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Johann Jacob Schutz 7 September 1640 in Frankfurt am Main vermutlich 22 Mai 1690 ebenda war ein deutscher Jurist Pietist und evangelischer Kirchenlieddichter Leben und Werk BearbeitenSchutz war ein Sohn des aus Schwaben stammenden Rechtsgelehrten Jacob Schutz 1587 1654 der als Stadtsyndikus in Frankfurt am Main zu Ansehen gelangt und in das Patriziat der Stadt aufgestiegen war Johann Jacob Schutz absolvierte das Frankfurter Gymnasium und studierte von 1659 bis 1665 Rechtswissenschaften in Tubingen bei Wolfgang Adam Lauterbach Mit einer Dissertation zum Thema De falso procuratore wurde er 1665 promoviert anschliessend liess er sich als Lizentiat beider Rechte und Advokat in seiner Heimatstadt nieder Er veroffentlichte 1679 nach Lauterbachs Tod eine Sammlung von Vorlesungsmitschriften als Compendium Juris Das Werk wurde bis in die Mitte des 18 Jahrhunderts vielmals nachgedruckt und galt als Standardwerk in der juristischen Ausbildung und Praxis Mit dem seit 1666 als Senior des lutherischen Predigerministeriums amtierenden Philipp Jakob Spener pflegte Schutz eine enge Freundschaft Spener half dem unter starken Glaubenszweifeln leidenden Schutz zur Gewinnung einer mystischen an Johann Tauler und Johann Arndt orientierten Frommigkeit Schutz unterstutzte Speners Programm zur Reform der in Orthodoxie erstarrten lutherischen Kirche und wurde 1670 zum Mitbegrunder der Collegia Pietatis der pietistischen Hauskreise 1675 verfasste Schutz die Erbauungsschrift Christliches Gedenkbuchlein zur Beforderung eines anfangenden neuen Lebens worin zur Ablegung der Sunde Erleuchtung des inneren Menschen und der Vereinigung mit Gott in moglichster Kurze und Einfalt die erste Anregung geschieht Im Anhang zu dieser Schrift veroffentlichte er funf Lieder von denen zwei schon bald in kirchliche Gesangbucher aufgenommen wurden Das Lied Sei Lob und Ehr dem hochsten Gut dem Vater aller Gute war uber die Jahrhunderte hinweg sehr popular wurde Grundlage einer gleichnamigen Kantate von Johann Sebastian Bach und ist auch im aktuellen Evangelischen Gesangbuch noch vertreten Nr 326 Ein weiteres Erbauungsbuch die Christlichen Lebensregeln von 1677 stellte neutestamentliche Gebote und Tugenden als Grundlage einer pietistischen Ethik zusammen Ab 1676 bildeten sich innerhalb der Frankfurter Gemeinde separatistische Zirkel denen die spenerschen Reformen nicht weit genug gingen Schutz schloss sich einer dieser Gruppen an die unter dem Einfluss von Johanna Eleonora von Merlau stand und sich im Saalhof versammelte der damals einer adeligen Ganerbschaft gehorte Seiner juristischen Tatigkeit enthielt er sich mehr und mehr weil er zu der Auffassung gelangt war dass ein Advokat sich schwerlich von Sunden fernhalten konne Sein ererbtes Vermogen erlaubte ihm diesen Verzicht auf berufliche Betatigung Seit 1676 verweigerte Schutz die Teilnahme am Abendmahl das er nicht gemeinsam mit Unwurdigen geniessen wollte Der Rat der Stadt Frankfurt reagierte auf die Sektenbildung zunehmend repressiv weil er sie als Angriff auf sein Landesherrliches Kirchenregiment ansah Eleonore von Merlau verliess die Stadt Nach einer Predigt des Quakers William Penn der 1677 an einer Versammlung der Saalhof Pietisten teilgenommen hatte erwogen die ubrigen Separatisten die Auswanderung nach Amerika Sie grundeten 1681 die Frankfurter Land Compagnie und erwarben 25 000 Acres Land in Pennsylvanien Schutz hatte damit ein Druckmittel gegen den Frankfurter Rat mit dem er sich gegen weitere Repressionen verwahren konnte da der Rat die Auswanderung eines so wohlhabenden Burgers unbedingt vermeiden wollte Zu einer Auswanderung kam es somit nie stattdessen stellten die Saalhof Pietisten ihr Kapital dem nach Amerika ausgewanderten Franz Daniel Pastorius zur Verfugung der damit 1683 mit 13 Familien von Quakern und Mennoniten aus Krefeld die erste deutsche Kolonie in Amerika Germantown grundete 1682 83 kam es wegen der Abendmahlsfrage zum Bruch zwischen Schutz und Spener Schutz verteidigte in einer anonymen Schrift von 1684 Abdruck eines Discurses uber die Frage Ob die Ausserwehlte verpflichtet seyen sich nothwendig zu einer heutigen grossen Gemeinde und religion insonderheit zu halten das Recht auf Separation Er wandte sich nun mehr und mehr den chiliastischen Lehren Johann Wilhelm Petersens zu und unterhielt durch eine ausgedehnte Korrespondenz Kontakte zu Anhangern des mystischen Spiritualismus wie Christian Knorr von Rosenroth Pierre Poiret Anna Maria von Schurmann und Maria Sibylla Merian Einen Versohnungsversuch von Speners Nachfolger Johann Daniel Arcularius lehnte er ab Noch auf dem Sterbebett wies er das angebotene Abendmahl zuruck deshalb wurde er nach seinem in der Nacht vom 21 auf den 22 Mai 1690 erfolgten Tod ohne geistliches Zeremoniell des Nachts am 24 Mai begraben Schutz war Vorsteher des 1679 gegrundeten Armen Waisen und Arbeitshauses Er war verheiratet und hatte vier Tochter von denen die jungste Maria Katharina sein Werk fortfuhrte und in Bad Homburg vor der Hohe ein Stift fur die bedrangten Glieder Christi grundete Schutz Nachlass befindet sich im Stadtarchiv von Bad Homburg Literatur BearbeitenHermann Dechent Schutz Johann Jakob In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 33 Duncker amp Humblot Leipzig 1891 S 129 132 Andreas Deppermann Johann Jakob Schutz und die Anfange des Pietismus Beitrage zur historischen Theologie Band 119 Tubingen 2002 Andreas Deppermann Schutz Johann Jakob In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 664 f Digitalisat Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 2 Zweiter Band M Z Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 7829 0459 1 Matthias Wolfes Schutz Johann Jakob In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 19 Bautz Nordhausen 2001 ISBN 3 88309 089 1 Sp 1260 1263 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johann Jacob Schutz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johann Jacob Schutz in der Deutschen Digitalen Bibliothek Findbuch mit Digitalisaten zum Nachlass von Johann Jacob Schutz in der UB FrankfurtNormdaten Person GND 117141054 lobid OGND AKS LCCN nr2003014150 VIAF 52459463 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schutz Johann JacobKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und PietistGEBURTSDATUM 7 September 1640GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 24 Mai 1690STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Jacob Schutz amp oldid 232107676