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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Jitter Begriffsklarung aufgefuhrt Als Jitter ˈdʒɪtɚ englisch fur Fluktuation oder Schwankung bezeichnet man das zeitliche Taktzittern bei der Ubertragung von Digitalsignalen eine leichte Genauigkeitsschwankung im Ubertragungstakt engl Clock Jitter ist als Storsignal im Normalfall unerwunscht Allgemeiner ist Jitter in der Ubertragungstechnik ein abrupter und unerwunschter Wechsel der Signalcharakteristik Dies kann sowohl Amplitude als auch Frequenz und Phasenlage betreffen Der Jitter ist die erste Ableitung einer Verzogerung engl Delay Die spektrale Darstellung der zeitlichen Abweichungen wird als Phasenrauschen bezeichnet Jitter ist nicht zu verwechseln mit Quantisierungsfehlern In der Netzwerktechnik wird mit Jitter ausserdem die Varianz der Laufzeit von Datenpaketen bezeichnet Dieser Effekt ist insbesondere bei Multimedia Anwendungen im Internet wie Internetradio und Internettelefonie storend da dadurch Pakete zu spat oder zu fruh eintreffen konnen um noch rechtzeitig mit ausgegeben werden zu konnen Der Effekt wird durch einen sogenannten Jitterbuffer einen speziellen Datenpuffer reduziert allerdings zum Preis von zusatzlicher Laufzeit was vor allem bei Dialoganwendungen stort Dieser Effekt spielt ausserdem in der Prozessleittechnik eine Rolle Kritische Prozessinformationen mussen innerhalb einer bestimmten Zeit verschickt und empfangen werden Wird der Jitter zu gross ist ein rechtzeitiges Eintreffen der kritischen Prozessinformationen nicht gewahrleistet Inhaltsverzeichnis 1 Bewertung 2 Arten 2 1 Totaler Jitter 3 Digitale Audiosysteme 4 Mathematische Definitionen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBewertung Bearbeiten nbsp Messgrossen von JitterZur Bewertung von Jitter in Form von Messwerten stehen verschiedene Verfahren zur Verfugung Im Bereich der Signalverarbeitung wie dem digitalen Audio im Rahmen von AES 3 oder bei digitalen Videosignalen im Rahmen des Serial Digital Interface SDI wird der zeitliche Jitter als eine relative Grosse in Unit Interval UI ausgedruckt 1 Ein UI entspricht dabei der Zeitdauer fur ein Symbol Bei einer binaren Ubertragung ist dies die Zeit fur die Ubertragung eines Bit wie in nebenstehender Abbildung fur eine beispielhafte binare Folge 01001 dargestellt Die Ubergange zwischen zwei aufeinanderfolgenden unterschiedlichen Bits sind durch eine verschliffene Signalflanke in hellblau stilisiert dargestellt Der Jitter bewirkt dass der tatsachliche zeitliche Signalverlauf vom idealen Signalverlauf der als dunkelblaue Linie dargestellt ist im Bereich der Signalflanke abweicht Ein grosser Jitter bewirkt ein verstarktes Symbolubersprechen und in der Folge eine gesteigerte Bitfehlerrate was sich auch in einer Reduktion der horizontalen Offnung im Augendiagramm darstellen lasst Die Abweichung von dem idealen Zeitpunkt der Signalflanke kann neben der auf die Symbolrate bezogenen Angabe in UI auch als eine absolute Zeitangabe ausgedruckt werden Ubliche absolute Werte als Aj oder auch als peak to peak im Diagramm dargestellt weisen bei seriellen digitalen Ubertragungen im Mega bis Gigabitbereich einige 100 fs Femtosekunden bis zu einigen 100 ps Pikosekunden auf Bei langsameren Ubertragungen sind je nach Verfahren auch unter Umstanden absolute Jitterzeiten bis in den Mikrosekundenbereich zulassig Die Abweichungen deren spektrale Darstellung als Phasenrauschen bezeichnet wird unterteilen sich in periodische bzw deterministische und in zufallige Jitter Anteile Die periodischen Anteile lassen sich mit einer Grundschwingung beschreiben im Diagramm mit der Zeitdauer Tj bezeichnet da von ihr die grosste zeitliche Auslenkung ausgeht Ihr uberlagert sind hohere spektrale Anteile mit geringerer Amplitude und zufalliger Jitter die je nach Ursache verschieden stark ausgepragt sind Die Jitter Frequenz fj der Grundschwingung ist gegeben als f j 1 T j displaystyle f j frac 1 T j nbsp Fur den Empfang von digitalen Datenstromen und die zeitliche Festlegung der Abtastzeitpunkte ist auf Empfangerseite eine Taktruckgewinnung notig die in verschiedenen Formen unter anderem Phasenregelschleifen einsetzt Jene Regelschleifen konnen langsam verlaufende das heisst niederfrequente spektrale Anteile des Jitters durch Nachjustierung des lokalen Oszillators direkt ausgleichen wahrend hoherfrequente Jitteranteile durch das Tiefpassverhalten der Schleifenfilter unterdruckt werden und damit zu Abtastfehlern fuhren konnen Zur numerischen Bewertung ist es daher notwendig den Jitter in seine spektralen Anteile zu unterteilen und sie voneinander getrennt zu bewerten bzw je nach Ubertragungsverfahren zulassige Grenzwerte fur die einzelnen Frequenzbereiche festzulegen Beispielsweise werden die spektralen Jitteranteile die kleiner als 10 Hz sind generell als Wander bezeichnet 2 Die Bezeichnungen der ubergeordneten Jitter Anteile sind in der Literatur und bei den einzelnen Ubertragungsverfahren nicht einheitlich gewahlt So werden beispielsweise im Rahmen von digitalen Videoubertragungen SDI unter Timing Jitter jene spektralen Anteile zwischen 10 Hz und 1 kHz bei SD SDI im Standard SMPTE 259M bzw zwischen 10 Hz und 100 kHz HD SDI im Standard SMPTE 292M verstanden Diese Jitteranteile konnen im Regelfall noch durch die Regelschleifen direkt ausgeglichen werden Spektrale Anteile daruber werden als Alignment Jitter bezeichnet da sie direkt zu Abtastfehlern fuhren konnen und durch die Phasenregelschleifen nicht kompensiert werden 1 Arten Bearbeiten nbsp Dichtefunktion von deterministischen Jitter DJ und zufalligen Jitter RJ als Funktion des Unit Interval UI Jitter wird in deterministischen Jitter DJ und zufalligen Jitter englisch random jitter RJ unterteilt In Ubertragungssystemen treten beide Anteile in verschieden starken Gewichtungen uberlagert auf 3 Der deterministische Jitter weist im Gegensatz zum zufalligen Jitter keine Normalverteilung auf ist in der Amplitude immer begrenzt und wird durch seine maximal auftretenden Spitze Spitze Abweichungen beschrieben Er kann unter anderem durch entsprechende Symbolfolgen ermittelt werden und unterteilt sich in folgende Anteile 4 periodische Jitteranteile Ursache sind typischerweise externe periodische Storsignale welche in das Ubertragungssystem einkoppeln datenabhangige Jitteranteile diese Anteile sind von den ubertragenen Datenfolgen abhangig und werden durch das Symbolubersprechen verursacht Jitteranteil infolge ungleicher Pulsbreiten englisch Duty Cycle Jitter Ursache sind unterschiedliche Flankensteilheiten bei der steigenden bzw fallenden Signalflanke Von diesen Anteilen des deterministischen Jitters ist der zufallige Jitter zu unterscheiden welcher eine Normalverteilung aufweist und seine Ursache unter anderem im thermischen Rauschen ungleichmassiger Dotierung der Storstellen in den verwendeten Halbleitermaterial und anderen zufallige Storungen wie kosmischer Strahlung hat Zufalliger Jitter wird durch seine Standardabweichung beschrieben n BER6 4 10 106 7 10 117 10 127 3 10 137 6 10 14Totaler Jitter Bearbeiten Der gesamte oder totale Jitter TJ ist eine Kombination bestehend aus deterministischen Jitter DJ und zufalligen Jitter RJ in der Form T J D J p p 2 n R J r m s displaystyle TJ DJ mathrm p p 2 cdot n cdot RJ mathrm rms nbsp Der Gewichtungsfaktor n displaystyle n nbsp wird durch die zulassige Bitfehlerrate BER bestimmt Ubliche Werte fur die Bitfehlerrate wie bei Ethernet sind Werte wie 10 12 mit n 7 displaystyle n 7 nbsp Weitere Werte sind in nebenstehender Tabelle zusammengefasst Digitale Audiosysteme BearbeitenEin weiteres Beispiel fur Jitter sind Fehler die beim Wandeln von analogen Signalen in digitale Signale auftreten konnen Bei der Abtastung englisch Sampling wird eine feste Periodendauer verwendet im Bereich von Audiosignalen zum Beispiel 22 67 µs bei 44 1 kHz deren jeweilige Amplitudenwerte ausgelesen werden Auch bei digitalen Audiosystemen nach der AES3 Norm wird Jitter nach der spektralen Verteilung in niederfrequenter Interface Jitter und hoherfrequenter Sampling Jitterunterteilt Sampling Jitter entsteht in digitalen Audiosystemen unter anderem bei den Analog Digital Umsetzern asynchronen Abtastratenumsetzern und Digital Analog Umsetzern Mathematische Definitionen BearbeitenPeriodischer Jitter J p e r T p e r 1 T 0 displaystyle J mathrm per T mathrm per 1 T 0 nbsp Dabei ist T p e r 1 displaystyle T mathrm per 1 nbsp die Periodendauer der ersten Schwingung nach dem Triggerevent und T 0 displaystyle T 0 nbsp die ideale Periodendauer Cycle to Cycle Jitter J c c max T p e r n T p e r n 1 displaystyle J mathrm cc max T mathrm per n T mathrm per n 1 nbsp Es wird die maximale Abweichung von einer Periode zur nachsten ermittelt Akkumulierter Jitter J a c n T p e r n n T 0 displaystyle J mathrm ac n T mathrm per n n cdot T 0 nbsp Beim akkumulierten Jitter wird beginnend bei einem Triggerevent z B einer steigenden Flanke eines Taktsignals der Jitter auf dieses Ereignis bezogen Je langer die Takte in der Zukunft liegen desto grosser wird auch die Verschiebung sein wenn der Jitter nicht gleichverteilt ist Literatur BearbeitenDennis Derickson Marcus Muller Digital communications test and measurement High speed physical layer characterization Prentice Hall Upper Saddle River NJ 2007 ISBN 978 0 13 220910 6 Julian Dunn Jitter Specification and Assessment in Digital Audio Equipment 1992 PDF Dan Lavry On Jitter 1997 PDF Wolfgang Maichen Digital Timing Measurements From Scopes and Probes to Timing and Jitter Frontiers in Electronic Testing 33 Springer US Berlin 2006 ISBN 0 387 31418 0 Johann Christoph Scheytt Takt und Datenruckgewinnungsschaltungen mit automatischer Wahl der Bitrate fur bitratenflexible optische Ubertragungssysteme Dissertation Ruhr Universitat Bochum 2000 PDF Mike Story Timing Errors and Jitter 1998 PDF John Watkinson The Art of Digital Audio 3 Auflage FocalPress Oxford u a 2001 ISBN 0 240 51587 0 Understanding and Characterizing Timing Jitter Tektronix Primer Sept 2012 PDF Digital Timing Clock Signals Jitter Hystereisis and Eye Diagrams National Instruments Tutorial 30 Dez 2016 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jitter Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Jitter Measurement for Serial Digital Video Signals Tektronix Inc Firmenschrift 2006 tek com PDF ITU T Recommendation G 810 Definitions and Terminology for Synchronization Networks August 1996 A Guide to Understanding and Characterizing Timing Jitter 55W 16146 1 Tektronix Inc Firmenschrift 2003 to way com PDF Jitter Working Group Technical Report T11 Methodologies for Jitter Specification InterNational Committee for Information Technology Standards INCITS 1998 online verfugbar PDF 678 kB Memento vom 31 Juli 2016 im Internet Archive Normdaten Sachbegriff GND 4213305 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jitter amp oldid 239043336