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Johannes Albert Eduard Oberhof 24 April 1905 in Lowenbruch Landkreis Teltow Flaming 27 November 1987 in Uffing am Staffelsee war ein deutscher evangelischer Geistlicher und ein Anhanger des religiosen Sozialismus Johannes Oberhof 1951 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie Ausbildung und Beruf 1 2 Teilnehmer am Friedenskongress 1 3 Disziplinarverfahren 1 4 Dusseldorfer Prozess 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Ausbildung und Beruf Bearbeiten Oberhof war Sohn des Pastors Albert Oberhof 1910 und der Sophie Oberhof geborene von Jena Sein Grossvater war der preussische General der Infanterie Karl Wilhelm Eduard von Jena Er besuchte die Volksschule in Siegen ab 1915 die Klosterschule in Donndorf und ab 1918 die Schule in Schulpforta 1923 siedelte er nach Plon uber und bestand am dortigen Gymnasium 1924 das Abitur Ab 1924 studierte er Theologie und Philosophie an der Universitat Tubingen unter anderem bei Karl Heim 1926 27 setzte er sein Studium an der Universitat Halle fort wo ihn der Neutestamentler Julius Schniewind beeindruckte Die beiden abschliessenden Semester verbrachte er an der Universitat Munster wo er Vorlesungen bei Wilhelm Stahlin horte 1927 28 siedelte er nach Berlin uber wo er fur den am Kapp Putsch beteiligten nationalsozialistischen Schriftsteller Bogislav von Selchow literarisch tatig wurde Oberhofs Mitarbeit bei von Selchow endete im September 1935 Danach war er bis Marz 1939 Vikar und Pradikant in Berlin und Umgebung Die zweite theologische Prufung legte er 1939 vor dem Evangelischen Konsistorium der Mark Brandenburg in Berlin ab Im Anschluss daran war er als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit einer Arbeit uber das Nietzschebild der Gegenwart beauftragt Oberhof nahm von 1939 bis 1940 als freiwilliger Soldat am Zweiten Weltkrieg teil 1944 wurde er wieder an der Ostfront eingesetzt und Anfang 1946 aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft entlassen 1943 heiratete er Erika Radke aus der Ehe gingen drei Sohne hervor 1946 wurde er Anstaltsgeistlicher in der Strafanstalt Bremen Oslebshausen und 1947 Pastor der Gemeinde St Martini in Bremen Teilnehmer am Friedenskongress Bearbeiten 1950 nahm Oberhof am II Weltfriedenskongress in Warschau teil In einem Artikel vom 24 November berichteten daruber die Bremer Nachrichten Er soll sich anschliessend auf einer Pressekonferenz der SED uber seine Eindrucke auf diesem Kongress geaussert haben Bekanntlich sollte Pastor Oberhof am 19 August dieses Jahres auf einer Veranstaltung des Komitees der Kampfer fur den Frieden auf dem Grundstuck der kriegszerstorten Lesmona Fabrik am Panzenberg sprechen Spater zog er jedoch seine anfangliche Zusage zuruck Diese Zeitungsnotiz war der Beginn einer Serie von Artikeln Am 25 November 1950 wurden Erklarungen des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche und der St Martini Gemeinde veroffentlicht Darin hiess es Wie wir aus den Tageszeitungen erfahren haben hat Herr Pastor Oberhof an demZweiten Weltfriedenskongressin Warschau teilgenommen Der Kirchenausschuss wird Herrn Pastor Oberhof nach der Ruckkehr von seiner Reise zur Stellungnahme auffordern Und In einer weiteren Erklarung weist die St Martini Gemeinde darauf hin dass Pastor Oberhof vor Antritt des ihm noch zustehenden Urlaubs nichts daruber hat verlauten lassen wo und wie er diesen verbringen wolle Die Gemeinde identifiziere sich nicht mit dem Geschehen Die Bremer Nachrichten schrieben danach Es ist nicht unsere Absicht einem Geistlichen vorschreiben zu wollen an welchen Kongressen er als Privatperson teilnimmt oder nicht Wohl aber ist unsere Absicht aufzuzeigen dass ein evangelischer Pfarrer der die Freiheit des Westens geniesst um das Wort Gottes zu predigen sich nicht in das Lager jener begeben kann die die Freiheit des Geistes ebenso negieren wie den christlichen Geist der Gewissensfreiheit dies jedenfalls nicht kann ohne Rechenschaft vor denen abzulegen die er im Namen des Evangeliums betreut Niemand der heute eine Reise nach Warschau antritt sollte sich uber den Charakter seines Reiseziels im Unklaren sein Auch nicht daruber was mit seiner Anwesenheit bezweckt wird Oberhof rechtfertige sich im November 1950 in einer Aussprache uber die durch seine Teilnahme am 2 Weltfriedenskongress aufgeworfenen Fragen Ein Beitrag in den Bremer Nachrichten schliesst mit dem Hinweis Oberhof habe sich einer Aufforderung der Bremischen Evangelischen Kirche zu einer Rucksprache mit der Ausrede mangelnder Zeit entzogen Sich entgegen dem Willen seiner Gemeinde die ihn zum Seelsorger wahlte jetzt auf den Standpunkt stellen zu wollen er habe sein Amt von Gott scheint uns ein reichlich unzulanglicher Versuch zu sein sich seiner Pflichten zu entledigen Disziplinarverfahren Bearbeiten Die Zeitungen berichteten in kurzen Abstanden weiter uber den Verlauf des Informationsabends und in Ausfuhrlichkeit uber die Rede im Friedrichstadt Variete Im Dezember 1950 erschien ein Beitrag Disziplinarverfahren gegen Oberhof demzufolge gegen ihn wegen verleumderischer Angriffe auf fuhrende Manner der Kirche ein formliches Disziplinarverfahren eingeleitet wurde und eine gleichzeitige vorlaufige Dienstenthebung Das Disziplinarverfahren zog sich hin der Autor Bockhofer bemerkt dazu dass sich Oberhof in dieser Zeit dem Kampf gegen die Wiederbewaffnung widmete und in zahlreichen Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet auftrat Die Bremer Nachrichten schreiben dass er wiederholt bei Veranstaltungen kommunistischer Tarnorganisationen in Erscheinung getreten ist Als Theodor Heuss sich uber Oberhof erkundigte gab Karl Carstens der spatere Bundesprasident die Frage am 13 Juni 1952 nach Bremen weiter und notierte Meines Wissens ist Herr Oberhof wegen seiner aktiven Beteiligung an der von der KPD und SED eingeleiteten sogenannten Friedenspropaganda z Zt von seinen Amtspflichten als Pfarrer suspendiert 1 Das kirchliche Disziplinarverfahren begann im November 1952 Die Pressestelle der BEK gab nach Abschluss des Verfahrens dazu bekannt Die Disziplinarkammer der BEK verhandelte vom 11 bis 14 Marz 1953 gegen den suspendierten Pastor Johannes Oberhof von der St Martini Gemeinde in Bremen Die Verhandlung fand nach den Bestimmungen der kirchlichen Disziplinarordnung unter Ausschluss der Offentlichkeit statt Die Disziplinarkammer erkannte gegen Pastor Oberhof auf die Strafe der Entfernung aus dem Amt Dadurch verliert er seine Pfarrstelle an der St Martini Gemeinde und erlangt die Stellung eines Geistlichen im Wartestand Die Kammer hat ein Disziplinarvergehen darin erblickt dass Pastor Oberhof seine Amtspflichten als Geistlicher an St Martini in groblicher Weise verletzt und dass er in offentlichen Versammlungen herabwurdigende und sachlich unrichtige Ausserungen uber fuhrende Personlichkeiten der Evangelischen Kirche in Deutschland getan hat Ferner liegt nach Feststellung der Disziplinarkammer eine schwere eheliche Verfehlung vor Die politische Gesinnung und Betatigung von Pastor Oberhof insbesondere seine Teilnahme am Warschauer Friedenskongress haben weder bei der Einleitung des Verfahrens noch bei der Verurteilung eine Rolle gespielt Oberhof legte gegen das Urteil bei der Obersten Kirchlichen Disziplinarinstanz Berufung ein Anfang Januar 1954 wurde die Berufung zuruckgewiesen und damit das Urteil rechtskraftig Zuvor hatte er beim Verwaltungsgericht gegen die Weigerung des Bremer Stadt und Polizeiamtes ihm einen Reisepass auszustellen geklagt Diese Klage wurde abgewiesen Im Disziplinarverfahren wurden grobliche Verletzungen der Amtspflichten an St Martini angefuhrt Bockhofer fuhrt dazu aus Das Vertrauen das ihm die Gemeinde entgegenbrachte war nach drei Jahren verbraucht die Stimmung schon gegen Ende 1949 angespannt Oberhof war anders als er nach den Vorstellungen der Gemeinde hatte sein sollen Hausbesuche tat er als Schuhsohlentheologie ab den Konfirmanden Unterricht vernachlassigte er mangelnde Einhaltung von Absprachen Unpunktlichkeit und haufigere Abwesenheit fuhrten zu Unmut Die Gemeinde verubelte ihm dass er um sich vom Tod seines neugeborenen Sohnes abzulenken zu Weihnachten ins Kino gegangen war und sich dem gemeinsamen Sommerausflug durch ein Bad in der Weser mit anschliessender Ruhepause entzogen hatte 2 Bockhofer schrieb weiter Folgt man den autobiographischen Aufzeichnungen so entlud sich jetzt ein Gewitter des Hasses in der Gemeinde Ich war noch nicht aus Berlin zuruck da rief der Verwaltende Bauherr meiner Gemeinde H H Wilts schon bei meiner Frau an und erklarte ihr Mit dem Pastor primarius in St Martini ist es nun vorbei Wilts habe ihm wenn er von seinen politischen Zielen nicht ablassen sollte einen Kampf bis aufs Messer angedroht Uber die Zeit nach dem Disziplinarverfahren notiert Bockhofer Oberhof geriet in die Fronten des Kalten Krieges gewiss auch deshalb weil er sich in finanzieller Hinsicht vom Bremer Hinauswurf zeitlebens nicht mehr erholt hat der Streit um die Hohe seiner Bezuge und spater seiner Pension zog sich hin Eine feste Anstellung im erlernten Beruf hat er nicht mehr gefunden und musste sich schliesslich als Verlagslektor Versicherungsagent Waschmaschinenvertreter Angestellter der bayrischen Kirchenverwaltung und als Theaterstatist durchschlagen Sich ein verlassliches Bild von Oberhof zu machen ist nicht einfach Sein Kampf gegen die Wiederbewaffnung die er fur verhangnisvoll hielt ist ernst zu nehmen Menschen die ihn naher kannten kamen zu anderen Urteilen als die Bremer Presse Johannes Oberhof war ein Pastor den die Schuld der Deutschen im Ersten und Zweiten Weltkrieg nicht ruhen liess der den Frieden fur wichtiger hielt als die taglichen Pflichten der Gemeinde gegenuber 3 Dusseldorfer Prozess Bearbeiten Bis 1953 war Oberhof Mitglied des Prasidiums des Friedenskomitees der Bundesrepublik Deutschland 1951 52 auch Mitglied der Geschaftsfuhrenden Leitung des Hauptausschusses fur Volksbefragung gewesen Er war Vorsitzender des Vorbereitenden Komitees fur die Weltjugendfestspiele 1951 in Berlin und Vorstandsmitglied des Demokratischen Kulturbundes 1960 wurde er in einem Prozess gegen sechs fuhrende Vertreter des Friedenskomitees der Bundesrepublik Deutschland in Dusseldorf wegen Radelsfuhrerschaft in einer Vereinigung deren Tatigkeit gegen die verfassungsmassige Ordnung der BRD gerichtet ist zu einer Gefangnisstrafe von 3 Monaten auf Bewahrung verurteilt Dies wurde insbesondere damit begrundet dass vier der sechs Angeklagten nicht aber Oberhof selbst der inzwischen verbotenen KPD angehort hatten Ihre Aktivitaten fur den Frieden seien demnach nur Tarnung fur das vom Generalbundesanwalt angenommene eigentliche Ziel der Errichtung eines kommunistischen Regimes in der Bundesrepublik Zu Oberhofs Verteidigung hatten unter anderen Kirchenprasident Martin Niemoller Gustav Heinemann der Physiker John Desmond Bernal und Hans Joachim Iwand ausgesagt Der Spiegel kommentierte 1961 es habe sich um den bislang ungewohnlichsten politischen Strafprozess gehandelt und das Vorgehen des Gerichts erhell e das Elend der politischen Justiz im liberalen Rechtsstaat Zum Zwecke des Freiheitsschutzes fur alle Burger werden gegen den einzelnen Mittel angewendet die das elementare Grundverhaltnis jeder Rechtsordnung das Verhaltnis zwischen Mittel und Zweck zu Lasten des Rechts und der Freiheit verzerren 4 Literatur BearbeitenHartwig Ammann Bremer Pfarrerbuch Die Pastoren der Bremischen Evangelischen Kirche seit der Reformation Bd 2 Nr 701 S 131 Verlag H M Hauschild GmbH Bremen 1996 Reinhard Bockhofer Pastor Johannes Oberhofs teuer bezahltes Engagement gegen die Wiederbewaffnung In Helmut Donat Andreas Ropcke Hrsg Nieder die Waffen die Hande gereicht Friedensbewegung in Bremen 1898 1958 Katalog zur Ausstellung des Staatsarchivs Bremen Donat Bremen 1989 ISBN 3 924444 45 5 Die Maus Zur Bremischen Pfarrergeschichte Archiv der Gesellschaft fur Familienforschung e V in Bremen Signatur XIX d 2b Robert Miessner Die bremischen Pastoren seit der Reformation Ms 1951 Friedrich Martin Balzer Hrsg Justizunrecht im Kalten Krieg Die Kriminalisierung der westdeutschen Friedensbewegung im Dusseldorfer Prozess 1959 60 PapyRossa Koln 2006 ISBN 3 89438 341 0 Christoph Butterwegge u a Hrsg Bremen im Kalten Krieg Zeitzeug inn en berichten aus den 50er und 60er Jahren Westintegration Wiederbewaffnung Friedensbewegung Mit einem Vorwort von Klaus Wedemeier Bremen 1991Einzelnachweise Bearbeiten Reinhard Bockhofer Pastor Johannes Oberhofs teuer bezahltes Engagement gegen die Wiederbewaffnung In Helmut Donat Andreas Ropcke Hrsg Nieder die Waffen die Hande gereicht Friedensbewegung in Bremen 1898 1958 Seite 178 Reinhard Bockhofer Pastor Johannes Oberhofs teuer bezahltes Engagement gegen die Wiederbewaffnung In Helmut Donat Andreas Ropcke Hrsg Nieder die Waffen die Hande gereicht Friedensbewegung in Bremen 1898 1958 Seite 176 Reinhard Bockhofer Pastor Johannes Oberhofs teuer bezahltes Engagement gegen die Wiederbewaffnung In Helmut Donat Andreas Ropcke Hrsg Nieder die Waffen die Hande gereicht Friedensbewegung in Bremen 1898 1958 S 179 180 Gebrochenes Ruckgrat In Der Spiegel Nr 28 1961 S 20 31 hier S 20 Normdaten Person GND 1026091691 lobid OGND AKS VIAF 263461954 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oberhof JohannesALTERNATIVNAMEN Oberhof Johannes Albert Eduard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer GeistlicherGEBURTSDATUM 24 April 1905GEBURTSORT LowenbruchSTERBEDATUM 27 November 1987STERBEORT Uffing am Staffelsee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Oberhof amp oldid 208807432