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BWJudische Berufsfachschule MasadaSchulform BerufsschuleGrundung 1947Schliessung 1948Ort DarmstadtLand HessenStaat DeutschlandKoordinaten 49 52 20 N 8 38 26 O 49 872112 8 640618 Koordinaten 49 52 20 N 8 38 26 OSchuler 45 bis 60Leitung Samuel Milek BatalionDie Judische Berufsfachschule Masada wurde in den Jahren 1947 und 1948 von Samuel Milek Batalion in Darmstadt gegrundet und geleitet Das Ziel der Schule war es den jungen Holocaust Uberlebenden eine Ausbildung und neuen Lebenswillen zu geben und sie auf ein mogliches Leben in Israel vorzubereiten Die Schule unterrichtete zwischen 45 und 60 Schuler Die Schule begann ihre Tatigkeit im September 1947 und schloss nach der Grundung des Staates Israel am 14 Mai 1948 mit der Auswanderung der Schuler nach Israel Die nur zehn Monate bestehende Schule reprasentiert einen Markstein der hessischen Nachkriegsgeschichte und gilt als Symbol fur die Neuentstehung und die Etablierung judischen Lebens im Nachkriegsdeutschland Inhaltsverzeichnis 1 Schule 2 Gebaude 3 Eroffnung 4 Stundenplan 5 Schuler 6 Wichtige Personen 6 1 Samuel Milek Batalion 6 2 Moshe Mordchelewitz 7 Ausstellung 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseSchule BearbeitenDie programmatisch nach der judischen Festung Masada benannte Schule war eine mit der Betar Bewegung in Verbindung stehende Berufsfachschule Die Betar Bewegung war eine rechtsgerichtete revisionistisch zionistische Jugendbewegung die 1923 mit dem Ziel gegrundet wurde einen judischen Staat beiderseits des Jordans zu errichten 1 Es war ungewohnlich dass die Schule Samuel Milek Batalion unterstand da fast alle Schulen fur Displaced Persons DPs nach dem Zweiten Weltkrieg in DP Lager untergebracht waren und von der ORT gegrundet und unterstutzt worden waren 1946 traf Samuel Batalion den Betar Aktivsten Moshe Mordchelewitz in Eschwege auf dessen Anraten Batalion im Hauptsitz der Betar Organisation in Munchen die Idee der Berufsfachschule prasentierte die auch genehmigt wurde Moshe kam nach Darmstadt um der Madrich Jugendleiter in der Schule zu werden Die Schule wurde zum Teil durch das Betar Zentralkomitee in Munchen und die lokale Amerikanische Militarverwaltung finanziert Daruber hinaus unterstutzten die Landesverwaltung und die Stadt Darmstadt die Grundung der Schule Einige der Schuler wurden vom JOINT unterstutzt Samuel Batalion organisierte sowohl die Gebaude Unterkunft und Versorgung als auch das Lehrpersonal die Finanzierung und die Ausstattung der Schule Ludwig Bergstrasser der bei der Eroffnung der Schule anwesend war erwahnte die bevorstehende Schliessung der Schule in seinem Tagebuch am 18 Juni 1948 2 Gebaude Bearbeiten nbsp Main Neckar Bahnhof in DarmstadtDie Landesverwaltung und die Stadtverwaltung stellten die Gebaude fur die Schule und die Schulerunterkunfte in der Nahe der Schule im ehemaligen Gebaude des Main Neckar Bahnhofs am Steubenplatz in der Innenstadt von Darmstadt zur Verfugung Der seit 1912 ausser Dienst gestellte Bahnhof hiess ab 1937 Jakob Sprenger Haus benannt nach dem Gauleiter Sprenger in dem die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt des Bezirkes Hessen Nassau untergebracht war 3 Die Unterkunfte befanden sich in einem Gebaude des Krankenhauskomplexes das sich nicht weit entfernt vom Steubenplatz befand Die Schuler lebten dort 20 Minuten von der Schule entfernt an der Ecke Bismarckstr 59 und Grafenstr 9 Das Schulgebaude in dem ehemaligen Main Neckar Bahnhof enthielt Klassenraume Werkstatten und eine Kucheneinrichtung Die Schuler renovierten das verwahrloste Gebaude Das Gebaude Steubenplatz 17 wurde spater abgerissen Der auf dem Gelande errichtete Neubau beherbergte das Hessische Landessozialgericht 4 Eroffnung BearbeitenAm 8 September 1947 nahm die Judische Berufsfachschule Masada in Darmstadt ihre Arbeit auf 5 Die offizielle Eroffnung der Schule erfolgte am 5 Dezember 1947 Bei dieser Feier eroffnete Oberst Rose der Bezirksleiter der Amerikanischen Militarverwaltung fur den Stadt und Landkreis Darmstadt offiziell die Schule Zu der Eroffnungsfeier kamen weitere Gaste sowohl Mitglieder der Amerikanischen Militarregierung der hessischen Staatsregierung des Regierungsprasidenten der Stadtverwaltung und der Judischen Gemeinde als auch Vertreter des Betar Zentralkomitees aus Munchen Aron Propes der Leiter der Judischen Jugendorganisation Betar in Amerika nahm auch an der Eroffnungszeremonie teil und hielt eine Rede bei den Feierlichkeiten nach der Eroffnungszeremonie Ausserdem ubermittelten Reprasentanten der deutschen und amerikanischen Regierung und Vertreter anderer Institutionen ihre Gluckwunsche zu der Eroffnungsfeier 6 Stundenplan BearbeitenDie Schule wollte den judischen Schulern eine Ausbildung und neuen Lebenswillen vermitteln und sie auf ein mogliches Leben in Israel vorbereiten Sie wurden zu Schlossern Metallarbeitern Tischlern und anderen Handwerkern ausgebildet Zu diesem Zweck wurden sie in den Fachern Technisches Rechnen Messkunde Installations Schwachstrom und Allgemeine Elektrotechnik unterrichtet Ausserdem wurde ihnen Hebraisch Judische Philosophie Sport und die Grundlagen von Betar und des Zionismus beigebracht Die Bucher dafur wurden gestellt von der Betar Organisation Munchen Der Unterricht fand jeden Tag fur zehn Stunden statt Schuler BearbeitenDie Schule unterrichtete zwischen 45 und 60 Holocaust Uberlebende aus verschiedenen DP Lagern der Amerikanischen Besatzungszone so im DP Lager Babenhausen im DP Lager Dieburg im DP Lager Rochelle in Eschenstruth in Gabersee und in Weilheim Die meisten kamen aus Polen eine grosse Anzahl aus Rumanien Die rumanischen Emigranten wanderten erst recht spat nach Deutschland ein und wohnten deshalb auch nicht mehr in DP Lagern sondern kamen direkt in die Berufsfachschule Masada Die anderen Schuler kamen aus Landern wie Litauen Ungarn und der Tschechoslowakei und sprachen mehrere Sprachen Die am meisten gesprochenen Sprachen waren Jiddisch und Deutsch gefolgt von Polnisch und Rumanisch Einige sprachen auch Ungarisch Russisch und Hebraisch Fast alle Schuler ausserten den Wunsch nach Palastina auszuwandern In den Karteikarten der Schuler wurde vermerkt dass 19 von ihnen am 3 Juli 1948 nach Palastina auswanderten Einige wenige gaben an in die USA auswandern oder in Deutschland bleiben zu wollen Wichtige Personen BearbeitenSamuel Milek Batalion Bearbeiten Samuel Milek Batalion Grunder und Direktor der Berufsfachschule Masada wurde am 22 September 1918 in Stryj als Sohn von Natan Batalion Lebersfeld und Fanny Hennenfeld geboren 1937 schloss er die Schule ab und trat der Betar Bewegung bei Er schrieb sich an der Universitat in Lemberg Lvov fur ein Jurastudium ein floh aber Ende 1939 nach Russland kurz nachdem er Hitlers Mein Kampf gelesen hatte Er lief den ganzen Weg nach Perm wo er mehrere Jahre blieb als Klempner arbeitete und spater Stationsleiter in einer Sowchose wurde Er wurde zweimal verhaftet einmal davon wurde er beschuldigt ein Zionist zu sein Er willigte zum Schein ein seine Kollegen und Freunde fur den NKWD Kommunistische Geheimpolizei auszuspionieren und wurde daraufhin freigelassen Nach seiner Freilassung organisierte er sich falsche Papiere die ihn als Boxer auswiesen Um dann seinem ersten Kampf zu entgehen floh er nach Saratow Durch die Hilfe von Bekannten fand er dort seine Schwester Helen wieder Dort traf er auch Sophie Osser die er am 8 Mai 1945 heiratete Sie verliessen Saratow einige Monate spater um durch Polen nach Deutschland einzureisen Ende 1945 fuhren Batalion und eine Gruppe seiner Freunde nach Westberlin Als russische Offiziere verkleidet uberquerten sie die Grenze nach Westberlin in einem Offiziersauto und gaben an in einer geheimen Nachtmission unterwegs zu sein Er fuhr nach Hannover und von dort zu dem DP Lager in Eschwege Dort wurde er Offizier bei der UNRRA und half bei der Organisation von mehreren neuen DP Lagern Bis Oktober 1946 lebte er mit seiner Frau in Hessisch Lichtenau Dort begann er mit der Planung der Schulgrundung und wurde im Mai 1947 zum Direktor der Judischen Berufsfachschule in Darmstadt ernannt Er leitete die Schule bis zu ihrer Schliessung 1948 Batalion wurde daraufhin selbstandiger Geschaftsmann Das Paar bekam zwei Kinder Lea Dror Batalion und Nathan Batalion Ende 1950 zog die Familie nach Frankfurt am Main Samuel Batalion starb 2000 in Frankfurt Moshe Mordchelewitz Bearbeiten Moshe Mordchelewitz der Madrich 7 der Schule unterrichtete Hebraisch Judische Philosophie Sport und die Grundlagen der Betar Bewegung und des Zionismus Er wurde am 18 Februar 1920 in Kovno Kaunas in Litauen geboren Seine Eltern waren Sarah Brode und Eisig Mordchelewitz 1937 trat Moshe nach Beendigung des Gymnasiums der Betar Bewegung bei 1939 wurde er von der litauischen Armee eingezogen die aber bereits 1940 nach dem sowjetischen Einmarsch aufgelost wurde Nachdem Deutschland am 22 Juni 1941 Litauen besetzt hatte wurden dort Ghettos fur die Juden errichtet Moshes beide Bruder Yaakov und Sissel wurden 1943 im Ghetto von Kovno erschossen Moshe gelang es zu fliehen Bis 1945 musste er Zwangsarbeit in Russland leisten von wo er 1946 nach Polen zuruckkehrte und von dort nach Deutschland weiterreiste In der Betar Bewegung traf er Samuel Batalion auf einer Betar Konferenz wurde Madrich an der Berufsfachschule Masada aufgrund seiner Erfahrung die er zuvor als Madrich in Gabersee Wasserburg sammeln konnte Moshe leitete auch den Kibbutz Herzog in dem DP Lager in Hessisch Lichtenau Er kam 1947 in Darmstadt an und lebte dort in dem Kibbutz Am Tag besuchte Moshe als Gasthorer Vorlesungen an der Universitat und abends unterrichtete er an der Berufsfachschule Vertreter der Jewish Agency kamen nach Darmstadt um die Studenten nach Erez Israel zu bringen Im April 1948 verliess Moshe als erster die Schule um sich der Gruppe Irgun anzuschliessen und in Palastina zu kampfen Irgun war eine zionistische Untergrundorganisation in Palastina zwischen 1931 und 1948 die auch unter dem Namen Etzel bekannt waren Laut Moshe kam er mit dem Schiff Teti von Marseille nach Palastina und erreichte Tel Aviv am 15 Mai 1948 Er schloss sich umgehend der Irgun an Nach dem Vorfall des Schiffes Altalena wurden die Irgun und die Haganah aufgelost und ihre Einheiten gingen in der israelischen Armee auf Moshe kampfte bis Ende 1948 im Palastinakrieg Im August 1949 wurde er entlassen Er heiratete Miriam Kalmus am 8 November 1949 und hatte zwei Tochter Nachdem seine Frau 1980 verstorben war heiratete er 1981 Falla Minkowitz mit der er nach Kanada auswanderte Moshe Mordchelewitz verstarb im September 2011 Ausstellung Bearbeiten nbsp Ausstellungseroffnung in DarmstadtLea Dror Batalion recherchierte uber ihren Vater Samuel Milek Batalion und die Judische Berufsfachschule Masada Das Ergebnis ist eine Ausstellung uber die Judische Berufsfachschule Masada die in Zusammenarbeit mit Renate Dreesen und Schulern der Heinrich Emmanuel Merck Schule in Darmstadt und Unterstutzung der Universitat Haifa und des Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society entstand 8 Die Ausstellung wurde 2011 in Darmstadt 9 und an der Friedrich Schiller Universitat Jena gezeigt 10 Sie soll auch in anderen Stadten in Deutschland und Israel gezeigt werden Weblinks BearbeitenMasada liegt in Darmstadt Papers von Lea Dror batalion Die Judische Berufsfachschule Masada in Darmstadt 1947 48Einzelnachweise Bearbeiten Ilana Michaeli Irmgard Klonne Hrsg Gut Winkel Die schutzende Insel Hachschara 1933 1941 Deutsch Israelische Bibliothek Bd 3 Berlin 2007 S 280 Befreiung Besatzung Neubeginn Tagebuch des Darmstadter Regierungsprasidenten 1945 1948 Munchen 1987 S 313 Das neue Heim der RGB Bauamtsleitung Jakob Sprenger Haus in Darmstaedter Tageblatt vom 1 Dezember 1937 und Jakob Sprenger Haus in Hessische Landeszeitung vom 1 Dezember 1937 The School Building on the Steubenplatz 17 In The Professional School Darmstadt 1947 48 Lea Dror Batalion abgerufen am 16 Juli 2023 Erste judische Fachschule in Darmstadter Echo vom 13 September 1947 Erste Judische Berufsfachschule in Darmstadter Echo vom 9 Dezember 1947 Madrich bedeutet Fuhrer Trainer Erzieher In der Welt der judischen Jugendbewegung ist ein Madrich der Jugendleiter Das Wort hat auch die Konnotation von Vorbild Inspiration und allgemeine Quelle der Weisheit Der Madrich fuhrt nicht nur oder organisiert Touren Camps und Programme sondern er fuhrt auch in die Ideologie und Mythologie der Bewegung ein Ubersetzt in Anlehnung an THE JEWISH CHRONICLE ONLINE Madrich Siehe hierzu auch die Papers von Lea Dror batalion Frankfurter Rundschau vom 28 Januar 2011 Ausstellung uber die Judische Berufsfachschule Masada Auf IsraelMagazin de am 3 November 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Berufsfachschule Masada amp oldid 235526275