www.wikidata.de-de.nina.az
Jean de Castro um 1540 in Luttich nach 1600 wahrscheinlich in Koln war ein franko flamischer Komponist und Kapellmeister der Renaissance 1 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke summarisch 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenIn der Notenausgabe Novae cantiones sacrae von 1588 wird Jean de Castro als Eburone bezeichnet ein im 16 und 17 Jahrhundert ofters benutzter Name fur Personen die in Luttich und Evreux geboren sind Weil der Name Castro in den Lutticher Archiven haufig vorkommt herrscht bei Musikhistorikern heute die Meinung vor dass der Komponist aus dieser Stadt stammt In den spaten 1560er Jahren ging Castro nach Antwerpen wo auch seine ersten Veroffentlichungen erschienen sind Hier wirkte er offenbar zeitweise als musikalischer Berater des Verlegers Pierre Phalese und hat moglicherweise eigene Musikausgaben vorbereitet die bei diesem Verleger in den 1570er Jahren herauskamen In dieser Zeit bekam Castro auch einen bedeutenden Auftrag des Kaufmanns Justinien Pense aus Lyon zur Erstellung luxurios bebilderter Chorbucher diese bestanden aus drei Buchern mit Castros weltlicher Musik und wurden im Jahr 1571 von Jean Pollet aus Lille kopiert Spater hat Castro viele dieser Stucke in uberarbeiteter Form in Drucke der 1580er und 1590er Jahre aufgenommen Im November 1576 haben aufstandische spanische Soldaten die Stadt Antwerpen teilweise zerstort und Castro fluchtete auf dem Weg uber Deutschland nach Frankreich In Deutschland hatte er vielleicht schon Kontakt mit seinem spateren Dienstherrn Johann Wilhelm dem Prinzen von Julich und Kleve bevor er fur einige Jahre nach Lyon ging In dem Vorwort zu seinem Second Livre de chansons madrigals et motets erschienen Paris 1580 hat er die Grunde fur seinen dortigen Aufenthalt geschildert Spatestens 1586 als wieder relativer Frieden in Antwerpen eingekehrt war ist Castro in diese Stadt zuruckgekehrt und hat am 27 Juni dieses Jahres die Widmung seines Werks Livre de chansons a cinq parties unterschrieben eine Widmung an den genannten Prinzen Johann Wilhelm In dem Vorwort dieses Werks ist vermerkt dass das erste Stuck dieser Sammlung anlasslich der Hochzeit des Prinzen mit Jakobe von Baden am 15 Juli 1585 gesungen worden war Etwa im Jahr 1588 ist der Komponist in die Dienste des Prinzen an seinem Hof in Dusseldorf getreten weil die Titelseiten der von ihm zwischen 1588 und 1591 veroffentlichten Sammlungen ihn als Kapellmeister von Johann Wilhelm bezeichnen Mit der zunehmenden Erkrankung von Johann Wilhelm ab 1591 hat Jean de Castro offenbar Dusseldorf verlassen und sich nach Koln gewandt wo er den Rest seines Lebens verbrachte Fur den Fall dass der belgische Musikwissenschaftler A Goovaerts 1880 die Datierung von Castros Sonets du seigneur Pierre de la Meschiniere auf das Jahr 1600 richtig angegeben hat sind nach diesem Jahr keine weiteren Werke des Komponisten erschienen und die Musikhistoriker nehmen an dass Castro in den ersten Jahren danach verstorben ist Bedeutung BearbeitenDas Ansehen Jean de Castros in seiner Zeit ergibt sich aus der grossen Verbreitung seiner Werke die nicht nur in den Niederlanden Frankreich und Deutschland gedruckt wurden sondern auch in Venedig und Genf Die Anzahl der Bande seiner Kompositionen bezeugen sowohl seine Popularitat als auch seine Produktivitat Drucke seiner Werke wurden in einer Anzahl verkauft die nur von den Werken Orlando di Lassos ubertroffen wurde und die Verbreitung seiner Kompositionen hielt bis 30 Jahre nach seinem Tod an Die kompositorische Grundlage von Castros Musik war der imitative Kontrapunkt aber in Ubereinstimmung mit der wachsenden Bedeutung der Textdeklamation im spateren 16 Jahrhundert schafft sein Kontrapunkt Raum fur einen mehr homophonen Stil Es gibt zwar keinerlei Hinweise dass er jemals in Italien gewirkt hat dennoch verwendete er auch Kompositionstechniken die typisch fur die italienische Musik seiner Zeit sind wie Wortmalerei massvolle Chromatik und deutliche Kontraste in der Stimmlage und dem Aufbau der Stucke dies setzte er nicht nur in der Musik zu italienischen Texten ein sondern auch in den Motetten und Chansons Besonders meisterhaft beherrschte er die Dialogtechniken der geteilten Chore cori spezzati was in seinen sieben und achtstimmigen Chansons und Motetten zu Geltung kommt In der Behandlung der Texte folgt er eng dem Sprachrhythmus Syllabik Die breit gefacherte Auswahl seiner Texte geht von alteren Vorlagen bis zu neueren Gedichten der Gruppe der Pleiade in seinen Madrigalen kommen Werke von Francesco Petrarca und Torquato Tasso zur Vertonung Werke summarisch BearbeitenGeistliche Werke Il primo libro di madrigali canzoni amp motetti zu drei Stimmen Antwerpen 1569 6 Motetten zu drei Stimmen aus Il primo libro Lowen 1569 1 weitere Motette zu drei Stimmen Lowen 1569 Sacrarum cantionum zu funf bis acht Stimmen Antwerpen Lowen 1571 Triciniorum sacrorum Teil 1 Antwerpen Lowen 1574 4 Motetten zu drei Stimmen Genf 1577 8 Motetten zu drei Stimmen Genf 1577 Second Livre de chansons madrigalz et motetz zu drei Stimmen Paris 1580 1 weitere Motette Genf 1580 Chansons madrigaux et motetz zu drei Stimmen Antwerpen 1582 Novae cantiones sacrae zu funf bis acht Stimmen Douai 1588 Cantiones sacrae zu funf Stimmen Frankfurt am Main 1591 Tricinium sacrorum zu drei Stimmen Teil 2 Antwerpen 1592 Cantiones aliquot sacrae zu drei Stimmen Koln 1593 Bicinia cantiones aliquot sacrae zu zwei Stimmen Koln 1593 1598 Missa tres zu drei Stimmen Koln 1599 1 weitere Motette in einem Sammelband Strassburg 1623 2 weitere Motetten zu funf bis acht Stimmen 1 englische Kontrafaktur 1 weitere Motette in einer englischen Handschrift verschiedene weitere Werke in Handschriften Weltliche Werke 6 Chansons zu drei Stimmen Lowen 1569 2 weitere Chansons zu drei Stimmen Lowen 1569 Chansons et madrigales zu vier Stimmen Lowen 1570 1 weitere Chanson zu vier Stimmen Paris 1570 40 Chansons zu drei Stimmen Lowen 1574 19 Chansons zu vier Stimmen Antwerpen 1575 Livre de chansons nouvellement zu drei Stimmen Paris 1575 Antwerpen 1582 Chansons odes et sonetz de Pierre Ronsard zu vier funf und acht Stimmen Lowen Antwerpen 1576 Livre de chansons zu drei Stimmen Antwerpen 1582 Livre de chansons zu funf Stimmen Antwerpen 1586 Madrigali con doi canzoni francese zu drei bis sechs Stimmen Antwerpen 1588 Rose fresche Madrigali novi zu drei Stimmen Venedig 1591 Recueil des chansons zu drei Stimmen Antwerpen 1591 1609 Trois Odes contenant chascune d elles douze parties zu vier Stimmen Douai 1592 Sonets avec une chanson zu zwei Stimmen Antwerpen 1592 1610 1634 Chansons stanses sonets et epigrammes zu zwei Stimmen Antwerpen 1592 Nachdrucke 1610 und 1634 Quintines sextines sonets zu funf Stimmen Koln 1594 Scielta de piu vaghi madrigali zu funf Stimmen Venedig 1594 Harmonie joyeuse et delectable zu vier Stimmen Antwerpen 1595 Chant musicale sur les nopces du Prince Don Philippe zu funf Stimmen Koln 1597 Madrigali zu drei Stimmen Antwerpen 1607 1620 Sonets chansons zu zwei Stimmen Teil 1 Antwerpen 1610 1634 Chansons sonets stanses et epigrammes zu zwei Stimmen Teil 2 Antwerpen 1610 Sonets du Seigneur Pierre de la Meschiniere zu drei Stimmen Douai 1600 verschollen 1610 Recueil de chansons zu drei Stimmen Douai 1604 Sonnets zu drei Stimmen Douai 1604 Tricinia zu drei Stimmen Douai 1604 1 weitere Chanson zu 5 bis 6 Stimmen Munchen 1609 1 weitere Chanson Paris 1611 1614 1 Madrigal und 18 Chansons handschriftlich 1 weitere Chanson in englischer Handschrift verschiedene weitere Werke in HandschriftenLiteratur Auswahl BearbeitenA Goovaerts Histoire de bibliographie de la typographie musicale das les Pays Bas Brussel Antwerpen 1880 2 Auflage 1963 M Oebel Beitrag zu einer Monographie uber Jean de Castro Regensburg 1928 W Kirsch Musica Dei donum optimi Zu einer weltlichen Motette des 16 Jahrhunderts In Festschrift H Osthoff herausgegeben von W Stauder U Aarburg P Cahn Tutzing 1969 I Bossuyt Jean de Castro Chansons odes et sonets de Pierre Ronsard In Rivista musicale italiana Nr 74 1988 Heft 2 Seite 173 188 J Brooks Jean de Castro the Pense Partbooks and Musical Culture in Sixteenth Century Lyon In Early Music History Nr 11 1992 Seite 91 149 J Brooks Music by Jean de Castro in the Parisian Library of Justinien Pense In Revue belge de musicologie Nr 50 1996 Seite 25 34 I Bossuyt Orlando di Lasso as a Model for Composition as Seen in the Tree Voice Motets of Jean de Castro In P Bergquist Herausgeber Orlando di Lasso Studies Cambridge 1999 Seite 158 182Weblinks BearbeitenWerke von und uber Jean de Castro im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Jean de Castro in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Jean de Castro im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Jean de Castro in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Quellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 4 Barenreiter und Metzler Kassel und Basel 2000 ISBN 3 7618 1114 4 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 2 C Elmendorff Herder Freiburg im Breisgau u a 1979 ISBN 3 451 18052 9 The New Grove Dictionary of Music and Musicians herausgegeben von Stanley Sadie 2nd Edition Band 5 McMillan London 2001 ISBN 0 333 60800 3Normdaten Person GND 123908418 lobid OGND AKS LCCN n85301055 VIAF 69120905 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME de Castro JeanALTERNATIVNAMEN de Castro Iehan de Castro Giovan de Castro IoanneKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist und Kapellmeister der RenaissanceGEBURTSDATUM um 1540GEBURTSORT LuttichSTERBEDATUM nach 1600STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean de Castro amp oldid 236539104