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Der Interministerielle Ausschuss fur Ost West Filmfragen ursprunglich Interministerieller Filmprufungsausschuss 1 war ein interministerieller Ausschuss der in der Bundesrepublik Deutschland von 1953 bis 1966 1967 fur die Zensur von auslandischen Filmen zustandig war Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Rechtsgrundlage 3 Verbotene Filme 3 1 DDR 3 2 Tschechoslowakei 3 3 Sowjetunion 3 4 Osterreich 3 5 Nordvietnam 4 Verweise 4 1 Literatur 4 2 FussnotenGeschichte BearbeitenBereits am 23 Januar und am 14 Februar 1951 gab es zwei Besprechungen betr Einfuhr von Filmen aus der Ostzone und betr sowjetische Importfilme in welchen ein zentraler Ausschuss fur den Import von Filmen aus sozialistischen Landern empfohlen wurde Dieser sollte nicht offentlich bekannt gemacht werden 2 Am 5 Januar 1953 trafen sich dann Vertreter des Auswartigen Amtes des Bundeswirtschaftsministeriums des Presse und Informationsamtes des Bundesamtes fur Verfassungsschutz sowie des Bundesinnenministeriums das das Treffen initiiert hatte um den Import von Filmen aus sowjetisch dirigierten Landern zu regeln Einstimmig wurde die Grundung eines Ausschusses beschlossen der nur Filme zulassen sollte welche politisch unbedenklich waren Dem Ausschuss sass das Wirtschaftsministerium vor 3 Am 8 Dezember 1953 begann der Ausschuss mit seiner Arbeit Er liess sich im Kino Stern in Bonn den sowjetischen Film Maximka vorfuhren und verbot danach den Import 2 Im Mai 1954 wurden vier von 13 fur die Mannheimer Kultur und Dokumentarfilmwoche angemeldete Filme nicht zugelassen Daruber hinaus genehmigte der Ausschuss die anderen Auffuhrungen nur unter der Bedingung dass die DEFA Abordnung nicht ausdrucklich begrusst wurde 3 1955 beantragte die DEFA eine Drehgenehmigung fur Westdeutschland um einen Dokumentarfilm uber beruhmte Orgeln produzieren zu konnen Die DEFA schlug dazu eine deutsche Gemeinschaftsarbeit vor Der Ausschuss lehnte dies ab da ein Prazedenzfall geschaffen werden konnte und zur unerwunschten und nicht immer kontrollierbaren Betatigung von DEFA Aufnahmestaben 4 fuhren konnte Auch weitere Versuche der DEFA mit westdeutschen Filmproduzenten zu kooperieren wurden vom Interministeriellen Ausschuss fur Ost West Filmfragen unterbunden 3 Anfang 1967 wurde die Prufung von Filmen an das Bundesamt fur gewerbliche Wirtschaft ubertragen Der Ausschuss fur Ost West Filmfragen sollte nur noch in besonders umstrittenen Fragen tatig werden was aber nicht geschah 3 Das Bundesamt bestritt 1967 dass es einen solchen Ausschuss uberhaupt gab und bezeichnete die Treffen als Ressortbesprechungen 5 Wann der Ausschuss aufgelost wurde kann nicht mehr exakt bestimmt werden auch das Bundeswirtschaftsministerium konnte dies 1988 nicht feststellen 6 Rechtsgrundlage BearbeitenDie Legalitat des Ausschusses war umstritten Er bestand bis 1961 faktisch ohne Gesetzesgrundlage Gerechtfertigt wurde er mit dem Militarregierungsgesetz Nr 53 vom September 1949 das aber nur wirtschaftliche Aspekte berucksichtigte sowie ab Ende der 1950er Jahre mit 93 Strafgesetzbuch der die Verbreitung von verfassungsfeindlichen Filmen unter Strafe stellte Im September 1961 wurde das Verbringungsgesetz verabschiedet das die Einfuhr von Filmen aus bestimmten sozialistischen Landern genehmigungspflichtig machte 3 Dieses Gesetz wurde 1967 vor dem Bundesverfassungsgericht angegriffen Das Gericht entschied funf Jahre spater dass das Gesetz konform mit dem Grundgesetz sei Dem Autor Stefan Buchloh zufolge hielt der Ausschuss sich aber nicht an die Grenzen die das Gesetz festgelegt hatte Keinem der betroffenen Filme konne eine aktiv kampferische aggressive Haltung gegen die freiheitliche demokratische Grundhaltung oder gegen den Gedanken der Volkerverstandigung nachgewiesen werden 7 Verbotene Filme BearbeitenDer Ausschuss prufte zwischen 1953 und 1966 etwa 3180 Filme ca 130 wurden verboten Dazu gehorten 3 DDR Bearbeiten Thomas Muntzer Ein Film deutscher Geschichte Der Untertan 1951 Ernst Thalmann Sohn seiner Klasse Ernst Thalmann Fuhrer seiner Klasse Der Rat der Gotter 1950 Du und mancher Kamerad Der lachende Mann Bekenntnisse eines Morders Das tapfere Schneiderlein 1956 wurde 1957 verboten nach einer erneuten Prufung wurde der Film 1958 doch zugelassen Berlin Ecke Schonhauser Leipziger Messe 1954 6 Das deutsche Turn und Sportfest 6 Vom Lebensweg des Jazz 6 Traume von Morgen 6 Vom Wendelstein zur Neuenburg 6 Lebendes Eisen 6 Wildhege und Wildpflege 6 Sommer im Spreewald 6 Vogelzugforschung auf Hiddensee 6 Semmelweis Retter der Mutter 6 Der Teufelskreis 6 Polterabend 6 Grunes Gemuse 6 Zwischenfall in Benderath 6 Kein Husung 6 Die Unbesiegbaren 6 Ludwig van Beethoven von Max Jaap 6 Genesung von Konrad Wolf 6 Betrogen bis zum jungsten Tag 6 Corinna Schmidt 8 Das Stacheltier Fridericus Rex Elfter Teil von Frank Beyer 8 Kampfende Kunst 5 Ein Tagebuch fur Anne Frank 5 Kommando 52Der Untertan von Wolfgang Staudte durfte zunachst nur in studentischen Filmclubs vorgefuhrt werden Daraufhin legte der West Berliner Filmproduzent Erich Mehl eine gekurzte Version vor die aber ebenso keine Zulassung fur kommerzielle Kinos erhielt Daraufhin wandt sich Mehl an die westdeutsche Presse 3 Der Berliner Telegraf veroffentlichte ein Pladoyer fur den Untertan Der Kurier lobte den Film als avantgardistisch Der Radiosender RIAS kritisierte das Verbot als unerklarlich 9 Sieben Monate spater im November 1956 wurde eine stark gekurzte Fassung auch fur das kommerzielle Kino erlaubt 3 Die Kurzung betrug 12 Minuten und der Film war mit einem die Grundaussage des Films umkehrenden Vorspruch versehen worden dass die Karriere des Diederich Hessling nur ein Einzelschicksal ware 10 Berlin Ecke Schonhauser wurde im Herbst 1958 abgelehnt obwohl der Film die Realitat in der DDR sehr kritisch darstellte Drei Wochen spater wurde auch eine gekurzte Version in der die Szene in einem westdeutschen Notaufnahmelager entfernt worden war abgelehnt Auch eine dritte Vorfuhrung am 13 Marz 1959 vor 24 Beamten ermoglichte keine Freigabe wobei Vertreter des Justiz und des Wirtschaftsministeriums keine rechtliche Grundlage fur ein Verbot sahen Der Verleiher zog den Antrag auf Import zuruck Funf Jahre spater fuhrte der Sozialistische Deutsche Studentenbund den Film ohne Genehmigung auf Der Film wurde daraufhin erneut dem Interministeriellen Ausschuss fur Ost West Filmfragen vorgelegt und erhielt erneut keine Genehmigung 3 Der lachende Mann Bekenntnisse eines Morders wurde am 9 September 1966 vom Freiburger Versicherungswerber Helmut Soeder vor Freunden und Bekannten aufgefuhrt nachdem er ihn auf der Leipziger Messe geschenkt bekommen hatte Vor einer geplanten erneuten Vorfuhrung forderte ihn die Kriminalpolizei auf den Film dem Ausschuss vorzulegen was Soeder verweigerte Es kam zu einer Hausdurchsuchung wegen des Verdachts der landesverraterischen Beziehungen sowie zur Androhung eines Zwangsgeldes von 1000 DM Er klagte dagegen vor dem Frankfurter Verwaltungsgericht das den Fall im Mai 1967 an das Bundesverfassungsgericht verwies Am 25 April 1972 erklarte das Gericht mit acht von zehn Stimmen das Verbringungsgesetz fur verfassungskonform 9 Tschechoslowakei Bearbeiten Atom am Scheideweg 6 Das misslungen Puppchen 6 Das hohere Prinzip 3 Konig Lavra 6 Des Kaisers Backer 6 Haschecks Erzahlungen 6 Sowjetunion Bearbeiten Der stille Don Meister des usbekischen Tanzes 6 Die Fahrt nach Sucheni 6 Maximka 3 Jagd im Ozean 6 Insel der sieben Schiffe 6 Alexander Newski 1938 von Sergei Eisenstein wurde nur fur halboffentlichen Vorfuhrungen mit einer um ein Drittel gekurzten Variante genehmigt Diese verkehrte Aussagen des Films ins Gegenteil 5 Osterreich Bearbeiten Franz Schubert Ein Leben in zwei Satzen von Walter Kolm Veltee wurde 1954 mit dem Hinweis dass die Produktionsfirma Kredite der Sowjetischen Militarbank Wien erhalten habe verboten 6 Nordvietnam Bearbeiten Zwei Soldaten wurde verboten da er einen friedfertigen nordvietnamesischen Soldaten zeigte 5 Der Zaunkonig verbot man da er einen sudvietnamesischen Soldaten negativ darstellte was volksverhetzend sei 5 Sie sind der Gewinner da er die wirtschaftliche Situation in Nordvietnam nicht korrekt darstellte 5 Verweise BearbeitenLiteratur Bearbeiten Stefan Buchloh Pervers jugendgefahrdend staatsfeindlich Zensur in der Ara Adenauer als Spiegel des gesellschaftlichen Klimas Frankfurt 2002 S 183 286 Roland Seim Zwischen Medienfreiheit und Zensureingriffen Eine medien und rechtssoziologische Untersuchung zensorischer Einflussnahmen auf bundesdeutsche Popularkultur Munster 1997 S 161 173 Fussnoten Bearbeiten Deutscher Bundestag 4 Wahlperiode Drucksache IV 1575 Antwort auf die kleine Anfrage der Fraktion der SPD Drucksache IV 1504 Bonn 23 Oktober 1963 Online PDF 188 2 kB a b Stefan Buchloh Pervers jugendgefahrdend staatsfeindlich Zensur in der Ara Adenauer als Spiegel des gesellschaftlichen Klimas Frankfurt 2002 S 220 221 a b c d e f g h i j k Bundeszentrale fur politische Bildung Zensur von DEFA Filmen in der Bundesrepublik 18 Dezember 2008 Der Bundesminister des Innern an den Bundesminister fur Wirtschaft z Hd von Herrn Schattenberg 3 Mai 1955 in BArch B 102 34486 hier nach Bundeszentrale fur politische Bildung Zensur von DEFA Filmen in der Bundesrepublik 18 Dezember 2008 a b c d e f g Stefan Buchloh Pervers jugendgefahrdend staatsfeindlich Zensur in der Ara Adenauer als Spiegel des gesellschaftlichen Klimas Frankfurt 2002 S 231 232 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad Stefan Buchloh Pervers jugendgefahrdend staatsfeindlich Zensur in der Ara Adenauer als Spiegel des gesellschaftlichen Klimas Frankfurt 2002 S 224 226 Stefan Buchloh Pervers jugendgefahrdend staatsfeindlich Zensur in der Ara Adenauer als Spiegel des gesellschaftlichen Klimas Frankfurt 2002 S 242 245 a b Stefan Buchloh Pervers jugendgefahrdend staatsfeindlich Zensur in der Ara Adenauer als Spiegel des gesellschaftlichen Klimas Frankfurt 2002 S 227 228 a b Spiegel de Verbotene Filme in der Bundesrepublik Die Zensur der Kalten Krieger 7 Juli 2014 Lexikon der Filmbegriffe Interministerieller Ausschuss fur Ost West Filmfragen IMA 15 Juli 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Interministerieller Ausschuss fur Ost West Filmfragen amp oldid 237167387