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Individuum est ineffabile lateinisch fur Das Individuum ist nicht zu fassen ist eine philosophische Sentenz Sie kann unterschiedlich verwendet werden und wird klassischerweise als erkenntnistheoretische These aufgefasst Unsere Begriffe erfassen nur Allgemeines z B Mensch und damit prinzipiell keine konkreten Einzelgegenstande z B Sokrates Der Gedanke stammt aus der griechischen Antike Er findet sich bei Platon und bei Aristoteles fur den aus dem genannten Grund kein e Wissen schaft vom Einzelnen moglich ist Insbesondere konne es so Aristoteles keine Definitionen von einzelnen sinnlichen Wesenheiten geben 1 Der Arzt Galenos formulierte dass der Patient nicht durch eine Formel beschreibbar sei 2 Der Satz wird haufig auch der Scholastik zugeschrieben er ist dort nicht wortlich aber sinngemass nachweisbar 3 So formulierte beispielsweise Thomas von Aquin im Anschluss an Aristoteles dass das Einzelne nicht wissenschaftlich diskutierbar sei 4 Ahnliches findet sich bei Francisco Suarez 5 Gottfried Wilhelm Leibniz hat den Gedanken wortnaher formuliert 6 und vielfach das Problem einer begrifflichen Bestimmung des Individuellen diskutiert Auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel hat den Gedanken aufgegriffen Bei ihm findet sich auch die These dass wir empirische Gehalte ein sinnliches Sein nur meinen nicht aber letztlich sagen konnen 7 Johann Wolfgang von Goethe scheint den Gedanken bei Baruch Spinoza oder Leibniz gefunden zu haben und spricht sich mehrfach diesbezuglich enthusiastisch aus so in einem oft zitierten 8 9 Brief an Johann Caspar Lavater vom 20 September 1780 Auch Johann Gottfried Herder greift den Gedanken auf Die Romantiker haben mit dem Nachweis der Unfassbarkeit des Individuums ihre Opposition gegen eine Anmassung des allgemeinen Begriffs gegenuber dem Individuellen zu stutzen versucht Der Satz kann hier auch im Sinne einer Opposition von Ontologie und personaler Individualitat verstanden werden Alle sonst wie vorhandenen Objekte sind unter ontologische Begriffe zu bringen Personen aber nicht In diesem Sinne finden sich Kontinuitaten beispielsweise zu Martin Heidegger Theodor Adorno und franzosischen Philosophen wie Emmanuel Levinas 10 Franz von Kutschera begrundet ahnlich wie Leibniz die Nichterfassbarkeit von Individuen mit der Behauptung dass diese eine unendliche Fulle an Eigenschaften aufwiesen 11 Selbst wenn man Individualbegriffe akzeptiert sind diese durch Allgemeinbegriffe nie vollstandig analysierbar und allenfalls Kennzeichnungen keine Beschreibungen 12 Siehe auch BearbeitenAllgemeines und Einzelnes Quidditas und HaecceitasWeblinks BearbeitenFotis Jannidis Individuum est ineffabile Zur Veranderung der Individualitatssemantik im 18 Jahrhundert und ihrer Auswirkung auf die Figurenkonzeption im Roman PDF 243 kB In Aufklarung 9 2 1996 S 77 110 Justo Fernandez Lopez Hrsg Individuum In Lexikon der Linguistik und Nachbardisziplinen Institut fur Romanistik Innsbruck Zusammenstellung von Textauszugen Roberta DeMonticelli Essential Individuality On the Soul of a Person Memento vom 10 September 2006 im Internet Archive Kongressbeitrag fur die Tagung der Pacific Society of Christian Philosophers zu Selves Souls and Survival University of San Diego 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Aristoteles Metaphysik 7 15 1039b 27 Galenos Methodus medendi 10 159 f 181 f 206 Vgl aber Johannes Assenmacher Geschichte des Individuationsprinzips in der Scholastik Forschungen zur Geschichte der Philosophie und der Padagogik 1 Band Heft 2 Felix Meiner Verlag Leipzig 1926 S 3 Franz Rieder Mensch und Natur Wer war das und wann hat das angefangen In philoso de 22 Marz 2017 abgerufen am 18 Januar 2021 die Haecceitas gehorte in den Bereich der Individuation und wurde als Sonderung des Allgemeinen in ein Einzelnes gedacht Sonderung nicht Besonderung deshalb weil das Einzelne selbst nicht wissenschaftlich diskutierbar Individuum est ineffabile ist Francisco Suarez Disputationes Metaphysicae 1 5 146 Commune enim seu universale dicitur quod secundum unam aliquam rationem multis communicatur seu in multis reperitur unum autem numero seu singulare ac individuum dicitur quod ita est unum ens ut secundum eam entis rationem qua unum dicitur non sit communicabile multis ut inferioribus et sibi subiectis aut quae in illa ratione multa sint G W Leibniz Nouveaux Essays 3 3 6 Phanomenologie des Geistes Werke hg Lasson Bd 5 82 Fotis Jannidis Individuum est ineffabile In Aufklarung 9 2 1996 S 77 110 Dirk Kemper Ineffabile Goethe und die Individualitatsproblematik der Moderne Munchen 2004 Vgl z B Josef Wohlmuth Chalkedonische Christologie und Metaphysik In M Knapp Th Kobusch Hrsg Religion Metaphysik kritik Theologie im Kontext der Moderne Postmoderne Berlin New York 2001 S 333 354 hier 340 Siehe z B Franz von Kutschera Asthetik Walter de Gruyter 1998 S 49 Etwas ausfuhrlicher diskutiert das Bezugsproblem A Pieper Individuum In H Krings H M Baumgartner Ch Wild Hrsg Handbuch philosophischer Grundbegriffe Bd 5 Munchen 1973 S 728 731 fast vollstandig bei Lopez online zuganglich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Individuum est ineffabile amp oldid 238605618