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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter James Lind Begriffsklarung aufgefuhrt James Lind 4 Oktober 1716 in Edinburgh 13 Juli 1794 in Gosport war ein schottischer Arzt Er war der Pionier der Bordhygiene und entdeckte die Therapie von Skorbut durch Zitronensaft Ausserdem schlug er vor durch die Destillation von Meerwasser Trinkwasser zu gewinnen Er bekampfte die Feuchtigkeit auf den Schiffen durch Luftung verbesserte Kleidung und Reinlichkeit der Seeleute und fuhrte das Ausrauchern mit Schwefel und Arsen ein Mit seiner Arbeit beeinflusste er auch die Krankheitsprophylaxe und Ernahrung britischer Soldaten an Land James Lind Inhaltsverzeichnis 1 Die Jahre auf See 2 Eine Therapie fur Skorbut 2 1 Linds Experiment 2 2 Auswirkung 3 Trinkwasser aus dem Meer 4 Die letzten Jahre am Krankenhaus Haslar 5 Mitgliedschaften 6 Wurdigung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDie Jahre auf See BearbeitenJames Lind ging in Edinburgh zur Schule und erlernte danach von 1731 bis 1739 das medizinische Handwerk bei dem Chirurgen George Langlands einem Fellow des Royal College of Surgeons of Edinburgh Er trat 1739 als Maat eines Schiffsarztes in die Royal Navy ein und diente im Mittelmeer vor Westafrika und in der Karibik Bis 1746 war er zum Schiffsarzt der HMS Salisbury aufgestiegen die zur Kanalflotte gehorte Zwei Jahre spater quittierte er den Dienst bei der Marine Er verfasste eine Doktorarbeit uber Geschlechtskrankheiten wurde 1748 promoviert 1 und erhielt die Lizenz in Edinburgh praktizieren zu durfen wo er auch dann eine Praxis eroffnete Eine Therapie fur Skorbut BearbeitenLinds Experiment Bearbeiten Skorbut ist eine Vitamin C Mangelkrankheit wobei man beachten muss dass zu Linds Zeiten Vitamine noch unbekannt waren Vitamin C ist fur den Zusammenhalt des Bindegewebes notwendig Fehlt es entstehen Geschwure an den Unterschenkeln und Fussen es kommt zu Blutungen Zahne und Haare fallen aus alte Wunden offnen sich es folgen Depressionen Halluzinationen Blindheit und schliesslich der Tod 1740 sorgte das katastrophale Ergebnis von Ansons Weltumsegelung fur viel Aufsehen als von 1900 Mann Besatzung 1400 umgekommen waren die meisten von ihnen angeblich durch Skorbut Nach Angaben von Lind forderte Skorbut seinerzeit mehr Tote in der Marine als alle franzosischen und spanischen Waffen zusammengenommen Dass Zitrusfruchte gegen Skorbut helfen war mindestens seit 1600 bekannt als ein Arzt der East India Company sie fur diesen Zweck empfohlen hatte doch hatte sich ihre Verwendung nie durchgesetzt Lind war also nicht der Erste der an Zitrusfruchte zur Therapie des Skorbuts dachte aber er war der Erste der 1747 ihren Effekt in einem systematischen Versuch untersuchte Es handelt sich dabei um eines der ersten klinischen und kontrollierten Experimente in der Geschichte der Medizin 2 Lind glaubte dass Skorbut eine Folge von Faulnis im Korper sei was durch Sauren verhindert werden konne Deswegen experimentierte er vor allem mit saurehaltigen Nahrungszusatzen Fur seinen Versuch teilte er zwolf skorbut kranke Matrosen in sechs Gruppen ein Alle erhielten dieselbe Diat und die erste Gruppe ausserdem ein Quart einen knappen Liter Apfelwein taglich Gruppe zwei nahm 25 Tropfen Schwefelsaure ein Gruppe drei sechs Loffel voll Essig Gruppe vier ein halbes Pint knapp ein Viertel Liter Seewasser Gruppe funf zwei Apfelsinen und eine Zitrone taglich und die letzte Gruppe eine Gewurzpaste sowie Gerstenwasser Die Behandlung von Gruppe funf musste abgebrochen werden als nach sechs Tagen die Fruchte ausgingen aber zu diesem Zeitpunkt war einer der Matrosen bereits wieder dienstfahig und der andere beinahe erholt Bei den ubrigen Versuchsteilnehmern zeigte sich nur in der ersten Gruppe ein gewisser Effekt der Behandlung Kurz nach diesem Experiment verliess Lind die Marine und praktizierte zunachst als niedergelassener Hausarzt 1753 veroffentlichte er eine Abhandlung uber Skorbut A treatise of the scurvy die praktisch ignoriert wurde 1758 wurde er zum Leitenden Arzt des Koniglichen Marinekrankenhauses Haslar in Portsmouth berufen Als James Cook 1768 seine erste Weltumsegelung antrat nahm er Stammwurze von Bier 0 1 mg Vitamin C pro 100 g Sauerkraut 10 15 mg pro 100 g und einen Sirup aus Orangen und Zitronen Saft enthalt 40 60 mg pro 100 g als Skorbut Mittel mit auf die Reise allerdings wurden nur die Ergebnisse zur Stammwurze veroffentlicht 1762 erschien Linds Eine Abhandlung uber die besten Mittel zur Erhaltung der Gesundheit von Seeleuten An essay on the most effectual means of preserving the health of seamen in the Royal Navy in 2 Auflage Hier empfiehlt er dass man Salat d h Gartenkresse 3 69 mg Vitamin C pro 100 g auf feuchten Tuchern ziehen solle Diese Empfehlung wurde tatsachlich umgesetzt und die Britische Armee in Nordamerika wurde im Winter 1775 mit Senf und Kressesamen versorgt Lind propagierte auch weiterhin Zitrusfruchte Da er wie auch die meisten anderen Arzte die heilende Wirkung auf ihre Saure zuruckfuhrte lag es nahe auf billigere saure Lebensmittel auszuweichen Auswirkung Bearbeiten Erst Gilbert Blane 1749 1834 setzte endgultig Zitrusfruchte in der Marine durch In einem Experiment an Bord der Suffolk wurde 1794 auf einer 23 wochigen Reise ohne Zwischenaufenthalt nach Indien Zitronensaft ausgegeben Die Ration von taglich zwei Drittel einer Unze ungefahr 20 ml vermischt mit Grog enthielt so gerade eben den taglichen Mindestbedarf an Vitamin C von 10 mg Es kam zu keinem ernsthaften Ausbruch von Skorbut Im folgenden Jahr nahm die Admiralitat Zitronensaft in die Verpflegung der gesamten Flotte auf Damit war Skorbut allerdings noch nicht in der Marine beseitigt denn Zitronensaft wurde zunachst als Heilmittel betrachtet und folglich nur vom Schiffsarzt ausgegeben Erst nach 1800 wurden auch dessen vorbeugende Qualitaten zunehmend anerkannt 4 Diese neue Vorschrift hatte dramatische Auswirkungen Wurden 1780 im Royal Hospital Halsar noch 1457 an Skorbut erkrankte Seeleute aufgenommen waren es 1806 nur noch zwei Falle 5 Nach 1845 ersetzte die britische Admiralitat die aus Sizilien und Malta bezogenen Zitronen allmahlich durch Limetten die auf britischen Plantagen der Westindischen Inseln angebaut wurden Unverandert glaubte man dass die skorbutheilende Wirkung des Zitronensafts auf seiner Saure beruhte und Limettensaft war weitaus saurer als Zitronensaft Tatsachlich hat frischer Limettensaft aber nur halb so viel Vitamin C wie Zitronensaft und auf Grund der Lagerung des in der britischen Marine verwendeten Limettensaftes enthielt dieser nur noch ausserst geringe Mengen an Vitamin C 6 Dieser Unterschied zwischen Zitronensaft und Limettensaft blieb zunachst unentdeckt da die um die Mitte des 19 Jahrhunderts zunehmend eingesetzten Dampfschiffe zur Folge hatten dass Seeleute in der Regel zu kurz auf hoher See waren um Skorbut zu entwickeln Ausnahmen davon stellten die Seeleute dar die auf Walfangern unterwegs oder Mitglieder einer Polarexpedition waren Der entscheidende Unterschied zwischen Zitronen und Limettensaft wurde bereits 1875 auf der von George Nares geleiteten britischen Arktis Expedition offen gelegt Nares versuchte den Nordpol uber Gronland zu erreichen die Expedition musste aber abgebrochen werden nachdem die Expeditionsmitglieder an Skorbut erkrankt waren obwohl sie alle taglich die vorgeschriebene Limettensaftration zu sich genommen hatten 7 Dies fuhrte jedoch keineswegs zu einer Anderung der Vorschriften Von Skorbut betroffen waren auch die Jackson Harmsworth Expedition 1894 1897 Scotts Discovery Expedition 1901 1904 und die Terra Nova Expedition 1910 1913 8 Vitamin C als die entscheidende Wirkkomponente wurde erst ab dem Jahr 1928 durch den Ungarn Albert Szent Gyorgyi und den Amerikaner Charles Glen King entdeckt 9 Siehe auch LimeyTrinkwasser aus dem Meer BearbeitenIm 18 Jahrhundert nahmen die Seeleute Wasser und Bier in Fassern mit und nutzten uberdies Regen als Trinkwasser Nach den Bestimmungen Regulations and Instructions relating to His Majesty s Service at Sea die zum ersten Mal 1733 von der Admiralitat ausgegeben worden waren hatte jeder Matrose Anspruch auf eine Gallone schwaches Bier am Tag es handelt sich bei diesem Mass um funf Sechstel der ublichen britischen Gallone was einer heutigen amerikanischen Gallone oder gut dreieinhalb Liter entspricht Da Bier beim Brauen gekocht wird ist es zunachst frei von Bakterien und sollte nicht wie Wasser faulen wenn es monatelang in Fassern aufbewahrt wird Im Mittelmeergebiet wurde auch Wein ausgegeben der haufig mit Brandy verstarkt war Eine Fregatte mit einer Besatzung von 240 Mann und Proviant fur vier Monate hatte zum Beispiel mehr als 100 Tonnen Wasser an Bord Die Qualitat hing von der ursprunglichen Quelle des Wassers vom Zustand der Fasser und von der Lagerdauer ab In normalen Zeiten durften Seeleute so viel Wasser aus einem bewachten Wasserfass trinken wie sie wollten durften jedoch kein Wasser mitnehmen Wenn Wasser knapp wurde wurde es rationiert und Regenwasser mit einem ausgebreiteten Segeltuch gesammelt Wasser wurde auch aufgenommen wenn sich unterwegs eine Gelegenheit ergab allerdings waren Wasserstellen haufig versumpft und daher in den Tropen malaria verseucht 1758 entdeckte Lind dass sich aus dem Dampf von erhitztem Meerwasser trinkbares Wasser gewinnen liess das wie Regenwasser schmeckte Er schlug auch vor Sonnenenergie zum Verdampfen des Wassers zu verwenden Aber erst 1810 als ein neuer Typ von Kochofen auf den Schiffen eingefuhrt wurde gab es die Moglichkeit Trinkwasser in nennenswertem Ausmass durch Destillation zu gewinnen Die letzten Jahre am Krankenhaus Haslar BearbeitenJames Lind arbeitete ab 1758 als Leitender Arzt am Royal Hospital Haslar 1783 folgte ihm sein Sohn auf diesem Posten Er starb 1794 in Gosport wo er in der Portchester Kirche beerdigt ist Eine Plakette am Fachbereich Medizin der Universitat Edinburgh erinnert an seine Verdienste Ferner ist er Namensgeber fur den Lind Gletscher in der Antarktis Mitgliedschaften Bearbeiten1783 wurde er zum Mitglied Fellow der Royal Society of Edinburgh gewahlt 10 Wurdigung BearbeitenEr ist einer der 23 ursprunglichen Namen auf dem Fries der London School of Hygiene and Tropical Medicine die Personen auffuhren die sich um offentliche Gesundheit und Tropenmedizin verdient gemacht haben Literatur BearbeitenHelena Attlee The Land Where Lemons Grow The Story of Italy and its Citrus Fruit Penguin Books London 2015 ISBN 978 0 14 196786 8 Barbara I Tshisuaka Lind James In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 855 Ronald D Gerste Ein Schiffschirurg wird zum ersten Praventivmediziner Zum 300 Geburtstag von James Lind In Chirurgische Allgemeine Band 17 Heft 7 8 2016 385 387 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons James Lind Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Briefwechsel von James Lind mit Carl von Linne Wurdigung bei der London School of Hygiene and Tropical Medicine 1 2 Vorlage Toter Link www jameslindlibrary org James Lind Library Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven tabellarische Biographie und Auszuge aus den wichtigsten Werken in englischer Sprache Einzelnachweise Bearbeiten Dissertatio medica inauguralis de morbis venereis localibus 1748 Helena Attlee The Land Where Lemons Grow S 62 James Lind An essay on the most effectual means of preserving the health of seamen 2 Auflage Wilson London 1762 S 35 Janet Macdonald Feeding Nelson s Navy The True Story of Food at Sea in the Georgian Era Chatham London 2006 ISBN 978 1 86176 288 7 S 154 166 Helena Attlee The Land Where Lemons Grow S 63 Helena Attlee The Land Where Lemons Grow S 64 Helena Attlee The Land Where Lemons Grow S 65 Scott and Scurvy Auf idlewords com 3 Juli 2010 abgerufen am 13 Februar 2016 K R Norum H J Grav Axel Holst og Theodor Frolich pionerer i bekjempelsen av skjorbuk In Tidsskrift for Den norske legeforening Band 122 Nr 17 30 Juni 2002 S 1686 1687 PMID 12555613 Fellows Directory Biographical Index Former RSE Fellows 1783 2002 PDF Royal Society of Edinburgh abgerufen am 1 Januar 2020 Normdaten Person GND 117675040 lobid OGND AKS LCCN n84805668 VIAF 52473197 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lind JamesKURZBESCHREIBUNG schottischer Arzt und Pionier der Schiffshygiene in der Britischen Marine Royal Navy GEBURTSDATUM 4 Oktober 1716GEBURTSORT EdinburghSTERBEDATUM 13 Juli 1794STERBEORT Gosport Abgerufen von https de wikipedia org w index php title James Lind amp oldid 231281840