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Ignaz Lindl 3 Oktober 1774 in Baindlkirch heute zu Ried bei Mering 31 Oktober 1845 1 in Barmen war ein katholischer Priester Er grundete mit seinen Anhangern 1822 das Dorf Sarata eine Ansiedlung von Bessarabiendeutschen in Bessarabien Seine Anhanger wurden auch Lindlianer genannt Ignaz Lindl Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Wirken in Deutschland 1 2 Wirken in Russland 1 3 Grundung von Sarata 1 4 Ausweisung 1 5 Letzte Jahre in Wuppertal Barmen ab 1824 2 Publikationen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWirken in Deutschland Bearbeiten Lindl wurde in Baindlkirch nahe dem heutigen Ried bei Mering in Bayern als Sohn der Gastwirte Urban und Monika Lindl geborene Friedl geboren Er hatte acht Geschwister Er studierte am damaligen Jesuitenkolleg St Salvator heute Gymnasium bei St Stephan in Augsburg und in Dillingen an der Donau 1799 empfing er die Priesterweihe und erhielt die Kaplanstelle in seinem Heimatdorf wo er auch ab 1809 fur den Neubau und die qualitatvolle Ausschmuckung der Pfarrkirche verantwortlich war 1818 wurde ihm die Pfarrei entzogen wegen Gefahrdung des kirchlichen Friedens aufgrund seines Eintretens fur die Erweckungsbewegung Er trat eine neue Stelle in Gundremmingen an Dort unterhielt er weiter Kontakte zu Anhangern der Allgauer Erweckungsbewegung Diese katholische Bewegung trug okumenische Zuge und ausserte sich in Form von offentlichen Predigten und der Befurwortung von gemeinsamem Eigentum und einfachen strengen Riten wie im vermuteten Urchristentum Als Lindl 1818 durch Erlass von Konig Maximilian I seine erste Pfarrei verlor und in Gundremmingen eine neue fand wo er Predigten vor mehreren Tausend Menschen hielt musste er auch dort gehen Wirken in Russland Bearbeiten Lindl traf mit dem russischen Zaren Alexander I zusammen der zu dieser Zeit in Deutschland weilte Der Zar als Freund der Erweckungsbewegung bot Lindl eine Zufluchtsstatte an und Lindl forderte seine Anhanger auf ihm zu folgen Zunachst predigte Lindl in Sankt Petersburg in Russland Er konnte dort dem Zaren seinen Wunsch vortragen im russischen Suden damals Neu Russland im Gebiet von Odessa eine Gemeinde zu grunden In Sankt Petersburg lernte er den Deutschen Alois Schertzinger kennen mit dem er den Plan zur Grundung eines Dorfes in Bessarabien entwickelte Dort 1820 eingetroffen fand er allerdings unter den dortigen Katholiken keine Zustimmung zu seinen Ideen Darum begann er in seiner alten Heimat mit Hilfe des wohlhabenden Kaufmanns Christian Friedrich Werner aus Wurttemberg und dessen Geschaftsteilhaber Gottlieb Veygel um Auswanderer nach Bessarabien zu werben Mit ihnen grundete er die neue Kolonie Sarata Grundung von Sarata Bearbeiten nbsp Denkmal fur Ignaz Lindl in SarataDie Siedlung Sarata entstand 1822 als Neugrundung auf vom russischen Zaren Alexander I zugewiesenen Land in Bessarabien als bessarabiendeutsches Kolonistendorf Grunder waren etwa 70 Auswandererfamilien aus Bayern und Wurttemberg sowie ihr Anfuhrer Ignaz Lindl Die Familien waren katholischen wie evangelischen Glaubens Die Kolonisten trafen in Planwagen am 19 Marz 1822 am Fluss Sarata ein und bauten das Dorf auf Ausweisung Bearbeiten Lindl mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seiner grossen Zuhorerschaft unter den Glaubigen in St Petersburg und Bessarabien kamen bis zu 10 000 Menschen zu seinen Predigten hatte auch Feinde Sie klagten ihn beim Zaren als Volksaufruhrer und Sektenfuhrer an Hinzu kam dass er als katholischer Priester mit seiner Haushalterin Elisabeth Volk aus Eismannsberg Schwester des bayrischen Kaplans Martin Volk 1787 2 die Ehe einging und Kinder hatte Daraufhin wurde Lindl 1823 vom russischen Zaren binnen 72 Stunden des Landes verwiesen erhielt jedoch von diesem noch 2000 Rubel Reisegeld 3 Lindl verliess mit seiner Familie Russland und hielt sich 1824 fur einige Monate in Berlin auf ehe er nach Barmen ging Werners Firmenteilhaber Gottlieb Veygel ubernahm als Burgermeister die Leitung der Gemeinde Sarata die evangelisch wurde Er beendete die von Lindl eingefuhrte Gutergemeinschaft und verteilte das Land an die Familien Letzte Jahre in Wuppertal Barmen ab 1824 Bearbeiten nbsp Ignaz Lindl s Grab auf dem Unterbarmer FriedhofLindl war ab 1826 Mitarbeiter der Missionsvorschule und ab 1827 Mitarbeiter zeitweise Inspektor des Missionsseminares der Rheinischen Missionsgesellschaft in Barmen 4 5 In dieser Zeit war er Hilfsprediger an der Gemarker Kirche in Barmen seine Predigerlaubnis behielt er jedoch nicht lange ebenso wie seine Anstellung am Missionsseminar 4 5 Auf der Suche nach einer Anstellung kam es zu kurzen Aufenthalten in Korntal um das Jahr 1829 Eine Anstellung als Prediger der Evangelischen Brudergemeinde Korntal kam nicht zustande 6 Im kirchlichen Sinne trat eine zunehmende Separation ein und Bildung einer eigenen religiosen Gemeinschaft Austeilung des Hl Abendmahls Bis zu seinem Lebensende stand er in intensiver Verbindung zu Johann Jakob Wirz in Basel 4 5 Der Briefwechsel mit Wirz ist uberliefert und wird nach dem Tod von Wirz herausgegeben Glaubensgrund der Nazarenergemeinde Briefe Johann Jacob Wirz Band 2 Dritte Sammlung Briefe an Ignaz Lindl Barmen 1868Lindl starb 1845 nach kurzer Krankheit in Barmen Sein bescheidenes Grabmal befindet sich auf dem Unterbarmer Friedhof in der Nahe der Grabanlage der Familie Engels Publikationen BearbeitenFruhe Werke und gedruckte Predigten Religios moralische Schau Buhne zur Erbauung und Erheiterung von Ignaz Lindl Pfarrer Munchen bey Joh Ign Lentner Buchhandler zum schonen Thurme 1812 enthalt Der Sieg der Religion Ein Drama in drey Akten mit Gesang Genovefa oder die Leiden der Unschuld Ein Drama in zwey Aufzugen Gumal und Lina Ein Schauspiel in drey Aufzugen und Gesang Zwei Predigten Rossnagel Dillingen 1819 Der Kern des Christentums in Predigten vorgetragen Rossnagel Dillingen 1819 Leitfaden zur einfachen Erklarung der Apokalypse besonders fur diejenigen welche sie zu ihrer Erbauung lesen wollen Kobike Berlin 1826Nachweisbar sind zu Lindls Lebzeiten vorzugsweise in Barmen ab 1834 bei J F Steinhaus folgende Schriften und Traktate erschienen 7 5 Die wahre Busse und ihre Dauer Eine Abhandlung uber Ev Joh 19 19 22 Barmen 1833 weitere Auflagen 1834 Die Ueberschrift am Kreuze Christi Eine Betrachtung uber Ev Joh 19 19 22 Barmen 1834 Der wahre seligmachende Glaube Eine Betrachtung nach Anleitung der Heiligen Schrift Barmen 1834 Das Gewissen im Menschen Barmen 1834 Jesus nahm zu an Weisheit Alter und Gnade bei Gott und den Menschen Luc 2 52 Eine Betrachtung nach Anleitung der Hl Schrift Barmen 1834 Biblische Betrachtung uber die Worte Es ist eine Sunde zum Tode 1 Joh 5 6 Barmen 1834 Denkmal der Liebe oder Briefe an ihren Pfarrer wegen Gesangenschaft um des Evangeliums willen Gedruckt bei J F Steinhaus Barmen 1834 Die sieben Ueberwindungen oder die Krone der Herrlichkeit die den Glaubigen nach den erreichten sieben Ueberwindungsstufen Offenb 2 3 als vollendeten Siegern von Gott gesetzt wird Barmen 1834 Schriftgemasse Untersuchung der Frage Giebt es einen Mittelort zwischen Himmel und Holle Gedruckt bei Samuel Lucas Elberfeld 1837 Gedanken beim Anblick der Schnitterscene geht wohl auf Johann Jakob Wirz zuruck Gedruckt bei J W Bauer Basel 1839 7 5 Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Krug Die Lindlianer und Herinigisten 17 und 18 Vorlesung unter Dritte Gruppe Neueste Puritanismus und Indepentistmus in Kritische Geschichte der protestantisch religiosen Schwarmerei Sectirerei und der gesamten und widerkirchlichen Neuerung im Grossherzogtum Berg besonders im Wupperthale Verlag von R L Friderichs gedruckt bei Samuel Lucas Elberfeld 1851 Seite 266ff Christian Fiess Heimatbuch Sarata 1822 1940 Selbstverlag Muhlacker 1979 Burkard Krug Ignaz Lindl In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 85 86 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Florian Mayr Heimatbuch einer schwabischen Gemeinde an der Donau Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 1980 ISBN 3 87437 171 9 S 127 146 Franz Heinrich Reusch Lindl Ignaz In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 698 f Immanuel Wagner Geschichte der Grundung der Kolonie Sarata 1822 1832 Heimatmuseum der Deutschen aus Bessarabien Stuttgart Muhlacker 1967 Manfred Weitlauff Lindl Ignaz In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 604 f Digitalisat Woldemar Zurkan Sarata und die Wernerschule Aus der Geschichte der Auswanderung Selbstverlag Kornwestheim 1996 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ignaz Lindl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Lindls Person und Wirksamkeit In Karl Wilhelm Kludt Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien Kapitel 4 Hrsg Samuel Kludt Odessa 1900 Ignaz Lindl und die Grundung der Mutterkolonie Sarata in BessarabienEinzelnachweise Bearbeiten Inschrift auf dem Grabstein abgerufen am 12 September 2015 Joseph Hergenrother Handbuch der allgemeinen Kirchengeschichte Band 3 Freiburg im Breisgau 1886 S 956 Hermann Dalton Johannes Gossner ein Lebensbild aus der Kirche des neunzehnten Jahrhunderts Friedenau bei Berlin 1898 S 288 f a b c Friedrich Wilhelm Krug Kritische Geschichte der protestantisch religiosen Schwarmerei Sectirerei und der gesamten und widerkirchlichen Neuerung im Grossherzogtum Berg besonders im Wupperthale Verlag von R L Friderichs gedruckt bei Samuel Lucas Elberfeld 1851 S 293 f a b c d e Friedrich Wilhelm Krug Kritische Geschichte der protestantisch religiosen Schwarmerei Sectirerei und der gesamten und widerkirchlichen Neuerung im Grossherzogtum Berg besonders im Wupperthale google books 1851 abgerufen am 25 August 2020 Michael Kannenberg Verschleierte Uhrtafeln Endzeiterwartungen im wurttembergischen Pietismus zwischen 1818 und 1848 In Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus Herausgegeben von Hans Schneider Christian Brunners und Hans Jurgen Schrader Hrsg Arbeiten zur Geschichte des Pietismus Band 52 Vandenhoeck amp Ruprecht GmbH amp Co KG Gottingen 2007 ISBN 978 3 525 55838 6 S 196 ff a b Friedrich Wilhelm Krug Kritische Geschichte der protestantisch religiosen Schwarmerei Sectirerei und der gesamten und widerkirchlichen Neuerung im Grossherzogtum Berg besonders im Wuppertale Verlag von R L Friderichs gedruckt bei Samuel Lucas Elberfeld 1851 S 295 f Normdaten Person GND 117025941 lobid OGND AKS LCCN no2019048392 VIAF 32763187 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lindl IgnazKURZBESCHREIBUNG bessarabiendeutscher katholischer PriesterGEBURTSDATUM 3 Oktober 1774GEBURTSORT BaindlkirchSTERBEDATUM 31 Oktober 1845STERBEORT Barmen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ignaz Lindl amp oldid 239284243