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Jean Bouin 21 Dezember 1888 in Marseille 29 September 1914 in Xivray Departement Meuse Lothringen war ein franzosischer Leichtathlet der in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erfolgreich war Er hatte sich ungeachtet seines hohen Gewichts von 70 kg bei nur 1 67 m Korpergrosse auf die Langstrecke spezialisiert Jean BouinJean Bouin 1913 Voller Name Alexandre Francois Etienne Jean BouinNation Frankreich FrankreichGeburtstag 21 Dezember 1888Geburtsort Marseille FrankreichGrosse 172 cmGewicht 70 kgSterbedatum 29 September 1914Sterbeort Xivray et Marvoisin FrankreichKarriereDisziplin Mittelstreckenlauf Langstreckenlauf CrosslaufBestleistung 1500 m 4 14 4 min 5000 m 14 36 7 minVerein US Phoceenne Marseille Paris Jean BouinMedaillenspiegelOlympische Spiele 0 1 1 Cross der Nationen 3 2 0 Olympische SpieleSilber Stockholm 1912 5000 MeterBronze London 1908 3000 Meter MannschaftslaufCross der NationenGold Caerleon 1911 EinzelGold Edinburgh 1912 EinzelGold Juvisy sur Orge 1913 EinzelSilber Derby 1909 EinzelSilber Juvisy sur Orge 1913 MannschaftJean Bouin Mitte bei einem Stundenlauf in Colombes 1909Jean Bouin beim Strassenrennen Nizza Monaco 1910Jean Bouin 1911 5000 Meter Olympische Spiele Stockholm 1912 Kurz nach der letzten Kurve fuhrt Bouin r vor KolehmainenBouin r wird unmittelbar vor dem Ziel von Kolehmainen uberholtDer Zieleinlauf aus einer anderen PerspektiveJean Bouin beim Cross der Nationen 1913 Inhaltsverzeichnis 1 Rekorde 2 Karriere 3 Trainingsprinzipien 4 Literatur 5 WeblinksRekorde BearbeitenJean Bouin der fur den Phocee Club in Marseille und ab 1910 fur den CASG heutiger Name Paris Jean Bouin in Paris startete gewann olympisches Silber und lief zahlreiche Rekorde 22 franzosische Landesrekorde drei Weltrekorde 11 Juni 1911 in Colombes Weltrekord uber 3000 Meter in 8 49 6 min Die bisherige Bestleistung aufgestellt knapp drei Jahre vorher von dem Schweden John Svanberg hatte bei 8 54 0 min gestanden Der Rekord war jedoch nicht von langer Dauer Bereits drei Monate spater wurde er von dem Finnen Hannes Kolehmainen auf 8 48 5 min gedruckt 16 November 1911 in Paris Weltrekord uber 10 000 Meter in 30 58 8 min Diese Zeit bedeutete eine Verbesserung der bisherigen Bestmarke des Briten Alfred Shrubb 31 02 4 min aus dem Jahr 1904 um 3 6 Sekunden Erst zehn Jahre spater war Paavo Nurmi mit 30 40 2 min schneller 6 Juli 1913 in Stockholm Weltrekord im Stundenlauf mit 19 021 Metern Auch hier war Alfred Shrubb mit 18 742 Metern aus dem Jahr 1904 Bouins Vorganger Der Weltrekord uberdauerte gut funfzehn Jahre bis er am 7 Oktober 1928 von Paavo Nurmi auf 19 210 Meter verbessert wurde Karriere BearbeitenJean Bouins sportliches Talent zeigte sich schon in fruher Jugend Er betrieb Schwimmen Fechten Turnen und Laufen Besonders von Letzterem war sein Lehrer Joseph Pagnol der Vater des bekannten Dramaturgen und Schriftstellers Marcel Pagnol jedoch uberhaupt nicht begeistert und versuchte den Jungen mit der Prophezeiung die Lauferei werde ihm niemals etwas bringen von diesem Sport abzuhalten Er sollte sich sehr geirrt haben Nachdem Bouin durch die Bekanntschaft mit dem Marathonlaufer Louis Pautex zusatzlichen Auftrieb erhalten hatte grundete er einen leichtathletischen Schulclub Schon bald stellten sich erste Erfolge ein In den Jahren 1906 und 1907 beendete er die nationalen Cross Meisterschaften jeweils auf Platz vier Im Jahr 1908 wurde Jean Bouin zu den Olympischen Spielen nach London geschickt wo er zusammen mit Paul Lizandier Gaston Ragueneau Joseph Dreher und Louis de Fleurac uber 1500 m sowie uber funf Meilen etwas uber 8 km eine Strecke die nur in London olympisch war und ab 1912 durch den 5000 und den 10 000 Meter Lauf ersetzt wurde antreten sollte Der 19 Jahrige war kein Kind von Traurigkeit und das wurde ihm zum Verhangnis als er am Abend vor dem Finale uber funf Meilen eine Bar im Londoner Stadtteil Soho besuchte dort in eine Schlagerei geriet und die Nacht auf der Polizeiwache verbringen musste Da das nach damaligen Begriffen mit der Wurde eines Olympioniken unvereinbar war entzog man ihm kurzerhand die Starterlaubnis Zum Gluck hatte der 1500 Meter Lauf bereits vorher stattgefunden Dort war Bouin als bester Franzose auf Platz 15 gekommen was fur den Endlauf jedoch nicht ausreichte da nur die Sieger der acht Vorlaufe als qualifiziert galten Nach der Ruckkehr aus London standen die Zeichen dann ganz auf Erfolg Bouins Bilanz war beeindruckend In den Jahren 1909 1910 1911 und 1912 wurde er franzosischer Meister im Cross Er gewann die Landesmeisterschaft uber 10 000 1911 und uber 5000 Meter 1912 In den Jahren 1911 1912 und 1913 siegte er beim Cross der Nationen nachdem er 1909 bereits Zweiter geworden war und beendete damit die langjahrige Dominanz der Briten in dieser Disziplin Im Jahr 1911 lief er zwei seiner drei Weltrekorde Inzwischen war der Stern des Laufwunders Hannes Kolehmainen aufgegangen Der Finne fast auf den Tag genau ein Jahr junger als Jean Bouin sollte zum grossen Gegenspieler des Franzosen werden Zunachst loste Kolehmainen Bouin als Weltrekordler uber 3000 Meter ab als er die Bestmarke des Franzosen um 1 1 Sekunden unterbot Dann aber schlug Bouin zuruck und blieb noch im selben Jahr uber 10 000 Meter als erster Mensch unter 31 Minuten Das olympische Jahr 1912 brach an und sowohl Bouin als auch Kolehmainen meldeten ihre Teilnahme am 5000 Meter Lauf bei den Olympischen Spielen in Stockholm Die Spannung stieg als die beiden Toplaufer kurz vorher in Berlin bei einem Meeting des SC Charlottenburg aufeinandertrafen wo ein Lauf uber die deutsche Meile 7500 m auf dem Programm stand und Kolehmainen sich den Sieg holte Wurde Bouin in Stockholm die Revanche gelingen Zunachst deutete alles auf einen Sieg des Franzosen hin In der zweiten Halfte der 5000 Meter Strecke ubernahm er die Fuhrung wehrte 500 Meter vor dem Ziel einen Angriff von Kolehmainen ab und lief einen Vorsprung von drei Metern heraus den er bis auf die Zielgerade halten konnte Dann jedoch geschah was keiner mehr fur moglich gehalten hatte Nur noch etwa zehn Meter waren zu laufen als der Finne der schon geschlagen schien unter Aufbietung seiner letzten Krafte zu Bouin aufschloss mit zwei Schritten an ihm vorbeizog und ihm den Olympiasieg buchstablich vor der Nase wegschnappte Die Uhren blieben bei der Weltrekordzeit von 14 38 6 min stehen Eine Zehntelsekunde dahinter folgte Bouin Anschliessend verging mehr als eine halbe Minute ehe der dritte Laufer der Brite George Hutson ins Ziel kam was die Uberlegenheit Kolehmainens und Bouins deutlich macht Die zahlreich nach Stockholm gereisten franzosischen Schlachtenbummler sparten nicht mit Beifall fur Bouin dessen Zeit mit nur einer Zehntel uber dem neuen Weltrekord naturlich franzosischen Landesrekord bedeutete verzichteten jedoch darauf die Trikolore zu entrollen fur Kolehmainen wurde die russische Fahne geschwenkt da Finnland damals kein selbstandiger Staat sondern Teil des Zarenreichs war Auch im 1912 1920 und 1924 olympischen Crosslauf ging Bouin in Stockholm an den Start Dort hatte er gegen Kolehmainen der die 12 Kilometer lange Strecke mit 33 Sekunden Vorsprung unangefochten als Sieger beendete jedoch keine Chance und kam unter 45 Teilnehmern auf Platz 35 Nun begann Bouin sich auf seine nachste Begegnung mit Kolehmainen bei den Olympischen Spielen 1916 vorzubereiten Er intensivierte sein Training und gab sogar das Rauchen auf Dafur wurde er belohnt als ihm im Jahr 1913 eine Verbesserung des Stundenlaufweltrekords auf 19 021 Meter gelang wobei sich im Feld der Geschlagenen auch Olympiasieger Kolehmainen befand Der Rekord ist allerdings relativ zu sehen Bereits mehr als 25 Jahre vorher im Jahr 1886 hatte der Brite Walter George zwolf englische Meilen 19 312 m in 59 Minuten und 29 Sekunden zuruckgelegt und war damit schneller gewesen als Bouin Als franzosischer Landesrekord hatte Bouins Leistung jedoch 41 Jahre lang Bestand erst 1954 wurde sie von Alain Mimoun ubertroffen der es in einer Stunde auf 19 365 Meter gebracht hatte Mit diesem Triumph uber seinen finnischen Konkurrenten musste Bouin sich zufriedengeben Der Erste Weltkrieg brach aus der nicht nur seiner sportlichen Karriere sondern auch seinem jungen Leben ein Ende setzte In den Reihen des 163 Infanterieregiments kampfend fiel Jean Bouin bereits in den ersten Kriegswochen wahrend eines Einsatzes als Frontberichterstatter Begraben wurde er auf dem Gelande des Schlosses von Bouconville sur Madt Im Jahr 1925 errichtete der CASG fur den Bouin zuletzt gestartet war ein Stadion das den Namen Stade Jean Bouin erhielt Es existiert noch heute und liegt unmittelbar neben dem Prinzenparkstadion Stade Parc des Princes zwischen der Avenue du General Sarrail der Rue Claude Farrere und der Rue Nungesser et Coli im 16 Arrondissement von Paris Mit seiner Kapazitat von 12 000 Platzen dient es in erster Linie als Heimspielstatte einer Pariser Rugbymannschaft Trainingsprinzipien BearbeitenJean Bouin war nicht nur sportlich sondern auch intellektuell begabt Neben seiner Tatigkeit als Journalist hauptsachlich fur die Tageszeitung Petit Provencal verfasste er auch ein Buch Es tragt den Titel Comment on devient champion de course a pied deutsch Wie man Meister im Laufen wird und weist Bouin als Pionier auf dem Gebiet der Trainingslehre aus Er hob die positive Auswirkung des Laufsports auf die Lungenkapazitat hervor riet jedoch davon ab leistungsmassig zu laufen bevor das Korperwachstum abgeschlossen war Fur die damalige Zeit neu war vor allem die Erkenntnis dass unterschiedliche Disziplinen unterschiedliche Trainingsmethoden erforderten Auch sollte ein Laufer nicht ausschliesslich Laufen trainieren sondern Ubungen zur Verbesserung von Beweglichkeit und Kraft einbeziehen was bei Bouin Klettern auf Baume Steinweitwerfen und Schleppen von Baumstammen bedeutete Diese Prinzipien hatte er vom franzosischen Verbandstrainer George Hebert ubernommen Er verband Ausdauertraining in Form von Crosslaufen mit Schnelligkeitstraining auf der Bahn Vor grossen Wettkampfen trainierte er zweimal taglich wobei er mit zunehmendem Naherrucken des Wettkampfes die Lange der Laufstrecken erhohte bis ein Trainingsumfang von etwa 20 km pro Tag erreicht war Den Abschluss jedes Trainings bildete ein zweieinhalb Kilometer langer Fussmarsch der dazu dienen sollte den Organismus wieder auf Normalbetrieb umzustellen Bouin pladierte fur Trainingseinheiten mit Handicaps wie zum Beispiel besonders schweren Schuhen um im Wettkampf wenn das Handicap wegfiel Kraftreserven mobilisieren zu konnen Seinen Speisezettel bestimmten gegrilltes Fleisch und gekochtes Gemuse das er wegen der leichteren Verdaulichkeit rohem Gemuse vorzog Den Alkohol hatte er gestrichen bis auf ein Glas heissen mit Zucker und Zitrone angereicherten Gin den er sich nach dem Training genehmigte Sehr wichtig war fur Bouin eine sorgfaltige Korperpflege zu der auch Massagen gehorten Etwas eigenartig muten seine Vorstellungen von Fusspflege an Bouin riet die Fusse nicht zu baden sondern lediglich feucht abzureiben um so ein Aufweichen der Haut zu vermeiden Jean Bouins Uberzeugung ein Sportler konne nur dann erfolgreich sein wenn er ein diszipliniertes Leben fuhre und systematisch trainiere war seiner Zeit voraus und kennzeichnet ihn als Profi im eigentlichen Sinn Mit Arthur Gibassier einem Zeitungsreporter beschaftigte er sogar einen Manager und Berater Da Bouin aber bei den Olympischen Spielen 1912 gegen Hannes Kolehmainen allerdings in einer Zeit schneller als der vorherige Weltrekord uber verlor setzte sich dessen Training taglich 20 km und mehr ganzjahrig fruhzeitige Spezialisierung kein ungezieltes sondern nur noch gezieltes Krafttraining durch Literatur BearbeitenClaude Droussent Red Das Olympiabuch Athen 1896 2004 Athen Delius Klasing Bielefeld 2004 ISBN 3 7688 1545 5 S 60 Arnd Kruger Viele Wege fuhren nach Olympia Die Veranderungen in den Trainingssystemen fur Mittel und Langstreckenlaufer 1850 1997 in N Gissel Hrsg Sportliche Leistung im Wandel Hamburg 1998 Czwalina S 41 56 Wolfgang Wunsche Athleten Duelle Rekorde Illustrierte Geschichte der Leichtathletik Sudwest Munchen 1971 ISBN 3 517 00353 0 S 94f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jean Bouin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jean Bouin in der Datenbank von Olympedia org englisch Jean Bouin Comment on devient champion de course a pied franzosisch Normdaten Person GND 1119079926 lobid OGND AKS LCCN n99274505 VIAF 11643676 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bouin JeanKURZBESCHREIBUNG franzosischer LeichtathletGEBURTSDATUM 21 Dezember 1888GEBURTSORT MarseilleSTERBEDATUM 29 September 1914STERBEORT Xivray Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Bouin amp oldid 206930615