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Johannes Martini zwischen 1430 und 1440 in Leuze Brabant 23 Oktober 1497 in Ferrara war ein franko flamischer Komponist Sanger und Kleriker der fruhen Renaissance 1 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenDer Geburtsort von Johannes Martini ergibt sich aus einer Petition um ein Kanonikat welches der Komponist personlich mit Johannes Martinus Luce oder Lute unterschrieben hat Der Weg seiner Lehrjahre und seiner fruhen Lebensstationen ist wegen der teilweise widerspruchlichen Namenszusatze nicht eindeutig nachzuvollziehen so dass sichere Informationen sehr sparlich sind Er bekam seine Ausbildung so wie die meisten Komponisten seiner Generation wahrscheinlich in Flandern Er war dann auf jeden Fall zu Anfang der 1470er Jahre Mitglied der Domkantorei in Konstanz Das dortige kulturelle Umfeld des Innsbrucker Hofs fuhrte in dieser Zeit wahrscheinlich zu seinen freundschaftlichen Beziehungen zu Nikolaus Kronsdorffer Paul Hofhaimer und vielleicht auch schon zu Heinrich Isaac Ercole I d Este Herzog von Ferrara Amtszeit 1471 1505 hat in einem Brief an den Bischof von Konstanz vom 10 Dezember 1471 darum gebeten ihm fur den Aufbau seiner neuen Kapelle den Sanger D Martinus de Alemania zu uberlassen quod in arte Musica plurimum valet der in der musikalischen Kunst von hochstem Wert ist Der erste Beleg fur Martinis Wirken am Hof von Ferrara vom 27 Januar 1473 stellt den Anfang einer lebenslangen Verbindung dar die nur wenige Unterbrechungen hatte Im Jahr 1474 wohl von Februar bis Oktober war er in der konkurrierenden Hofkapelle der Familie Sforza in Mailand tatig wo er zusammen mit Loyset Compere Gaspar van Weerbeke und anderen einen Teil der ersten Welle des franko flamischen Einflusses in Italien bildete Von Mailand aus machte er im Fruhjahr 1474 eine Reise nach Mantua Die Grunde fur seine spatere Ruckkehr von Mailand nach Ferrara sind nicht bekannt es ist moglich dass er fur Nachforschungen seines Dienstherrn unterwegs war oder dass er seine Fahigkeiten des Gesangs oder der Komposition verbessern wollte In Ferrara wird seine herausragende Position sichtbar durch eine uberdurchschnittliche Bezahlung durch Benefizien und Pfrunden sowie den Besitz eines eigenen Hauses Im Gefolge des jungen Ippolito d Este designierter Erzbischof von Gran war Martini im Jahr 1486 auf dem Weg nach Ungarn Eine Reise nach Rom im Februar 1487 fuhrte ihn auf der Durchreise auch nach Florenz wo er vermutlich mit Heinrich Isaac zusammengetroffen ist Eine weitere Reise nach Rom fand im November 1488 statt um die Quellen seiner Einkunfte seitens Herzog Ercole sicherzustellen Gegen Ende des Jahres 1489 wurde Johannes Martini bemuht um fur die angestrebte Anstellung von Paul Hofhaimer am ungarischen Hof zu vermitteln doch ohne Erfolg Aus einem Briefwechsel Anfang der 1490er Jahre mit Isabella Gonzaga der Tochter von Herzog Ercole geht hervor dass Martini auch als Musiklehrer und musikalischer Berater der Herrscherfamilie wirkte Am 21 Oktober 1497 beklagte der Herzog den schlechten Gesundheitszustand seines Sangers und befurchtete sein baldiges Ende Zwei Tage spater ist Johannes Martini in Ferrara verstorben Bedeutung BearbeitenMartini war vor allem zeit seines Lebens bekannt nach seinem Ableben verlor sich sein Ruhm bald Ein anonymes Musiktraktat aus Spanien vom Jahr 1480 nennt ihn neben Guillaume Dufay John Dunstable Johannes Ockeghem Gilles Binchois und Guillermus Faugues Der italienische Musiktheoretiker Franchinus Gaffurius 1451 1522 lobt ihn und seine Messe Io ne tengo quanto a te in dem Tractatus practicabilium proportionorum Der Stil und die Qualitat der Werke von Johannes Martini sind stark von der jeweiligen musikalischen Gattung abhangig Es sind von ihm elf Messen erhalten von denen mehr als die Halfte auf polyphonen Liedern beruhen Hiervon ist die Messe In Feuers Hitz eine der ersten dieser Gattung denen ein deutsches Tenorlied zugrunde liegt In den Messen werden die Melodien in allen Stimmen ausschnittweise paraphrasiert Seine Motetten haben dagegen im Vergleich zu seinen Zeitgenossen eine deutlich geringere Bedeutung Die Komposition liturgischer Gebrauchsmusik ergab sich aus dem Bedarf und der musikalischen Praxis des Hofs und entstand mehr in der fruheren Zeit in Ferrara Sie ist mehr konservativ ausgerichtet und teilweise von Guillaume Dufay beeinflusst Ein Teil der vierstimmigen Hymnen weist jedoch in ihrem Stil in das 16 Jahrhundert ebenso ein Teil der Magnificat Kompositionen Martinis weltliche Werke meist dreistimmig und ohne Text manche als Kontrafaktur mit fremdsprachlichem Incipit sind haufig instrumental inspiriert gehoren in ihrer Form aber den traditionellen Chansonmodellen an und beruhen auf franzosischen oder italienischen Texten In diesen Stucken werden seine Starken am besten sichtbar Insgesamt gesehen ist Martinis Stil in vielen Aspekten besonders bei seiner geistlichen Musik mehr konservativ wahrend seine weltliche Musik zukunftweisende Kennzeichen aufweist Martini kann als Komponist eingeschatzt werden der sein Handwerk souveran beherrscht hat in seinem kunstlerischen Niveau aber keine uberragende Hohe erreichte Werke BearbeitenMessen Missa Cela sans plus zu vier Stimmen Missa Coda di pavon zu vier Stimmen Missa Cucu zu vier Stimmen Missa Dio te salvi Gotterello zu vier Stimmen Missa dominicalis zu vier Stimmen Missa ferialis zu vier Stimmen Missa In Feuers Hitz zu drei Stimmen Missa Io ne tengo quanto a te zu vier Stimmen Missa La martinella zu vier Stimmen Missa Ma bouche rit zu vier Stimmen Missa Or sus or sus zu vier Stimmen Psalmen summarisch 35 Psalmvertonungen zu zwei Stimmen 33 Psalmvertonungen zu drei Stimmen Hymnen Audi benigne conditor zu drei Stimmen Aures ad nostras zu drei Stimmen Ave maris stella zu vier Stimmen Ave decus virginale zu vier Stimmen Deus tuorum militum zu drei Stimmen Exultet celum laudibus zu drei Stimmen Festum nunc celebre zu vier Stimmen Hymnorum Lib primus Io Martini verloren Iste confessor zu drei Stimmen unvollstandig Jesu corona virginum zu drei Stimmen unvollstandig Sanctorum meritis zu drei Stimmen Vexilla regis prodeunt zu drei Stimmen Magnificat Magnificat tertii toni zu vier Stimmen Magnificat tertii toni fauxbourdon zu vier Stimmen Magnificat quarti toni zu vier Stimmen Magnificat sexti toni zu vier Stimmen Magnificat octavi toni I zu vier Stimmen Magnificat octavi toni II zu vier Stimmen unvollstandig Passionen Jesum Nazarenum Johannespassion zu einer bis vier Stimmen Ut quid perditio Matthauspassion zu einer bis acht Stimmen Motetten Da pacem Domine zu vier Stimmen Domine non secundam peccata nostra zu drei Stimmen Levata capite vestra zu vier Stimmen O beate Sebastiane zu vier Stimmen O intemerata Der newe Pawir Schwanz zu drei Stimmen Salve regina zu vier Stimmen Weltliche und instrumentale Werke Biaulx parle tousjours zu drei Stimmen De la bonne chiere zu drei Stimmen Des biens d amours Ave amator Omnes habet finem zu drei Stimmen Fault il que heur soy zu vier Stimmen Fortuna disperata zu vier Stimmen Fortuna d un gran tempo zu vier Stimmen Fuga zu vier Stimmen la morie Groen vint Fuge zu drei Stimmen Helas coment aves zu drei Stimmen Il est tel zu drei Stimmen Il est tousjours zu drei Stimmen J ay pris amours zu drei Stimmen Je remerchie Dieu Se mai il cielo zu drei Stimmen La fleur de biaulte zu vier Stimmen La martinella zu drei Stimmen in Tabulatur Heinrich Isaac zugeschrieben La martinella pittzulo zu drei Stimmen Le pouverte zu drei Stimmen L espoir mieulx zu drei Stimmen Nenciozza mia zu vier Stimmen Non per la zu drei Stimmen Non seul uno zu vier Stimmen Per faire tousjours O di prudenza fonte zu drei Stimmen Que je fasoye zu drei Stimmen Sans fin siens du mal zu drei Stimmen Tant que Dieu voldra zu drei Stimmen Tousjours bien zu drei Stimmen Tousjours me souviendra zu drei Stimmen Tout joyeulx zu drei Stimmen Tres doulx regart zu drei Stimmen Vive vive Gardes vous donc Martinella zu drei Stimmen Vier Werke ohne Titel und Text zu je drei Stimmen Ein Werk ohne Titel und Text zu vier Stimmen si placet Stimme zu Cela sans plus von Collinet de LannoyHierzu gibt es noch eine Gruppe von Werken zweifelhafter Autorschaft Literatur Auswahl BearbeitenW Stephan Die burgundisch niederlandische Motette zur Zeit Ockeghems Kassel 1937 Heidelberger Studien zur Musikwissenschaft Nr 6 Gustav Reese Music in the Renaissance New York 1954 1959 J M Llorens El Codice Casanatense 2856 identificado come el Cancionero de Isabella d Este Ferrara esposa de Francesco Gonzaga Mantua In Anuario musical Nr 20 1965 Seite 161 178 M Kanazawa Polyphonic Music for Vespers in the Fifteenth Century Dissertation an der Harvard University 1966 University Microfilms International Ann Arbor Michigan Nr 7506981 T Karp The Secular Works of Johannes Martini In Festschrift fur Gustav Reese herausgegeben von J LaRue New York 1966 1978 Seite 455 473 T L Noblitt The Magnificats of Johannes Martini In Festschrift fur P A Pisk herausgegeben von J Glowacki Austin 1966 Seite 10 24 J G Brawley The Magnificats Hymns Motets and Secular Compositions of Johannes Martini Dissertation an der Yale University New Haven 1968 University Microfilms International Ann Arbor Michigan Nr 6908321 L Lockwood Music at Ferrara in the Period of Ercole I d Este In Studi musicali Nr 1 1972 Seite 101 131 M Schuler Beziehungen zwischen der Konstanzer Domkantorei und der Hofkapelle des Herzogs Ercole I von Ferrara In Analecta musicologica Nr 15 1975 Seite 15 20 J P Burkholder Johannes Martini and the Imitation Mass of the Late Fifteenth Century In Journal of the American Musicological Society Nr 38 1985 Seite 470 523 M Steib Imitation and Elaboration the Use of Borrowed Material in Masses from the Late Fifteenth Century Dissertation an der University of Chicago 1992 Derselbe A Composer Looks at his Model Polyphonic Borrowing in Masses from the Late Fifteenth Century In Tijdschrift van de Vereniging voor nederlandse muziekgeschiedenis Nr 46 1996 Seite 5 41 David Fallows A Catalogue of Polyphonic Songs 1415 1480 Oxford 1999Weblinks BearbeitenEdition der Chansons in modernen und alten Schlusseln auf der Website der Goldberg Stiftung Noten und Audiodateien von Johannes Martini Komponist im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Johannes Martini Komponist in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Werke von und uber Johannes Martini im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Johannes Martini in dem niederlandischen Online Lexikon ENCYCLO NLQuellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 11 Barenreiter Verlag Kassel und Basel 2004 ISBN 3 7618 1121 7 The New Grove Dictionary of Music and Musicians herausgegeben von Stanley Sadie Macmillan Publishers Ltd London 1980 ISBN 1 56159 174 2 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 5 Koth Mystischer Akkord Herder Freiburg im Breisgau u a 1981 ISBN 3 451 18055 3 Normdaten Person GND 12375111X lobid OGND AKS LCCN nr88007302 VIAF 66661850 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Martini JohannesKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist Sanger und Kleriker der fruhen RenaissanceGEBURTSDATUM zwischen 1430 und 1440GEBURTSORT Leuze BrabantSTERBEDATUM 23 Oktober 1497STERBEORT Ferrara Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Martini Komponist amp oldid 233945917