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Wird ein Messgerat in eine Apparatur eingebaut so verandert sich die ursprungliche Wirklichkeit Das Messgerat beeinflusst die physikalische Grosse der die Messung gilt Seine Ruckwirkung auf die Messgrosse fuhrt zu einer Messabweichung die in der fur die Messtechnik grundlegenden Norm DIN 1319 1 Ruckwirkungsabweichung genannt wird fruher Ruckwirkungsfehler 1 2 Messung der Temperatur BearbeitenZur Messung der Temperatur eines Gases das durch ein Rohr stromt wird z B ein Widerstandsthermometer eingebaut Der Messeinsatz und das Thermometerschutzrohr haben eine andere Warmeableitung als die ursprungliche Rohrwand Im Gleichgewicht zwischen dieser erhohten Warmeableitung einerseits und der Warmezufuhr durch das Gas andererseits entsteht im Thermometer eine Temperatur die von der Gastemperatur abweicht Die Temperaturdifferenz zur Umgebung wird regelmassig zu klein bestimmt Bei der Vielzahl der Parameter wie Einbautiefe Durchmesser und Stromungsgeschwindigkeit kann die Abweichung nicht quantitativ angegeben werden Allenfalls gibt es Erfahrungswerte wann die Messabweichung vernachlassigbar klein wird Messung elektrischer Grossen BearbeitenIn elektrischen Schaltungen spricht man auch davon dass ein Messgerat einen Schaltungseinfluss ausubt wenn sich durch seine Einfugung die zu messende Grosse andert Die einfluss bzw ruckwirkungsfreie Messung des elektrischen Stromes ist nur bei idealer Stromquelle oder der elektrischen Spannung bei idealer Spannungsquelle oder mit idealen Messgeraten moglich In jedem realen Fall ist mit einer Messabweichung zu rechnen Ursache ist ein Eigenverbrauch durch seine Mess Anschlusse Wenn hierzu bei elektrischen Messgeraten Kenngrossen bekannt sind kann man haufig die Ruckwirkungsabweichung rechnerisch bestimmen Als solche Kennzeichen kommen infrage der Innenwiderstand R i displaystyle R i nbsp der maximale Spannungs oder Stromverbrauch beim Strommessgerat der Spannungsabfall U I M B displaystyle U I mathrm MB nbsp bei Messbereichendwert I M B displaystyle I mathrm MB nbsp beim Spannungsmessgerat die Stromaufnahme I U M B displaystyle I U mathrm MB nbsp bei Messbereichendwert U M B displaystyle U mathrm MB nbsp oder der spannungsbezogene Widerstand ϱ displaystyle varrho nbsp gelegentlich am ehesten bei Messgeraten fur Wechselgrossen die Leistungsaufnahme bei Messbereichendwert Im Idealfall ist U I M B 0 displaystyle U I mathrm MB 0 nbsp kein Spannungsabfall am Strommessgerat mit R i 0 displaystyle R i 0 nbsp bzw I U M B 0 displaystyle I U mathrm MB 0 nbsp keine Stromaufnahme des Spannungsmessgerates mit R i displaystyle R i infty nbsp Sonst enthalt der Messwert stets eine systematische Messabweichung mit negativem Vorzeichen Wie gross diese ausfallt ist keine Eigenschaft des Messgerates alleine sondern stets das Ergebnis seines Zusammenwirkens mit der Schaltung Die Anwendung der Kennzeichen des Eigenverbrauchs soll in Beispielen gezeigt werden Die berechnete Abweichung lasst sich nicht dadurch experimentell uberprufen dass man mit demselben Messgerat die Messung wiederholt nbsp Schaltung mit SpannungsmessgeratBeispiel 1In nebenstehender Schaltung sei U 0 displaystyle U 0 nbsp 24 V R a displaystyle R a nbsp 10 kW Die Ansteuerung des Transistors soll so eingestellt werden dass U C E displaystyle U CE nbsp 1 2 U 0 displaystyle tfrac 1 2 U 0 nbsp wird Vom Transistor soll angenommen werden dass I C displaystyle I C nbsp unabhangig von U C E displaystyle U CE nbsp ist eine oberhalb etwa 2 V akzeptable Naherung Vom Spannungsmessgerat sind gegeben U M B displaystyle U mathrm MB nbsp 15 V und ϱ displaystyle varrho nbsp 10 kW V Gefragt ist wie weit die gemessene und eingestellte Spannung auch diejenige Spannung ist die sich ergibt wenn das Messgerat nach der Einstellung entfernt wird Bei U M B displaystyle U mathrm MB nbsp 15 V fliesst durch das Messgerat I U M B 1 ϱ displaystyle I U mathrm MB 1 varrho nbsp 0 1 mA Bei einer tatsachlich anliegenden Spannung von 12 V ist der Strom im Verhaltnis 12 15 kleiner also I U displaystyle I U nbsp 0 08 mA Wahrend der Messung fliesst durch R a displaystyle R a nbsp der Strom I C I U displaystyle I C I U nbsp Nach Entfernung des Messgerates fliesst durch R a displaystyle R a nbsp nur noch der unveranderte Strom I C displaystyle I C nbsp der Spannungsabfall an R a displaystyle R a nbsp wird um R a I U displaystyle R a cdot I U nbsp 0 8 V kleiner Entsprechend steigt U C E displaystyle U CE nbsp auf 12 8 V an Die absolute Ruckwirkungsabweichung betragt F displaystyle F nbsp 0 8 V die relative Abweichung f displaystyle f nbsp 0 8 12 8 6 Wurde die Einstellung mittels eines Messgerates mit 1 kW V vorgenommen ware I U displaystyle I U nbsp 0 8 mA und entsprechend die Spannungsanderung an R a displaystyle R a nbsp durch Entfernung des Messgerates 8 V Die Einstellung der Transistoransteuerung kann bei einem solchen Messgerat nach dieser Vorplanung von vorneherein unterbleiben nbsp Schaltung mit StrommessgeratBeispiel 2Die Spannungsquelle sei ideal der Lastwiderstand sei ohmsch mit R L displaystyle R L nbsp 3 0 W Das Strommessgerat habe die Messbereiche 1 3 10 30 1000 mA Eigenverbrauchskennzeichen U I M B displaystyle U I mathrm MB nbsp 0 6 V in allen Bereichen Im Messbereich I M B displaystyle I mathrm MB nbsp 300 mA zeige es gerade Vollausschlag an Mit einem Innenwiderstand R i U I M B I M B displaystyle R i U I mathrm MB I mathrm MB nbsp 2 0 W bestimmt man U 0 I R L R i displaystyle U 0 I R L R i nbsp 1 5 V Schaltet man den Strommesser um auf den Messbereich 1 A so wird R i displaystyle R i nbsp 0 6 W und der Strom steigt auf 1 5 V 3 6 W 0 42 A an das ist 40 mehr als zuerst gemessen Eine solche Diskrepanz ist ein sicheres Zeichen auf ein defektes Messgerat was bei dieser Uberlegung ausgeschlossen werden kann oder auf eine Ruckwirkungsabweichung Der Strom nach Entfernung des Strommessers liegt noch hoher bei U 0 R L displaystyle U 0 R L nbsp 0 50 A Der anfangs gemessene Strom weicht gegenuber dem Strom ohne Messgerat ab um 40 Trotz der im 300 mA Bereich grosseren systematischen Messabweichung sollte man nicht auf den 1 A Bereich umschalten Denn im 1 A Bereich sind die aufgrund eines Klassenzeichens zu bedenkenden Fehlergrenzen grosser als im 300 mA Bereich Die Abweichung durch Ruckwirkung ist einfach zu berechnen und korrigierbar bei Fehlergrenzen ware der Aufwand zur Korrektur des Messwertes ungleich hoher Beispiel 3Die Schaltung und das Messgerat sind dieselben wie zuvor Nur sind jetzt U 0 displaystyle U 0 nbsp 70 V und R L displaystyle R L nbsp 68 kW gegeben beide mit 1 relativer Fehlergrenze Bei einem erwarteten Strom von etwas mehr als 1 mA wahlt man den Messbereich 3 mA aus zu dem ein Innenwiderstand R i displaystyle R i nbsp 0 6 V 3 mA 0 2 kW gehort Der angezeigte Strom ist I a U 0 R L R i displaystyle I a U 0 R L R i nbsp Der richtige Strom ist I r U 0 R L displaystyle I r U 0 R L nbsp Gemass der Definition der relativen Messabweichung ist f I a I r I r I a I r 1 R L R L R i 1 R i R L R i 0 2 68 2 0 3 displaystyle begin aligned f amp frac I a I r I r frac I a I r 1 amp frac R L R L R i 1 frac R i R L R i frac 0 2 68 2 0 3 end aligned nbsp Nach den Regeln der Fehlerfortpflanzung hat der Strom eine Fehlergrenze von 2 Damit ist die Ruckwirkungsabweichung des Stromes deutlich geringer als seine Fehlergrenze und kann hier unberucksichtigt bleiben Beispiel 4Der Strom aus einer Batterie mit 1 2 V wird mit einem digitalen Strommesser bei 90 vom Messbereichendwert gemessen Wenn bei Messbereichsendwert 0 20 V am Messgerat abfallt fehlt dem Verbraucher 0 18 V Das sind 15 der Batteriespannung der Verbraucher erhalt 85 Nach Entfernung des Messgerates steigt die Spannung am Verbraucher im Verhaltnis 100 85 1 18 also additiv um 18 Bei einer ohmschen Last steigt der Strom in demselben Masse er fliesst um 18 hoher als gemessen Einzelnachweise Bearbeiten Paul Profos Messfehler Eine Einfuhrung in die Messtheorie Teubner 1984 S 63 f Hans Hart Werner Lotze Eugen Georg Woschni Messgenauigkeit 3 Auflage Oldenbourg 1997 S 22 49 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruckwirkungsabweichung amp oldid 203280433