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Die Messabweichung ist in der Messtechnik und Metrologie definiert als die Differenz zwischen einem Messwert und einem Referenzwert 1 2 Die Bezeichnung Messfehler wird in der gegenwartigen Norm nicht mehr verwendet da nicht klar definiert ist ob damit die Messabweichung die Messunsicherheit oder gar ein grober Fehler gemeint ist siehe Messfehler Als Referenzwerte der betreffenden Messgrosse kommen in Frage Ein Wert mit vernachlassigbarer Unsicherheit oder ein vereinbarter Wert der in DIN 1319 1 und DIN 55350 13 3 als richtiger Wert bezeichnet wird ein mit der Definition der Messgrosse ubereinstimmender wahrer Wert Messabweichungen haben grundsatzlich eine systematische 4 und eine zufallige 5 Komponente Wenn ein richtiger oder wahrer Wert in Sinne der DIN Normen als Referenzwert nicht zur Verfugung steht wie z B in weiten Teilen der Grundlagenforschung kann die Messabweichung eines einzelnen Messwerts nicht berechnet werden Allenfalls kann man nach Wiederholungsmessungen aus der Verteilung der Messwerte mit statistischen Methoden auf den Grossenbereich der zufalligen Komponente der Messabweichung schliessen Weiteres hierzu siehe unter Fehlerrechnung Inhaltsverzeichnis 1 Definitionen 1 1 Grundlage 1 2 Quantitative Angabe 1 2 1 Absolute Messabweichung 1 2 2 Relative Messabweichung 2 Ursachen 3 Arten 3 1 Systematische Messabweichung 3 2 Zufallige Messabweichung 4 Sonderfalle 4 1 Dynamische Messabweichung 4 2 Quantisierungsmessabweichung 4 3 Messgerateabweichung 5 Fehlergrenze 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 WeblinksDefinitionen BearbeitenGrundlage Bearbeiten In der Messtechnik wird unterschieden zwischen x w displaystyle x w nbsp wahrer Wert der Messgrosse als Ziel der Auswertungen von Messungen der Messgrosse das ist ein ideeller Wert der in aller Regel nicht genau bekannt ist x r displaystyle x r nbsp richtiger Wert der Messgrosse als bekannter Wert fur Vergleichszwecke dessen Abweichung vom wahren Wert fur den Vergleichszweck als vernachlassigbar betrachtet wird Zwischen x w displaystyle x w nbsp und x r displaystyle x r nbsp besteht ein zwar prinzipieller aber quantitativ unerheblicher Unterschied Gemass Definition 6 7 setzt sich ein x a displaystyle x a nbsp angezeigter ausgegebener Wertzusammen aus dem wahren Wert x w displaystyle x w nbsp und der Messabweichung e displaystyle e nbsp in der Form x a x w e displaystyle x a x w e nbsp Die Messabweichung ergibt sich daraus zu e x a x w displaystyle e x a x w nbsp Sie ist nicht genau bekannt da der wahre Wert der Messgrosse nicht genau bekannt ist Quantitative Angabe Bearbeiten Fur quantitative Angaben unterscheidet man in der Praxis zwei Angaben 8 9 Absolute Messabweichung Bearbeiten Zur Bestimmung einer Messabweichung wird der nicht bekannte wahre Wert durch den bekannten richtigen Wert ersetzt 9 10 11 12 13 und die Differenz zwischen beiden Werten wird zu diesem Zweck vernachlassigt 6 Die damit anstelle von e displaystyle e nbsp durch Rechnung festgestellte Abweichung F displaystyle F nbsp wird ebenfalls als Messabweichung oder vielfach als absolute Messabweichung bezeichnet F x a x r displaystyle F x a x r nbsp Diese Grosse hat einen Betrag ein Vorzeichen und eine Einheit namlich stets dieselbe wie die Messgrosse Relative Messabweichung Bearbeiten Man bezeichnet den Bruch f F x r x a x r x r 100 x a x r 1 100 displaystyle f frac F x r frac x a x r x r cdot 100 left frac x a x r 1 right cdot 100 nbsp als relative Messabweichung Diese Grosse hat die Einheit Eins oder Prozent Sie kann positiv oder negativ sein Anmerkung Zum Wert x r 0 displaystyle x r 0 nbsp kann der relative Fehler nicht berechnet werden Verwechslungsgefahr Bei der Angabe der Genauigkeitsklasse eines Messgerats wird eine ahnliche Formel zugrunde gelegt Allerdings wird dort uberwiegend als Bezugsgrosse also im Nenner statt des richtigen Wertes der Messbereichsendwert verwendet Dann steht als bezogene Grosse also im Zahler aber keine absolute Abweichung sondern eine Fehlergrenze was mit Definitionen zum Begriff Abweichung nichts zu tun hat Ursachen BearbeitenMessgerateabweichungen als Folge der Unvollkommenheit der Konstruktion Fertigung Justierung z B durch Werkstoffe Fertigungstoleranzen durch das Messverfahren bedingte Einflusse infolge Einwirkung der Messeinrichtung auf die Messgrosse z B Ruckwirkungsabweichung Schaltungseinflussfehler durch Eigenverbrauch des Messgerates Umwelteinflusse als Folge von Anderungen der Einwirkungen aus der Umgebung z B Temperatur Refraktionsanomalien aussere elektrische oder magnetische Felder Einfluss der Raumlage Erschutterungen Instabilitaten des Wertes der Messgrosse oder des Tragers der Messgrosse z B statistische Vorgange Rauschen Beobachtereinflusse infolge unterschiedlicher Eigenschaften und Fahigkeiten des Menschen z B Aufmerksamkeit Ubung Sehscharfe Schatzvermogen Parallaxe Zeit und Zielfehler Ausserhalb der Diskussion hier stehen Verfalschungen durch Irrtumer des Beobachters Grober Fehler Verfalschungen durch Wahl ungeeigneter Mess und Auswerteverfahren Verfalschungen durch Nichtbeachtung bekannter Storgrossen Arten BearbeitenDie Messabweichung eines unberichtigten Messergebnisses setzt sich additiv aus der systematischen Messabweichung und der zufalligen Messabweichung zusammen 6 Systematische Messabweichung Bearbeiten Eine einseitig gerichtete Abweichung die durch im Prinzip feststellbare Ursachen bedingt ist ist eine systematische Abweichung Sie ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Mittelwert der sich aus einer unbegrenzten Anzahl von Einzelmessungen ergeben wurde und dem wahren Wert der Grosse 7 Bei Wiederholungen einer Messung unter gleichen Bedingungen liegt dieselbe systematische Messabweichung vor sie ist aus den Messwerten nicht erkennbar Eine systematische Messabweichung hat Betrag und Vorzeichen Eine systematische Messabweichung setzt sich additiv aus einer bekannten und einer unbekannten systematischen Messabweichung zusammen Zur Berechnung eines Messergebnisses wird der Messwert um die bekannte systematische Messabweichung berichtigt Zufallige Messabweichung Bearbeiten Eine nicht beherrschbare nicht einseitig gerichtete Abweichung ist eine zufallige Abweichung Bei Wiederholungen selbst unter genau gleichen Bedingungen werden die Messwerte voneinander abweichen sie streuen Zufallige Messabweichungen schwanken nach Betrag und Vorzeichen Es gilt zu unterscheiden 14 Durch systematische Messabweichungen wird ein Messergebnis immer unrichtig Durch zufallige Messabweichungen wird ein Messergebnis immer unsicher Sonderfalle BearbeitenDynamische Messabweichung Bearbeiten Bei nicht stationaren Vorgangen entsteht eine dynamische Messabweichung Der von einem Messgerat gelieferte Wert x a displaystyle x a nbsp folgt der zeitlichen Anderung des Eingangssignals x e displaystyle x e nbsp im Allgemeinen verzogert 8 15 Die Verzogerung kann haufig durch ein Tiefpassverhalten beschrieben werden Fur den im eingeschwungenen stationaren Zustand haufigen Fall des proportionalen Zusammenhangs nbsp Relative dynamische Abweichung nach einem Sprung bei einem Tiefpass erster Ordnungx a k x e displaystyle x a k x e nbsp entsteht durch die Verzogerung eine dynamische Messabweichung auch dynamischer Fehler F d y n t x a t k x e t displaystyle F mathrm dyn t x a t k x e t nbsp Bei einer sprunghaften Anderung des Eingangssignals klingt diese Abweichung bei einem Verzogerungsglied wieder ab Bei schwingungsfahigen Systemen ist dazu eine Dampfung erforderlich Bei sinusformigen Wechselgrossen mit variabler Frequenz entsteht ein Frequenzgang durch den Amplitude und Phasenwinkel beeinflusst werden Quantisierungsmessabweichung Bearbeiten Bei einem Messgerat mit einem Analog Digital Umsetzer entsteht eine Messabweichung infolge der Digitalisierung die unter Quantisierungsabweichung behandelt wird Messgerateabweichung Bearbeiten Jedes Messgerat enthalt seit seiner Herstellung eine Messgerateabweichung Diese lasst sich durch Vergleich mit einem wesentlich besseren Messgerat bestimmen sie ist also systematischer Natur und im Prinzip korrigierbar Der Aufwand dazu ist allerdings hoch Zum Umgang mit der Abweichung gibt es zwei Moglichkeiten von denen eine vom Hersteller des Messgerates geliefert werden sollte Die Fehlerkurve eines Messgerates ist die grafische Darstellung der Abweichung aufgetragen in Abhangigkeit von der Anzeige teilweise wird statt der Kurve auch eine Tabelle angegeben Anhand der Fehlerkurve sind Betrag und Vorzeichen der Abweichung zu einem Messwert abzulesen es ist moglich Korrekturen vorzunehmen Da die Fehlerkurve die Abweichung nur zu einem bestimmten Zeitpunkt und unter anzugebenden Einflussbedingungen dokumentiert wird meistens darauf verzichtet und der Hersteller garantiert lediglich Fehlergrenzen unter gewissen Bedingungen Teilweise werden Fehlergrenzen pauschal durch Klassenzeichen beschrieben Fehlergrenze BearbeitenDie Fehlergrenze ist begrifflich streng vom Fehler zu unterscheiden Sie sagt aus wie gross der Fehler dem Betrage nach hochstens werden darf Dabei gibt es eine obere und eine untere Fehlergrenze vorzugsweise gleich gross beschrieben durch die vorzeichenlose Grosse G displaystyle G nbsp Der wahre Wert liegt bei Abwesenheit einer zufalligen Abweichung in einem Bereich x a G x a G displaystyle x a G x a G nbsp Gelegentlich ist es moglich ein Messverfahren zu verbessern und so die Fehlergrenzen zu verkleinern dabei bleibt es die Frage ob sich der erhohte Kosten Aufwand lohnt In vielen Bereichen sind die Fehlergrenzen Gegenstand von Vorschriften dann sind Eichamter und industrielle Fachlabore damit zu befassen Siehe auch BearbeitenFehlerfortpflanzung Ausgleichsrechnung Justierung Kalibrierung Eichung Messgerat MesssystemanalyseEinzelnachweise Bearbeiten JCGM 200 2012 International vocabulary of metrology Basic and general concepts and associated terms VIM Definition 2 16 PDF 3 8 MB abgerufen am 19 Januar 2015 Burghart Brinkmann Internationales Worterbuch der Metrologie Grundlegende und allgemeine Begriffe und zugeordnete Benennungen VIM Deutsch englische Fassung ISO IEC Leitfaden 99 2007 4 Auflage Beuth Berlin 2012 ISBN 978 3 410 22472 3 S 36 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche DIN 55350 13 1987 Begriffe der Qualitatssicherung und Statistik Teil 13 Begriffe zur Genauigkeit von Ermittlungsverfahren und Ermittlungsergebnissen Nr 1 4 Zuruckgezogen Stand vom 12 Mai 2019 VIM Definition 2 17 VIM Definition 2 19 a b c DIN 1319 1 Grundlagen der Messtechnik Teil 1 Grundbegriffe 1995 a b Deutsche Akademie fur Metrologie DAM Glossar der Metrologie 2007 a b Elmar Schrufer Leonhard Reindl Bernhard Zagar Elektrische Messtechnik Hanser 2014 a b Rainer Parthier Grundlagen und Anwendungen der elektrischen Messtechnik fur alle technischen Fachrichtungen und Wirtschaftsingenieure 5 Auflage Vieweg Teubner Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 8348 0811 0 S 51 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche E Liess Elektrotechnik In Peter Kiehl Hrsg Einfuhrung in die DIN Normen 13 Auflage Teubner und Beuth Stuttgart 2001 ISBN 3 519 26301 7 S 905 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Wilfried Plassmann Grundlagen und Grundbegriffe der Messtechnik In Detlef Schulz Hrsg Handbuch Elektrotechnik Grundlagen und Anwendungen fur Elektrotechniker 6 Auflage Vieweg Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 8348 2071 6 S 718 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Tilo Pfeifer Robert Schmitt Fertigungsmesstechnik Oldenbourg 2010 S 47 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche R Nater A Reichmuth R Schwartz M Borys P Zervos Wagelexikon Leitfaden wagetechnischer Begriffe Springer 2008 S 142 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Rudolf Busch Elektrotechnik und Elektronik fur Maschinenbauer und Verfahrenstechniker Vieweg Teubner 6 Aufl 2011 S 358 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hans Rolf Trankler Taschenbuch der Messtechnik Oldenbourg 1990 S 29 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Messabweichung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Messabweichung amp oldid 236945563