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Okuni japanisch 出雲阿国 geboren um 1572 in Izumo gestorben um 1610 war eine japanische Kunstlerin Uber ihr Leben sagen die sehr wenigen erhaltenen zeitgenossischen Dokumente kaum Naheres Sie wuchs wahrscheinlich in Izumo auf und soll am dortigen Schrein als Miko durch Tanze aufgefallen sein Spater lebte sie in Kyōto wo sie eigenwillige Tanztheater Stucke auffuhrte die das Publikum als Kabuki bezeichnete Okuni gilt daher als Erfinderin dieser Theaterform wobei sie sich von mehreren bereits existierenden Gattungen inspirieren liess Sie und spater auch ihre Ensembles wurden in Japan schnell beliebt und reisten bis ungefahr 1610 durchs Land Danach verlieren sich ihre Spuren Undatiertes Portrat von Okuni in der Rolle eines Samurai Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Theaterkarriere und Einfluss auf das Genre 3 Lebensende 4 Wurdigungen 5 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenOkuni wurde mutmasslich gegen 1572 in Izumo geboren einem Ort in der gleichnamigen japanischen Provinz Ihr Vater soll dort als Schmied gearbeitet haben andere Familienmitglieder am Izumo Taisha einem Shintō Schrein Okuni fing angeblich als Jugendliche dort als Miko an eine Priesterin die Zeremonien zu Ehren von Shintō Gottheiten vollzieht 1 Sie soll wahrend ihrer Rituale oft religiose Tanze dargeboten haben was Einheimischen gut gefiel Deshalb sei sie in verschiedene Orte im ganzen Land geschickt worden um mit ihren Tanzen wie es damals fur Mitarbeiter der Schreine ublich war Spenden fur den Izumo Taisha zu sammeln So kam sie Ende des 16 Jahrhunderts in die damalige Hauptstadt Kyōto 2 Dort begann Okuni angeblich in trockenen Flussbetten des Kamo den nembutsu odori zu tanzen 3 Mit diesem Tanz wurde ursprunglich dem Amitabha gehuldigt einem transzendenten Buddha Den Tanz gab es bereits seit dem neunten Jahrhundert allerdings hatte er zu Okunis Zeit seine religiose Bedeutung weitestgehend verloren und sich im Laufe der Jahre zu einem weltlichen Volkstanz entwickelt 4 Okunis Version war unublich lasziv was sie bald zu einer beliebten Kunstlerin Kyōtos machte Deswegen blieb sie dort Der Aufforderung zu ihrem Schrein zuruckzukehren habe sie sich widersetzt ihm aber regelmassig Geld geschickt 3 Allerdings gehen einige Historiker davon aus dass Okuni nicht den nembutsu sondern einen anderen odori Uberbegriff fur japanische Volkstanze tanzte Als wahrscheinlich gilt der furyu ein weiterer Oberbegriff Damit wurden Tanze bezeichnet bei denen die Kunstler aufwendige Kostume trugen Zudem nannte Okuni laut den wenigen erhaltenen zeitgenossischen Berichten uber sie ihre Kunst zeitweise yayako odori Das war vermutlich eine gegen 1592 von odori Tanzerinnen erfundene Mischung zweier verschiedener Kunststile des kouta odori und der Theaterkomik Kyōgen Eine Gruppe kostumierter Madchen oder junger Frauen tanzte zu einem langsamen Lied den kouta danach fuhrten Kyōgen Darsteller Sketche auf Allerdings bestand beim yayako zwischen Tanz und komischem Schauspiel keine Verbindung 5 Theaterkarriere und Einfluss auf das Genre Bearbeiten nbsp Okuni in ihrer Rolle als KabukimonoAnfang des 17 Jahrhunderts setzte Okuni ihre Vorfuhrungen in Kyōto fort unter anderem am Kitano Tenman gu Sie soll dabei Mannerkleidung wie das zeremonielle Gewand von Shintō Priestern und die fur Daimyōs typischen Brokat Hosen und Felljacken aber auch feminine Kleider wie Kimonos getragen haben Dazu sang sie tanzte weiterhin die freizugigen odori und fuhrte selbst erdachte Sketche uber die Arbeit von Priestern Verabredungen in Teehausern sowie Treffen zwischen Freiern und Prostituierten auf Das Publikum bezeichnete diese Auffuhrungen als kabuki oder auch okuni kabuki Das Wort kabuki stand damals generell fur alles Ungewohnliche 6 beispielsweise die kabukimono die Okuni oft imitiert haben soll 7 Das waren Samurai die sich zu Banden zusammenschlossen und durch grelle Kleidung unubliche Barte und Frisuren eine pathetische Sprechweise verzierte Katanas sowie Straftaten wie Schlagereien Raububerfalle und Morde Aufsehen erregten 8 Aus diesem Grund gilt Okuni als Erfinderin des Kabuki das Gesangs Schauspiel und Tanzeinlagen miteinander verbindet Das okuni kabuki war nicht vollkommen innovativ weswegen ihre Rolle als Erfinderin einer neuen Theaterform unter Historikern umstritten ist Lange vor ihrer Ankunft in Kyōto gab es Darstellerinnen die in Theatergruppen durchs Land zogen Mannerkleidung trugen odori in ihrem Repertoire hatten oder erotische Elemente in ihre Auffuhrungen einbauten Zudem war die Handlung von Okunis Geistergeschichten in denen die Geister auf die Erde zuruckgeholt von einem Priester unterhalten und anschliessend in die Unterwelt zuruckgeschickt wurden ein klassischer Tropus im traditionellen Tanztheater Nō 9 Okuni habe allerdings basierend auf ihren Erfahrungen mit dem furyu und yayako odori durch das Kombinieren verschiedener Kunststile sowie eigene kreative Erganzungen entscheidend dazu beigetragen aus dem Kabuki eine populare eigenstandige Theaterform zu machen So standen bei ihr Elemente des Kyōgen mit den Volkstanzen in direkter Verbindung indem die mannlichen Figuren im Teehaus odori tanzten Mit den lasziven odori wurden zudem die Geister unterhalten deren Szenen ebenfalls oft im Teehaus spielten Ubliche Schauplatze solcher Handlungen im Nō waren abgelegene Waldstellen oder verlassene Strande zudem handelte es sich bei Okunis Verstorbenen um Manner aus dem einfachen Volk 10 Einer davon war Nagoya Sansaburō der sich in ihren Stucken selbst als Geist spielte und mit dem von ihr verkorperten Priester tanzte Nagoya war daneben angeblich Okunis Liebhaber und Mitbegrunder des Kabuki 11 nbsp Zeitgenossische Darstellung einer Okuni AuffuhrungLaut den zeitgenossischen Berichten uber Okuni grundete sie ungefahr 1603 eine zunachst rein weibliche Schauspieltruppe Die Frauen waren gesellschaftliche Aussenseiterinnen vor allem Prostituierte denen Okuni Gesang Schauspiel und Tanz beibrachte 12 Die Popularitat der durchs ganze Land reisenden Gruppe wuchs stetig unter anderem dank ihrer Auffuhrungen am Kaiserlichen Hof von Kyōto die bei den dort Lebenden beliebt waren 3 So verbreiteten sich in Japan schnell rein weibliche Theatertruppen deren Kunst als onna kabuki Frauen Madchenkabuki bezeichnet wurde 1 Einige Jahre darauf soll Okuni auch Manner aufgenommen haben Okuni sowie ihre Darsteller und Darstellerinnen ubernahmen regelmassig Rollen des jeweils anderen Geschlechts 7 Dieser Geschlechtertausch gilt als weiterer Grund fur ihren Erfolg da im Nō Manner zwar ebenfalls Frauen darstellten dabei aber im Gegensatz zu Okuni nicht auf eine authentische Imitation achteten Zudem seien die Gesange sowie Tanze von Okunis Truppe im Vergleich zum Nō schlichter lockerer und kokett gewesen Diese Unterschiede habe das Publikum als vollig aussergewohnlich wahrgenommen und fasziniert betrachtet 13 Lebensende BearbeitenUm 1610 zog sich Okuni aus dem Kabuki zuruck In keinen Dokumenten fanden sich Hinweise auf ihren Verbleib Deswegen wird angenommen dass sie zu dieser Zeit starb 14 1629 erliess der Shōgun Tokugawa Iemitsu ein Verbot von Schauspielerinnen im Kabuki da ihm deren freizugige Tanze missfielen Zudem kam es oft zu Streitigkeiten zwischen Zuschauern die um die Gunst der Darstellerinnen buhlten Daraufhin wurden alle Figuren von jungen Mannern dargestellt Woraus sich wakashu kabuki entwickelte das sich von Okunis Kabuki unter anderem durch andere Tanzstile unterschied Das wakashu wurde allerdings nach Tokugawas Tod 1652 ebenfalls verboten weil viele Darsteller homosexuelle Prostituierte waren Die darauffolgenden Kabuki Variationen wurden nur noch von alteren Mannern aufgefuhrt 15 Wurdigungen Bearbeiten1969 veroffentlichte die Schriftstellerin Sawako Ariyoshi ihren Roman Izumo no Okuni Die fiktionalisierte Biografie uber Okuni erschien erstmals von 1967 bis 1969 als Feuilletonroman in der japanischen Frauenzeitschrift Fujin Kōron 16 2006 wurde das Buch vom Sender NHK als Miniserie verfilmt die Hauptrolle ubernahm Rei Kikukawa 17 2003 wurde in Kyōto eine Statue enthullt die Okuni mit Katana und Facher zeigt Sie steht in direkter Nahe zum Kamo ihrer Hauptwirkungsstatte 18 Im selben Jahr verewigte die Japan Post Okuni auf einer Briefmarke 19 Im August 2021 zollte die US amerikanische Dragqueen Sasha Velour in der Videoserie Faces of Drag zehn Pionieren der Drag Weltgeschichte ihren Tribut Zu den mit Pappmache Masken Portratierten gehorte neben Kunstschaffenden wie Barbette Coccinelle und Mei Lanfang unter anderem auch Okuni 20 Einzelnachweise Bearbeiten a b Barbara Joan Zeitz A Thesaurus of Women from Water to Music iUniverse Los Angeles 2008 ISBN 978 1 4917 9641 2 Kapitel Her Kabuki Not His Judith Lynne Hanna The Performer Audience Connection Emotion to Metaphor in Dance and Society University of Texas Press Austin 1983 ISBN 0 292 76478 2 S 114 a b c National Guitar Workshop Guitar Atlas Guitar Styles from Around the World Alfred Music Publishing Los Angeles 2008 ISBN 978 0 7390 5563 2 S 270 H Paul Varley Japanese Culture University of Hawaiʻi Press Honolulu 2000 ISBN 0 8248 2152 1 S 187 Andrew T Tsubaki A Kabuki Reader History and Performance M E Sharpe New York 2002 ISBN 0 7656 0704 2 S 11 13 Cecilia Segawa Seigle Yoshiwara The Glittering World of the Japanese Courtesan University of Hawaiʻi Press Honululu 1993 ISBN 0 8248 1488 6 S 16 17 a b Arya Madhavan Women in Asian Performance Aesthetics and Politics Taylor amp Francis Abingdon on Thames 2017 ISBN 978 1 317 42224 2 S 7 David R Ambaras Bad Youth Juvenile Delinquency and the Politics of Everyday Life in Modern Japan University of California Press Berkeley 2006 ISBN 0 520 24579 2 S 11 13 Jacob Raz Audience and Actors A Study of Their Interaction in the Japanese Traditional Theatre E J Brill Leiden 1983 ISBN 90 04 06886 4 S 144 Andrew T Tsubaki A Kabuki Reader History and Performance M E Sharpe New York 2002 ISBN 0 7656 0704 2 S 9 13 Samuel L Leiter Historical Dictionary of Japanese Traditional Theatre Rowman amp Littlefield Lanham 2014 ISBN 978 1 4422 3911 1 S 369 Conor Hanratty Shakespeare in the Theatre Yukio Ninagawa Bloomsbury Publishing London 2020 ISBN 978 1 4917 9641 2 S 37 Andrew T Tsubaki A Kabuki Reader History and Performance M E Sharpe New York 2002 ISBN 0 7656 0704 2 S 14 A C Scott The Kabuki Theatre of Japan Dover Publications New York 1999 ISBN 0 486 40645 8 S 35 Haruo Shirane Early Modern Japanese Literature An Anthology 1600 1900 Columbia University Press New York 2002 ISBN 0 231 50743 7 S 235 Barbara Hartley Diva Nation Female Icons from Japanese Cultural History University of California Press Berkeley 2018 ISBN 978 0 520 96997 1 S 78 The Life and Work of Izumo no Okuni In Yabai 19 Februar 2018 abgerufen am 1 September 2022 englisch Robert Hurwitt OTHERS REDISCOVERED In San Francisco Chronicle 16 Marz 2008 abgerufen am 1 September 2022 englisch 平成15年 発行計画 In Japan Post Abgerufen am 1 September 2022 japanisch Mark Molloy Sasha Velour serves an enchanting lesson on queer history with Faces of Drag In GCN 26 August 2021 abgerufen am 1 September 2022 englisch Normdaten Person GND 119219336 lobid OGND AKS LCCN n85011522 VIAF 253577714 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Izumo no OkuniALTERNATIVNAMEN 出雲阿国 japanisch KURZBESCHREIBUNG Wahrscheinliche Erfinderin des KabukiGEBURTSDATUM 1572GEBURTSORT Provinz IzumoSTERBEDATUM 1610 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Izumo no Okuni amp oldid 227500532