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Jakob Zweifel 29 September 1921 in Wil SG 27 November 2010 in Zurich war ein Schweizer Architekt Als Grunder des Theaters an der Winkelwiese war er Kunstmazen in der Debatte um die raumliche Entwicklung der Schweiz und den Schutz des baulichen Erbes hat er sich engagiert eingemischt Er ist einer der wichtigsten Vertreter der Nachkriegsmoderne in der Schweiz und zahlte zur Zurcher Gruppe mit Werner Frey 1912 1989 Franz Fueg 1921 2019 und Jacques Schader 1917 2007 Schwesternhochhaus ZurichWohn und Geschaftshaus Seefeldstrasse ZurichBankgebaude Glarus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Schwesternwohnheime 3 Wohn und Geschaftshaus Seefeld 4 Expo 64 Lausanne 5 Labor Universitats und Hochschulplanungen 6 Wichtige Bauten und Projekte 6 1 Neubauten 6 2 Ortsplanungen und Umbauten in historischem Bestand 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenZweifel Sohn eines aus dem Kanton Glarus zugewanderten protestantischen Postbeamten erlebte einerseits die mittelalterlich geschlossene Schonheit des katholisch burgerlich gepragten Wil fuhr aber bereits in Kindheit und Jugend oft mit Eltern und Schwester ins heimatliche Glarus dem er in beruflicher Hinsicht zeitlebens verbunden bleiben sollte Sein fachliches Interesse an denkmalschutzerischen Belangen und an den Bau und Planungsaufgaben im historischen Bestand kann sicher unter diesem Aspekt besser gewurdigt werden Sein spaterer Kunstgeschichte Professor Linus Birchler forderte diese Achtung des uberkommenen Erbes offenbar aktiv 1 Nach der Matura in St Gallen 1940 stand zunachst sowohl der Beruf des Forsters als auch ein Schauspielstudium im Raum er begann jedoch zunachst ein Studium der Kultur und Vermessungstechnik Nach der Rekrutenschule bei den Gebirgsjagern fiel sein Entschluss sich auf die Architektur zu konzentrieren Ab 1941 studierte er Architektur an der ETH Zurich wo er vom Entwurfsprofessor William Dunkel einer offenbar charismatischen und weltoffenen weit gereisten Personlichkeit entscheidend gepragt wurde und mit dem ihn auch spater eine Freundschaft verband Der Biograf Zweifels Martin Schlappner beschreibt Dunkel als einen Planer der seine Programme und Raumideen sehr sorgfaltig entwickelte Diese Liebe zur Form war gespeist von zwei Grundstromungen seines Wesens Von Sensibilitat und Rationalitat Diese legte Gewicht darauf dass Architektur sich zu entwickeln hat aus den gleichsam sparsam verwendeten Mitteln und deren Moglichkeiten der Konstruktion Martin Schlappner 2 Diese Haltung kann wohl beinahe programmatisch fur das Leitbild der Architekten aus Zweifels Generation der Schweizer zweiten Moderne bezeichnet werden so unterschiedlich deren Entwurfshaltungen im Einzelnen auch waren Sein Diplom legte Zweifel 1946 bei Hans Hofmann ab mit einem selbstbewusst in das Herz Zurichs hinein geplanten Kunstmuseum Es folgen drei Jahre als Assistent Dunkels an der ETH bis er 1949 sein eigenes Atelier zunachst in Zurich eroffnete es kamen spater ein weiteres in Glarus ab 1971 auch in Lausanne hinzu 1964 grundete Zweifel zusammen mit Maria von Ostfelden das Theater an der Winkelwiese in Zurich das er auf eigene Kosten einrichtete und unterstutzt das avantgardistische und experimentelle Theater 2004 wurde Jakob Zweifel fur sein Engagement die goldene Ehrenmedaille des Regierungsrates des Kantons Zurich verliehen Am 18 November 2006 wurde ihm die Ehrendoktorwurde der ETH Zurich verliehen Die Schwesternwohnheime BearbeitenDen Mut seines Diplomentwurfs den neuen Mut seiner Generation der sich gegen einen herrschenden Baukonsens auflehnte der noch dem Heimatstil verbunden war 3 verfolgte er auch bei seinem ersten grossen und moglicherweise seinem Hauptwerk Dem Schwesternwohnheim Zurich Dieses Gebaude das heute politisch korrekt Personalhochhaus des Universitatsspitals heisst wurde 1952 als Wettbewerb ausgeschrieben der Bauplatz auf der beinahe ebenen Sonnenterrasse der Platte dem Gelande hinter ETH und Universitat war fur das geforderte Programm eigentlich viel zu knapp bemessen Zweifel hatte drei Jahre zuvor bereits ein kleineres Wohnheim am Kantonsspital in Glarus bauen konnen hier in der stadtischen Dichte und unter der grossen Konkurrenz der teilnehmenden Buros erwartete er wohl keinen Erfolg wie er sich spater erinnert 4 Jedenfalls legte Zweifel mit seinem Entwurf der dann den ersten Rang belegen sollte ein Hochhaus vor das 58 statt der zugelassenen 48 m in die Hohe ragte Der Grundriss des Gebaudes ist regelrecht in zwei Teile in denen sich die Zimmer befinden getrennt die Mittelzone mit der Erschliessung und Gemeinschaftsraumen wirkt wie eine Klammer Senkrechte Betonstreifen gliedern die Fassade die sich wie Bugel entlang jeden Zimmers uber das Hochhaus hinziehen Die Einzelzimmer sind sorgfaltig mobliert die variable Inneneinrichtung die auch bei der allgemeinen Renovierung 1993 zu einem grossen Teil behalten werden konnte wurde von Marianne Kagi 1931 und Fritz Maurer 1919 2003 entworfen Wohn und Geschaftshaus Seefeld BearbeitenZweifel konnte zwischenzeitlich einige weitere Gebaude errichten und in Fachzeitschriften publizieren vor allem Schul Krankenhaus und andere offentliche Bauten Bedeutend fur sein Œuvre wurde aber das Wohn und Geschaftshaus in Zurich Seefeld Der genau geschnittene Kubus begrenzt einen kleinen innerstadtischen Park in dem im 19 Jahrhundert dicht bebauten Viertel er stosst an die Hauptverkehrsstrasse ohne den Block ganz zu schliessen dennoch verleibt er sich der Stadtstruktur selbstverstandlich ein Uber einem verglasten und an der Hauptstrasse zuruckspringenden Erdgeschoss erhebt sich ein sechsgeschossiger Block der bei genauem Hinsehen aber fein gegliedert ist Einerseits in die durch Schotten getrennten drei Einheiten pro Etage andererseits aber auch vertikal in Sockel Schaft und Attika wie das seit der Chicagoer Moderne kanonisch ist Das erste Obergeschoss akzentuiert die Buronutzung durch ein pragendes Bandfenster Die Sichtbeton Tragstruktur in den daruberliegenden Wohngeschossen wird von einem hellen Kalksandstein ausgefacht Im obersten Geschoss das neben Wohnungen grosszugige Dachterrassen bietet erganzt durch einen Stahlbetonrahmen die kubische Form Expo 64 Lausanne BearbeitenBei der nach der Landi 1939 nach funfundzwanzig Jahren wieder veranstalteten Schweizer Landesausstellung Expo64 wurde Zweifel die Abteilung Feld und Wald ubertragen Dieser Ausstellungskomplex am Genfer See gelegen und mit schonem Baumbestand parkartig bewachsen wurde von ihm mit einem System von zeltartigen Einheiten bebaut die multicellulaire gerastert das Gelande erschlossen und an die kraftigen Stangen und dazwischengespannten Heutucher erinnerte die Zweifel aus der traditionellen Heumahd seiner Kindheit auf den Almen im Glarnerland kannte 5 Die Transluzenz der Zeltbahnen ergab tagsuber gute Belichtungssituationen und nachts beeindruckende Lichtspiele Durch die Einheit der textilen Bespannung Dach und Wande waren aus dem gleichen Material war ein guter Regenschutz und gleichmassige Beluftung wie in einem Heuschober in den Bergen gegeben Labor Universitats und Hochschulplanungen BearbeitenDiese auf der Expo gewonnenen Erfahrungen des Strukturalismus nutzte Zweifel bei seinen grosseren folgenden Bauprojekten Dem Centre de recherches agricoles einem landwirtschaftlichen Versuchszentrum der Geigy AG nahe dem Murtensee bei dem Labors Veterinarstation und Landwirtschaftsteil sowie die zugehorige Verwaltung in ein prinzipiell in alle Richtungen modular erweiterbares System aus Stahlbetonelementen eingerichtet wurde das aus den Grundelementen Stutze Balken Dach besteht und baukastenartig zusammenstellbar war durch die wannenartigen Dachelemente dennoch eine markante Silhouette in der flachen Moorlandschaft darstellten 6 Ins vollends Grosse gewendet tritt uns dieser strukturalistische Ansatz dann bei den Neubauten zur Eidgenossischen Technischen Hochschule Lausanne in Ecublens entgegen Wichtige Bauten und Projekte Bearbeitenaus dem von Zweifel selbst mit Bernhard Klein redigierten ausgewahlten Werkverzeichnis AWV 7 Neubauten Bearbeiten Schwesternhochhaus und Personalhauser in Glarus 1950 53 Turnhalle Linthal 1952 53 Schwesternhochhaus Kantonsspital Zurich Hochschulen 1952 59 Einfamilienhaus St Gallen 1954 56 Garderobengebaude im Gasi Filzbach 1956 57 Primarschulhaus Netstal 1957 59 Wohn und Geschaftshaus Zurich Seefeld 1957 60 Bergschulhaus Auen Linthal 1958 59 Empfangsgebaude Ennenda 1960 61 Expo 64 Landesausstellung Sektor Feld und Wald in Lausanne 1961 64 nicht erhalten Aussiedlerhof Bevaix 1962 64 Centre de Recherches Agricoles cra Saint Aubin FR 1965 69 Primarschulhaus im Moos Ruschlikon 1966 71 Terrassenschwesternhaus Kantonsspital Glarus Glarus 1967 68 Einfamilienhaus Thalwil 1962 64 Wohnuberbauung Rehalp Zurich 1968 73 Bankgebaude Gemeindehausplatz Glarus 1968 69 1978 79 Ecole Polytechnique federale de Lausanne EPFL Ecublens VD Richtplan 1971 Realisierung 1972 82 Wohnsiedlung Unteraffoltern III Zurich 1976 82 Augen und ORL Klinik des Universitatsspitals Zurich Zurich 1980 93Ortsplanungen und Umbauten in historischem Bestand Bearbeiten Ortsplanung Glarus Glarus 1954 56 1979 86 Ortsplanung Schwanden Schwanden 1955 Restaurierung der Zehntenscheune Einbau einer Kantine Rikon 1960 61 Theater an der Winkelwiese Umbau des Gebaudekellers der Villa Tobler 1964Literatur BearbeitenJurgen Joedicke Martin Schlappner Jakob Zweifel Architekt Schweizer Moderne der zweiten Generation Muller Lars Publishers 1996 ISBN 3 906700 40 2 Walter Zschokke Michael Hanak Hrsg Nachkriegsmoderne in der Schweiz Architektur von Werner Frey Franz Fueg Jacques Schader Jakob Zweifel Birkhauser 2001 ISBN 3 7643 6638 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jakob Zweifel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Vanessa Gianno Talamona Zweifel Jakob In Historisches Lexikon der Schweiz Literatur von und uber Jakob Zweifel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Interview mit Jakob Zweifel pdf Einzelnachweise Bearbeiten Siehe das Interview mit Rahel Hartmann Schweizer in tec21 Verlags AG der ATV Zurich 2004 Nr 47 Martin Schlappner in Joedicke Schlappner S 121 siehe Hierzu Walter Zschokke und Michael Hanack Eine Stromung der Nachkriegsmoderne mit den Augen von heute in Zschokke Hanack S 6 Auch ich dachte beim Schwesternhaus in Zurich 1956 59 Red wir hatten ohnehin keine Chance und lud das Buro nach der Wettbewerbsabgabe zum Nachtessen ein und sagte den Mitarbeitern Nach der Entscheidung der Jury laufen wir sowieso mit hangenden Kopfen herum Mit diesem Hochhaus kommen wir nicht durch aber wir sind uberzeugt und darum machen wir das In tec21 2004 47 Nach der Vorgabe des Chefarchitekten Alberto Camenzind der sich weder an den uberkommenen Strukturen von Einzelpavillons noch von Monumentalbauten vorangegangener Welt und Landesausstellungen orientieren wollte Inge Beckel In Nachkriegsmoderne Schweiz S 49 Die Gestaltung wird durch die Elemente der Baustruktur bestimmt die als pragende Formen wirkenden Dachschalen welche ihrerseits im Innern die Lichtfuhrung bestimmen und die starken Auskragungen dieser Dachschalen und der sie tragenden Zwillingsbalken Martin Schlappner In Neue Zurcher Zeitung 19 Juli 1970 S 27 Zweifel Klein Ausgewahltes Werkverzeichnis in Joedicke Schlappner S 151 ff 75 Werke Normdaten Person GND 11938325X lobid OGND AKS LCCN n90637208 VIAF 8196610 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zweifel JakobKURZBESCHREIBUNG Schweizer ArchitektGEBURTSDATUM 29 September 1921GEBURTSORT Wil SGSTERBEDATUM 27 November 2010STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakob Zweifel amp oldid 220676811