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Johannes Marienwerder 1343 in Marienwerder Deutschordensstaat 19 September 1417 ebenda war ein deutscher Theologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohannes stammte aus Marienwerder also unmittelbar aus dem Zentrum des dem Deutschen Orden inkorporierten Bistums Pomesanien Er gehorte zunachst dem Orden nicht an und wirkte als Weltpriester Er ging an die Prager Universitat wo er schliesslich bis 1386 als Professor tatig war Einflussreichster Lehrer war Heinrich Totting von Oyta den er auch in seinen Schriften mehrfach erwahnt Ferner griff er auf den Pariser Mystiker Richardus de Sancto Victore zuruck Seine Schriften sind jedoch primar pastoraltheologischer Natur Dies gilt nicht nur fur die kurzen Prager Predigten die uns uberliefert sind sondern vor allem fur die in Marienwerder abgefasste Expositio symboli apostolorum Sie bezieht eindeutig Stellung gegen die Wyclifiten eine Haltung die an der von Wyclifs Gedanken mehr und mehr beherrschten Prager Universitat sicher problematisch war auch wenn sich die Situation erst 1409 endgultig zuspitzte Insgesamt kann man immer wieder den Einfluss der Prager Reformbestrebungen der deutschen Nation an der Prager Universitat spuren Neben Heinrich Totting von Oyta ist hier vor allem Matthaus von Krakau ca 1340 1410 als Inspirator zu nennen der 1387 nach Pomesanien reiste um der Profess von Johann Marienwerder am Domkapitel beiwohnen zu konnen Die Ruckkehr des Johannes Marienwerder nach Preussen im Jahr 1386 scheint mit der Zuspitzung der Verhaltnisse an der Prager Universitat ebenso zusammenzuhangen wie mit der Vergabe einer eintraglichen und ein damaliges Professoreneinkommen weit ubersteigenden Domherrenpfrunde Der damit unvermeidliche Eintritt in den Deutschen Orden wurde 1387 vollzogen Dass es sich fur Orden und Bistum um eine Bereicherung und wohl auch einen Prestigegewinn handelte kann man daran ersehen dass Johannes bereits 1388 zum Dekan des Kapitels gewahlt wurde Johann wurde damit zum Stellvertreter des Propstes Johannes Rymann aus Christburg Sie arbeiteten eng zusammen u a wirkten sie gemeinsam als Beichtiger der Dorothea von Montau und setzten auch das eigentliche Kanonisationsgesuch fur sie gemeinsam auf Sie kannten sich aber bereits aus Prag Johannes Marienwerder und Johannes Rymann verdankten ihre Stellung letztlich dem pomesanischen Bischof Johannes I gen Johannes Monch Bischof 1377 1409 Auch er setzte sich entschieden fur die Kanonisation Dorotheas ein Er reorganisierte wahrend seiner langen Amtszeit das Bistum und hat sich um die Fertigstellung des die Burg des Domkapitels uberragenden Doms verdient gemacht Neben den von ihm redigierten Kirchenstatuten ist er literarisch durch Exzerpte aus den Offenbarungen der Heiligen Birgitta von Schweden bekannt die mit der Reorganisation des Bistums aber auch mit der Ansiedlung Dorotheas in Verbindung gebracht werden konnen Die an Leib und Seele schwer leidende Dorothea von Montau 1347 1394 traf 1390 in Marienwerder ein Sie kam nach dem Tode ihres Mannes aus Danzig wo sie von den Priestern wegen ihrer Askese und ihrer Entruckungen streng gemassregelt worden war Ihr Beichtvater Nicolaus von Hohenstein verwies Dorothea an Johannes Marienwerder Im September 1391 verliess Dorothea Danzig fur immer um sich mit Erlaubnis des pomesanischen Bischofs an der gerade vollendeten Domkirche in Marienwerder als Rekluse in einem Gewolbe hinter dem Hauptaltar einmauern zu lassen Johannes Marienwerder und der Dompropst Johannes Rymann nahmen eine intensive Prufung der Busserin vor Dabei kam es zum ersten Mal zur Schilderung ihrer Visionen Die beiden Domherren berieten sich und beschlossen diese aufzuzeichnen Johannes besuchte Dorothea taglich Ihre deutschen Ausserungen wurden von ihm in Stichworten festgehalten und anschliessend wieder zu einem flussigen Text zusammengefugt Dann wurden sie latinisiert und in die Gesamtsammlung hinein systematisiert Hieraus schuf Johannes Marienwerder eine Serie von Schriften die die Heiligsprechung der Klausnerin befordern sollten Die Geschichte dieser Aufzeichnungen zeigt die Genese des Dorotheen Schrifttums ohne das Dorotheas Aufenthalt in Marienwerder wohl nur eine folgenlose Anekdote geblieben ware Es ist kein einziges unmittelbares Zeugnis von Dorothea erhalten geblieben Sie konnte weder lesen noch schreiben Was wir wissen wissen wir aus den Schriften des Johannes Marienwerder bzw aus den Protokollen des papstlichen Kanonisationsprozesses bei dem vor allem Angehorige bzw Untergebene des Domkapitels aussagten und sich auch meist wieder auf die Schriften oder mundlichen Aussagen der Beichtvater beriefen Selbst die einzige nicht von Johannes verfasste Vita der Heiligen die Lebensbeschreibung des Nurnberger Dominikaners Nicolaus Humilis basiert auf den Informationen die Johannes Marienwerder lieferte Obschon er sich bestandig um scholastische Distinktionen und Tabellen bemuhte obschon immer wieder Querverweise zwischen den einzelnen Schriften eine Gesamtheit suggerieren eine nachvollziehbare Ordnung hat er nicht in das Material gebracht Es scheint jedoch als habe dies auch gar nicht in seiner Absicht gelegen Insbesondere das in Stil und Aufbau der gleichzeitig entstandenen Expositio Symboli Apostolorum Erklarung des Glaubensbekenntnisses nahestehende Septililium verrat dass Johannes weniger an eine Dokumentation der Sentenzen und Visionen seiner Schutzbefohlenen dachte als daran mit Hilfe dieser Worte seine eigenen reform theologischen Vorstellungen zu untermauern Das Hauptwerk des Johannes Marienwerder ist die 1399 abgeschlossene Expositio symboli apostolorum eine Streitschrift gegen Johannes Wyclif und seine extremen biblizistischen Positionen Sie wurde spater auch als Schrift gegen die Hussiten verstanden in Suddeutschland wurde sie teilweise unter dem Namen des Nikolaus von Dinkelsbuhl uberliefert Werke BearbeitenJohannes Marienwerder verfasste eine lateinische Geschichte des pomesanischen Domkapitels die nur fragmentarisch erhalten ist De octo beatitudinibus ungedr Paraphrase des Vaterunsers Franz Hipler in Pastoralblatt fur die Diozese Ermland 15 1883 142 f u 21 1889 62 f Ernst Strehlke Max Toeppen Hrsg Annales capituli Pomesaniensis frgm 1391 1398 Scriptores rerum Prussicarum Bd 5 1874 S 430 434 Expositio symboli Apostolici 1399 keine moderne Edition eine deutsche Ubersetzung wurde 1485 anonym unter dem Titel Erclerung der 12 Artickel des christenlichen Glaubens in Ulm gedruckt Uber Dorothea von Montau 1 Vita brevis 1394 ungedruckt Vita complens 1395 Codex Diplomaticus Prussicus Bd 5 hrsg von Johannes Voigt 1857 S 82 84 Vita prima B Dorotheae 1395 in Acta Sanctorum 13 1883 S 493 499 Hans Westpfahl in Der Dorotheenbote 26 1968 122 133 Vita b Dorotheae 1396 nach dem Erstdruck durch Adrian von Linde Oliva b Danzig 1702 auch Vita Lindana genannt hrsg von Remigius de Buck in Acta Sanctorum 13 1883 S 499 560 Liber de Festis magistri Johannis Marienwerder hrsg von Anneliese Triller Koln 1992 Forschungen und Quellen zur Kirchen und Kulturgeschichte Ostdeutschlands 25 Septililium venerabilis dominae Dorotheae um 1400 Franz Hipler Septililium B Dorotheae Sonderdr aus Analecta Bollandiana 2 4 1883 85 1885 mit neuer Seitenzahlung Vita Latina Vita venerabilis Dominae Dorotheae 1404 hrsg durch Hans Westpfahl und Anneliese Triller Vita Dorotheae Montoviensis Magistri Johannis Marienwerder 1964 Das Leben der zeligen Frawen Dorothee Clewsenerynne in der Thumkirchen czu Marienwerder des Landes czu Prewszen vollendet um 1404 Erstdr durch Jakob Karweyse Marienburg 1492 hrsg von Max Toeppen in den Scriptores rerum Prussicarum Bd 2 1863 S 197 350 Ansprachen an die Mitglieder der Priesterbruderschaft zu Marienwerder Franz Hipler in Pastoralbl f d Dioz Ermland 21 1889 63 70 Literatur BearbeitenJohann Albert Fabricius Bibliotheca Latina mediae et infimae aetatis Florentiae Baracchi Bd 2 1858 S 387 Kurt Forstreuter Johann von Marienwerder In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 561 f Digitalisat Franz Hipler Johann von Marienwerder In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 20 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 381 383 Barbara Wolf Dahm Johannes Marienwerder In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 475 479 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Franz Hipler Meister Johannes Marienwerder Professor der Theologie zu Prag und die Klausnerin Dorothea von Montau Ein Lebensbild aus der Kirchengeschichte des XIV Jahrhunderts Verlag Ed Peter Braunsberg 1865 Digitalisat Anneliese Triller in Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 Ausgabe Bd 6 1972 S 56 61 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johannes Marienwerder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Iohannes de Marienwerder im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Johannes Marienwerder In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Einzelnachweise Bearbeiten Ausfuhrliche Werkbesprechung mit weiteren Angaben zu Handschriften und Drucken von Anneliese Triller in Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 Ausgabe Bd 6 1972 S 56 61 bes S 57 60Normdaten Person GND 118844334 lobid OGND AKS LCCN n81092259 VIAF 45099373 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Marienwerder JohannesALTERNATIVNAMEN Marienwerder Iohannes deKURZBESCHREIBUNG deutscher TheologeGEBURTSDATUM 1343GEBURTSORT MarienwerderSTERBEDATUM 19 September 1417STERBEORT Marienwerder Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Marienwerder amp oldid 224251319