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Jurg Walter Lamprecht 15 Juni 1941 in Winterthur 8 November 2000 war ein Schweizer Biologe mit Spezialisierung auf Zoologie Er forschte vor allem im Fachgebiet der Verhaltensbiologie und lieferte hier bedeutende Beitrage zu Buntbarschen und Gansen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft Ausbildung und Privatleben 1 2 Berufliche Karriere 2 Forschungsinteressen und Erkenntnisse 3 Publikationen Auswahl 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Ausbildung und Privatleben Bearbeiten Er kam als Sohn von Josef Lamprecht und Elsa Lamprecht Lampl zur Welt und wuchs in Winterthur im Kanton Zurich auf Dort besuchte er zwischen Fruhjahr 1954 und Herbst 1960 das Gymnasium der Kantonsschule Rychenberg welches er mit dem Matur Zeugnis Typus B verliess Nach seinem Schulabschluss immatrikulierte er sich fur ein Studium der Biologie und Anthropologie mit Hauptfach Zoologie an der Universitat Zurich Er belegte Seminare und Vorlesungen bei unter anderen Hans Burla Karl Daumer Pei Shen Chen Gian Tondury Ernst Hadorn Heini Hediger Emil Kuhn Schnyder und Friedrich Markgraf Im Dezember 1965 erhielt er sein Diplom und im Fruhjahr 1968 begann er angeregt und betreut von Wolfgang Wickler 1 am Max Planck Institut fur Verhaltensphysiologie in der suddeutschen Gemeinde Pocking mit der Arbeit an seiner Dissertation uber Marienbuntbarsche Pelmatolapia mariae Die Begutachtung und Bewertung dieser Schrift mit dem Titel Mechanismen des Paarzusammenhaltes beim Cichliden Tilapia mariae Boulenger 1899 Cichlidae Teleostei ubernahmen Hans Burla und Hans Kummer und 1972 wurde Lamprecht promoviert In Pocking lernte er auch seine spatere Ehefrau Gudrun kennen eine ehemalige technische Assistentin von Konrad Lorenz 2 Das Paar hatte mit den Tochtern Bettina und Silvia zwei gemeinsame Kinder Im November 2000 erlag Jurg Lamprecht im Alter von 59 Jahren einem Krebsleiden Berufliche Karriere Bearbeiten Seinen Einstieg ins Berufsleben fand Lamprecht im Herbst 1967 am Max Planck Institut fur Verhaltensphysiologie wo er sich in das Gebiet der Verhaltensforschung einarbeitete Abgesehen von einem Forschungsaufenthalt zwischen 1972 und 1974 am Serengeti Research Institute in Tansania verbrachte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter seine gesamte Karriere in Pocking Daruber hinaus war er an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen zunachst Privatdozent und ab 1994 ausserplanmassiger Professor fur Zoologie 3 Dort lehrte er Kurse zu Tierverhalten Experimentdesign und Statistik 2 In den Jahren 1995 und 1996 amtierte Lamprecht als Vizeprasident sowie anschliessend 1997 und 1998 als Prasident der Ethologischen Gesellschaft Forschungsinteressen und Erkenntnisse BearbeitenZu Beginn seiner Karriere unter anderem in seiner Dissertation beschaftigte sich Lamprecht vor allem mit den Sozialstrukturen bei Buntbarschen Cichlidae und hier insbesondere mit den Mechanismen der Paarbildung und bindung adulter Tiere Er bemerkte dass zwei Fische ein Mannchen und ein Weibchen in seinen Versuchsaquarien mehr Zeit in der Nahe voneinander als in der Nahe anderer Fische verbrachten Sie zeigten zudem ein ganzlich anderes Verhalten gegeneinander als gegen andere Tiere Wahrend sie andere Buntbarsche unermudlich jagten und bissen reagierten sie aufeinander mit behutsamen Schlagen der Schwanzflosse oder einem kurzen Spreizen der Kiemendeckel Lamprecht kam zu dem Schluss dass diese beiden Individuen ein Paar gebildet hatten 4 Er beschrieb die Paarbindung bei dieser Fischfamilie als eine Beiss und Aggressionshemmung die das Zusammenleben der Partner ermogliche Diese Hemmung soll durch einen allmahlichen Lernvorgang in Form einer Habituation erfolgen Dazu sei aber auch das Erlernen individueller Merkmale des Partners notwendig 5 Die Biologiedidaktiker und Verhaltensbiologen Daniel Dreesmann Dittmar Graf und Klaudia Witte beurteilten Lamprechts Forschung im Jahr 2011 ruckblickend als bahnbrechende Arbeit 5 In den 1990er Jahren widmete sich Lamprecht abermals verstarkt dem Sozialverhalten der Buntbarsche Er untersuchte die Paarbildung und Paarstabilitat zugrundeliegenden sozialen Mechanismen und forschte sowohl zu den Entscheidungsregeln die kooperative Brutpflege bei Zebrabuntbarschen Amatitlania nigrofasciata bestimmen als auch zur Soziookologie des hochkomplexen Sozialsystems der Vielgestreiften Schneckenbuntbarsche Lamprologus multifasciatus An Zebrabuntbarschen beobachtete er dass Fischpaare nach dem Laichen nicht mehr eng aneinander gebunden sind Stattdessen kummern sich Weibchen und Mannchen primar um den Nachwuchs und tolerieren die Prasenz des jeweils anderen Individuums lediglich Dies zeigte sich unter anderem wenn beide adulten Tiere im Nachwuchsschwarm schwammen da die Partner es dann vermieden sich einander zuzuwenden und stattdessen eher mit den Schwanzflosse zueinander orientiert waren 6 In weiteren Untersuchungen zu den Faktoren die bei dieser Art die Paarstabilitat beeinflussen konnte Lamprecht zeigen dass sich ein Paar zerstreitet sobald die Jungen entfernt werden und dass es sich in der Regel genauso schnell wieder versohnt wenn die Jungtiere zuruckkehren Er erkannte auch dass die Wahrscheinlichkeit dass sich ein zerstrittenes Paar wieder versohnt von der Grosse des Weibchens in Relation zu der des Mannchens abhangt Im Verhaltnis kleinere Weibchen konnen den Aggressivitaten der starkeren Mannchen zu wenig entgegensetzen sodass die Paarbindung zerbricht Paare die durch schlechte Umweltbedingungen beispielsweise zu niedrige pH Werte oder zu hohe Konzentrationen von Stickstoffverbindungen gestresst sind pflegen ihre Brut deutlich schlechter und Jungtiere solcher Eltern fallen Fressfeinden haufiger zum Opfer als gleichaltrige Artgenossen die unter normal pflegenden Elterntieren heranwachsen Lamprecht bemerkte ausserdem dass sich nicht fortpflanzungsaktive Mannchen dazu motivieren lassen frei schwimmende Jungfische zu pflegen und zu beschutzen indem man ihnen taglich solche Jungtiere zeigt Die Mannchen vermogen aber sehr wohl zwischen arteigenem und artfremdem Nachwuchs zu unterscheiden Dabei erkennen Zebrabuntbarsche ihre eigene Brut auch am Geruch vor allem die Weibchen verfugen uber die Fahigkeit ihren Nachwuchs von artfremden Jungtieren chemorezeptorisch zu unterscheiden 7 Wahrend seines Aufenthaltes am Serengeti Research Institute untersuchte Lamprecht zwischen 1972 und 1974 das Sozialverhalten von Schakalen und Loffelhunden Otocyon megalotis und in den 1980er Jahren konzentrierte er sich in Pocking vermehrt auf experimentelle Untersuchungen zu Reproduktionsstrategien und Sozialbindungsmechanismen bei Streifengansen Anser indicus 1 Lamprecht engagierte sich auch intensiv in der Biologiedidaktik So knupfte er beispielsweise enge Kontakte zu weiterfuhrenden Schulen und sammelte padagogisches Material um die Lehre von Verhaltensbiologie in der gymnasialen Oberstufe zu fordern In den Jahren 2002 und 2003 erschienen postum zwei von ihm mitverfasste Bucher zu diesem Thema Publikationen Auswahl BearbeitenMonographien Jurg Lamprecht Verhalten Grundlagen Erkenntnisse Entwicklungen der Ethologie Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1972 ISBN 978 3 451 16403 3 Jurg Lamprecht Biologische Forschung Von der Planung bis zur Publikation In der Reihe Pareys Studientexte Band 73 Paul Parey Verlag Hamburg 1992 ISBN 978 3 489 53734 2 Jurg Lamprecht Jurgen Langlet Eckhart Schroder Verhaltensbiologie im Unterricht Neue Ergebnisse Neue Konzepte Band 1 Verhaltensokologie Aulis Verlag Koln 2002 ISBN 978 3 7614 2452 0 Jurg Lamprecht Jurgen Langlet Eckhart Schroder Verhaltensbiologie im Unterricht Neue Ergebnisse Neue Konzepte Band 2 Verhaltensontogenese und Verhaltensmechanismen Aulis Verlag Koln 2003 ISBN 978 3 7614 2453 7 Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Jurg Lamprecht im Katalog Helveticat der Schweizerischen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Gunther K H Zupanc Fish and their behavior How fishes live specially written for aquarists Tetra Verlag Melle 1988 Seite 66 a b Gunther K H Zupanc Obituary Jurg Lamprecht 1941 2000 In Ethology Band 107 2001 Seiten 673 675 Max Planck Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften Jahresbericht 1994 Seite 147 Gunther K H Zupanc Fish and their behavior How fishes live specially written for aquarists Tetra Verlag Melle 1988 Seite 67 a b Daniel Dreesmann Dittmar Graf Klaudia Witte Hrsg Evolutionsbiologie Moderne Themen fur den Unterricht Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011 ISBN 978 3 8274 2785 4 Seite 260 George W Barlow The Cichlid fishes Nature s grand experiment in evolution Perseus Books Group New York City 2000 ISBN 978 0 7382 0528 1 Seite DATZ Band 54 2001 Seite 24 Normdaten Person GND 122509455 lobid OGND AKS LCCN n94010108 VIAF 192457648 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lamprecht JurgALTERNATIVNAMEN Lamprecht Jurg Walter vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Schweizer BiologeGEBURTSDATUM 15 Juni 1941GEBURTSORT WinterthurSTERBEDATUM 8 November 2000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jurg Lamprecht amp oldid 233865724