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In der Lowengrube ist ein Drama von Felix Mitterer Es wurde am 24 Januar 1998 im Wiener Volkstheater uraufgefuhrt Es behandelt die Biographie des osterreichischen Schauspielers Leo Reuss der wegen seiner Zugehorigkeit zum Judentum am Theater entlassen wird aber trotzdem als Arier ans Theater zuruckkehrt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehungsgeschichte 3 Einordnung in die Literaturepoche 4 Einzelbelege 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDas Stuck basiert auf der wahren und unglaublichen Lebensgeschichte von Leo Reuss einem osterreichischen Schauspieler und Regisseur Im Stuck heisst Leo Reuss Arthur Kirsch 1 Das Werk ist in sieben Bilder eingeteilt Die verschiedenen Bilder spielen kurz vor wahrend und ein Jahr nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Der Schauplatz des Stuckes ist die Buhne eines Theaters Das erste Bild beginnt mit der ersten Szene des dritten Aktes von Der Kaufmann von Venedig Wahrend Strassky als Selerio und Polacek als Solanio eine Unterhaltung fuhren tritt Arthur Kirsch der Shylock einen Juden spielt auf Einige Manner im Zuschauerraum beginnen hamisch zu lachen Als das Pfeifen und die Protestrufe von circa 20 Zuschauern zu so einem Larm werden dass man kaum noch etwas versteht wendet sich Kirsch ans Publikum und will ihnen erklaren dass sowohl Juden und Christen Menschen sind Diese Aufklarung kommt aber nicht gut an und der Vorhang fallt Meisel der Direktor des Theaters versucht das Publikum zu beruhigen jedoch verstarken sich die Buhrufe nur noch mehr Diese Situation zwingt Meisel dazu die Vorstellung abzubrechen Nachdem die Zuschauer das Theater verlassen haben stehen die Schauspieler Kirsch Polacek Strassky Jakschitz und Olga mit dem Direktor Meisel auf der Buhne Meisel ist verzweifelt weil ihm Kirsch angeblich das Theater ruiniert und entzieht Kirsch der an diesem Tag sein 25 jahriges Buhnenjubilaum feiert seine Rolle als Shylock Im zweiten Bild findet eine Umbesetzungsprobe statt Polacek spielt Shylock und Kirsch Tubal einen judischen Freund von Shylock Durch die Machtubernahme der Nationalsozialisten wird die Theaterkarriere von Arthur Kirsch aber endgultig beendet weil er kein reines arisches Blut besitzt Strassky und Polacek uberzeugte Nationalsozialisten verdonnern Kirsch dazu den Boden der Buhne mit einer Burste zu schrubben Alle ausser Helene und Arthur verlassen die Buhne Helene und Arthur lassen sich scheiden um die Karriere von Helene zu schutzen damit sie Geld fur die beiden gemeinsamen Kinder verdienen kann Das dritte Bild spielt ein Jahr spater Arthur Kirsch sieht mittlerweile ganz anders aus er hat nun einen Vollbart und seine Haare sind heller gefarbt Ausserdem ist er wie ein Tiroler Bergbauer gekleidet Er hat sich diesen Anderungen unterzogen damit ihn niemand als Juden entlarvt und er weiter am Theater schauspielern kann Damit seine Verkleidung authentischer wirkt spricht ab jetzt im Tiroler Dialekt behauptet dass sein Name Benedikt Hollrigl ist und verhalt sich wie ein uberzeugter Nationalsozialist Der Direktor Meisel fordert Kirsch dazu auf einen kurzen Monolog vorzutragen um seine Fahigkeiten zu beweisen Kirsch entscheidet sich fur einen Monolog aus Schillers Drama Wilhelm Tell und tragt diesen auf eine hervorragende Weise vor Der Theaterdirektor Meisel engagiert ihn fur die Hauptrolle in der Premiere von Wilhelm Tell Am Anfang des vierten Bildes durchschaut Buhnenmeister Eder die Verkleidung von Kirsch und erkennt ihn als diesen wieder Kirsch gibt als Grund warum er dieses Risiko auf sich nimmt an dass er aus innerem Antrieb heraus spielen musse Kirsch wird auch von Helene erkannt Aus Rache behauptet Kirsch dass der Schauspieler Polacek nicht wie ein Arier aussehe Meisel stimmt dem zu und entzieht Polacek die Rolle weil er furchtet dass das Ansehen des Theaters in der Offentlichkeit geschadigt werden konnte Der Schauspieler Strassky lenkt die Aufmerksamkeit auf Olga Sternberg deren Ariernachweis nicht vollstandig ist Der Direktor stimmt auch hier der Kundigung zu will sie aber erst nach der Premiere entlassen da er so schnell keinen Ersatz mehr bekommt Auch Meisel durchschaut schliesslich die Verkleidung von Arthur Kirsch und bittet ihn zu gehen um nicht auch ins Visier der Behorden zu geraten wenn der Schwindel auffliegt aber Kirsch ist fest entschlossen die Hauptrolle zu spielen und stresst Meisel weil er sich selbst demaskieren will Die Premiere von Wilhelm Tell findet im funften Bild statt Als die Vorstellung zu Ende ist nehmen die Darsteller den rasenden Applaus mit einem Hitlergruss anstatt mit einer Verbeugung entgegen Der Vorhang geht zu aber Kirsch tritt noch einmal hervor zum Entsetzen von Meisel der denkt dass Kirsch sich jetzt demaskiert Arthur bedankt sich aber nur dass er vor diesem Publikum den Tell spielen darf und verabschiedet sich Nach dem Ende der Vorstellung spricht Kirsch mit Olga Sternberg die ihm sagt dass sie auch eine Judin sei und auch schon erkannt habe wer er in Wirklichkeit sei Kurze Zeit spater kommt Helene und erzahlt Kirsch aufgeregt dass Joseph Goebbels zur nachsten Vorstellung komme Nachdem Helene und Kirsch von der Buhne weg sind kussen sich Strassky und Olga aber sie werden beobachtet und es treten zwei Gestapo Beamte auf die Strassky weil er etwas mit einer Judin hat und Olga weil sie eine Judin ist verhaften Olga darf aber vorerst weil noch kein Ersatz fur sie vorhanden ist am Theater bleiben Am Morgen nach der Premierenfeier sind Kirsch und Polacek betrunken und Polacek uberkommt ein Gefuhl Kirsch toten zu wollen aber er bringt es nicht ubers Herz Wenig spater kommt Helene mit Zeitungen herein Sie teilt allen mit dass die Kritiken sehr positiv seien und die Vorstellung loben wurden Nach der Auffuhrung im sechsten Bild bei der Joseph Goebbels anwesend ist kommt Goebbels auf die Buhne und halt eine Rede uber das Theater im Nationalsozialismus Er teilt Kirsch mit dass er in das Buch der Gottbegnadeten aufgenommen ist Als Kirsch eine Dankesrede halten soll bekommt er aufgrund seiner Nervositat nichts uber die Lippen und der Vorhang fallt Helene kommt zu den beiden und Kirsch geht ab Dann versucht Goebbels Helene zu kussen und sie erwidert den Kuss nach kurzem Protest Im siebten Bild kommt der echte Benedikt Hollrigl auf die Buhne Dieser wird von den beiden Gestapobeamten die immer noch mit Nachforschungen rund um die Schauspieler beschaftigt sind damit konfrontiert dass er wegen Anzeigen von Strassky und Polacek verdachtigt werde der Jude Arthur Kirsch zu sein Der Gestapobeamte untersucht daraufhin ob er die gleiche Narbe am Knie habe wie es in den Musterungsaufzeichnungen des Ersten Weltkriegs steht Da es sich aber wirklich um Hollrigl handelt findet der Gestapobeamte die Narbe und entschuldigt sich peinlich beruhrt Ausserdem wollen sie wieder Olga verhaften Diese ist aber in der Zwischenzeit durch ein personliches Schreiben von Goebbels arisiert worden Also verhaften die Beamten die Schauspieler Strassky und Polacek Nachdem die Gestapobeamten abgegangen sind kommt Kirsch wieder auf die Buhne und wird vom echten Hollrigl auf seinen Hof eingeladen damit er sich dort in Sicherheit bringen kann Am Ende des siebten Bildes kommen auch die Kinder von Arthur und Helene die in der Zwischenzeit beim echten Hollrigl gewohnt haben herein und tragen zum Abschluss eine Stelle aus Nathan der Weise vor Entstehungsgeschichte BearbeitenFelix Mitterer liess sich von der unglaublichen Lebensgeschichte des Leo Reuss inspirieren Leo Reuss war ein osterreichischer Schauspieler der von 1923 bis 1934 im Berliner Staatstheater auftrat Am Ende des Jahres 1934 bekam er von den Nationalsozialisten ein Arbeitsverbot auferlegt weil er ein Jude war Im darauffolgenden Jahr floh Leo Reuss vor den Nazis und ging zuruck nach Osterreich Aber auch hier erging es ihm kaum besser Schliesslich tauchte er unter und es verbreitete sich das Gerucht dass er nach Amerika emigriert sei Im Sommer des Jahres 1936 ging er unter dem falschen Namen Kaspar Brandhofer nach Salzburg zu Max Reinhardt mit dem Anliegen unbedingt ans Theater zu wollen Nach einem Vorsprechen schickte ihn Max Reinhardt zum Theater in der Josefstadt in Wien Er spielte bei der erfolgreichen Premiere von Fraulein Else mit und bekam ausserst positive Kritiken Nach dem Erscheinen der Kritiken gab er seine wirkliche Identitat preis Seine Absicht als Held dazustehen und auch als Jude Anerkennung zu finden ging aber nicht auf er wurde sogar wegen Betruges angezeigt und erhielt auch keine weiteren Rollenangebote Reuss entschied sich schliesslich zu emigrieren und wanderte nach Amerika aus Dort wurde er zum Filmschauspieler der in kleineren und grosseren Rollen in 45 Filmen mitwirkte Grosse Erfolge feierte er in den USA keine Er starb am 1 April 1946 in Manila an einem Herzinfarkt 1 Felix Mitterer ubernahm jedoch nicht die gesamte Lebensgeschichte von Leo Reuss sondern nur die Grundgeschichte Ein Schauspieler der aufgrund des Nationalsozialismus in grosse Bedrangnis gerat schliesslich sogar entlassen wird keine Rollenangebote mehr erhalt und allen Widerstanden zum Trotz als Arier ans Theater zuruckkehrt Der Titel In der Lowengrube macht Mitterers Bezug auf die biblische Uberlieferung von Daniel in der Lowengrube aus dem Alten Testament Dan 6 2 29 EU deutlich So wie der Prophet Daniel durch seinen unerschutterlichen Glauben die Nacht in der Lowengrube uberlebt uberlebt Arthur Kirsch im Theaterstuck von Felix Mitterer aufgrund seines unerschutterlichen Glaubens an sich selbst seine Ruckkehr in die Lowengrube mit der das Zentrum der Macht der Nationalsozialisten in Berlin gemeint ist Mitterers in den 1990er Jahren geschriebenes Werk wurde am 24 Januar 1998 im Wiener Volkstheater uraufgefuhrt Einordnung in die Literaturepoche BearbeitenDas Werk ist in die Gegenwartsliteratur in Osterreich nach 1945 einzuordnen Die Epoche startet 1945 und geht bis in unsere Zeit Das Jahr 1933 wird oft als ein literarischer Nullpunkt bezeichnet weil durch die Bucherverbrennungen ein Vakuum in Kunst und Kultur geschaffen wurde das erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgefullt wurde Durch die dichterische Freiheit entstanden innovative Kurzgeschichten und moderne Dramen Die Inhalte der Werke sind meist auf die Bewahrung religioser ethnischer und konservativer Werte konzentriert Diese Dinge wurden in der Zeit des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten unterdruckt deshalb beziehen sich viele Werke auch auf diese Zeit Die Autoren versuchen damit die osterreichische Vergangenheit aufzuarbeiten und einen kritischen Blick darauf zu werfen Die Titel die dieser Epoche angehoren sind also trotz des Namens nicht automatisch in der Gegenwart angesiedelt Die Festspiele in Bregenz Salzburg und in anderen Orten gaben den Kunstlern die Moglichkeit ihre Stucke zu prasentieren Die Gegenwartsliteratur bezeichnet die auf dem Markt erhaltlichen Literatur von lebenden osterreichischen Autoren Mit dem Begriff kann die Literaturproduktion Literaturpublikation aber auch Kritik und Rezeption beschrieben werden Einzelbelege BearbeitenMitterer F 1998 In der Lowengrube Ein Theaterstuck und sein historischer Hintergrund Innsbruck Haymon Verlag S 1 142Einzelnachweise Bearbeiten a b Felix Mitterer In der Lowengrube Ein Theaterstuck und sein historischer Hintergrund Hrsg Felix Mitterer Haymon Verlag Innsbruck 1998 ISBN 3 85218 249 2 S 142 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title In der Lowengrube amp oldid 234302369