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Der Isfriedsche Teilungsvertrag 1 ist eine Urkunde aus dem Jahre 1194 in der sich Isfried Bischof von Ratzeburg und das Ratzeburger Domkapitel uber die Aufteilung der Ratzeburger Stiftsguter einigen Der Vertrag gibt die erste genaue Nachricht uber den Stand des hochmittelalterlichen Landesausbaus im Bistum Ratzeburg dessen Gebiet im Wesentlichen den Kreis Herzogtum Lauenburg sowie Westmecklenburg umfasste Die regionale Popularitat der Urkunde ist auf die erstmalige urkundliche Erwahnung der darin angefuhrten Dorfer zuruckzufuhren Die Urkunde befindet sich heute im Landeshauptarchiv Schwerin LHAS 1 5 2 1 Bistum Ratzeburg Strelitzer Bestand Nr 10 Der Erhaltungszustand ist infolge Schimmelpilzbefalls schlecht Eine Restaurierung ist nicht abzusehen Die massgebliche Veroffentlichung erfolgte in MUB I 154 Mecklenburgisches Urkundenbuch 2 Moderne Plastik von Isfried von Ratzeburg im Kloster Jerichow Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Inhalt 3 Rezeption 4 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenNach der Erneuerung des von den Slawen im 11 Jahrhundert vernichteten Bistums Ratzeburg durch Heinrich den Lowen im Jahre 1154 bestimmte dieser dass dem Domkapitel in den Landern Ratzeburg Wittenburg Gadebusch und Boitin ein Teil der bischoflichen Einnahmen zustehen solle Die daruber erstellte Urkunde 3 aus dem Jahre 1167 ist zwar eine Falschung 4 doch die Bestimmung selbst gilt als echt nur scheint die ursprungliche Urkunde verloren 5 Der Vollzug dieser Anordnung ist jedenfalls unter Isfrieds Vorganger Evermod und wahrend der durch einen Investiturstreit verursachten Sedisvakanz unterblieben Stattdessen vereinnahmte der Bischof den Zehnten und teilte dem Domkapitel das zum Lebensunterhalt Notwendige zu 6 Heinrich der Lowe hatte nun 1180 Isfried als Bischof eingesetzt sehr zum Missfallen des dem Convent des Kapitels vorstehenden Propstes Otto der sich selbst Hoffnungen auf das Amt gemacht hatte 7 Die sich hieraus entwickelnden Streitigkeiten spiegeln sich in der Einleitung des Teilungsvertrages wider wenn Isfried darin erklart dass unsere Bruder und Domherren der Ratzeburger Kirche uns haufiger bedrangten 8 In der Folge einigten sich der Bischof und das Domkapitel zur Beendigung des Streites und zum Vollzug der Bestimmung auf vereidigte Schiedsrichter die entscheiden sollten in welchen Dorfern des Bistums der Zehnt zukunftig an das Kapitel fallen solle Diese Schiedsrichter sind in der Urkunde namentlich erwahnt Bernardus de Mulsan Otto Albus Willehelmus de Zagerahn Woldemarus Wernerus de Marsowe Fredericus de Hachenowe Heinricus de Butzowe Vogt Fredericus und Eilbertus von Dargun Der Schiedsspruch selbst hingegen ist nicht uberliefert aber der Isfriedsche Teilungsvertrag beruft sich ausdrucklich auf die Entscheidung der Schiedsrichter Inhalt BearbeitenDer Urkunde ist zu entnehmen dass die Guter und Rechte des Kapitels von den Schiedsrichtern im Einzelnen festgestellt worden sind und der Bischof und das Kapitel diese Feststellung fur sich als vertraglich bindend anerkennen Die dem Kapitel zugeteilten Guter namlich die Hufen das Land den Zins die Pachtzahlungen und den Zehnten soll es fur immer behalten durfen auch einen zukunftigen Zuwachs in den Dorfern Wer das Kapitel in seinem Besitz stort ist verflucht und soll der ewigen Verdammnis anheimfallen Umgekehrt verzichtet das Kapitel auf jeden Anspruch gegen den Bischof sollten sich dessen Einnahmen zukunftig vermehren Im Einzelnen soll das Kapitel die Guter vornehmlich den Zehnten folgender Dorfer erhalten Land RatzeburgKirchspiel St Georg nbsp 1 Rodemozle Romnitz2 Cithene Ziethen3 Monte Neuvorwerk4 Giselbreghtestorpe Giesensdorf5 Belendorp Behlendorf6 Minus Mankre Klein Anker eingegangen 7 Minus Belendorp Klein Behlendorf eingegangen 8 Unam domum Einhaus9 Crumesce Krummesse10 Novam Villam Niendorf11 Climpowe Klempau12 Pukentorpe Pukendorf eingegangen 13 Cronesvorde KronsfordeKirchspiel Schlagsdorf14 Mechowe Mechow15 Slaubrize SchlagbruggeKirchspiel Mustin16 Dechowe Dechow17 Thurowe Gross ThurowKirchspiel Seedorf18 Nigentorp Niendorf19 Brisan Bresahn20 Scachere Gross ZecherKirchspiel Sterley21 Kerseme Kehrsen22 Clotesvelde Klotesfelde eingegangen Kirchspiel Gudow23 Zageran Segrahn eingegangen 24 Lesten Langenlehsten25 Bandowe Bannau eingegangen 26 Grambeke Grambek27 Scarnekowe Sarnekow28 Guthin GottinKirchspiel Breitenfelde29 Wolterstorp Woltersdorf30 Nigentorp Niendorf31 Belowe Balau32 Antiquum Mulne Alt Molln33 Pinnowe Pinnau eingegangen Kirchspiel Nusse34 Walegotesvelde WalksfeldeLand WittenburgKirchspiel Zarrentin35 Culsin Kolzin36 Vilun Valluhn37 Scalisce SchalissKirchspiel Neuenkirchen38 Milentheche Neuhof39 Bosowe BoissowKirchspiel Dobbersen40 Rochut Raguth41 Bentin BentinKirchspiel Hagenow42 Merchrade Merkrade eingegangen 43 Todin Toddin44 Puthechowe PatowKirchspiel Vellahn45 Vilen Vellahn46 Bansin Banzin47 Domerace Dammereez48 Bralistorp Brahlstorf49 Paniz Penz eingegangen 50 Bolbruche Bollbrugge eingegangen Kirchspiel Korchow51 Zure Zuhr52 Predole PerdohlKirchspiel Camin53 Camin CaminKirchspiel Parum54 Pogresse PogressLand Gadebusch55 Zvemin Zwemin eingegangen 56 Radegast Radegast57 Ganzowe Ganzow58 Malin Mollin59 Rotgentorp RoggendorfLand SchwerinKirchspiel Eichsen60 Sconevelde Schonfeld61 Wendelerstorp Wendelstorf62 Godin GoddinLand Boitin63 Lenzekowe Lenschow eingegangen 64 Polengowe Palingen65 Warsowe Wahrsow66 Luderstorp Ludersdorf67 Lewen Lauen68 Thescowe Teschow69 Locwisc Lockwisch70 Rubenestorp Rupensdorf71 Malsowe Malzow72 Petersberge Petersberg73 Nigentorp Niendorf74 Bistenowe OllndorfRezeption BearbeitenDer Isfriedsche Teilungsvertrag aus dem Jahre 1194 ist das erste verlassliche Verzeichnis der im Bistum Ratzeburg entstandenen Kirchen Da der Landesausbau in diesem Gebiet mit dem Aufbau der kirchlichen Organisation einherging lasst sich aus der Urkunde dessen Stand ableiten Die Kirchenorganisation im Land Ratzeburg ist nach dem Vergleich mit dem Ratzeburger Zehntregister beinahe abgeschlossen der Schwerpunkt des Landesausbaus und der Verzehntung haben sich bereits nach Osten in die Lander Wittenburg und Gadebusch verlagert Keine Auskunft gibt die Urkunde sinnigerweise uber die Anzahl der im Bistum tatsachlich vorhandenen Dorfer sind in ihr doch nach ihrem Zweck nur diejenigen Siedlungen benannt die erstens bereits verzehntet waren und zweitens zwischen Isfried und dem Domkapitel aufgeteilt werden Im Jahre 1194 noch dem wendischen Recht unterliegende Dorfer sind nicht verzehntet und fehlen in Ganze und was nach dem Schiedsspruch nicht der Teilung unterlag ist in der Urkunde nicht erwahnt Keineswegs zulassig ist also die Annahme die im Ratzeburger Zehntregister genannten Dorfer seien erst nach der Abfassung des Isfriedschen Teilungsvertrages entstanden oder gar die dort erst aufgefuhrten seien 1194 noch ausschliesslich wendisch besiedelt und umgekehrt Erlaubt hingegen ist der von der Warte des Ratzeburger Zehntregisters vergleichend zuruckgeworfene Blick insoweit als er der vervollstandigten Erkenntnis des Landesausbaus im Jahre 1230 gilt Was im Ratzeburger Zehntenregister fehlt das Land Boitin ist in der Zwischenzeit nicht eingegangen Nur beide Urkunden zusammen gewahren einen einigermassen vollstandigen Eindruck vom hochmittelalterlichen Landesausbau im Bistum Ratzeburg um das Jahr 1230 Einzelnachweise Bearbeiten Bezeichnung der unbetitelten Urkunde nach Ludwig Hellwig Das Zehntenregister des Bistums Ratzeburg In Verein fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Bd 69 1904 S 312 und weitere Weblink Memento vom 26 September 2007 im Internet Archive derselbe Neue Forschungen zum Zehntenregister des Bistums Ratzeburg In Archiv des Vereins fur die Geschichte des Herzogthums Lauenburg Molln 1909 Seite 3 und weitere vergleiche auch Karl Schmaltz Die Begrundung und Entwickelung der kirchlichen Organisation Mecklenburgs im Mittelalter In Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Band 72 1907 S 126 Teilungsvertrag MUB I 154 Weblink MUB I 88 Weblink Karl Jordan Die Bistumsgrundungen Heinrichs des Lowen Untersuchungen zur Geschichte der ostdeutschen Kolonisation Leipzig 1939 Seite 30 Wolfgang Prange Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter Neumunster 1960 Seiten 65 f Friedrich Bertheau Die geschichtliche Entwicklung der landlichen Verhaltnisse im Furstentum Ratzeburg in Verein fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Bd 79 1914 Seite 76 Digitalisat Memento vom 7 September 2004 im Internet Archive Bertheau ebenda S 76 unter Berufung auf Winter Geschichte der Pramonstratenser im nordostlichen Deutschland Seite 175 Neuendorff Die Stiftslander des ehemaligen Bisthums Ratzeburg topographisch und geschichtlich dargestellt Stillersche Hofbuchhandlung Schwerin 1832 Digitalisat Seite 43 ubersetzt instanter sollicitarent instandig bitten doch ein demutig flehender Convent zusammengesetzt aus ortlichem Adel und als Inhaber eines verbrieften Anspruches erscheint wenig uberzeugendKarte mit allen verlinkten Seiten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isfriedscher Teilungsvertrag amp oldid 218086366