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Die Ionenimplantation ist ein Verfahren zur Einbringung von Fremdatomen in Form von Ionen in ein Grundmaterial Dotierung genannt Auf diese Weise lassen sich die Materialeigenschaften meistens die elektrischen Eigenschaften des Grundmaterials verandern Das Verfahren wird unter anderem in der Halbleitertechnik genutzt Entsprechende Anlagen zur Ionenimplantation werden als Ionenimplanter bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Reichweite von Ionen 3 Anwendung 4 Bedeutung in der Halbleitertechnik 5 Vor und Nachteile 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweisePrinzip Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der Ionentrennung und der Implantationsanlage engl Das prinzipielle Verfahren ist der Beschuss von Festkorpern im Hochvakuum mit beschleunigten Ionen Es lasst sich in folgende Schritte aufteilen Erzeugung der Ionen in einer Ionenquelle Extraktion der Ionen durch ein elektrostatisches Feld Separation der Ionen nach Masse in einem Massenseparator Beschleunigung der Ionen Ablenkung mittels elektrischer Felder Implantation in die ProbeDie wichtigsten Parameter zur Charakterisierung der Ionenimplantation sind die Beschleunigungsenergie die von 500 eV bis 6 MeV reichen kann und die Implantationsdosis die im Bereich von 1011 1018 cm 2 liegt Da Ionen nach dem Eintritt in das Zielmaterial durch zufallige Kollision mit den Elektronen und Atomkernen abgebremst werden bestimmt die Energie die Reichweite der Ionen im Festkorper und die Dosis die Dotierungskonzentration Des Weiteren sind der Einfallswinkel in Abhangigkeit des Zielmaterials ggf auch dessen Kristallorientierung und auch die Ionenstromdichte wichtige Kenngrossen fur das zu erreichende Konzentrationstiefenprofil Bei der Implantation entstehen in Abhangigkeit von der Masse der implantierten Ionen und der Implantationsdosis Strahlenschaden im Kristallgitter des Halbleiters Daher muss das Substrat nach einem Implantationsschritt ausgeheilt werden Dies geschieht durch einen Hochtemperaturprozess bei dem die Fremdatome in das Gitter eingebaut und so elektrisch aktiviert werden und die Gitterstruktur wiederhergestellt wird Der Ausheilprozess kann durch einen Ofenprozess oder Rapid Thermal Annealing RTA realisiert werden Der RTA Prozess bietet hierbei den Vorteil die Kristallausheilung und den damit immer verbundenen Diffusionsprozess starker zu trennen und zu kontrollieren Reichweite von Ionen Bearbeiten Hauptartikel LSS Theorie und Gitterfuhrungseffekt Bei der Ionenimplantation spielt die Reichweite der Ionen eine entscheidende Rolle Eine wichtige Theorie zur Beschreibung der Reichweite von Ionen in amorphen Festkorpern wurde 1963 von Jens Lindhard Morten Scharff und Hans E Schiott aufgestellt 1 allgemein als LSS Theorie bekannt Sie beschreibt die Abbremsung der Ionen durch die Elektronen des Bremsmediums wobei das Elektronengas eine Art viskoses Medium darstellt elektronische Abbremsung 2 Die LSS Theorie beschreibt die Dotierstoffkonzentration in amorphen Festkorpern mit guter Genauigkeit Auch fur mono oder polykristalline Festkorper kann sie angewendet werden Unter Umstanden kann es hierbei jedoch zu grossen Abweichungen kommen Beispielsweise kann es zu einer grosseren Dotierstoffkonzentration in grosserer Tiefe kommen Die Ursache dafur liegt im sogenannten Gitterfuhrungseffekt der bei kristallinen Festkorpern auftreten kann 3 nbsp Animation eines Einkristalls in Diamantstruktur Silicium Germanium Unter bestimmten Drehungswinkeln ist die Ausbildung von Kanalen zu beobachten so dass an diesen Stellen durch den Kristall gesehen werden kann bzw Ionen nahezu ungestort durch den Kristall gelangen konnen Der Gitterfuhrungseffekt engl channeling ist ein unerwunschter Effekt bei der Dotierung von monokristallinen Siliziumscheiben Wafern Je nach Kristallanordnung in der Scheibe besteht die Moglichkeit dass Ionen aufgrund der gleichmassigen Kristallstruktur durch die Zwischenraume der Atome nahezu ungebremst und daher unerwunscht tief in das Substrat eindringen Der Effekt stort die genaue Prozessfuhrung da er nur sehr schwer uber statistische Zusammenhange beschrieben werden kann dies geht jedoch bei gestreuten Ionen sehr gut Die Gitterfuhrung kann verhindert werden indem man die Substratoberflache um ca 7 neigt sowie um 22 gegenuber den lt 100 gt Richtungen dreht und oder diese vor der Implantation mit einem dunnen Streuoxid beschichtet Anwendung BearbeitenMit der Ionenimplantation lassen sich nach Anwendungsgebiet verschiedenste Materialeigenschaften verandern In der Halbleitertechnik dient die Ionenimplantation unter anderem zum Einbringen von Fremdatomen zur Dotierung des Halbleiterkristalls dabei ist die Anderung der elektrischen Leitfahigkeit und Ladungstragerbeweglichkeit das Hauptziel In diesem Bereich hat die Ionenimplantation sich zum wichtigsten Prozess entwickelt und hierbei Diffusionsprozesse weitgehend ersetzt Typische Dotanten sind Aluminium Antimon Arsen Bor Fluor Gallium Germanium Indium Kohlenstoff Phosphor Stickstoff oder auch Sauerstoff welches beispielsweise in der SIMOX Technik 4 Separation by IMplanted OXygen verwendet wird Es gibt jedoch auch zahlreiche Anwendungsmoglichkeiten ausserhalb der Mikroelektronik Sie zielen vor allem auf eine Veranderung der Farbe Harte optischen Eigenschaften Atzbarkeit Haftung Gasdiffusion und Zusammensetzung eines Materials ab Bedeutung in der Halbleitertechnik BearbeitenIn den 1970er und 1980er Jahren wurde die Ionenimplantation zur bevorzugten Methode fur die Dotierung von Silizium und anderen Halbleitermaterialien 5 Zuvor wurde die Dotierung durch Diffusionsprozesse realisiert Fur die Fertigung von typischen Halbleiterstrukturen Dioden Transistoren Thyristoren mit ein oder mehreren pn Ubergangen oder verschiedenen Varianten dieser auf einem Substrat Wafer ist jedoch schwierig da hier die notwendigen Prozesstemperaturen und zeiten sowie die Reihenfolge der Dotierungstypen geschickt miteinander kombiniert werden mussen Zudem mussen Bereiche entgegengesetzter Dotierung wie sie bei der CMOS Technik notwendig sind aufwendig gegen die Eindiffusion der Dotierungsstoffe geschutzt werden Dies erfolgte in der Regel uber Siliziumoxidschichten die zunachst thermisch erzeugt wurden zusatzlicher Hochtemperaturschritt und anschliessend durch fotolithografische Strukturierung und Atzung lokal entfernt wurden bevor der ungeschutzte Bereich dann der Dotierstoffquelle ausgesetzt wird Anderungen der Reihenfolge unterschiedlicher Dotierung auch in voneinander getrennten Bereichen fuhrten damit zwangslaufig zu deutlich geanderten Dotierungsprofilen und elektrischen Eigenschaften Anders als bei Hochtemperaturdiffusionprozessen erfolgt die Ionenimplantation bei niedrigen Temperaturen selbst mit Substrataufheizung durch den Ionenbeschuss kleiner 100 C und ist damit kompatibel mit der fotolithografischen Strukturierung Fur lokale Dotierungen reicht somit grundsatzlich eine strukturierte Fotolackschicht auf dem Wafer und eine spatere Ausheilung der Kristallschaden nach Entfernung der Fotolackschicht Diese Grundeigenschaft ermoglicht eine deutlich flexiblere Prozessintegration und war massgeblich fur zahlreiche Verbesserungen der kommenden Jahrzehnte und war Teil der Kostensenkung in der Mikroelektronik Die Ionenimplantation verbesserte die Fertigung oberflachennaher Dotierungen zur lokalen Einstellung der Schwellspannung von MOS Feldeffektransistoren und ermoglichte erstmals Schwellspannungen unter 1 5 V 5 Durch die flexiblere Reihenfolge bei der Fertigung auch wenn weiterhin verschiedene Hochtemperaturschritte in der Fertigung notwendig sind war es einfacher verschiedene elektronische Bauelemente auf einem Substrat herzustellen was deutliche Vorteile bei der Verbesserung von CMOS Produkten usw mit sich brachte Zudem ermoglichte die Kombination aus Ionenimplantation und lokaler Dotierungsschutz durch eine Fotolackmaske zahlreiche andere Verbesserungen der Transistoreigenschaften dazu zahlen scharfere Dotierungsprofile auch wichtig fur Bipolartransistoren verringerte Toleranzanforderungen z B bei der Fertigung der Source Drain Bereiche durch selbstjustierdene Maskierung des Kanalbereichs mithilfe der Polysilizium Gate Elektrode die Einfuhrung von LDD Feldeffekttransistoren mit einem niedrig dotierten Bereich nahe der Gate Elektrode die Halo Bereiche 6 Wannen Isolation Kanal Stopp und Anti Punch Trough Implantationen meist tiefe Dotierungsbereiche 5 Diese brachten deutliche Verbesserungen hinsichtlich der elektrischen Eigenschaften und der Fertigungstoleranz mit sich und ermoglichten dadurch die stetige Miniaturisierung Skalierung von Halbleiterbauelementen und integrierten Schaltungen oder sogar neuartige Bauelemente bzw Fertigungsvarianten Vor und Nachteile BearbeitenDie Ionenimplantation bietet gegenuber anderen Verfahren wie der Diffusion zahlreiche Vorteile jedoch auch einige Nachteile die im Folgenden kurz zusammengestellt sind Vorteile Kurze Prozesszeiten Hohe Homogenitat und Reproduzierbarkeit Moglichkeit der Implantation durch bereits abgeschiedene dunne Schichten Es konnen sogenannte vergrabene Schichten unterhalb der Oberflache erzeugt werden z B SIMOX Technik Der Hauptprozess findet in der Regel bei Raumtemperatur statt Aufheizungen bei hohen Stromdichten nicht betrachtet damit verbunden ist eine geringe thermische Belastung und eine Kompatibilitat mit der fotolithografischen Strukturierung eines Fotolacks zur lokalen Dotierung Nur beim Ausheilen der Kristallschaden sind nochmals hohere Temperaturen notwendig die aber durch Nutzung kurzer RTA Prozesse weiterhin deutlich geringere Diffusionsanteile daher scharfere Implantationsprofile und geringere Prozessstreuung ermoglichen Nachteile Erzeugung von Strahlenschaden im Kristallgitter Implantation ist auf oberflachennahe Schichten bis ca 5 µm begrenzt Es konnen keine Profile mit scharfen Implantationsgrenzen erzeugt werden die Ubergange sind aber scharfer als bei der Diffusionsdotierung Es kann aufgrund zusatzlicher Effekte Abweichungen zwischen dem tatsachlichen und dem theoretischen Profil vgl LSS Theorie und LBZ Theorie geben Einsatz problematischer giftiger und umweltbelastender Chemikalien Siehe auch BearbeitenPlasma Immersions IonenimplantationLiteratur BearbeitenJ F Ziegler Ion Implantation Science and Technology Edgewater USA 1996 ISBN 0 12 780620 2 H Ryssel I Ruge Ion Implantation J Wiley amp Sons Chichester 1986 ISBN 0 471 10311 X Ulrich Hilleringmann Silizium Halbleitertechnologie Teubner 2004 ISBN 3 519 30149 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ion implantation Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten J Lindhard M Scharff H E Schiott Range concepts and heavy ion ranges Notes on atomic collisions II In Kgl Danske Videnskab Selskab Mat Fys Medd Band 33 Nr 14 1963 S 1 49 Klaus Bethge Gertrud Walter Bernhard Wiedemann Kernphysik Springer 2007 ISBN 978 3 540 74566 2 S 121 ff Dietrich Widmann Hermann Mader Hans Friedrich Technologie hochintegrierter Schaltungen Springer 1996 ISBN 3 540 59357 8 S 228 f Andrew Marshall Sreedhar Natarajan SOI Design Analog Memory and Digital Techniques Springer 2002 ISBN 0 7923 7640 4 S 6 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c Lis K Nanver Egbert J G Goudena Ion Implantation In Wiley Encyclopedia of Electrical and Electronics Engineering American Cancer Society 1999 ISBN 978 0 471 34608 1 doi 10 1002 047134608X W7021 Jorg Schulze Konzepte siliziumbasierter MOS Bauelemente Springer Verlag 2006 ISBN 978 3 540 27547 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ionenimplantation amp oldid 231199378