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Die Villa Judel oder Judel Villa auch Villa von Hantelmann oder Hantelmannsche Villa in der Adolfstrasse 52 in Braunschweig wurde 1883 nach Planen des Braunschweiger Architekten Constantin Uhde errichtet Benannt wurde sie nach Max Judel einem der bedeutendsten Industriellen und Mazene der Stadt der das Gebaude der Stadt Braunschweig vermachte 1944 im Zweiten Weltkrieg wurde die Villa durch einen Bombenangriff zerstort Heute steht an gleicher Stelle ein anderes Gebaude Foto von 1893 Die von Hantelmann sche Villa ab 1904 Villa Judel vom Lowenwall aus gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Architektur 1 2 Testamentarische Verfugung 1 3 Dienstvilla des Braunschweiger Oberburgermeisters 1 4 Zeit des Nationalsozialismus und Zerstorung 2 Gedenken 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Villa in der parallel zur Oker verlaufenden Adolfstrasse Anm 1 wurde ursprunglich fur den Industriellen Oskar Schneider gebaut und befand sich um 1894 im Besitz des Braunschweigischen Kammerherrn und Kammerprasidenten in Oels Otto von Hantelmann 1835 1905 1 der sie 1904 an Max Judel verkaufte Judel war ein prominentes Mitglied der judischen Gemeinde Braunschweigs und einer der bekanntesten Burger der Stadt 2 Architektur Bearbeiten nbsp Ansichtskarte um 1900 Blick uber die Oker auf die Hantelmann sche Villa Das zweieinhalbgeschossige Bauwerk wurde von der Firma Frohlich amp Baumkauff errichtet Die Villa befand sich auf einem grossen Grundstuck direkt gegenuber dem Lowenwall sudostlich an der die Stadt umfliessenden Oker ausserhalb der Anfang des 19 Jahrhunderts geschleiften Wallanlagen Das Gelande fallt auf der Gartenseite zum Fluss hin stark ab Die glatte aus Siegersdorfer Klinker bestehende Fassade wirkte zur Strassenseite nuchtern kubisch die zur Oker zeigende Fassade hingegen war reich im florentinischen Stil verziert Durch breite Eck und Mittel Lisenen war das Gebaude dreifach unterteilt Der Hauseingang befand sich auf der Seite Das Erdgeschoss stand auf einem bossierten Sockel aus rotem Sandstein Das Mauerwerk bestand aus abwechselnd rot und gelbfarbigen Ziegelbandern Im Vergleich zum Obergeschoss wirkte es gedrungen Dieses Obergeschoss wiederum wirkte zusammen mit dem daruber liegenden Mezzaningeschoss durch schmalere Ziegelbander und Rundbogenfenster deutlich hoher Am Hauptgeschoss war ein Muster aus grotesken Ornamenten angebracht Den Abschluss nach oben bildete ein auskragendes Haupt Gesims mit doppelten Sparrenkopfen Das Kellergeschoss das als einziges noch erhalten ist hat eine Kappendecke Die Gartenseite ging mit dem Blick uber die Oker hinweg direkt auf den Monumentplatz ab 1904 Lowenwall genannt Auf dieser Seiten befanden sich eine grosse Freitreppe Turme Risalite und Anbauten an das Hauptgebaude Der Garten verlief terrassenformig bis zum Fluss hinab 3 Testamentarische Verfugung Bearbeiten Max Judel war alleinstehend und ohne Nachkommen Deshalb vermachte er seinen Besitz vollstandig der Stadt Braunschweig darunter auch die Villa Aus diesem Nachlass ging am 15 Juni 1911 die Judelstiftung hervor 4 5 Judel verband sein Vermachtnis bzgl des Gebaudes mit einer Nutzungsauflage Die Villa sollte den Oberburgermeistern der Stadt Braunschweig als Dienstwohnung zur Verfugung gestellt werden Dienstvilla des Braunschweiger Oberburgermeisters Bearbeiten Von 1911 bis Ende Marz 1933 bewohnten die Oberburgermeister Hugo Retemeyer 6 Paul Trautmann 7 und Ernst Bohme 8 das Gebaude Zeit des Nationalsozialismus und Zerstorung Bearbeiten Der letzte frei und demokratisch gewahlte Oberburgermeister der die Villa bewohnte war der SPD Politiker Ernst Bohme Nach der Machtergreifung des NS Regimes am 30 Januar 1933 wurde Bohme am 13 Marz auf Anweisung des Braunschweigischen NSDAP Innenministers und spateren Ministerprasidenten des Freistaates Braunschweig Dietrich Klagges des Amtes enthoben Am 25 Marz sturmten Angehorige der SS Bohmes Wohnung in der Adolfstrasse und misshandelten ihn schwer anschliessend wurde er in Schutzhaft genommen 9 Fortan bewohnten zunachst verschiedene NS Parteimitglieder und SS Angehorige das Gebaude Zwischen Ende 1935 und Fruhjahr 1936 benannten die Braunschweiger Nationalsozialisten die Adolfstrasse in Wilhelm Friedrich Loeper Strasse um Anm 2 Wilhelm Friedrich Loeper war NSDAP Politiker Reichsstatthalter in Braunschweig und Gauleiter des Gaues Magdeburg Anhalt gewesen Er war am 23 Oktober 1935 an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben Ab ca Mitte 1939 10 befanden sich in der Villa neben dem Gebaude Leopoldstrasse 24 25 11 das als Zentrale der Geheime Staatspolizei Gestapo Braunschweig diente zwei Gestapo Dienststellen 12 die Abteilung I Verwaltung 13 mit dem Leiter Polizeirat Ludwig Beckers 1902 14 und die Abteilung III Abwehr mit SS Untersturmfuhrer Albert Meyer 1889 15 und SS Obersturmfuhrer Eugen Worner 1912 16 In der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebaude 1944 durch einen alliierten Bombenangriff weitestgehend zerstort und die Reste bis auf das Kellergeschoss abgerissen Uber dem Keller wurde nach Planen des Braunschweiger Architekten Hannes Westermann ein Mehrfamilienhaus errichtet 17 Gedenken BearbeitenAm 28 Januar 2015 stellten die Stadt Braunschweig und die Burgerstiftung Braunschweig zwei BLIK Tafeln zum Gedenken an Ernst Bohme und Max Judel vor dem Haus Adolfstrasse 52 auf 18 Literatur BearbeitenChristina Krafczyk Constantin Uhde Bauen in Braunschweig Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte Band 50 Braunschweigischer Geschichtsverein Hrsg Appelhans Verlag Braunschweig 2016 ISBN 978 3 944939 20 9 S 280 281 Norman Mathias Pingel Judel Villa In Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Erganzungsband Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1996 ISBN 3 926701 30 7 S 74 Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Kiekenap Herzog Wilhelm und das Furstentum Oels In Braunschweigisches Jahrbuch 1993 Band 74 Braunschweigischer Geschichtsverein Waisenhaus Buchdruckerei Braunschweig 1992 S 114 Reinhard Bein Lebensgeschichten von Braunschweiger Juden doringDRUCK Braunschweig 2016 ISBN 978 3 925268 54 0 S 180 189 Christina Krafczyk Constantin Uhde Bauen in Braunschweig S 280 281 Tag des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung bzgl der Einrichtung der Judelstiftung Stadtchronik Braunschweig fur 1911 Informationen zur Judelstiftung Memento des Originals vom 27 April 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www freiwilligenserver de auf freiwilligenserver de Braunschwegisches Adressbuch 1912 III Abteilung Joh Heinr Meyer Braunschweig 1911 S 345 Braunschwegisches Adressbuch 1926 III Abteilung Joh Heinr Meyer Braunschweig 1925 S 279 Braunschwegisches Adressbuch 1933 III Abteilung Joh Heinr Meyer Braunschweig 1932 S 31 Gerd Biegel Ernst Bohme 1929 1933 1945 1948 In Henning Steinfuhrer Claudia Bohler Hrsg Die Braunschweiger Burgermeister Von der Entstehung des Amtes im spaten Mittelalter bis ins 20 Jahrhundert oeding print GmbH Braunschweig 2013 ISBN 978 3 941737 68 6 S 393 394 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus Campus Verlag Frankfurt New York 1997 ISBN 3 593 35835 2 S 90 Hans Ulrich Ludewig Gestapo Zentrale Leopoldstrasse 24 25 In Anja Hesse Hrsg Vernetztes Gedachtnis Topografie der nationalsozialistischen Herrschaft in Braunschweig 1930 bis 1945 Appelhans Braunschweig 2003 S 25f Braunschwegisches Adressbuch 1942 III Abteilung Joh Heinr Meyer Braunschweig 1941 S 322 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus S 95 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus S 78 FN 146 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus S 91 FN 174 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus S 91 FN 173 Christina Krafczyk Constantin Uhde Bauen in Braunschweig S 280 Personlichkeitstafeln fur Ernst Bohme und Max Judel enthullt auf braunschweig de Anmerkungen Bearbeiten Die Adolfstrasse wurde nach Anton Adolf Heinrich Bammel 1806 1882 einem Braunschweiger Industriellen und Lokalpolitiker benannt Nach Kriegsende wurde die Strasse wieder in Adolfstrasse ruckbenannt 52 259209 10 53322 77 Koordinaten 52 15 33 2 N 10 31 59 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Villa Judel amp oldid 243033765