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Joannes Tollius um 1550 in Amersfoort wahrscheinlich um 1625 in Kopenhagen war ein franko flamischer Komponist Sanger und Kapellmeister der spaten Renaissance 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenJoannes Tollius wurde als Jan van Tol wahrscheinlich als jungster Sohn einer wohlhabenden Familie mit acht Kindern in Amersfoort geboren Er wurde schon in recht jungen Jahren als Leiter der Musik und Kapellmeister an der Liebfrauenkirche seiner Heimatstadt benannt Als sich die Stadt Amersfoort im Jahr 1578 der calvinistischen Reformation anschloss verlor er seine Stellung und wandte sich nach Italien Hier bekam er Beschaftigungen von unterschiedlicher Bedeutung er hatte auch Schwierigkeiten teils wegen seiner ungezugelten Natur teils wegen seiner unkonventionellen religiosen Art Ab 1583 war er mit dem latinisierten Namen Joannes Tollius als maestro di cappella an der Kathedrale von Rieti und 1584 an der Kathedrale von Assisi auch hier nur fur kurze Zeit Vor dem Jahr 1585 schloss er sich dem Orden der Franziskaner an wurde bald wieder entlassen und wenig spater doch wieder aufgenommen Im Jahr 1586 ist er als Chorsanger in Rom belegt und hat dort am 8 Juli 1587 bei Gericht eine Zeugenaussage uber einen franzosischen Kutscher gemacht Hier wird er als fruherer Kapellmeister von Assisi bezeichnet Ab 17 Mai 1588 war er Mitglied der Sangerkapelle an der Kathedrale von Padua als Tenorsanger wo er uber zehn Jahre blieb 1589 wurde er als Ketzer Glaubensabweichler angeklagt jedoch hat ihn sein fruherer Dienstherr der Bischof von Assisi erfolgreich verteidigt und eine Versohnung herbeigefuhrt Drei Bucher mit Motetten von ihm mit eindeutiger liturgischer Funktion sind 1590 und 1591 in Venedig erschienen Joannes Tollius schien mit seinem Leben im katholischen Italien nicht auf die Dauer zufrieden zu sein In den 1590er Jahren hat er Kontakte mit dem protestantischen Norden Europas entweder wieder belebt oder neu aufgebaut Den Liber primus motectorum hat er seinen fruheren Musikern in Amersfoort gewidmet und seine Madrigali die zusammen mit einem weiteren Motettenband im calvinistischen Heidelberg herauskamen dem Collegium musicum in Amsterdam Im Jahr 1601 verliess er Italien und ging nach Danemark wo er ab 10 Oktober 1601 in der Hofkapelle des lutherischen Konigs Christian IV in Kopenhagen wirkte und dort bis 18 Januar 1603 seinen Dienst tat Ab da verliert sich seine Spur uber sein weiteres Leben gibt es keine Informationen Gesichert ist dass Verwandte von ihm im Jahr 1629 seinen Nachlass in Utrecht geregelt haben wozu auch ein Neffe aus Kopenhagen anreiste Musikhistoriker nehmen an dass der Komponist dort um 1625 verstorben ist Bedeutung BearbeitenDie Kompositionen von Joannes Tollius die alle in den 1590er Jahren herauskamen verwendeten die zeitgenossische polyphone Schreibweise machten aber fur deklamatorische Effekte haufigeren Gebrauch von Homophonie und Stilelementen des Madrigals Daruber hinaus enthalten seine Motetten harmonische und melodische Kuhnheiten wie unvorbereitete Dissonanzen ubermassige Sextakkorde Septimensprunge sowie parallele Quinten und Oktaven fur expressive Effekte er zeigt sich damit als progressiver um besonderen Ausdruck bemuhter Komponist an der Schwelle zu einer neuen Zeit Es wurde aber zu weit gehen ihn deshalb als Komponist des fruhen Barock zu bezeichnen Claudio Monteverdi hat in seinem 6 Madrigalbuch den Satz des Petrarca Sonetts Zefiro torna von Tollius frei verarbeitet Werke BearbeitenGeistliche Werke Motecta de dignitate et moribus sacerdotum liber primus zu drei Stimmen Venedig 1590 verschollen Liber primus motectorum zu funf Stimmen Venedig 1591 Motectorum liber secundus zu funf Stimmen Venedig 1591 Moduli et sacris bibliis plerique omnes desumpti zu drei Stimmen Heidelberg 1597 Weltliche Werke Madrigali zu sechs Stimmen Heidelberg 1597 Chi non ha forza o cuore zu funf Stimmen in der Sammlung Laudi amore Madrigali di diversi eccellenti musici di Padova Venedig 1598 Ausgabe von A Bombi Padua 1995 Musica veneta Nr 1 Pargoletta che scherzi zu vier Stimmen unvollstandig in der Sammlung Madrigali de diversi raccolti da Gio Maria Radino Venedig 1598Literatur Auswahl BearbeitenM Seiffert Jan Tollius In Tijdschrift van de Vereniging voor nederlandse muziekgeschiedenis Bd 7 1901 Heft 1 S 4 19 F R Noske Johannes Tollius ein niederlandischer Meister des Fruhbarock In International Musicological Society Kongressbericht Koln 1958 Koln 1959 S 203 207 F R Noske Een driestemmig Nederlands kerstlied van Joannes Tollius 1597 In Tijdschrift van de Vereniging voor nederlandse muziekgeschiedenis Bd 33 1983 Heft 1 2 S 101 107 R Rasch Joannes Tollius 1550 na 1603 componist en musicus In Utrechtse biografieen Het Eemland Bd 2 1999 S 199 203 Simon Groot Traces of Tollius The life and work of the Amersfoort musician Joannes Tollius ca 1550 ca 1620 Uitgeverij Verloren BV Hilversum 2022 ISBN 978 94 6455 006 1 Weblinks BearbeitenWerke von und uber Joannes Tollius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Joannes Tollius in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Joannes Tollius im International Music Score Library ProjectQuellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 16 Barenreiter und Metzler Kassel und Basel 2006 ISBN 3 7618 1136 5 The New Grove Dictionary of Music and Musicians herausgegeben von Stanley Sadie 2nd Edition Band 25 McMillan Publishers London 2001 ISBN 0 333 60800 3Normdaten Person GND 102419868 lobid OGND AKS LCCN n89645940 VIAF 10040044 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tollius JoannesALTERNATIVNAMEN Tollius Johannes Toll Jan van Tollio GiovanniKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist und Kapellmeister der RenaissanceGEBURTSDATUM um 1550GEBURTSORT AmersfoortSTERBEDATUM um 1625STERBEORT unsicher Kopenhagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joannes Tollius amp oldid 221119609