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Die Jagd in der DDR seitens der SED unter der Bezeichnung Volksjagd propagiert war dem 1953 verkundeten Gesetz zur Regelung des Jagdwesens unterworfen das die Bewirtschaftung des Wildes und das subjektive Jagdrecht in die Hande des Staats legte 1 Erich Honecker und Leonid Breschnew auf einem Jagdausflug DDR 1971 Inhaltsverzeichnis 1 Jagdrecht und Jagdpraxis 2 Staatsjagd 2 1 Exkurs 3 Brauchtum 4 Folgen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseJagdrecht und Jagdpraxis Bearbeiten nbsp Wildfutterung im Forstwirtschaftsbetrieb Berlin DDR 1980 Die Jagd in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland unterschied sich vor allem hinsichtlich des gesetzlichen Regelungssystems Der Bindung des Rechts zu Jagen an das Grundeigentum in der Bundesrepublik Revierjagdsystem stand in der DDR das Volksjagdrecht gegenuber Jagdflachen wurden vom Staat zur Verfugung gestellt Das 1953 veroffentlichte Jagdgesetz der DDR wurde mit den Worten die Jagd gehort dem Volke kommentiert Die heute noch bestehende einzige Jagdzeitschrift der DDR trug den programmatischen Titel Unsere Jagd Aufgrund der Angst dass eine Volksbewaffnung die Alleinherrschaft der SED bedrohen konnte wurden dem Waffenbesitz von Jagern enge Grenzen gesetzt 1 Buchsen wurden nur zeitweise eng begrenzt den in Jagdgenossenschaften organisierten Jagern zur Verfugung gestellt und waren im Gegensatz zu Flinten kaum zuganglich Daher musste Schalenwild mit Flintenlaufgeschossen erlegt werden 2 Eine Burgerjagd im Sinne einer breiten Anteilnahme von Burgern am Jagdwesen kam nicht auf In der DDR Presse wurde ein starker Gegensatz der Volksjagd zur Bonzenjagd in der Bundesrepublik als Folge des Kapitalismus propagiert In den DDR Jagdgesellschaften selbst herrschten nach Interviewaussagen ehemaliger DDR Jager weitgehend egalitare Verhaltnisse 1 Staatsjagd BearbeitenDie SED Fuhrung sicherte sich Sonderrechte bei der Ausubung der Jagd in eigens ausgewiesenen Gebieten die als Staatsjagd Diplomatenjagd und so genannte Wildforschungsgebiete ausgewiesen wurden Diese standen nur exklusiven Personengruppen wie hochrangigen Militars und Mitarbeitern der Staatssicherheit zur Verfugung Sie richtete unter anderem Diplomatenjagden und aufwandige Jagdveranstaltungen mit Industriedelegationen etwa in der Schorfheide aus Sowjetische Jagdgebiete die von den in der DDR stationierten russischen Soldaten bejagt wurden machten allein knapp acht Prozent der gesamten jagdbaren Flache in der DDR aus Die Arbeitsweise in den Staats und Diplomatenjagdgebieten und deren aufwandiger Infrastruktur wie eigenen Strassen exklusiv ausgestatteten Jagdhausern und Fuhrparks war speziell auf die hochrangigen Gaste und jagdlichen Dauernutzer sowie Trophaenjagden mit grossen Strecken in kurzer Zeit ausgerichtet Exkurs Bearbeiten Staatsjagden waren keineswegs eine Besonderheit der DDR Besondere Jagdgebiete fur die Nomenklatura waren bereits in der Sowjetunion Lenins ausgewiesen worden Der rumanische Diktator Ceausescu war unter anderem als Trophaenjager vom Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd CIC geehrt worden auch der jugoslawische Machthaber Tito war passionierter Jager dem im Alter das Wild direkt vor die Flinte getrieben werden musste 3 Auch nutzten prominente Jager aus dem Westen die ostlichen Wildreservate so der langjahrige bayerische Ministerprasident und CSU Vorsitzende Franz Josef Strauss der seine Jagdaufenthalte mit informellen Staatsbesuchen verband In Ungarn waren die grossen staatlichen Reviere bereits lange vor der Wende fur bezahlende Jager aus dem Westen geoffnet worden und dienten so als Deviseneinnahmequelle Mit dem Machtwechsel von Walter Ulbricht auf Erich Honecker kam es zu einer weiteren Popularisierung der Jagd im Politburo Unmittelbar nach seinem Amtsantritt richtete Honecker die Inspektion Staatsjagd ein eine Arbeitsgruppe die zentral Bauvorhaben und Einweisungen der Jagdgaste in den Staatsjagd und Diplomatenjagdgebieten vornahm 1 Das Jagdhaus Hubertusstock wurde Schauplatz von Besuchen fuhrender westlicher Wirtschaftskrafte wie unter anderem Berthold Beitz Honeckers Jagdpassion stand in Aufwand und Ausubung der Jagd in einer systemubergreifenden Tradition Brauchtum BearbeitenDas in manchen Aspekten durchaus feudal anmutende Jagd und Forstwesen in der DDR bewahrte eine ganze Reihe von jagdlichen Traditionen einschliesslich spezifischer Uniformen und Musik Auf die anfangs verponten weidmannischen Rituale wurde zunachst aus rein praktischen Grunden etwa beim Signalwesen nicht verzichtet 1976 wurden die Redakteure von Unsere Jagd dazu angehalten die weidmannischen Sitten und Gebrauche in die sozialistische Jagdkultur einzubetten Damit wurde Brauchen ein sozialistischer Anstrich verliehen schlicht indem Lehrbucher Artikel und Aufsatze aufhorten die Ursprunge der tradierten Handlungen zu thematisieren Stattdessen wurden jagdliche Traditionen wie das Schusseltreiben mit dem erzieherischen Wert der vor allem der Festigung des Kollektivs dienen soll begrundet und neue weidmannische Sitten eingefuhrt die konsequent der Ideologie des Marxismus Leninismus unterworfen waren Dazu gehorten unter anderem Wettbewerbe zur erhohten Sicherheit im Jagdwesen Neben den staatlichen hatten auch die durchaus bedeutenden kirchlichen Forstbetriebe der DDR eigene Trachten und Abzeichen 4 Ebenso wurde etwa der Titel Forstmeister an verdiente Blasergruppenleiter verliehen auch wenn sie nicht forstlich tatig waren 5 Folgen Bearbeiten nbsp Verbissschutz mit Glaswolle durch Arbeiter des Forstwirtschaftsberiebes Dresden DDR 1979 Der gesetzlich manifestierte Zwiespalt im Jagdwesen der DDR fuhrte letztlich zu einer Teilung in ein offentliches und ein geheimes Sonder Jagdwesen 1 Das geschossene Wild musste zudem als Eigentum des Volkes bei der staatlichen Wildannahmestelle abgeliefert werden 6 Das ausgepragte handwerkliche Kurschnerwesen der DDR nutzte die angefallenen Felle und Pelze Staatsburgerkunde war Pflichtfach fur angehende Jager und nahm mehr Raum ein als der Umgang mit Jagdwaffen 1957 wurde in der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei entschieden dass bewusst nur eine ungenugende Anzahl an Gewehren fur die Jager zur Verfugung stehen sollte Das erst Ende der funfziger Jahre wiederbelebte Institut fur Wildforschung der DDR war nach offizieller Diktion auf eine Steigerung des Wildbestands zur Erhohung der Fleischversorgung der Bevolkerung ausgerichtet 1 Die exportorientierte Jagdwaffenherstellung der DDR konzentrierte sich in Suhl mit dem Fahrzeug und Jagdwaffenwerk Ernst Thalmann und der Buchsenmacherhandwerksgenossenschaft BuHaG Private Jagdwaffen wurden jahrlich DDR weit offiziell nur etwa 100 Stuck vergeben die an im sozialistischen Sinne besonders verdiente Waidmanner gingen 1 Eine direkte Folge der auf Trophaen und grosse Jagdstrecken ausgerichteten Jagdpraxis in der DDR waren ein deutlich uberhohter Wildbestand und millionenschwere Wildschaden in der Land und Forstwirtschaft 1 Siehe auch BearbeitenJagd Jagd in DeutschlandLiteratur BearbeitenChristoph Stubbe Hrsg Die Jagd in der DDR Ohne Pacht eine andere Jagd 1 Auflage Nimrod Verlag Hanstedt 2001 ISBN 978 3 927848 35 1 Inhaltsverzeichnis online PDF Meike Haselmann Die Jagd in der DDR Zwischen Feudalismus und Sozialismus In Rigo Hopfenmuller Hrsg Reader VIII StipendiatInnenkolloquium der Bundesstiftung Aufarbeitung Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur Berlin 2008 S 39 43 Volltext online PDF Helmut Suter Honeckers letzter Hirsch Jagd und Macht in der DDR Be bra Verlag 2 Auflage 2018 ISBN 978 3 898 09146 6 Helmut Suter und Burghard Ciesla Jagd und Macht Die Geschichte des Jagdreviers Schorfheide Be bra Verlag 2011 ISBN 978 3 898 09090 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jagd in der Deutschen Demokratischen Republik DDR Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Meike Haselmann Die Jagd in der DDR Zwischen Feudalismus und Sozialismus In Rigo Hopfenmuller Hrsg Reader VIII StipendiatInnenkolloquium der Bundesstiftung Aufarbeitung Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur Berlin 2008 S 39 43 archive org PDF abgerufen am 4 Januar 2019 Eckhard Fuhr Jagdlust Warum es schon gut und vernunftig ist auf die Jagd zu gehen Behem 2012 ISBN 978 3 86995 034 1 S 58 Ostblock Feudaler Glanz In Der Spiegel Band 16 15 April 1985 archive org abgerufen am 9 Februar 2019 Fred Ruchhoft Forstwirtschaft der ostlichen evangelischen Kirchen zwischen 1945 und 1991 BoD Books on Demand 2012 ISBN 978 3 8482 0577 6 Allgemeine Forstzeitschrift Band 43 Ausgaben 27 53 Bayerischer Landwirtschaftsverlag 1988 Frank Oeser Jagdrecht Brandenburg Herausgeber Norbert Fitzner W Kohlhammer Verlag 2006 ISBN 3 555 52025 3 S 1 f Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jagd in der DDR amp oldid 230676513