www.wikidata.de-de.nina.az
Jean Henri Desmercieres 8 Mai 1687 in Paris 15 Marz 1778 in Kopenhagen war ein danischer Bankier und Landreformer Der Desmerciereskoog einer der unter seiner Leitung gewonnenen Koge in Nordfriesland tragt seinen Namen Desmercieres zwischen 1768 und 1776 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bankier 1 2 Landreformer 1 3 Deichbauer 2 Ehrungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJean Henri Desmercieres war der uneheliche Sohn von Jean Henri Huguetan Graf von Gyldensteen und einer Pariser Putzmacherin Seinen Nachnamen erhielt er nach der Rue des Merciers der Pariser Strasse der Modehandler in der femininen Form des Wortes In Paris erhielt er eine grundliche Ausbildung zum Kaufmann 1720 ubertrug ihm sein Vater die Leitung des Londoner Stutzpunkts seiner Uberseehandelsgesellschaft Von 1723 bis 1725 stand Desmercieres in Berlin als Kammerherr in den Diensten Friedrich Wilhelm I ehe sein Vater ihn zu sich nach Kopenhagen holte wo er bereits 1727 zum Koniglichen Konferenzrat ernannt wurde Bankier Bearbeiten Schon bald beauftragte ihn Konig Friedrich IV von Danemark mit der Grundung eines Bankhauses Im Gegensatz zu den zu dieser Zeit in vielen Stadten gegrundeten privaten Kreditanstalten die zum Teil Zinsen bis uber 20 nahmen betrug hier der Zinssatz nur 4 Drei Direktoren vertraten hier die staatlichen Interessen Desmercieres und sein Vater hatten diese Stellung von Grundung der Bank jeweils bis kurz vor ihrem Tod inne und mussten dabei mehrmals die eigenen Beziehungen und auch das eigene Vermogen einsetzen um einen drohenden Konkurs abzuwenden Desmercieres stieg bis zum Geheimen Kommerzrat auf und wurde 1768 sogar in den erblichen Adel erhoben Landreformer Bearbeiten Desmercieres setzte sich besonders fur die Starkung der Landwirtschaft ein die ihm eine sicherere finanzielle Grundlage zu bieten schien als Industrie und Handelsgesellschaften Damit geriet er als Mitglied im Generalkollegium fur Wirtschaft und Handel in Interessenkonflikt mit Graf Johann Hartwig Ernst von Bernstorff der die Industrialisierung fordern wollte Desmercieres erstand mehrere Guter in Holstein unter anderem Quarnbek Warleberg und Gut Emkendorf wodurch er zu einem der grossten Grundbesitzer im Land wurde Auf ihnen probierte er aus wie sich durch neue Techniken die Ertrage steigern liessen So verpachtete er die Milchkuhe an Hollander die grossere Erfahrung mit der Milchwirtschaft hatten sogenannte Hollanderei Zudem milderte er die Leibeigenschaft seiner Bauern und uberliess ihnen teilweise das Land zur Erbpacht In seinen Kogen verpflichtete er seine Pachter nach einer Anfangszeit in der das Pflugen noch nicht moglich war zu einer den Boden schonenden Fruchtfolge mit regelmassigen Brachen wobei ungefahr die Halfte des Landes fur Ackerbau genutzt wurde Deichbauer Bearbeiten Sein wichtigstes Werk war die Eindeichung der Bredstedter Bucht Schon Konig Christian IV hatte vorgehabt das Gebiet zwischen dem Hattstedter Koog und Ockholm das sogenannte Bredstedter Werk auf einen Streich einzudeichen und hatte dafur Oktroys vergeben doch waren alle bisherige Bemuhungen an Sturmfluten gescheitert Als die Weihnachtsflut 1717 die neuerrichteten Deiche zerriss boten die verzweifelten Besitzer der Oktroys ihre Privilegien zum Verkauf an Desmercieres und sein Vater sicherten sich 1728 alle Rechte sowie 1733 ein neues Oktroy von Konig Christian VI Im Gegensatz zu seinen Vorgangern liess Desmercieres immer nur einzelne Abschnitte eindeichen dammte vorher die Priele im Vorland ab und verzichtete dabei auf die Eindammung gefahrlicher Strome Zuerst wurde 1741 42 der Sophien Magdalenen Koog gewonnen Mit der Eindeichung des benachbarten Desmerciereskoogs wartete er bis 1765 das Buttergatt ein tiefer Wattstrom weit genug verschlickt war und der Anwachs dick genug war um eine gute Voraussetzung zur Landwirtschaft zu bieten Desmercieres verwendete dabei ein neues flacheres Deichprofil Diesen Deich wurdigte der Mathematiker Johannes Nikolaus Tetens in seinem Buch Reisen in die Marschlander der Nordsee 1788 als bahnbrechende Neuerung Der Ort an dem der neue Deich an die alteren Deiche mit steileren Profilen stosst diente vermutlich als Vorbild fur entsprechende Beschreibungen in der Novelle Der Schimmelreiter von Theodor Storm Desmercieres selbst gilt als eines der historischen Vorbilder fur die Hauptfigur des Deichgrafen Hauke Haien in derselben Novelle Desmercieres Koge galten als besonders fruchtbar Er sorgte fur Entwasserung und Infrastruktur in seinen Kogen und suchte die neuen Pachter selbst aus Durch die Bedeichung dieser beiden Koge wurde er zum Urvater der nordfriesischen Gemeinde Reussenkoge Am 25 Juni 1751 heiratete er Elisabeth Sophie Grafin de Friis 1714 1799 eine Tochter des danischen Adligen Christian von Friis zu Friisenborg Die Ehe blieb kinderlos Im Jahre 1770 1771 erwarb Desmercieres das Recht den Christians Koog den letzten 1739 von Hollandern fertiggestellten und bei einer Sturmflut 1751 zerstorten Koog im Gebiet des ehemaligen Alt Nordstrand auf eigene Kosten neu zu bedeichen Er nannte diesen Koog nach seiner Ehefrau Elisabeth Sophien Koog Insgesamt gelang ihm mit seinen Deichbauten ein Landgewinn von rund 1500 Hektar Hinzu kamen 1788 der Reussen Koog und 1800 der Louisen Reussen Koog die nach seinem Erben Graf Heinrich XLIII Reuss dem Enkel seiner Halbschwester sowie dessen Frau benannt sind Desmercieres starb am 8 Marz 1778 und wurde in einer Gruft an der Kirche von Flemhude deren Patron er war bestattet Seine Witwe bezog Schloss Boller den Witwensitz ihrer Familie Ehrungen Bearbeiten nbsp Gedenktafel zu Ehren Graf Desmercieres 2007 errichtete die Gemeinde Reussenkoge ihrem Urvater wie es im Text heisst ein Denkmal Dieses befindet sich vor der Kooghalle im Sophien Magdalenen Koog Auf einer Granitstele mit einem Bronzerelief wird Desmercieres gewurdigt Auf einem weiteren Relief ist die Geschichte der Bedeichung und Landgewinnung der Gemeindekoge dargestellt Das Denkmal wurde im Auftrag der Gemeinde vom schleswig holsteinischen Bildhauer Jorg Plickat erschaffen 1 Seit Herbst 2010 erinnert in der Flemhuder Kirche eine identische Bronzegedenktafel gestiftet von der Gemeinde Reussenkoge und deren Sielverbanden ausgefuhrt vom Bildhauer Jorg Plickat an Desmercieres Literatur BearbeitenAugust Wilhelm Geerkens Jean Henri Graf Desmercieres Christian Wolff Verlag Flensburg 1960 August Wilhelm Geerkens Desmercieres Jean Henri In Schleswig Holsteinisches Biographisches Lexikon Band 1 Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1970 S 124f Jean Henri Desmercieres In Carl Frederik Bricka Hrsg Dansk biografisk Lexikon Tillige omfattende Norge for Tidsrummet 1537 1814 1 Auflage Band 4 Clemens Eynden Gyldendalske Boghandels Forlag Kopenhagen 1890 S 246 danisch runeberg org Thomas Steensen Nordfriesland Menschen von A Z Husum Druck und Verlagsgesellschaft Husum 2020 ISBN 978 3 96717 027 6 S 86f Einzelnachweise Bearbeiten Denkmal fur Graf Desmercieres Abgerufen am 22 Oktober 2018 Normdaten Person VIAF 190909266 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 22 Oktober 2018 PersonendatenNAME Desmercieres Jean HenriKURZBESCHREIBUNG danischer Bankier und LandreformerGEBURTSDATUM 8 Mai 1687GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 15 Marz 1778STERBEORT Kopenhagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Henri Desmercieres amp oldid 236483673