuhrung von Johann Schwarz Ausstattung vollstandig erhalten Ab 1862 bis 1882 Zaisertshofen Unterallgau Pfarrkirche St Silvester Komplette neuromanische Ausstattung ausgefuhrt zusammen mit Johann Schwarz nach Entwurf von Ludwig Leybold 1954 entfernt erhalten blieben die Figur des Kirchenpatrons und die Kreuzgruppe letztere jetzt in der Friedhofskapelle Ab 1864 Lauchdorf Ostallgau Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Hochaltarfiguren Altar von Schwarz mit Anderungen erhalten 1865 Mindelheim Unterallgau Stadtpfarrkirche St Stephan Holzfiguren signierte Madonna in der Kirche aufgestellt 1866 Eurishofen Ostallgau Pfarrkirche St Dionysius Areopagita Figuren und Reliefs Altare von Schwarz 1952 zerschlagen Reliefs jedoch erhalten 1866 1868 Biessenhofen Altdorf Ostallgau Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Umfangreiche Figurenausstattung Altare von Schwarz 1962 entfernt Nur 3 Figuren in der Funf Wunden Kapelle auf dem Hormanshofener Ottilienberg erhalten 1870 Apfeltrang Ostallgau Pfarrkirche St Michael Alle Figuren fur drei Altare und die Kanzel Ausstattung bereits ab 1923 entfernt Bruchstucke erhalten Um 1870 Kaufbeuren Steinfigur der Germania als Krieger bzw Siegesdenkmal ausgefuhrt von Uhl erhalten und steinerne Buste des Kaufmanns Schrader von B signiert erhalten Ab 1871 Mauerstetten Ostallgau Pfarrkirche St Vitus drei grosse Reliefgruppen als Bildersatz in hochbarocken Altaren Einzelfiguren Olberg in situ erhalten Ab 1876 Gestratz Lindau Pfarrkirche St Gallus Statuen und Reliefs fur zwei Altare Kirche 1956 purifiziert Beyrers monumentale Kreuzgruppe jetzt in der Aussegnungshalle 1876 1881 Rettenbach am Auerberg Pfarrkirche St Vitus Umfangreiche Figurenausstattung in neugotischen Altaren komplett erhalten 1877 Eggenthal Ostallgau Pfarrkirche St Afra Reiche Ausstattung mit dominierender Reliefgruppe Tod der hl Afra im Hochaltar gut erhalten Ab 1877 Altenstadt Oberbayern Weilheim Schongau Pfarrkirche St Michael Figurenausstattung neuromanische Einrichtung ab 1961 vollig beseitigt Mehrere Figuren gelangten in Privatbesitz darunter der Kirchenpatron datiert 1894 1878 Tutzing Kloster der Missionsbenediktinerinnen Steinerne Pieta fur das Grabdenkmal der Familie v Ringseis signiert ehemals auf dem Alten Friedhof Um 1880 Augsburg Dom Maria Heimsuchung 14 Kreuzwegstationen 1934 entfernt jetzt in Westheim Stadt Neusass 1881 Oberrieden Unterallgau Pfarrkirche St Martin Monumentale Martinsgruppe mit Pferd im modernen Hochaltar ubernommen neuromanische Ausstattung 1949 1951 vollstandig entfernt einige wenige Figuren jedoch erhalten Ab 1884 Munchen Giesing Pfarrkirche Heilig Kreuz Figurenschmuck des Hochaltars Kanzelfiguren 14 Kreuzwegstationen 12 Apostelstatuen Einzelfiguren und Reliefs Arbeiten nur zum Teil eigenhandig aber fast vollstandig erhalten eines der Hauptwerke Beyrers Ab 1886 Augsburg Stadtpfarrkirche St Georg Hochaltar und Seitenaltarfiguren darunter eine monumentale Kreuzigungsgruppe 13 Apostelstatuen zwei Leuchtertragerengel Pieta Christus in der Ruhe Neugotische Ausstattung vor 1954 beseitigt Figuren nur zum Teil erhalten 1887 Eichstatt Erloserkirche Steinrelief Christus uber dem Eingang 1892 1893 Schwabniederhofen Weilheim Schongau Pfarrkirche Heilig Kreuz Teil der Figurenausstattung in neugotischen Altaren komplett erhalten 1895 Kaufbeuren Stadtpfarrkirche St Martin Monumentaler Apostelzyklus neu gefasst in Silber statt Farbfassung gut erhalten 1898 Imst Museum im Ballhaus Aufwandiges Altarrelief Ave und Eva Schriften Bearbeiten Die Schule des Fr Xa Renn und seine Bedeutung fur die Plastik Manuskript im Museumsdepot Imst Imst 1923 Renn Geschichte Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Beyrer Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenHyacinth Holland Josef Beyrer In Julius Meyer Allgemeines Kunstler Lexikon Band 3 2 neu bearbeitete Auflage Leipzig 1885 S 791 f Das Geistige Deutschland Band I Leipzig Berlin 1898 S 50 f H S Beyrer Joseph In Ulrich Thieme Felix Becker Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 3 Bassano Bickham Wilhelm Engelmann Leipzig 1909 S 572 Textarchiv Internet Archive Herbert Wittmann Erfolgreich fast vergessen wiederentdeckt Josef Beyrer 1839 1924 Ein Ausserferner Bildhauer in Imst Kaufbeuren und Munchen In Extra Verren 2008 Jahrbuch des Museumsvereins des Bezirkes Reutte ISSN 1992 0261 S 79 160 Einzelnachweise Bearbeiten Das Geistige Deutschland Band 1 S 50 51 Das Geistige Deutschland Band 1 S 51 Die Zeichnung Ankauf im Kunsthandel befindet sich im Besitz des Museums Reutte Inschrift Beyrers auf der Ruckseite Friedrich Pecht Geschichte der Munchner Kunst im 19 Jahrhundert Munchen 1888 S 308 Ignaz Philipp Dengel Zum Andenken an den Bildhauer Josef Beyrer In Tiroler Anzeiger 3 Januar 1925 Nr 2 Normdaten Person GND 139378693 lobid OGND AKS VIAF 101125823 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Beyrer JosefKURZBESCHREIBUNG osterreichischer BildhauerGEBURTSDATUM 24 Dezember 1839GEBURTSORT Lermoos ObergartenSTERBEDATUM 19 Dezember 1924STERBEORT Imst Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Beyrer amp oldid 211139503