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51 945195726822 7 1682545542717 Koordinaten 51 56 42 7 N 7 10 5 7 O FassadeAnderung des Chorabschlussgewolbes nach 1945 Barock reprasentativ in die Sichtachse der Suringstrasse gebaut Innenraum vor 1945Innenraum 2013 SeitenansichtDie Jesuitenkirche St Ignatius in Coesfeld war Kirche des Kollegs und Gymnasialkirche des von Jesuiten geleiteten Nepomucenums Spater war sie fur ca einhundertfunfzig Jahre Simultankirche und ist heute die evangelische Pfarrkirche Coesfelds Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung und Ausstattung 3 Orgel 4 Das Kolleggebaude 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Jesuiten waren zu Beginn des 17 Jahrhunderts nach Coesfeld gekommen und leiteten das von ihnen gegrundete Gymnasium Ihre weitere Aufgabe war die Gegenreformation Wohl durch das den Jesuiten nachgesagte Verhandlungsgeschick konnten sie selbst wahrend der hessischen Besetzung Coesfelds im Dreissigjahrigen Krieg in der Stadt verbleiben und ihre Schule weiterfuhren Doch im November 1633 wurden sie aus der Stadt ausgewiesen und kehrten erst nach Abzug der Hessen wieder zuruck Fur den Bau von Kirche und Kolleg hatten sie bereits zwischen 1627 und 1633 etliche Grundstucke erworben auf dem sie von 1662 bis 1666 zuerst das Kolleg errichteten Als Kirche nutzten sie die Heilig Geist Kirche da die Mitbenutzung der St Lamberti Pfarrkirche dem Propst von Varlar missfiel weil die Jesuiten wie die Erfahrung lehre schwerlich wieder zu entfernen seien wo sie einmal Fuss gefasst hatten Am 1 Mai 1673 wurde durch Christoph Bernhard von Galen der Grundstein gelegt und mit dem Bau der Kirche begonnen Als Architekt wird Anton Hulse genannt der die der Coesfelder sehr ahnliche Jesuitenkirche in Paderborn errichtete Moglicherweise fungierte er nur als Bauleiter der Architekt war Peter Pictorius Andererseits wird Peter Pictorius ein nicht ausgefuhrter Konkurrenzentwurf zugeschrieben 1688 war der Bau dann so weit fortgeschritten dass man das Dach mit Schiefer eindecken konnte Die Fertigstellung des Gewolbes zog sich allerdings noch bis 1691 im selben Jahr am 6 Juli ereignete sich bei der Konstruktion des Chorabschlussgewolbes ein Unfall bei welchem das letzte Gewolbefeld einsturzte und 6 Mann mitsamt dem Gerust in die Tiefe riss Funf waren auf der Stelle tot vier von ihnen wurden tags darauf in der Kirche begraben Trotzdem konnte der Bau noch im selben Jahr vollendet werden Der erste Gottesdienst wurde aber erst am Himmelfahrtstag 1694 gehalten an dem der Propst von Varlar das Hl Sakrament in die Kirche der Jesuwitters sic trug Die Weihe fand dann nach Fertigstellung der Inneneinrichtung mit der man 1697 Johann Rendeles beauftragte am 7 September 1710 statt Eine Inschrift ILLUMINATUM ANNO 1744 wird auf die Vollendung der endgultigen Bemalung bezogen Zu dieser Zeit fanden in St Ignatius taglich bis zu 17 verschiedene Gottesdienste statt wozu die Privat Messen der Jesuiten Patres Schulmessen des Nepomucenums Gemeinschaftsmessen und Andachten diverser Sodalitaten und Bruderschaften zahlten Als 1773 der Jesuitenorden aufgelost wurde ging die Kirche samt Kolleg in den sogenannten Jesuitenfonds bzw Schulfonds uber aus dem der Unterhalt des Gymnasiums finanziert wurde Nach der Auflosung der geistlichen Territorien 1803 fiel Coesfeld an den Rhein und Wildgrafen von Salm Grumbach einen Protestanten auf dessen Betreiben eine Moglichkeit zur Abhaltung evangelischer Gottesdienste fur sich und seine Bediensteten geschaffen wurde Die evangelische Gemeinde Coesfelds bestand anfangs aus 30 Personen die die Mitbenutzung der Ignatiuskirche vertraglich zugesichert bekamen Trotzdem war auch das Gymnasium Nepomucenum mitsamt seinen katholischen Gottesdiensten weiter prasent Simultaneum Zu Beginn des 19 Jahrhunderts war die Jesuitenkirche in einem bedauerlichen baulichen Zustand ein zeitgenossischer Bericht sagt aus dass Spatzen durch zerbrochene Fenster hineinkamen und mit Pfeifen und Umherfliegen den Gottesdienst storten Nachdem Coesfeld wie ganz Westfalen nach den napoleonischen Kriegen endgultig preussisch geworden war vergrosserte sich die evangelische Gemeinde schnell durch zugezogene Beamte und Militarangehorige Auch kam es bis in die 1930er Jahre laufend zu Renovierungen bei einer um die Wende zum 20 Jahrhundert wurde die Marmorierung der Altare abgelaugt so dass diese nun holzsichtig waren Das Simultaneum blieb bis 1969 als die Jesuitenkirche in den Besitz der evangelischen Gemeinde uberging und der angedachte Neubau einer eigenen evangelischen Pfarrkirche uberflussig wurde Wahrend der Renovierung der Lambertikirche wurden in den 1970er Jahren zeitweise wieder katholische Gottesdienste in der Jesuitenkirche abgehalten Im Marz 1945 wurde die Ignatiuskirche mitsamt dem Kolleg durch Luftangriffe zerstort Die Ausstattung ging dabei unwiederbringlich verloren Der Wiederaufbau zog sich lange hin man plante eine vollig neue Fassade rekonstruierte dann aber doch die alte Statt des barocken Hochaltares pragte ein schlichtes schwarzes Kreuz den Innenraum Diese Losung empfand man als nicht zufriedenstellend und der Hochaltar der Minoritenkirche Soest der seinem Vorganger ahnlich aus derselben Werkstatt aber ca funf Meter niedriger war kam als Ersatz in die Kirche Dieser Hochaltar war eine Stiftung des Paderborner Furstbischofs Franz von Furstenberg Die Kanzel stammt aus Erwitte Das Kolleg Gebaude sollte nach dem Wiederaufbau ein Hotel beherbergen schliesslich verkaufte man es 1951 an die Schwestern unserer Lieben Frau Heute ist dort ein Teil der Stadtverwaltung Coesfeld untergebracht Beschreibung und Ausstattung BearbeitenDie Jesuitenkirche ist ein Saalbau bestehend aus sechs Jochen mit gotisierendem Gewolbe und bis 1945 mit ungewohnlichem von der heutigen Wiederaufbausituation abweichenden und auf den vorhandenen alten Fotografien schlecht zu erkennendem Chor Abschluss Die Wandpfeiler sind sehr stark ausgepragt Im Westen befindet sich die Orgelempore darunter eine niedrig gewolbte Vorhalle deren sudliches Schmaljoch durch ein Treppenhaus zur Orgelbuhne ersetzt wurde vor 1945 war fur dieses ein eigener rechteckiger Treppenturm angefugt gewesen An die Kirche schliesst sich sudlich im rechten Winkel das Kolleggebaude an das man im Rahmen des Wiederaufbaus nach 1945 mit einer Strassendurchfahrt versah und nach Suden um einen nach Westen ragenden Querflugel erweiterte Der Standort von St Ignatius ist bewusst so gewahlt worden mit der Absicht die reprasentative Fassade ganz in barocker Manier zur damaligen Hauptverkehrsstrasse Coesfelds zeigen zu lassen Die Kirche ist zum Teil unterkellert dort befinden sich historische Grabstellen Auch Furstbischof Franz Arnold von Wolff Metternich zur Gracht fand seine letzte Ruhestatte in der Jesuitenkirche Jungst 2012 13 ist der Altarbereich verandert worden Entfernt wurden die ohnehin relativ kurze Kommunionbank und der Volksaltar 1960er Jahre Letzteren ersetzte man durch einen holzernen Abendmahlstisch Von der alten Ausstattung sind in der Kirche die vier Evangelisten vom Kanzelkorb und die vier Kirchenlehrer vom Aufganggelander der Kanzel erhalten sowie vier Figuren deren ursprunglicher Standort nicht bekannt ist eine Mondsichelmadonna und eine Muttergottes mit Spiegel dazu noch eine Hl Agatha und eine Hl Apollonia Im Fundus des Stadtmuseums Walkenbruckentor befinden sich Skulpturen vom ehemaligen Hochaltar Dieser Hochaltar bestand aus drei Geschossen Die Altarmensa flankierten die Sockel der beiden Saulen zu beiden Seiten des Gemaldes im zweiten Geschoss Auf den Flachen der oberen Sockel in Hohe des Tabernakels umrahmten Leisten prachtige Wappenkartuschen die Flachen der unteren Sockel in Hohe der Mensa waren mit Fruchtgirlanden und Putten versehen ebenfalls von Leisten gegliedert Uber den Eingangen zur Sakristei standen vollplastische Bildnisse des Hl Franz Borgia zur linken und rechts der Hl Franz Xaver Zu beiden Seiten des Tabernakels zwischen Leuchterbank und Altargemalde waren Figuren in saulengerahmten Muschelnischen angebracht Im Hauptgeschoss waren die beiden inneren Saulen mit Weinranken und Trauben umflochten die zwei ausseren etwas prachtiger von Putten umspielt mit Blumen und Weizenahren umrankt An den Seiten des Altares bildeten grossformatige Akanthusschnitzereien sieben Meter hoch den Abschluss Das Gemalde zeigte die Geburt Christi Das dritte das Obergeschoss war von glatten Saulenschaften flankiert zusatzlich zu den beiden Pilastern neben dem Gemalde mit der Aufnahme Mariens in den Himmel Auch hier fand sich als Seitenbegrenzung Akanthusschnitzerei daneben wiederum zwei Figuren der Hl Stanislaus Kostka re und der Hl Aloysius li Ein jedes Geschoss war von gekropftem Gebalk und wuchtigen Giebelabschnitten vollendet Ganz oben als Bekronung noch uppige Fruchtgirlanden und eine Statue des Kirchenpatrons Franz Xaver 1 Die Farbgebung der Altare Die Altare waren bis Mitte des 19 Jahrhunderts weiss und gold gefasst die folgende Farbgebung war ein dunkleres Holzbraun welches sich mit einem helleren abwechselte Dazu kamen Akzente in gold 2 Ab dem Ende des 19 Jahrhunderts waren sie wie oben erwahnt holzsichtig Orgel BearbeitenDie 1810 von Melchior Vorenweg errichtete Orgel welche vor der Zerstorung im Zweiten Weltkrieg in der Kirche stand wird als fast schmucklos beschrieben 3 1959 fertigt die Firma Franz Breil eine neue Orgel mit 39 Registern verteilt auf vier Werke spielbar uber drei Manuale und Pedal Dem schlichten zweiteiligen Prospekt welcher das grosse Westfenster offen lasst ist asymmetrisch das Positiv vorgestellt der Spieltisch steht frei daneben Die Spieltrakturen der Schleifladen sind mechanisch und wurden 1982 komplett erneuert die Registertraktur ist elektrisch rechts und links der Manuale als Registerwippen ausgefuhrt Der Winddruck betragt ca 60 70 mmWs und sorgt so besonders in Kombination mit den langen Pfeifenfussen fur eine schlechte Ansprache vor allem der tiefen Tone Fur eine bessere Begleitung des Gemeindegesangs wurde daher 2018 eine Digitalorgel Gloria Concerto 350 angeschafft welche unten im Kirchenschiff direkt neben den Banken steht Diese kann bei fehlendem Organisten mittels MIDI auch selbststandig spielen Die Disposition der Breil Orgel lautet wie folgt I Positiv C g3Hohlflote 0 8 Prinzipal 0 4 Gemshorn 0 4 Koppelflote 0 4 Quinte 0 1 1 3 Sesquialtera II 0 0 2 2 3 Mixtur V 0 1 Dulzian 16 Krummhorn 0 8 Tremulant II Hauptwerk C g3Principal 16 Oktave 0 8 Spitzflote 0 8 Octave 0 4 Rohrflote 0 4 Oktave 0 2 Mixtur VI 0 1 1 3 Zimbel III 0 2 3 Trompete0 16 Trompete 0 8 Clarine 0 4 III Schwellwerk C g3Prinzipalflote0 0 8 Holzgedackt 0 4 Blockflote 0 4 Nasat 0 2 2 3 Prinzipal 0 2 Terzflote 0 1 3 5 Sifflote 0 1 Scharff IV 0 2 3 Schalmei 0 8 Tremulant Pedal C f1Principalbass 16 Subbass 16 Oktavbass 0 8 Gemshornbass0 0 8 Choralbass 0 4 Nachthorn 0 2 Hintersatz V 0 2 Posaune 32 Posaune 16 Trompete 0 8 Koppeln III I I II III II I P II P III P Spielhilfen Vier freie Kombinationen Tutti und Schwelltritt fur das III ManualDas Kolleggebaude BearbeitenDas Kolleggebaude besteht aus einem rechtwinklig zur Kirche stehenden Bau der wiederum in der Mitte mit barocker Fassade und am Ende mit Kruppelwalmdach je einen Querflugel hat Der zweite Flugel ist erst nach 1945 entstanden nbsp Kolleg nbsp Zweiter Querflugel am Ende Blick auf den mittleren nbsp Ruckseite des Hauptgebaudes mit Blick in den Schlosspark nbsp Kirchenfassade mittlerer Querflugel End Querflugel nbsp Kirche und Kolleg i d Vorkriegszeit Zusehen das Kolleggebaude ohne zweiten Flugel und mit Giebelaufsatz auf dem Zwerchhaus zum Innenhof hin und der beim Wiederaufbau entfernte rechteckige Treppenturm mit Walmdach zur Orgelempore sudwestlich an der Kirche Literatur Bearbeiten150 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Coesfeld Druckhaus Schurmann amp Klagges Bochum 1989 ISBN 3 920612 75 2 Ulrich Marwedel Hrsg 350 Jahre Gymnasium Nepomucenum Coesfeld Festschrift zu den Jubilaumsfeiern vom 29 September bis 3 Oktober 1978 Stadtisches Gymnasium Nepomucenum Coesfeld 1978 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jesuitenkirche Coesfeld Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Evangelischen Kirchengemeinde Seite der Deutschen Stiftung Denkmalschutz www staedte fotos de Innenansicht nach dem Wiederaufbau www muensterland tourismus de Luftbild von Coesfeld mit ehem Jesuitenkirche und Kolleg westfaelische geschichte de que1317 westfaelische geschichte de que1319Einzelnachweise Bearbeiten Coesfeld Verlag J Fleissig Coesfeld 1920er Jahre Kapitel Coesfelds alte Kirchen von Dr H Huer S 22 u 23 Professor Brungert in 700 Jahre Stadt Coesfeld 1897 S 56 Professor Brungert in 700 Jahre Stadt Coesfeld 1897 S 55 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jesuitenkirche Coesfeld amp oldid 238868951