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Jorg Peter Ewert 26 April 1938 in Freie Stadt Danzig ist ein deutscher Neurophysiologe Forschungsrichtung Neuroethologie Von 1973 bis 2006 war er Inhaber des Lehrstuhls fur Zoologie Physiologie an der Gesamthochschule Universitat Kassel Jorg Peter Ewert 1973 Historische Versuchsanordnung zur Ableitung der Antworten eines Neurons aus dem Gehirn einer Erdkrote auf BeuteJorg Peter Ewert 2010 Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Mitgliedschaften 3 Forschungsschwerpunkt Neuroethologie 4 Publikationen 4 1 Lehrbucher 4 2 Beitrage zu Fachbuchern 4 3 Wissenschaftliche Filme 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenJorg Peter Ewert studierte von 1958 bis 1965 die Facher Biologie Chemie und Geographie an der Georg August Universitat Gottingen 1965 wurde er im Fach Zoologie bei dem Verhaltensphysiologen Georg Birukow zum Dr rer nat promoviert Thema der Dissertation Der Einfluss peripherer Sinnesorgane und des Zentralnervensystems auf die Antwortbereitschaft bei der Richtbewegung der Erdkrote Spater absolvierte er das Staatsexamen fur das Lehramt an Gymnasien Ab 1966 war er Wissenschaftlicher Assistent am Zoologischen Institut der Technischen Universitat Darmstadt zunachst bei dem Entwicklungsphysiologen Wolfgang Luther danach bei dem Sinnesphysiologen Hubert Markl 1968 erhielt er eine Einladung des Neurophysiologen Otto Joachim Grusser an das Physiologische Institut der Freien Universitat Berlin Die dort erworbenen Methodenkenntnisse setzte er fur Ableitungen von Neuronen aus dem visuellen System der Erdkrote ein 1969 erfolgte seine Habilitation und die Erteilung der Venia Legendi fur Zoologie Schwerpunkt Physiologie Wahrend eines Forschungsaufenthalts 1970 71 arbeitete er als Fellow des Foundations Fund for Research in Psychiatry bei dem Neuropsychologen David J Ingle am McLean Hospital Harvard Medical School in Belmont Mass USA 1971 72 war er Universitatsprofessor am Zoologischen Institut der TU Darmstadt Im Jahr 1973 wurde Ewert auf die H4 Professur Lehrstuhl fur Zoologie Physiologie an die Universitat Kassel berufen Dort bildete er die Arbeitsgruppe Neuroethologie Wahrend der Grundungsphase der Universitat war er am Aufbau der Naturwissenschaften und an der Strukturierung der reformierten Biologie Studiengange massgeblich beteiligt 1983 erhielt der in Schauenburg lebende Zoologe 1 einen Ruf auf die Lehrkanzel fur Zoologie Physiologie an die Universitat Wien Er entschied sich jedoch fur die Universitat Kassel und wirkte dort bis zu seiner Emeritierung 2006 Von 2000 bis 2004 leitete Ewert als Reprasentant der European Science Foundation ESF eine Expertengruppe des Europarats Die Aufgabe der Group of Experts on Amphibians and Reptiles bestand in der Revision des Appendix A zur European Convention for the Protection of Vertebrate Animals used for Experimental and other Scientific Purposes ETS 123 2 Mitgliedschaften BearbeitenFur seine wissenschaftlichen Verdienste auf dem Gebiet der neuroethologischen Forschung an Amphibien wurde Ewert in die American Association for the Advancement of Science AAAS als Fellow aufgenommen Im August 1981 organisierte Ewert als Direktor des NATO Advanced Study Institute NATO ASI den internationalen Kongress Advances in Vertebrate Neuroethology an der Universitat Kassel Tagungsort Schlosschen Schonburg Hofgeismar Anlasslich dieses Kongresses wurde die International Society for Neuroethology ISN gegrundet 3 Ewert war Mitglied des ISN Steering Committee Forschungsschwerpunkt Neuroethologie BearbeitenJorg Peter Ewert gehort zu den Pionieren der Neuroethologie Seit 1963 erforscht er die neurophysiologischen Grundlagen visuell gesteuerter Verhaltensweisen an Amphibien unter besonderer Berucksichtigung der Erdkrote Im Mittelpunkt steht die von Nikolaas Tinbergen seinerzeit gestellte Frage nach neuralen Korrelaten der klassischen ethologischen Konzepte Schlusselreiz und Auslosemechanismus 4 Durch seine Forschungsergebnisse 5 hat er diese Konzepte fallbezogen fur die visuelle Beutefangauslosung bei Erdkroten neurophysiologisch substantiiert und inhaltlich erweitert Mithin erfuhr die von Hanna Maria Zippelius an diesen Konzepten pauschal geausserte Kritik Die vermessene Theorie teilweise eine Korrektur 6 Ewert hat den Begriff Schlusselreiz fallbezogen prazisiert Der Schlussel bezieht sich nicht auf ein spezifisches Reiz Merkmal sondern auf einen Algorithmus der durch Wichtung kritischer Merkmal Komponenten die Beute Kategorie erschliesst und sie gegenuber Nicht Beute abgrenzt 7 Die Grenze ist u a von der Beutefang Motivation abhangig Durch ihre Forschungsergebnisse haben Ewert und Mitarbeiter auch das Konzept Auslosemechanismus neu beleuchtet Die species spezifische Beuteerkennung der Erdkrote kann durch Lernen modifiziert werden Nach Inaktivierung einer am Lernen beteiligten Hirnstruktur homolog dem Hippocampus kommt die ursprungliche Beuteerkennung wieder zur Geltung 8 Folglich gibt es im Krotenhirn Neuronenschaltungen die Signale Schlusselreize in adaquate Verhaltensmuster ubersetzen und solche die unter Beteiligung bestimmter telencephaler Strukturen diese Ubersetzung modulieren z B modifizieren 9 Zu Ewerts wissenschaftlichen Erfolgen gehort die Entdeckung von Beute selektiven Neuronen im Mittelhirndach der Erdkrote Er konnte nachweisen dass der Merkmal Wichtungsprozess und damit der o g Algorithmus auf bestimmten Interaktionen zwischen verschiedenen Strukturen des Vorderhirns und Mittelhirndachs beruht Die Axone der Beute selektiven Neurone liessen sich bis zu den motorischen Zentren des Nachhirns verfolgen Demnach ist ein Auslosemechanismus ein sensomotorisches Interface das wie der Januskopf in zwei Richtungen blickt zur Sensorik und Motorik Er dient einerseits der Signalerkennung sowie Signalortung und andererseits der Ansteuerung der adaquaten Verhaltensreaktion Neuronales Korrelat ist nach Ewert eine Kombination von Merkmal sensitiven zur Motorik fuhrenden Neuronen Konzept des Sensomotorischen Code 10 Die Modellierung zentralnervoser Prozesse die der Objekterkennung bei Kroten zugrunde liegen erfolgte in Kontakt mit Werner von Seelen Francisco Cervantes Perez Michael A Arbib und Ann Reddipogu Kunstliche neuronale Netze die sich an Prinzipien des Krotenhirns orientieren 11 ermoglichten in der Experimentierplattform Sortieren forderbandbewegter Objekte mit Robotergreifarm einen Zugang zur Robotik in Kooperation mit Helge Ritter und Friedrich Pfeiffer im BMBF Verbundprojekt SEKON 1976 verfasste Ewert das erste Buch uber Neuro Ethologie Einfuhrung in die neurophysiologischen Grundlagen des Verhaltens das spater als englische japanische und chinesische Ausgabe erschien Der von Ewert und dem Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF erstellte Film Bildverarbeitung im Sehsystem der Erdkrote Verhalten Hirnfunktion Kunstliches neuronales Netz wurde 1994 ausgezeichnet Accredited by IAMS International Association for Media in Science Seit 1992 ist Ewert Mitglied des Editorial Board der Zeitschrift Adaptive Behavior Animal Animats Software Agents Robots Adaptive Systems Die an Erdkroten gewonnenen Forschungsergebnisse gehoren zu Modellbeispielen in diversen Lehrbuchern 12 13 14 Publikationen BearbeitenLehrbucher Bearbeiten J P Ewert Neuro Ethologie Einfuhrung in die neurophysiologischen Grundlagen des Verhaltens Heidelberger Taschenbucher Springer Heidelberg 1976 ISBN 3 540 07773 1 J P Ewert Neuroethology Springer Berlin 1980 ISBN 3 540 09790 2 1983 Japanese Edn Baifukan Tokyo 1986 Chinese Edn Beijing Scientific Press Beijing J P Ewert R R Capranica D J Ingle Hrsg Advances in Vertebrate Neuroethology Plenum New York 1983 ISBN 0 306 41197 0 J P Ewert Neurobiologie des Verhaltens Kurzgefasstes Lehrbuch fur Psychologen Mediziner und Biologen Huber Verlag Bern 1998 ISBN 3 456 82994 9Beitrage zu Fachbuchern Bearbeiten The neural basis of visually guided behavior In R Held W Richards Hrsg Recent Progress in Perception Readings from Scientific American Freeman San Francisco 1974 S 96 104 Tectal mechanisms that underlie prey catching and avoidance behaviors in toads In H Vanegas Hrsg Comparative Neurology of the Optic Tectum Plenum New York 1984 S 247 416 mit T W Beneke E Schurg Pfeiffer W W Schwippert und A Weerasuriya Sensorimotor processes that underlie feeding behavior in tetrapods In V L Bels M Chardon P Vandewalle Hrsg Advances in Comparative amp Environmental Physiology Vol 18 Biomechanics of Feeding in Vertebrates Springer Berlin 1994 S 119 162 Motion perception shapes the visual world of amphibians In F R Prete Hrsg Complex Worlds from Simpler Nervous Systems MIT Press Cambridge MA 2004 S 117 160Wissenschaftliche Filme Bearbeiten Gestaltwahrnehmung bei der Erdkrote IWF Wissen und Medien gGmbH Gottingen 1982 Film 16 mm S VHS Video DVD Video I Angeborenes Beuteerkennen Nr C 1430 II Modifikation des Beuteerkennens durch Lernen Nr C 1431 III Neuroethologische Analyse des angeborenen Beuteerkennens Nr C 1432 Bildverarbeitung im Sehsystem der Erdkrote Verhalten Hirnfunktion Kunstliches Neuronales Netz IWF 1993 English Version Image Processing in the Visual System of the Common Toad Behavior Brain Function Artificial Neuronal Net Begleitpublikation IWF Publ Wiss Film Biol 22 1995 pp 73 150 Film Nr C 1805 S VHS Video DVD Video Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Jorg Peter Ewert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Homepage von Jorg Peter EwertEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Walter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who 24 Ausgabe Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 2005 0 S 286 Von der Expert Group Amphibians and Reptiles fur den Europarat erstelltes Dokument PDF Memento vom 3 Januar 2007 im Internet Archive J P Ewert Advances in Vertebrate Neuroethology In Trends Neurosci 5 1982 S 141 143 Video Forschungsergebnisse zusammengefasst und Literaturhinweise s joerg peter ewert de J P Ewert Tinbergens Konzept der Gestalt Wahrnehmung fur die Auslosung von Verhaltensweisen durch Schlusselreize Beweise aus ethologischer und neuroethologischer Sicht In G H Neumann K H Scharf Hrsg Vergleichende Verhaltensbiologie gegenwartiger Forschungsstand 2 Aufl Aulis Verlag Deubner Koln 1999 S 197 227 S Wachowitz J P Ewert A key by which the toad s visual system gets access to the domain of prey In Physiol Behav 60 3 1996 S 877 887 J P Ewert A W Dinges T Finkenstadt Species universal stimulus responses modified through conditioning re appear after telencephalic lesions in toads In Naturwissenschaften 81 1994 S 317 320 J P Ewert W W Schwippert Modulation of visual perception and action by forebrain structures and their interactions in amphibians In E D Levin Hrsg Neurotransmitter Interactions and Cognitive Function Birkhauser 2006 S 99 136 J P Ewert Neural correlates of key stimulus and releasing mechanism In Trends Neurosci Band 20 8 1997 S 332 339 PMID 9246720 S Fingerling J P Ewert R Menzel F Pfeiffer From the toad to a robot implementation of neurobiological principles of object discrimination in neural engineering In Naturwissenschaften Band 80 1993 S 321 324 T J Carew Behavioral Neurobiology Memento vom 6 Oktober 2008 im Internet Archive Sinauer Sunderland 2000 S 94 124 G K H Zupanc Behavioral Neurobiology An Integrative Approach Oxford 2004 S 122 132 M A Arbib The Metaphorical Brain 2 Neural Networks and Beyond Wiley 1998 S 204 222Normdaten Person GND 120609622 lobid OGND AKS LCCN n79116439 VIAF 93036643 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ewert Jorg PeterKURZBESCHREIBUNG deutscher NeurophysiologeGEBURTSDATUM 26 April 1938GEBURTSORT Danzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jorg Peter Ewert amp oldid 238292082