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Jin Ping Mei chinesisch 金瓶梅 Pinyin Jinpingmei veraltet auch Kin Ping Meh oder Djin Ping Meh ist ein in der Spatzeit der Ming Dynastie 16 Jahrhundert entstandener chinesischer Sittenroman beruhmt fur seine erotischen bzw pornographischen Passagen Die Autorschaft ist umstritten zuweilen wird sie Lanling Xiaoxiao Sheng 蘭陵笑笑生 兰陵笑笑生 Lanling Xiaoxiao Sheng der lachende Student von Lanling ein Pseudonym zugeschrieben Szene aus dem Jin Ping Mei Inhaltsverzeichnis 1 Titel 2 Entstehung Aufbau und Grafiken 3 Handlung und Interpretation 4 Bedeutung 5 Ubersetzungen 6 Ubersetzungsausgaben 7 Literatur 8 Verfilmung 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseTitel Bearbeiten nbsp Eine Ausgabe des Jin Ping MeiDer Titel des Buches spielt auf die Namen von drei weiblichen Hauptpersonen an Pan Jinlian 潘金蓮 潘金莲 Goldener Lotos Lǐ Ping er 李瓶兒 李瓶儿 Kleine Vase und Pang Chunmei 龐春梅 庞春梅 Fruhlingspflaumenblute aber auch auf den Charakter der Hauptperson Ximen Qing Da Jin Gold Ping neben Vase auch Flasche und Mei Pflaume oder Aprikose bedeutet wobei Gold eine Metapher fur Geld Flasche eine Metapher fur Wein und Pflaume eine chinesische Metapher fur Sex ist Der Charakter von Ximen Qing ist also von der Gier nach Geld Wein und Sex gepragt Nach der Person Pan Jinlian wird der Titel auch oft einfach nur mit Goldlotus ubersetzt Entstehung Aufbau und Grafiken BearbeitenDer Autor des Buches ist unbekannt und zu seiner Identitat bzw dem Pseudonym Lanling Xiaoxiao Sheng bestehen verschiedene Erklarungsversuche neuere Forschungen weisen es beispielsweise Bai Yue 白悦 zu 1 Die alteste bekannte Fassung beginnt mit den Passagen rund um den Bruder von Goldlotus erstem Mann sowie ihrem Kennenlernen mit Ximen Der damalige Anfang des Jin Ping Mei weist in dieser Hinsicht Ahnlichkeiten mit den Raubern vom Liangshan Moor auf In spateren Versionen sind noch andere Handlungsstrange vorangestellt Die alteste komplette Fassung des Romans entstand um 1617 Das Buch besteht aus 100 Kapiteln deren Uberschriften aus je zwei parallelen Verszeilen bestehen und den Inhalt kurz umreissen Jeder Abschnitt beginnt und endet im Original mit einem kurzen Gedicht Das Werk ist eng mit einer Reihe von Holzschnittgrafiken verknupft die verschiedene Szenen darstellen Erstmals erschienen diese in der Zeit zwischen 1628 und 1644 Sie lassen sich mindestens funf verschiedenen Meistern zuordnen darunter Huang Jianzhong 黃建中 einem Mitarbeiter von Chen Hongshou Die Abbildungen spiegeln in ihren Details u a der Kleidung die Ming 1368 1644 und nicht die Song Dynastie 960 1279 wider in der die Handlung angesiedelt ist 2 Diese Ruckdatierung kann als Kunstgriff verstanden werden mit dem die damalige Zensur umgangen werden sollte Handlung und Interpretation BearbeitenDer Roman beschreibt das Leben und den Haushalt des reichen Apothekers und Seidenhandlers Ximen Qing 西門慶 西门庆 in der Provinz Shandong Neben seiner Hauptgemahlin Mondfrau verfugt er uber funf weitere offizielle Gattinnen von denen die intrigante und grausame Goldlotos sowie Frau Ping die Ehefrau seines von ihm zugrundegerichteten Nachbarn die wichtigsten sind Dazu kommen zahlreiche Affaren etwa mit seinen Zofen mit Prostituierten oder fremden Ehefrauen Haupthandlungsstrange sind die vielfaltigen erotischen Abenteuer des Protagonisten und die hieraus resultierenden Konflikte zwischen den betroffenen Frauen Geschildert werden 102 Sexszenen davon 47 in einiger Ausfuhrlichkeit 3 Wiederholt geschildert wird uberdies wie Ximen Widersacher insbesondere Nebenbuhler und die rechtmassigen Ehegatten von ihm begehrter Frauen durch Gewalt Drohung oder Denunziation aus dem Weg raumt und sich hierbei regelmassig durch Bestechung das Wohlwollen von Amtstragern erkauft Die mitunter auftretenden buddhistischen und taoistischen Geistlichen versorgen die Protagonisten hauptsachlich etwa mit Potenzpillen magischen Ritualen zur Herbeifuhrung der Empfangnis oder Geisterbeschworungen Ximen stirbt letztlich nachdem ihm Goldlotos eine Uberdosis eines Potenzmittels verabreicht Der Haushalt zerfallt daraufhin die weiteren Wege der Protagonisten kreuzen sich aber noch mehrfach Sowohl Goldlotos als auch Ximens Schwiegersohn werden ermordet Sun Hsue O eine weitere Frau des Apothekers endet als Prostituierte und nimmt sich ebenso wie Ximens Tochter das Leben Mong Yu Loh ebenfalls eine Nebenfrau Ximens heiratet einen jungen Wurdentrager aus guter Familie Das Paar gerat aber bei ihrem Schwiegervater in Ungnade und muss in ein fernes Anwesen ziehen Der ehemaligen Zofe Tschun Meh gelingt durch eine Hochzeit zwar der gesellschaftliche Aufstieg sie stirbt aber mit nur 29 Jahren an den Folgen ihres exzessiven Lebensstils In den letzten Kapiteln werden ausserdem Kriegszuge der Goldenen Horde erwahnt bei deren Abwehr auch Tschun Mehs Ehemann zu Tode kommt Mondfrau ist gezwungen ihren Sohn der fast zeitgleich mit Ximens Tod geboren wurde einem alten Einsiedler zu uberlassen Dieser lasst gegen Ende des Romans dank seiner magischen Krafte die Geister der durch Gewalt oder Suizid verstorbenen Charaktere kurz wieder erscheinen damit sie verkunden konnen in welcher Form sie wiedergeboren werden Am Ende zieht der Erzahler ein Resume in dem er darauf hinweist dass einzig Mondfrau und Mong Yu Loh dank ihres vorbildlichen Lebenswandels ein hohes Alter in sozialer Absicherung erreichten Die gesamte Handlung umfasst den Zeitraum vom Jahr 1111 bis 1127 Da dem Lotterleben der Verfall des Hauses unausweichlich folgt kann das Buch als Sittenroman mit moralischem Auftrag betrachtet werden Einigen Quellen zufolge soll der Verfasser einen Zeitgenossen zum Vorbild seines Antihelden genommen haben um personliche Rache zu uben Die erste Ausgabe des Buches soll mit vergifteten Seiten sogar den Tod des Betroffenen zur Folge gehabt haben Wahrscheinlicher ist jedoch dass der Autor den Haushalt von Ximen als Abbild des Kaiserreichs und seines moralischen Verfalls konstruierte Die Besonderheit des Romans ist die exakte ungeschminkte Beschreibung des Lebens in der Ming Zeit Die Verhaltnisse in bitterarmen Familien werden mit der gleichen Akkuratesse wie das Leben im reichen Haushalt Ximens und sogar des Kaiserhofs geschildert Genauso werden alle Sprachebenen wiedergegeben der Bogen spannt sich von extrem ordinarer und vulgarer Ausdrucksweise bis hin zur formellen Sprache bei offiziellen Anlassen Letzten Endes schildert der Autor mit grosser Akribie das tagliche Leben die Gewander das Essen die Sexualpraktiken die Begrabnissitten und vieles mehr ohne etwas zu beschonigen oder gar auszulassen Bis heute ist Jing Ping Mei die wichtigste sozialkulturelle Quelle fur die spate Ming Zeit Da ubernaturliche Elemente im Gegensatz zur fruheren chinesischen Literatur nur eine geringe Bedeutung spielen und der Alltag der Protagonisten im Vordergrund steht stellt das Werk eine Abkehr vom Chuanqi Prinzip dar Selbiges beschreibt eine Durchdringung von literarischen Werken mit phantastischen Komponenten 2 Bedeutung BearbeitenDas Buch wird zusammen mit Die Reise nach Westen Die Rauber vom Liang Schan Moor und Die Geschichte der Drei Reiche zu den Vier grossen Meisterwerken 四大奇書 四大奇书 si da qishu der chinesischen Literatur gezahlt In dem im 18 Jahrhundert entstandenen Kanon der Vier klassischen Romane 四大名著 si da mingzhu hat es diesen Platz allerdings an den Traum der Roten Kammer verloren Wegen der expliziten sexuellen Beschreibungen wird der Roman in der Volksrepublik China von manchen als pornographisch angesehen Ubersetzungen BearbeitenAls fruheste Ubersetzung uberhaupt ist die vermutlich von Angehorigen des Kaiserhofs geforderte hervorragende Manju Fassung des Jahres 1708 hervorzuheben Die erste und nahezu vollstandige deutsche Ubersetzung stammt von Hans Conon von der Gabelentz und seinen Sohnen in den Jahren 1862 bis 1869 Es handelt sich uberhaupt um die erste Ubersetzung des Romans in eine westliche Sprache Gabelentz benutzte als Vorlage die manjurische Fassung aus dem Jahr 1708 da fur die fruhen Sinologen die Manju Ubersetzungen aus dem Chinesischen eine wesentliche weil erheblich einfacher zu lernende Bruckensprache zum schwierigeren Chinesischen war Die Ubersetzung erschien nur in kurzen Auszugen und galt lange Zeit als verschollen bis Martin Gimm sie 1998 im Thuringischen Staatsarchiv auf Schloss Altenburg wiederentdeckte Eine wortgetreue und vollstandige Ubersetzung mit dem Titel Djin Ping Meh Schlehenbluten in goldener Vase stammt von den Brudern Otto 1880 1956 Rechtsanwalt und Artur Kibat 1878 1961 sie besteht aus funf Banden und umfasst insgesamt uber 3 000 Seiten Diese Ubersetzung stammt aus den 1920er Jahren Nachdem die ersten beiden 1928 bzw 1932 erschienenen Bande im Jahr 1933 verboten wurden konnte sie vollstandig erst 1967 bis 1983 zusammen mit einem Kommentarband erscheinen Eine stark kurzende und recht freie vor allem in erotischen Szenen zuruckhaltende deutsche Ubersetzung aus dem Chinesischen stammt von Franz Kuhn und erschien 1930 unter dem Titel Kin Ping Meh oder Die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen Der Sinologe Andre Levy wendete fur seine Ubersetzung von Jin Ping Mei ins Franzosische sieben Jahre auf 4 Ubersetzungsausgaben BearbeitenGin Ping Mei bithe Mandschurische Ubersetzung in einem Druck von 1708 Digitalisat des Documentation and Information Center for Chinese Studies Kyoto University Djin Ping Meh Unter weitgehender Mitwirkung von Artur Kibat Aus dem ungekurzten chinesischen Urtext ubersetzt und mit Erlauterungen versehen von Otto Kibat 2 Bande Engelhard Reyher Gotha 1928 1932 Band 1 Kapitel 1 10 Band 2 Kapitel 11 23 zu Band 1 und 2 erschienen jeweils ein wenige Seiten umfassender privater Sonderdruck mit erotischen Stellen und dem Aufdruck Nicht zur freien Verbreitung Kin Ping Meh oder Die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen Aus dem Chinesischen ubersetzt und mit einem Nachwort von Franz Kuhn Insel Leipzig 1931 Insel Wiesbaden 1950 zahlreiche Neuauflagen darunter Deutsche Buch Gemeinschaft Berlin Darmstadt Wien 1965 Djin Ping Meh Schlehenbluten in goldener Vase Ein Sittenroman aus der Ming Zeit Zum 1 Male vollstandig aus dem Chinesischen ins Deutsche ubertragen von Otto und Artur Kibat Hrsg u eingel von Herbert Franke Mit 200 Holzschnitten e Ausg von 1755 5 Bande und Kommentarband Verlag Die Waage Hamburg 1967 1983 Neuauflagen Ullstein Verlag Berlin 1987 ISBN 3 549 06673 2 Diogenes Zurich 1989 Hans Conon von der Gabelentz 1807 1874 Jin ping mei Chinesischer Roman erstmals vollstandig ins Deutsche ubersetzt Herausgegeben und bearbeitet von Martin Gimm Heft I X Staatsbibliothek zu Berlin Neuerwerbungen der Ostasienabteilung Sonderhefte Berlin 2005 2013 vorlaufige Ausgabe in 10 Teilen DNB 97995021X Teil 10 ISBN 978 3 88053 190 1 Literatur BearbeitenJorn Brommelhorster Chinesische Romanliteratur im Westen eine Ubersetzungskritik des mingzeitlichen Romans Jing ping mei Chinathemen Band 50 Brockmeyer Bochum 1990 ISBN 3 88339 817 9 Martin Gimm Hans Conon von der Gabelentz und die Ubersetzung des chinesischen Romans Jin Ping Mei Harrassowitz Wiesbaden 2005 ISBN 3 447 05235 X Sandra Mikli Der Kommentar zum Jing Ping Mei Dissertation Ludwig Maximilians Universitat Munchen 2014 urn nbn de bvb 19 173999 Friedrich A Bischoff Djin ping meh Epitome und analytischer Namensindex gemass der Ubersetzung der Bruder Kibat Osterreichische Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte Philosophisch Historische Klasse Nr 641 Osterr Akad der Wiss Wien 1997 Thomas Zimmer Der chinesische Roman der ausgehenden Kaiserzeit In Wolfgang Kubin Hrsg Geschichte der chinesischen Literatur Band 2 Saur Munchen 2002 Verfilmung BearbeitenDas Werk wurde 1968 von dem japanischen Regisseur Kōji Wakamatsu verfilmt Im deutschen Sprachraum kam der Streifen am 27 Juni 1969 unter dem Titel King Ping Meh Chinesischer Liebesreigen in die Kinos In Hongkong erschien 2008 eine weitere Verfilmung von Qian Wenqi namens Jinpingmei mit dem englischen Beititel The Forbidden Legend Sex amp Chopsticks Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jin Ping Mei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Jin Ping Mei Quellen und Volltexte chinesisch Einzelnachweise Bearbeiten 徐永明 Xu Yǒngming A New Candidate for Authorship of the Jin Ping Mei Bai Yue 白悦 1499 1551 In Chinese Literature Essays Articles Reviews Band 33 2011 ISSN 0161 9705 S 55 74 JSTOR 41412920 a b Nachwort von Boris Riftin zu Kin Ping Meh oder Die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen Ubersetzung Franz Kuhn Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar 1983 2 Auflage Nachdruck der 1930 im Insel Verlag erschienenen Ausgabe S 485 ff U L G Zibet Laterna stimulans tsuipa Kung Fu und Ritsch ratsch Anmerkungen zu einer wirklich fruhen Jin Ping Mei Ubersetzung der zwanziger Jahre und einer angeblichen Ubersetzung der mandjurischen Jin Ping Mei Fassung ins Deutsche In Erotische Literatur Mitteilungen zur Erforschung und Bibliographie Hrsg von W v Murat Berlin 1996 S 63 89 hier S 68 Margaret Wan In Memory of Andre LevyNormdaten Werk GND 4241940 2 lobid OGND AKS LCCN n84745578 NDL 00632872 VIAF 184256455 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jin Ping Mei amp oldid 238994187